Beobachtung.

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 Präsentation transkript:

Beobachtung

Gliederung Zum Begriff der wissenschaftlichen Beobachtung Beobachtungsverfahren Teilnehmende Beobachtung Ablauf einer Beobachtung Beobachtungsinstrumente Stichprobe Rolle des Beobachters Probleme von Beobachtungstechniken Vergleich Beobachtung/ qualitatives Interview

Wissenschaftliche Beobachtung Wissenschaftliche Beobachtung ist charakterisiert durch: Ausrichtung auf einen bestimmten Forschungszweck Systematische Planung Umfassendes und zielgerichtetes Aufzeichnen der beobachteten Ereignisse wiederholte Prüfungen auf Gültigkeit, Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Datengewinnung und Datenrepräsentation

Wissenschaftliche Beobachtung = das aufmerksame, planmäßige und zielgerechte Wahrnehmen von Vorgängen, Ereignissen und Verhaltensweisen von Lebewesen in Abhängigkeit von bestimmten Situationen = Methode der Datengewinnung und Faktensammlung Beschreibt bzw. rekonstruiert soziale Wirklichkeit einer Forschungsfrage

Beobachtungsverfahren Unterscheidung zwischen direkter und indirekter Beobachtung: Direkte Beobachtung = Verhaltensbeobachtung Indirekte Beobachtung = Verfahren, das sich nicht auf das Verhalten selbst, sondern auf dessen Spuren, Auswirkungen usw. bezieht

Beobachtungsverfahren Wissenschaftliche direkte Beobachtungsverfahren werden nach 5 Dimensionen unterschieden: Verdeckte vs. Offene Beobachtung Nicht-teilnehmende vs. Teilnehmende Beobachtung Systematische vs. Unsystematische Beobachtung Beobachtung in natürlichen Situationen vs. Beobachtung in künstlichen Situationen Selbstbeobachtung vs. Fremdbeobachtung

Beobachtungsverfahren Kombinationsmöglichkeiten dieser Beobachtungsverfahren sind möglich, aber nur wenige Kombinationen entsprechen tatsächlich entwickelten Beobachtungs- techniken Diesbezüglich von Bedeutung sind Variationen nach den Dichotomien systematisch/ unsystematisch und nicht-teilnehmend/ teilnehmend

Beobachtungsverfahren Unstrukturiert Nicht-teilnehmend Nicht-wissenschaftliche Alltagsbeobachtung (1) Teilnehmend Ethnologische Beobachtung (2) Strukturiert Beobachtungsv empirischen So (3) erfahren der zialforschung (4)

Teilnehmende Beobachtung = am weitesten verbreitete Variante Persönliche Teilnahme des Forschers am Geschehen Es wird beobachtet, indem kommuniziert wird Ist meist mit anderen Methoden der Datenerhebung kombiniert ( wie z.B.: Interviews, Dokumentenanalyse usw.)

Teilnehmende Beobachtung = in doppelter Hinsicht ein Prozess: Einerseits soll der Forscher mehr und mehr zum Teilnehmer werden und Zugang zu Feld und Personen finden Andererseits soll auch die Beobachtung einen Prozess zunehmender Konkretisierung und Konzentration auf für die Fragestellung wesentliche Aspekte durchlaufen

Teilnehmende Beobachtung 3 Beobachtungsphasen: Deskriptive Phase: unspezifische Beschreibungen Fokussierte Phase: Einengung der Perspektive, Fragestellung wird auf bedeutende Probleme/ Prozesse/ Personen gelenkt Selektive Phase: Suche nach weiteren Belegen für die vorhergehend gefundenen Typen von Verlaufsformen oder Verhaltensweisen

Teilnehmende Beobachtung Forschungslogik + Forschungs- prozess = offen, flexibel und verlangen immer wieder Neudefinition des Problems (da Wirklichkeit nicht vorgegeben ist)

Ablauf einer Beobachtung (Quelle: Diekmann 1995) Strukturierte Beobachtung: Fragestellung/Hypothese Auswahl von Indikatoren, Operationalisierung der Variablen unter Bezugnahme auf die Beobachtungstechnik Konstruktion eines strukturierten Beobachtungsprotokolls

Ablauf einer Beobachtung (Quelle: Diekmann 1995) Auswahl der Beobachtungssituation Pretest, Beobachterschulung, Revision des Beobachtungsprotokolls in Abhängigkeit von den Pretest-Ergebnissen Durchführung der Haupterhebung, „Feldphase“ Datenübertragung und Auswertung

Ablauf einer Beobachtung Unstrukturierte Beobachtung keinerlei inhaltliche Beobachtungsschemata nur Leitfragen der Forschung Flexibilität und Offenheit zur Aufstellung von Hypothesen

Beobachtungsinstrumente Beobachtungsleitfaden: Enthält die wichtigsten Beobachtungsfragen Dient der Orientierung des Beobachters Soll Beobachter auf Beobachtungssituation vorbereiten und sensibilisieren Erleichtert Koordination beteiligter Forscher Erleichtert ggf. Aufteilung von Beobachtungs- schwerpunkten

Beobachtungsinstrumente Beobachtungsschema/ Beobachtungsbogen: Dient der Selektion, Klassifizierung und Codierung beobachteter Handlungsabläufe nach den Anweisungen eines Beobachtungssystems Beobachtungssysteme: Zeichensysteme Kategorien-Systeme Schätz-Skalen

Stichprobe Probleme: Grundgesamtheit ist nicht definierbar, Beobachtungseinheiten sind nicht eindeutig bestimmbar oder im Moment der Auswahl greifbar Auswahl der Stichprobe abhängig vom Feldzugang Auswahlvorschläge: Vorabfestlegung der Stichprobenstruktur Bestimmung der Stichprobe im Forschungsprozess

Rolle des Beobachters Unterscheidung in 4 Beobachterrollen: Rolle des vollständigen Teilnehmers Rolle des Teilnehmers als Beobachter Rolle des Beobachters als Teilnehmer Rolle des vollständigen Beobachters Distanz des Beobachters steigt von der erstgenannten bis zur letztgenannten Rolle

Probleme der Beobachtung „Going nativ“ Verinnerlichte Schulmeinungen + unzureichendes Kontextwissen erschweren das Verstehen Probleme bei der Beobachtung können in den Beobachtern selbst liegen (fehlende Konzentration, Müdigkeit, zu karges Protokoll) Urteilsfehler (zentrale Tendenz, Neigung des Beobachters zu milde und großzügig zu urteilen, Halo-Effekte)

Vergleich Teilnehmende Beobachtung Qualitatives Interview bildet empirische Realität gut ab: da soziales Verhalten unmittelbar wahrgenommen und festgehalten wird Interviewer ist auf Auskunftsbereitschaft und Erinnerungsfähigkeit des Befragten angewiesen Abweichung zwischen empirischer Wirklichkeit und Ergebnis der Befragung findet in natürlicher Situation statt Interview = immer künstliche Situation Beobachter verbleibt längere Zeit im Feld u. im Kontakt mit Personen/Kontexten  hoher Erkenntnisgewinn ist auf kurze Zeit begrenzt  schränkt ggf. Informationsvielfalt ein Zeitaufwand größer Zeitaufwand geringer

Vergleich methodisch flexibler: Denn wenn sich zeigt, dass z.B. konkrete Handlungsweisen für die Vervollständigung der Daten und die Entwicklung der Theorie benötigt werden, richtet der Forscher eben bei der nächsten Beobachtungssequenz seine Aufmerksamkeit darauf wenn nach dem Interview Fragen offen sind, ist es schwierig diese im Nachhinein zu beantworten, da bei Interviews die Vereinbarung eines 2. Termins eher ungewöhnlich ist und ausführliche Begründungen verlangt Stichprobenkonstruktion ist problematisch Festlegung einer Stichprobe ist einfacher fraglich, ob die interessierenden Ereignisse während Beobachtung wirklich eintreten Interviewer kann während des Interviews ggf. nachfragen, falls bestimmte Sachverhalte nicht erwähnt werden

Quellen Diekmann, Andreas (1995). Empirische Sozialforschung – Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH. Flick, Uwe (2007): Beobachtung und Ethnographie. In: Ders.: Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlts Enzyklopädie: 281-296. Lüders, Christian (2006): Teilnehmende Beobachtung. In: Bohnsack, Ralf; Marotzki, Winfried & Meuser, Michael (Hg.): Hauptbegriffe qualitativer Sozialforschung. Opladen & Farmington Hills: Barbara Budrich/UTB: 151-153. Schnell, Rainer; Hill, Paul B. & Esser, Elke (2005): Beobachtung. In: Dies.: Methoden der empirischen Sozialforschung. München/Wien: Oldenbourg: 390-407.

Quellen WWW-Quellen: http://www.stationsmanagement.de/stm/Modul-J/J-Lehrbrief.pdf http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/FORSCHUNGSMETHODEN/Beobachtung.shtml