Kommentar zum Konzept für den Bertelsmann Reform Index (BRI) Helmut Wiesenthal Berlin, 08.02.2006.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Benchmarking Deutschland: Arbeitsmarkt und Beschäftigung
Advertisements

Allgemeine Schlussfolgerungen
Workshop Vorstellung / Übersicht
Anforderungen an wissenschaftliche Arbeit
aus informationsökonomischer Sicht -
Die produktorientierte Darstellung zum Haushaltsplan 2006/2007
Immer noch kein Frieden in Bosnien-Herzegowina ?
Projektumfeld Gesellschaftliche Strömungen Strukturen/ Gliederung
Die Politikarena „Kampfplatz“ oder Umfeld, in dem Politikinhalt durchgesetzt und durchgeführt werden muss Formation der politischen Akteure ? Konflikt-
Einführung in die Internationalen Beziehungen
Strategisches Controlling
Heuristiken und Kontexteinflüsse
Neue Politische Ökonomie: Comparative Politics Vorlesung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg SS 2008 Prof. Dr. Lars P. Feld Ruprecht-Karls-Universität.
Begriffsklärung Grundfuktionen Ziele
Kurs Schreiben 1/12 Dr. Barbara Hoffmann LiteraturKompetenz Formatiertes wissenschaftliches Schreiben Der Kurs ist zur allgemeinen Information.
Modelle im WiPo-Unterricht
Gesundheitspolitik im europäischen Vergleich
Leitbild „Nachhaltige Entwicklung“– Anspruch und Wirklichkeiten
BVK-Betriebsvergleich 2008
Kontrollfragen zu Kapitel 1
Multikollinearität Wann spricht man von Multikollinearität?
Strategien gegen Rechtsextremismus Strategien gegen Rechtsextremismus - Tutzing, 2. Dezember 2006 Bertelsmann Stiftung / Centrum für angewandte Politikforschung.
Hinweise zur sachgerechten Bewertung von Schülerleistungen Bewertung von Schülerleistungen unter Berücksichtigung von Schlüsselqualifikationen in der Praxis.
Qualität im Krankenhaus – Vom Messen zum Handeln Verband der Ersatzkassen in Berlin Thomas Bublitz.
Zur gesellschaftlichen Bedeutung des Sports –
Aus.
SFB 522 Umwelt und Region Universität Trier, Trier gefördert durch: Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung,
Projekt M8-Standards Woran erkennen wir, dass wir gut weiterkommen? Anregungen zur Entwicklung eines Performance Boards für die M8 Richard Stockhammer.
Folie 1 Landratsamt Ebersberg Von der Selbstbewertung zu Verbesserungsmaßnahmen Forum Erfolgreiche Gestaltung von Modernisierungsprozessen VI am
Dicker Fisch und was ich sonst so von mir halte
Argumentation (aus: DUDEN, Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter,18. Aufl., Mannheim, 1980.
Vorlesung: Wie erfolgreich ist die Politik? Die deutsche Bilanz im internationalen Vergleich Bilanz der Bildungspolitik.
Die Demokratiequalität in Österreich, Deutschland und der Schweiz im Vergleich Daniel Voglhuber,
Erfolgsmaßstäbe der Politik
Ergebnisse und Wirkungen der Politik: Ein Überblick
Menschenrechte als politische Aufgabe
Erfolgreiche Bildungssysteme im Vergleich
Die Direkte Demokratie (DD) ermöglicht die gesellschaftliche Selbstverständigung: Kommunikation als die Seele der DD.
INSTITUTIONS, INSTITUTIONAL CHANGE AND ECONOMIC PERFORMANCE
Projekt: Schüler verbessern ihren Unterricht
Globalisierung für Arme?
Vorbereitungslehrgang Ausbildereignungsprüfung
SuisseEnergie pour les communes 1 Formation Schulung Vorstellung des Instrumentariums Faktor 21 : Grundlagen Ursula Stocker Brandes Energie Sophie.
Institutionelle Freiheit öffentlicher Hochschulen – Analyse, Kritik, Utopie Policypaper von Nadine Hauptfeld und Kilian Stark.
Advocacy Coalitions Carina Greil und Alena Lauchs.
PH - OÖ Institut für Fortbildung und Schulentwicklung II
Evaluationen sind nicht nur technische Vorgänge, sondern immer auch soziale Prozesse. Bei der Gestaltung von Evaluationen muss auf beides geachtet werden,
Arbeitsmigration Kanada
Staatstheorien.
Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) Niger und Burkina Faso
VO G6 H. Gottweis - SoSe 2oo8: (6) Policy Lernen und Rational Choice VO G6: Einführung in die Politikfeldanalyse 6. Stunde am 25. Mai 2008:
EZB und Geldpolitik des Eurosystems
Ulrich van SuntumRegionalökonomik IWS 2007/ Faktorwanderung aus volkswirtschaftlicher Sicht: a) Neoklassische Theorie 2 Länder, 2 Faktoren (Arbeit,
VO G6 H. Gottweis - SoSe 2oo8: (4) Klassische Policy-Modelle VO G6: Einführung in die Politikfeldanalyse 4. Stunde am 17. April 2008: Klassische.
0 ECTS European Credit Transfer System. OR Mag. Elke Kitzelmann1 ECTS Was ist ein ‚ Credit System ‘ ? Ein Credit System dient der systematischen Erfassung.
Demokratiequalität Österreichs, unter Berücksichtigung des EU- Beitritts Gmeiner, Elik-Gülen, Süzgen.
Prüft ebenfalls die Annahme der Varianzhomogenität (exakter)
Vergleichsarbeiten (VERA)
Kann Politik ehrlich sein? D‘ Sunne schiint für alli Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Einführung Public Health Vbg1 19. September 2008 Einführung - Ziele und Inhalte Horst Noack Arbeitsgruppe Public Health Institut für Sozialmedizin und.
Folie 2-7: –Um welche Aufbauorganisation handelt es sich? –handelt es sich dabei um ‚neue‘ Organisationsformen? Recherchiere ein Unternehmen, das über.
Wiederholungsfragen Folie 2-7:
Maturaprojekt 2013 Valeria Ertelt Alexandra Lenz Armut in ELMikrokrediteHunger Folgen Ursachen Armut Bekämpfung Entwicklungsländer Wege aus der Armut.
DHBW MOSBACH – CAMPUS BAD MERGENTHEIM
EFQM – Kriterium 1: Führung
Motivation (3) Mitarbeitsmotivation
Oliver W. Lembcke (HSU-HH) PS-1: Neo-Institutionalismus Ansätze und theoretische Zugänge Vorlesung im Wintertrimester 1/2012 Neo-Institutionalismus Ansätze.
Operatoren Ein Operator zeigt an, welchen Teilbereich und in welcher Tiefe der Sachverhalt dargestellt werden soll. Je nachdem, welcher Operator verwendet.
Coaching für ein Management Coaching für ein Management J.-J. Thommen 1Lt Janzyk.
 Präsentation transkript:

Kommentar zum Konzept für den Bertelsmann Reform Index (BRI) Helmut Wiesenthal Berlin,

2 Vorgeschlagen: analog zum BTI: Leistungsmerkmale der Demokratie Leistungsmerkmale der Marktwirtschaft (i.w.S.) Schwierigkeitsgrad (Instanzen der Qualitätssicherung) als Novum des BRI: Faktoren gouvernementaler Strategiefähigkeit

3 Der Datenkatalog 1.Entwicklungsstand der Demokratie, ermittelt anhand von Indikatoren von Fairness, Inklusivität, politischen Freiheiten, Rechtssicherheit usw. 2.Politisches und ökonomisches Leistungsniveau, ermittelt anhand von sozioökonomischen Eckdaten (Sozialprodukt, Einkommensverteilung, Außenbilanz) und Performanzindikatoren ausgewählter Politikfelder wie Arbeitsmarktpolitik, Steuerpolitik, Bildungspolitik usw. 3.Schwierigkeitsgrad (des Regierens), ermittelt anhand von Struktur- und Umfragedaten zu institutionellen Kompetenzen und Restriktionen (Vetopunkten), Prozessmerkmalen (z.B. Responsivität, deliberativem Prozedere, Akteursorientierungen usw.) 4.Strategiefähigkeit (der Regierung), ermittelt anhand von Daten aus Prozessbeobachtungen (Akteursorientierungen, Programmformulierung, Effektivität und Effizienz, Lernfähigkeit, techn. Voraussetzung von Strategiekompetenz)

4 Auswertungs- bzw. Argumentationsgang Δ Demokratieleistung Faktoren politischer Steuerungsfähigkeit ( Ranking im Management– Index) ± Performanz (Ranking im Status–Index) Obj. Schwierigkeitsgrad (politisches System und Umwelt der Politik = polity) Δ Politikleistung (policies) Δ Wirtschaftsleistung Subj. Strategiekompetenz (politische Planung, Interaktion und Steuerung = politics) ?

5 Zweifel und Kritik am Status-Index Während die Indikatoren der Demokratie und das sozio- ökonomische Leistungsniveau als Maximanden behandelt werden können, gilt das nicht für die Performanzindikatoren der einzelnen Politikfelder. Gute Politik besteht in der Balancierung multipler Ziele und Rationalitätsstandards. Die Indikatoren dürfen nicht die Maximierung einzelner Ziele auf Kosten von anderen prämieren (tradeoffs). Gegen die Zusammenfassung in einem Status-Index könnte das Argument der Inkommensurabilität angeführt werden. [Sinnvoll scheinen deshalb Richtwerte für Zukunftsfähigkeit i.S. von Wagschal bzw. die Festlegung von Sättigungsgraden, z.B. hinsichtlich Egalität der Einkommensverteilung.] Alles in allem scheint der Status-Index eher unproblematisch.

6 Zweifel und Kritik am Management-Index Ér umfasst nicht nur politisch beeinflussbare Faktoren, sondern auch mittelfristig stabile Merkmale des politischen Systems. Die Indikatoren der Strategiefähigkeit korrelieren nicht immer mit Performanzgewinnen, sondern können auch Hindernisse anzeigen und mit Performanzverlusten einher gehen (vgl. die Thatcher-Reformen). Konfliktvermeidung und forcierte Konsensbemühungen kollidie- ren mit konzeptueller Stringenz und Effektivitätsanspruch. (Außeninduzierte) Performanzgewinne senken die Anforderun- gen an die Planungs-, Vermittlungs- und Strategiefähigkeiten der Regierung. Reform- bzw. Strategiefähigkeit mag sich auch als Interventions- verzicht äußern. Sie sollten nicht performanz-unabhängig gemessen werden. Ergo: Es existiert keine eindeutige (unilineare) Beziehung zwischen den Performanz-Indizes und dem Management-Index.

7 Beispiel einer kausalen Argumentation Δ Demokratieleistung... resultiert aus 1.(obj.) Systemeigenschaften und 2.(sub.) Managementkompetenz ± Performanz... (ausgedrückt durch den Rang im Status–Index)... belegt durch Merkmale des politischen Systems und seiner gesellschaftlichen Umwelt (polity) und... Δ Politikleistung (policies) Δ Wirtschaftsleistung... die beobachtete Strategie- fähigkeit der politischen Akteure - politische Planung, Interaktion und Steuerung (politics) !

8 Schlussfolgerungen Der Status-Index besitzt bereits hohen Informationswert aufgrund seiner differenzierten Struktur und der Zusammenfassung von Wirtschaftsleistung und Politikfeldleistungen. Der Management-Index sollte helfen, hohe resp. niedrige Performanz zu erklären. Es darf keine guten Management-Werte trotz schlechter Leistungsbilanz geben. Deshalb sollten die Indikatoren des Management-Index nur zur Entdeckung der Ursachen des Performanzniveaus verwendet werden. Der BRI sollte zum einen unterschiedlich erfolgreiche Reform- leistungen messen (Status-Ranking) und zum anderen aufzeigen, unter welchen Systembedingungen und dank welcher Strategie- kompetenzen die (Mehr- bzw. Minder-) Leistung zu Stande kam. Da es sich bei den OECD-Ländern überwiegend um hochentwickel- te Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme handelt, verbietet sich ihre Bewertung anhand eines idealen Merkmalskatalogs, dessen empirische Praktikabilität nicht bewiesen ist.

9 ENDE --