Psychologische Grundlagen von Erziehung, Bildung und Unterricht

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 Präsentation transkript:

Psychologische Grundlagen von Erziehung, Bildung und Unterricht 2. Menschen verändern sich während ihres Lebens Entwicklung als Veränderung im Lebenslauf

2. Entwicklungspsychologie: Inhaltliche Schwerpunkte 2.1 Gegenstand und Aufgaben der EntwPsych 2.2 Methoden der EntwPsych 2.3 Ordnung von Entwicklungsprozessen und –aufgaben (Beschreibende Modelle) 2.4 Erklärende Modelle 2.5 Vertiefung: Die Entwicklungstheorie von Jean Piaget Methodische Schwerpunkte Beobachtung und Befragung als grundlegende Methoden der Psychologie

Entwicklung: Was ist altersangemessen? Belehren und Unterrichten als Fördern von Entwicklungsprozessen muss den Entwicklungsstand der Lernenden berücksichtigen.

Denkanstoß Was ist das früheste Kindheitserlebnis, an das Sie sich erinnern? Was für ein Ereignis war es? Wie alt waren Sie damals? Prozentuale Verteilung von Erinnerungen an Ereignisse vor dem 8ten Lebensjahr

Entwicklung: Veränderung und Konstanz Identitätserleben und Erinnerung: frühkindliche Amnesie Subjektive Konstruktion was erlebte ich selbst, was erfuhr ich von anderen? Personkonstanz: bin ich die/der selbe wie vor Jahren geblieben? werde ich die/der selbe bleiben?

2.1.1 Gegenstand der Entwicklungspsychologie längerfristige, nachhaltige Veränderungen, die auf das Lebensalter bezogen werden können Abzugrenzen von Veränderungen wie Lernen u. Vergessen, periodische Aktivierungsänderungen (Wachen-Schlafen) Kontinuität (Erfahrungszusammenhang) Art der Veränderung schnell-langsam, glatt-abrupt etc. Wachstum, Stabilität, Stagnation, Verluste Reader, S. 11

Zeitliche Gliederung des Lebenslaufs 2.1.1 Gegenstand der Entwicklungspsychologie Zeitliche Gliederung des Lebenslaufs Pränatale Zeit Konzeption bis Geburt Frühe Kindheit 0;0 6;0 Neugeborenes 0;2 Säugling 0;6 Krabbelkind 1;0 Kleinstkind 3;0 Kleinkind Mittlere Kindheit 12;0 Jugendalter 18;0 Frühes Erwachsenenalter 35;0 Mittleres Erwachsenenalter 60;0 Späteres Erwachsenenalter und älter

2.1.2 Aufgaben der Entwicklungspsychologie Was verändert sich? (Entw.bereiche) Wie verändert es sich? (Modelle der Veränderung) 2) Warum verändert es sich? Was sind die Kräfte,die Veränderungen bewirken? (Erklärungsmodelle) Wie ist Entwicklung gezielt beeinflussbar? Wie können erwünschte Entwicklungen unterstützt und wie unerwünschte verhindert werden? Wie wird der Erfolg von Erziehungs- und Bildungsmaßnahmen überprüft? Beobachten und Beschreiben Erklären und Vorhersagen Fördern und Evaluieren

2.1.3 Entwicklung als Voraussetzung & Ergebnis pädagogischer Prozesse Lernen setzt oft bestimmten Entwicklungsstand voraus -> kognitiv, -> motivational, -> physisch Bsp.: Reinlichkeitserziehung Probleme der Schulreifefeststellung Lernvoraussetzungen „aus dem Kind heraus“ Lernvoraussetzungen durch die Förderung im Kindergarten

2.1.3 Entwicklung als Voraussetzung & Ergebnis pädagogischer Prozesse Entwicklungspsychologische Fragen im pädagogischen Kontext 1 Lässt sich die geistige Entwicklung durch bestimmte Lernformen stimulieren? Auswirkungen von Erziehungsstilen auf die Selbstständigkeit des Kindes? Können Persönlichkeitsmerkmale erzieherisch „gebildet“ werden (z.B. Verantwortungsbereitschaft)? Potenzielle Einflüsse von Unterricht und Erziehung auf die Entwicklung

2.1.3 Entwicklung als Voraussetzung & Ergebnis pädagogischer Prozesse Entwicklungspsychologische Fragen im pädagogischen Kontext 2 Ab welchem Alter sind Kinder in der Lage, im Klassenverband Lesen und Rechnen zu lernen? Altersgemischte oder –homogene Kindergartengruppen: Wo werden Kinder mehr gefördert? Wie verändern sich Lerninteressen und die Lernmotivation im Lebenslauf? „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ – Wissenschaftliche Evidenzen für „Großmutters Weisheiten“? Bedeutung der Entwicklung für pädagogische Maßnahmen

2.2 Methoden der Entwicklungspsychologie Wie kommt man zu Aussagen über Veränderungen? Beispiele ??? Tagebücher einer Mutter regelmäßige Beobachtungen zeitlicher Abstand? Häufigkeit? Art der Registrierung?

Querschnittuntersuchungen - Verschiedene Gruppen zu einem Zeitpunkt 2.2.1 Untersuchungspläne Querschnittuntersuchungen - Verschiedene Gruppen zu einem Zeitpunkt Längsschnittuntersuchungen - Eine Gruppe zu verschiedenen Zeitpunkten Reader, S. 12

2.2.1 Untersuchungspläne Querschnittuntersuchungen zu einem Zeitpunkt verschiedene Menschen unterschiedlichen Alters Beispiel: Intensität freundschaftlicher Kontakte in den Jahrgängen einer Schule

2.2.1 Untersuchungspläne Querschnittuntersuchungen Vorteile: einfach durchzuführen schnelle Information über Alterstrends Nachteile: Alterstrend wird über die Mittelwerte unterschiedlicher Geburtsjahrgänge (Kohorten) geschätzt unterschiedliche historische Entwicklungsbedingungen Vergleichbarkeit der Kohorten?

2.2.1 Untersuchungspläne Längsschnittuntersuchung Beispiel: Entwicklung der Intelligenz eines Geburtsjahrganges

Längsschnittuntersuchung 2.2.1 Untersuchungspläne Längsschnittuntersuchung Vorteile: unverzerrtere Schätzung des Alterstrends (Alterseffekte) Nachteile: hoher Aufwand, teuer Testwiederholungseffekte selektiver Ausfall von Personen

Abb. 2.1: Schematische Darstellung von Quer- und Längsschnittstudien (Quelle: Reader)

2.2.1 Untersuchungspläne Kohorten – Sequenz - Untersuchungsplan Entwicklung nach Schaie (1965): V = f( A, K, T) A = Alter; K = Kohorte; T = Testzeit

2.2.2 Beobachtung als Forschungsmethode Beobachtung (Übung) Es werden einige kleinere Sequenzen einer Mutter-Säuglings-Interaktion präsentiert. Notieren Sie bitte stichwortartig, was Sie beobachten. Achten Sie auf das Sprachverhalten der Mutter.

2.2.2 Beobachtung als Forschungsmethode Problembereiche: Unvollständigkeit (Informationsmenge) Selektivität (interessengeleitete Beachtung unterschiedlicher Informationen) Vermengung von Beschreibung, Interpretation und Bewertung Reader, S. 13

2.2.2 Beobachtung als Forschungsmethode Arten der Beobachtung: Gelegenheitsbeobachtung vs. systematische Beobachtung Selbstbeobachtung vs. Fremdbeobachtung Absichtlichkeit, hypothesengeleitet geplante Selektivität Aufzeichnung und Auswertung Qualitätssicherung Gütekriterien Objektivität, Zuverlässigkeit (Reliabilität) Systematische Beobachtung

Beobachtung als Forschungsmethode

2.2.2 Beobachtung als Forschungsmethode Systematische Beobachtung Beispiel: Die kooperativen Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern mehrerer Klassen sollen erfasst werden: Validität (Welches Verhalten gilt als Indikator kooperativer Fähigkeiten?) Objektivität (vergleichbare Beob.bedingungen, klare Kriterien) Reliabilität (lassen sich die Befunde auch bei wiederholten Untersuchungen wieder finden?) Reader, S. 54

2.2.2 Beobachtung als Forschungsmethode Beobachtungsmethoden in der Entwicklungspsychologie Systematische Fremdbeobachtung Tagebuchmethode Systematische Retrospektion Interview (geleitete Selbstbeobachtung) Fragebogen (standardisierte geleitete Selbstbeobachtung)

2.2.2 Beobachtung als Forschungsmethode Was wird beobachtet? Sichtbare Verhaltensweisen Hypothetische Konstrukte Schlussfolgerung von beobachtetem Verhalten auf zugrundeliegende Merkmale Beispiel: Fixierung eines Gegenstands durch den Säugling als Indikator für Aufmerksamkeit

2.2.2 Beobachtung als Forschungsmethode Beobachtung bei Säuglingen: Unterscheiden Säuglinge Objekte aus unterschiedlichen Kategorien? Wie kann man „vorsprachliche“ Denkprozesse erforschen? Das Habituationsparadigma

2. Entwicklung als Veränderung im Lebenslauf Wichtige Begriffe Längsschnittuntersuchungen Querschnittsuntersuchungen Selbst- und Fremdbeobachtung Systematische Beobachtung Hypothesen Umgang mit der Fehleranfälligkeit von Beobachtungen

2.3 Beschreibende Modelle der Entwicklung Die Ordnung von Entwicklungsprozessen und -aufgaben Zeitachse Entwicklung nach Lebensabschnitten Entwicklung der Funktions- und Inhaltsbereiche Motorik, Wahrnehmung, Sprache etc.

2.3.1 Entwicklungsbereiche Körper Motorik Sensorik Sensumotorik Kognitive Entwicklung Sprachliche Entwicklung Sozial-emotionale Entwicklung Motivationale Entwicklung Moralische Entwicklung Spezif. Entwicklungsbereiche Welche Entwicklungs-bereiche können unterschieden werden?

2.3.1 Entwicklungsbereiche: Beispiele Kognitive Entwicklung Gedächtnis Denken Sprache Lautäußerungen Verständnis und Verwendung von Worten Grammatik Soziale Entwicklung Entwicklung von Bindungen an andere Verstehen von Gefühlen, Gedanken, Absichten anderer „theory of mind“: Entwicklung einer „naiven“ psychologischen Theorie

2.3.1 Theory of mind Die Maxi-Geschichte [Puppe Maxi ist in der Küche und wartet auf seine Mutter.] „Mama kehrt vom Einkaufen zurück. Sie hat Schokolade für einen Kuchen gekauft. Maxi möchte ihr helfen, die Sachen wegzuräumen. Er fragt sie: ‚Wo soll ich die Schokolade hin tun?‘ ‚In den blauen Schrank‘, sagt seine Mutter. ‚Warte, ich hebe Dich hoch, du bist noch zu klein.‘ Seine Mutter hebt ihn hoch und Maxi legt die Schokolade in den blauen Schrank. Wimmer & Perner, 1983

2.3.1 Theory of mind Maxi kann sich genau daran erinnern, wo er die Schokolade hingelegt hat, so dass er später wieder kommen kann, um sich welche zu holen. Er liebt Schokolade. Dann geht er zum Spielplatz. [Puppe Maxi verlässt die Szene.] Mama bereitet den Kuchen vor und nimmt die Schokolade aus dem blauen Schrank. Sie gibt etwas davon in den Teig und dann legt sie die Schokolade nicht in den blauen sondern in den grünen Schrank zurück. Jetzt fällt ihr ein, dass sie vergessen hat, Eier zu kaufen. Deswegen geht sie zu ihrem Nachbar.

2.3.1 Theory of mind Da kommt Maxi vom Spielplatz zurück. Er ist hungrig und möchte etwas Schokolade. Er weiß noch genau wo er die Schokolade hingelegt hat.“ [Belief-question] „Wo wird Maxi nach der Schokolade suchen?“ „O.k., da wird er suchen, aber er ist zu klein. Da kommt Großvater und Maxi sagt: ‚Lieber Opa, bitte hilf mir, an die Schokolade zu kommen.‘ Großvater fragt: ‚In welchem Schrank ist sie?‘ Bevor Maxi die Chance hat, an die Schokolade zu gelangen, kommt sein großer Bruder in die Küche. Er sucht auch nach ihr. Er fragt Maxi wo sie ist. Mist, denkt Maxi, jetzt will mein großer Bruder die ganze Schokolade essen. Ich werde ihm etwas komplett Falsches sagen, dass er sie nicht finden kann.

Anzahl korrekter Antworten 2.3.1 Theory of mind „Wo, sagt Maxi, ist die Schokolade?“ Der Schrank, auf den gezeigt wurde, wird geöffnet. [wurde nur gefragt, wenn der Schrank leer war] „Wo ist die Schokolade wirklich?“ „Weißt du noch wo Maxi die Schokolade am Anfang hingelegt hat?“ Altersgruppe Anzahl korrekter Antworten 4-5 6-7 8-9 4 11

z.B. Perspektivenübernahme 2.3.1 Entwicklungsbereiche z.B. Perspektivenübernahme

Können Dreijährige andere täuschen? Hala, S., Chandler, M. & Fritz, A.S. (1991). Fledgling theories of mind: Deception as a marker of three-year-old‘s understanding of false belief. Child Development, 62, 83-97. „Toni“ versteckt einen Schatz in einer Truhe, hinterlässt dabei Fußspuren. Kinder werden aufgefordert, das Finden des Schatzes schwer zu machen. Mögliche Täuschungsstrategien: Legen falscher Spuren oder Wegwischen existierender Spuren. (Machen 3-jährige das schon?) Frage an die Kinder: Wohin schaut jemand, der hinzu kommt und den Schatz sucht? Praktisch alle 3-, 31/2- und 4-jährigen nutzen wenigstens eine der beiden Täuschungsstrategien 70% der 3-jährigen verweisen auf die Truhe, zu der die (falschen) Spuren führen

Fazit: Perspektivenübernahme Kinder entwickeln schon früh (3-4 Jahre) Kompetenzen, die Gedankenwelt anderer in Betracht zu ziehen Perspektivenkoordination gelingt hingegen erst deutlich später Zu beachten: Die Vielfalt möglicher Operationalisierungen des Konstrukts „Perspektivenübernahme“

2.3.2 Lebensabschnitte: Stufen, Phasen oder Stadien abrupte, qualitative Veränderung in sehr kurzer Zeit wenig Änderungen davor und danach Kleinkind -> Schulkind; 2-Wort-Sätze -> Mehr-Wort-Sätze Phasen periodische Veränderungen Entwicklung als Abfolge von „Krisen“ und deren Bewältigung z.B. erstes und zweites Trotzalter; Wechsel von Aktivität und Ruhe Stadien eher kontinuierliche, nicht-abrupte Veränderungen Entwicklungsabschnitte klar unterscheidbar Entwicklung von Rechenfertigkeiten

Lebenstreppe als Sinnbild des Lebenslaufes 2.3.2 Lebensabschnitte Lebenstreppe als Sinnbild des Lebenslaufes

2.3.3 Entwicklungsaufgaben In jedem Lebensabschnitt gibt es besondere Herausforderungen Diese machen besondere Bewältigungsanstrengungen nötig Beispiele (vgl. Reader S. 17)

2.3.3 Entwicklungsaufgaben Entwicklungsaufgaben nach Havighurst, 1980 (Auszüge aus Oerter, 1998, S. 124): Entwicklungsperiode Entwicklungsaufgaben Frühe Kindheit (0-2 Jahre) Anhänglichkeit Objektpermanzen Sensumotorische Intelligenz und schlichte Kausalität Motorische Funktionen Kindheit (2-4 Jahre) Selbstkontrolle (v.a. motorisch) Sprachentwicklung Phantasie und Spiel Verfeinerung der motorischen Funktionen

2.3.4 Universelle Grundprinzipien der Entwicklung Anpassung und Adaptation Vorstellungen und Handlungsmuster den Erfordernissen der Realität anpassen Kognitive Ordnung und Organisation Erkennen und Herstellen von Ordnung in der Umwelt Differenzierung und Integration Motorik, Gefühle, Kognitionen

Warum ist kein Mensch wie der andere? 2.4.1 Anlage oder Umwelt Warum ist kein Mensch wie der andere? Welche Faktoren wirken auf die Entwicklung und Ausbildung individueller Unterschiede ein? Anlage (Erbgut, genetische Merkmale) Umwelt (physikalische, soziale Umgebung) In welchem Ausmaß werden individuelle Unterschiede durch Erbanlagen bestimmt?

2.4.1 Anlage oder Umwelt Zwei Metaphern: a) Jockey-Vergleich homogenes Feld von Pferden deutlich unterlegenes Pferd b) Rechteck-Vergleich 3 9 An welcher Stelle wirkt sich eine (vergleichbare) Veränderung stärker aus, bei Höhe oder Breite? 2 8 Wovon hängt die Fläche mehr ab, von Höhe oder Breite?

2.4.1 Anlage oder Umwelt Stammbaumanalysen und Verwandtschaftsähnlichkeit a) Dokumentation physischer, psychischer Erkrankungen b) besondere Begabungen über eine weitverzweigte Verwandtschaft. Zwillingsuntersuchungen a) Eineiige Zwillinge: Adoptionsstudien nach der Geburt getrennter EZ Einfluss unterschiedlicher Umwelten auf die Entwicklung von Persönlichkeitsmerkmalen b) Kinder eineiiger Zwillingspaare 50% gemeinsames Erbgut, aber Aufwachsen in verschiedenen Familien Adoptionen keine genetischen Gemeinsamkeiten der Adoptivkinder mit A.eltern und –geschwistern b) Übereinstimmungen mit der Adoptivfamilie -> Umweltwirkungen Übereinstimmungen mit den leiblichen Eltern -> genetische Einflüsse

2.4.1 Anlage oder Umwelt Verwandtschaftsgrad genetische Ähnlichkeit Eltern-Kind 50% Geschwister unterschiedlichen Alters 50% Zweieiige Zwillinge 50 % Eineiige Zwillinge 100 % Adoptiveltern-Kind 0 % Adoptivgeschwister 0 %

2.4.2 Entwicklungskräfte, Ressourcen und Risikofaktoren Beispiele für Einflüsse der Lernumwelt Spielzeug, elektronische Medien -> Spielverhalten Erziehungs-, Unterrichtsstil -> Selbständigkeit, Kreativität häusliche Lernumwelt -> intellektuelle Leistungen Kritische Lebensereignisse (Mutterverlust, Arbeitsplatzverlust, Heirat, Geburt eines Kindes) -> Lebensführung, Einstellungen

Bach

2.4.1 Anlage oder Umwelt? Der Heritabilitätskoeffizient: Maß für den Anteil der genetisch bedingten Varianz an der gesamten Merkmalsvarianz Kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen: - Wert von 0 bedeutet: Varianz des Merkmals kann nicht auf die genetisch bedingten Unterschiede zurück geführt werden - Wert von 1 bedeutet: die gesamte Merkmalsvarianz ist ausschließlich mit den genetisch bedingten Populationsunterschieden zu erklären.

Heritabilitätskoeffizienten: 2.4.1 Anlage oder Umwelt? Heritabilitätskoeffizienten: 1. Persönlichkeit („Big Five“): Extraversion .54 Verträglichkeit .42 Gewissenhaftigkeit .49 Neurotizismus .48 Offenheit .57 3. Psychische Krankheiten Schizophrenie .80 Alkoholismus .50 Panikstörung .30 4. Einstellungen Konservatismus < 20 Jahren .00 > 20 Jahren .45 - .65 2. Intelligenz im Alter von 5 .22 im Alter von 12 .85 im Alter von 50 .85

2.4.1 Anlage oder Umwelt Umweltbedingungen – ökologische Perspektive Menschliche Erbgut: ca. 50 000 Gene; davon ca. 50% an Gehirnfunktionen beteiligt „die“ Erbanlage gibt es nicht Große Vielfalt möglicher Umwelteinflüsse „die“ Umwelt gibt es nicht Wirksamkeit der Umwelt über Lernen Lernumwelt

Kern-Prinzip der Entwicklungspsychologie Entwicklungsmäßige Veränderungen sind das Resultat der Interaktion von „nature“ (Biologie) und „nurture“ (Erfahrung). Umwelteinflüsse können die Hirnentwicklung beeinflussen und genetische Faktoren (z.B. umgängliches Temperament) die Umwelt (z.B. Interaktionshäufigkeit). Biologisches Wachstum Veränderung durch Entwicklung Einflüsse der Umwelt

2.4.2 Entwicklungskräfte, Ressourcen und Risikofaktoren Verhalten = f (Person, Umwelt) biologische Ausstattung psychische Funktionen Fähigkeiten, Fertigkeiten gemachte Erfahrungen (...) - physikalische Umgebung - Ernährung - Anregungsgehalt - soziale Umgebung - (...)

2.4.2 Entwicklungskräfte, Ressourcen und Risikofaktoren Reifung Betonung der biologischen Faktoren (Anlagen) Lernen Betonung der Umweltbedingungen Selbstgestaltung und Selbststeuerung Betonung der Interaktion von Anlage und Umwelt in der Auswahl von Erfahrungen und Strukturierung der Erfahrungen durch die erfahrende Person Reader, S. 20

2.4.2 Entwicklungskräfte, Ressourcen und Risikofaktoren Entwicklungspsychologische Grundpositionen zum Verhältnis Person–Umwelt Umwelt Person passiv aktiv endogenistisch exogenistisch konstruktivistisch interaktionistisch

2.4.2 Entwicklungskräfte, Ressourcen und Risikofaktoren Entwicklungsaufgaben: Innere und äußere Ressourcen und Risikofaktoren (Beispiele) Innere Ressourcen: - Ich-Stärke - kognitive, soziale Kompetenzen - Selbstwirksamkeitsüberzeugung Äußere Ressourcen: - Förderliche Lernumwelt - Soziale-emotionale Unterstützung - Soziales Netzwerk - Wertorientierungen Persönliche Risikofaktoren: - Geburtskomplikationen Unruhiges Temperament Impulsivität Äußere Risikofaktoren: - Psych. Störungen u. Konflikte der Eltern - Störungen der Eltern-Kind-Beziehung Inkonsequentes Erziehungsverhalten Gewalt u. Misshandlung in der Fam. niedriger sozialer Status

2.4.3 Grundannahmen der Entwicklungspsychologie Entwicklung ist ein lebenslanger Prozess E. vollzieht sich in der Interaktion von Anlage, Person- und Umweltfaktoren E. basiert auch auf Selbststeuerung und bewusstem, zielorientiertem Handeln Entwicklung ist abhängig von inneren und äußeren Ressourcen und Risikofaktoren Verschiedene Merkmale haben unterschiedliche Entwicklungsverläufe E. weist interindividuell unterschiedliche Entwicklungsverläufe auf Es gibt Spielräume und Grenzen für die Entwicklungsförderung Zu jedem Zeitpunkt der Entwicklung gibt es Gewinne und Verluste Verluste können ausgeglichen werden Entwicklung vollzieht sich in der Interaktion mit kulturellen Kontexten, unterliegt historischem Wandel Reader, S. 21

2.5 Das Entwicklungsmodell von Piaget die Frage nach der Genese geistiger Fähigkeiten Jean Piaget (1896-1980) war ursprünglich Zoologe mit ausgeprägten philosophischen Interessen. Interesse galt der genetischen Epistemologie [Erkenntnistheorie] Ausgangspunkt für ihn ist: - die menschliche Erkenntnisfähigkeit wird im Laufe der individuellen Entwicklung (Ontogenese) aufgebaut. - die menschliche Erkenntnisfähigkeit steht in Zusammenhang mit der stammesgeschichtlichen Entwicklung (Phylogenese) kognitiver Funktionen.

2.5 Das Entwicklungsmodell von Piaget die Frage nach der Genese geistiger Fähigkeiten Genetische Epistemologie (Erkenntnistheorie): die Intelligenz als Abkürzung für alle kognitiven Funktionen (Erkenntnisfähigkeiten) ist die psychische Weiterentwicklung biologischer Anpassungsmechanismen Konstruktivismus: Annahme, dass das menschliche Wissen, die Erkenntnis- und die Handlungsfähigkeit durch die Auseinandersetzung einer Person mit ihrer Umwelt aktiv konstruiert wird Kognitivismus: Betonung der aktiven Erkenntnisfähigkeiten

2.5.1 Piaget: Grundbegriffe und Grundannahmen Schema geordnetes Handlungs- und Denkmuster Operationen und Handlungsweisen, die in stets ähnlicher Organisation auftreten und in wichtigen abstrakten Merkmalen übereinstimmen Beispiele: Greifschema, Saugschema, Vortragsschema, Restaurant-Schema, Einkaufsschema, logische Schlüsse Schema und Entwicklung sensu-motorische Schemata (z.B. Greifen, Auge-Handkoordination, Bewegungs-Effekt-Erwartungen, allg. Operationen) werden im Laufe der ersten Lebensjahre verinnerlicht Basis höherer kognitiver Schemata Primat des Handelns Denken = abstraktes „inneres“ Handeln (Denkoperationen)

2.5.1 Piaget: Grundbegriffe und Grundannahmen Struktur Beziehungsgefüge der Handlungs- und Denkmöglichkeiten untereinander Vielfalt des Handelns und Denkens lässt sich auf relativ wenige Schemata und Operationen zurückführen

2.5.1 Piaget: Invariante Funktionen Allgemeine biologische Prozesse die sich nicht ändern aber zur Veränderung von Schemata u. Funktionen führen Adaptation Assimilation Akkomodation Organisation

2.5.1 Piaget: Invariante Funktionen Adaptation Assimilation Akkomodation Organisation Adaptation aktive Anpassung an die Umwelt physisch psychisch Intelligenz: höchste Form der geistigen Anpassung an die Umwelt

2.5.1 Piaget: Invariante Funktionen Assimilation die Umwelt wird in die Handlungs- und Denkstruktur des Individuums eingepasst das, was man kann und weiß, wird angewandt; die Welt wird an einen selbst angepasst Beispiel: Kleinkind assimiliert, wenn es sein Greifschema anwendet, um mit Daumen u. Zeigefinger einen Wasserstrahl zu ergreifen Adaptation Assimilation Akkomodation Organisation

2.5.1 Piaget: Invariante Funktionen Akkommodation die eigenen Handlungs- und Wissensstrukturen werden an die Umwelt angepasst das eigene Handeln und Denken wird verändert und erweitert, wenn die Assimilation (Anwendung der kognitiven Strukturen) scheitert Anpassung der kognitiven Struktur an die Welt Bsp.: Kleinkind, das einen Wasserstrahl nicht greifen kann, akkommodiert, wenn es lernt, das Wasser mit der Handinnenfläche zu schöpfen und dadurch ein neues Schema, das „Schöpf-Schema“ entwickelt Adaptation Assimilation Akkomodation Organisation

2.5.1 Piaget: Invariante Funktionen Adaptation Assimilation Akkomodation Organisation Organisation Physische und psychische Prozesse werden in Zusammenhänge höherer Ordnung gebracht Koordination von Sehen und Greifen zum zielgerichteten Greifen Schreiben (Koordination von Schriftzeichen zu Wörtern, Sätzen und Texten -> Schriftzeichenkenntnis, Schreibmotorik, Wissen über Grammatik und Wortbedeutung etc. Verwandte Begriffe: Strukturierung, Integration, Koordination

2.5.1 Piaget: Grundbegriffe Äquilibration Motor der Entwicklung: Kognitive Konflikte Assimilation und Akkommodation sind im Ungleichgewicht -> Misserfolg bei der Anwendung eines Schemas oder einer Struktur von Schemata Herstellung eines neuen Gleichgewichts zwischen Umweltstruktur und geistiger Struktur

2.5 Das Entwicklungsmodell von Piaget Die 2jährige Gabriella versucht ein neues Tier („Elch“) in ein vorhandenes Schema („Kuh“) zu integrieren. (Abbildung aus Myers, 2005) Als Gabriella später einen Elch sieht, nennt sie ihn „Kuh“. 1. Die 2jährige Gabriella hat das Schema „Kuh“ mit Hilfe ihres Bilderbuchs entwickelt

2.5.1 Piaget: Grundbegriffe und Grundannahmen

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung Sequenz – Theorie Jedes Stadium ist die notwendige Voraussetzung für die nächste Stadien können nicht übersprungen werden Rückschritte sind nicht denkbar in diesem Modell Piagets Einteilung in 4 Hauptstadien beruht auf Beobachtungen Experimenten Interviews mit Kindern und Jugendlichen („Warum bewegen sich Wolken?“) besonders beachtete er typische Fehler

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung Sensumotorisches Stadium (Geburt bis ca. 2 Jahre) Präoperatorisches Stadium (ca. 2 Jahre bis ca. 7 Jahre) Konkret-operatorisches Stadium (ca. 7 bis ca. 11 Jahre) Formal-operatorisches Stadium (ab ca. 11 Jahre)

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung Sensumotorisches Stadium (Geburt bis ca. 2 Jahre) Koordination von Wahrnehmung und Bewegung Reflexe, Kreisreaktionen Aktions-Effekt-Beziehungen Intelligenz aus Handlungen Objektpermanenz Basisverständnis von Kausalität (Ursache – Wirkung) verzögerte Nachahmung („innere Bilder“) „Als-ob – Handlungen“ (Symbolspiel)

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung The invisible displacement error

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung Präoperatorisches Stadium (ca. 2 Jahre bis ca. 7 Jahre) Verinnerlichung von Handlungen zum Denken Denken in Zeichen und Symbolen („innere Bilder“) Denken an die Anschauung gebunden (zentriert) typische Denkfehler Animismus („Der Regen mag die Sonne nicht“) finalistische Erklärungen („Die Eisenbahn ist da, damit ich zur Oma fahren kann“) artifizialistische Naturdeutung („Der Himmel hat den Regen gemacht“) -> fehlerhafte Assimilation Egozentrismus Zentrierung

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung Präoperatorisches Stadium (2. bis 7. Lebensjahr): Versuch zur Prüfung der Einsicht in die Invarianz der Menge (Abbildung 2.3 aus Ormrod, S. 27)

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung Konkret-operatorisches Stadium (ca. 7 bis ca. 11 Jahre) Denken löst sich zunehmend von der Anschauung (Invarianten) Denken wird beweglicher, Beachtung mehrerer Merkmale einfache logische Schlüsse und Operationssysteme Klasseninklusion (hierarchische Teilmengen, z.B. Tiere, Haustiere [Hund, Katze, Vogel], Raubtiere [Löwe, Panther, Wolf]) Seriation asymmetrischer Relationen (z.B. Anordnung nach Größe) Zweidimensionale Sortierungen Aspekte des Zahlbegriffs

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung präoperationales vs. konkret-operationales Stadium: Erkennen die Schüler der verschiedenen Entwicklungsstufen, dass die Gewichte gleich bleiben? (übersetzt aus Ormrod, 2006; S. 29)

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung präoperationales vs. konkret-operationales Stadium: Wie werden Kinder der verschiedenen Entwicklungsstufen folgendes Problem lösen? Unten sind 10 Holzperlen abgebildet. Acht Perlen sind braun und zwei sind weiß. Sind mehr braune Perlen oder mehr Holzperlen abgebildet? (übersetzt aus Ormrod, 2006; S. 24)

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung Formal-operatorisches Stadium (ab ca. 11 Jahre) Denken geht über die gegebene Information hinaus Erschließen Flexibles, reversibles Denken Abstraktes, logisches Denken Experimentieren (Hypothesentesten) Von welchen Bedingungen hängt die Geschwindigkeit eines Pendels ab? Variation der Bedingungen (z.B. Länge, Gewicht, Impuls)

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung konkret-operationales vs. formal-operationales Stadium (übersetzt aus Ormrod, 2006; S. 29): Fähigkeit des Hypothesentestens Konkret-operationales Denken Formal-operationales Denken Unfähigkeit Variablen zu trennen und zu kontrollieren Beispiel: Beim Testen möglicher Faktoren, die die Bewegung eines Pendels beeinflussen, erhöht ein Schüler das Gewicht des Pendels und kürzt dabei gleichzeitig die Länge des Pendels. Trennung und Kontrolle von Variablen Beim Versuch, Hypothesen zu bestätigen oder zu widerlegen, testen Schüler jede Variable für sich, während sie alle anderen Variablen konstant halten.

2.5.2 Stadien der kognitiven Entwicklung Sensumotorisches Stadium (Geburt bis ca. 2 Jahre) Koordination von Wahrnehmung und Bewegung Intelligenz aus Handlungen Präoperatorisches Stadium (ca. 2 Jahre bis ca. 7 Jahre) Verinnerlichung von Handlungen zum Denken Denken in Zeichen und Symbolen („innere Bilder“) Denken an die Anschauung gebunden (zentriert) Konkret-operatorisches Stadium (ca. 7 bis ca. 11 Jahre) Denken löst sich zunehmend von der Anschauung (Invarianten) Denken wird beweglicher, Beachtung mehrerer Merkmale einfache logische Schlüsse Formal-operatorisches Stadium (ab ca. 11 Jahre) Flexibles, reversibles Denken Abstraktes, logisches Denken Experimentieren (Hypothesentesten)

2.5.3 Kritik am Entwicklungsmodell von Piaget Kritische Betrachtung: Kompetenzen verschiedener Altersgruppen: Kinder sind kompetenter, Jugendliche weniger kompetent als von Piaget angenommen. Bsp.1: schon 2 ½ Monate alte Kinder können Objektpermanenz zeigen. Bsp. 2: formal-operationales Denken entwickelt sich schrittweise, über einen langen Zeitraum Einfluss von Vorwissen und Erfahrungen: Die Fähigkeit, logische Schlussfolgerungen zu ziehen, hängt auch vom Vorwissen der Kinder ab. (Link: nächste Folie)

2.5.3 Kritik am Entwicklungsmodell von Piaget Einfluss von Vorwissen und Erfahrungen:

2. Entwicklung als Veränderung im Lebenslauf Wichtige Begriffe: Sichtbares Verhalten und hypothetische Konstrukte Entwicklungsbereiche Entwicklungsstufen Grundprinzipien von Entwicklung (Anpassung, Ordnung, Differenzierung und Integration) Erklärung von Entwicklung - Anlage oder Umwelt? Entwicklungsmodell von Piaget