Emotionen aus Sicht der Psychologie

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
DAVID HUME : DER EMPIRISCHE KAUSALITÄTSBEGRIFF.
Advertisements

Die Theorie von James und Lange
Emotion und Motivation
Wahrnehmung Perzeption
Phänomenologie der Liebe
Musik und Emotionen Allgemeine Psychologische Theorie und Definitionen
Vom Behaviorismus zu den Emotionen
Emotionstheorien: Aggression und Alkohol
Limbic Marketing Christian Kaernbach
Wie Emotionen entstehen
Wie Emotionen entstehen
Wie Emotionen entstehen
Das Bonner Curriculum Eine Anmerkung.
Wirkungen von Mediengewalt
Was ist ein kognitives System?
HCI – Tätigkeits Theorie (Activity Theory)
Kathi Weitbrecht: Kann man Emotion
III. Themen der Sozialpsychologie (2): Emotionen und Stimmungen
Neurokulturelle Theorie
Lektürekurs Entwicklung
Beurteilungsprofile mimischer Emotionsdarstellungen:
Was ist eigentlich Psychologie????
Elternabend der Kindertagesstätten in der Samtgemeinde Brome
Emotionsanalyse anhand der Sprache, Mimik und Gestik
Kommunikation in Zeiten der Veränderung
Lernprogramm PP Sabine Fux
Psychologische Hintergründe von Machtmissbrauch
PTE ÁOK Pszichiátriai Klinika
Introduction to Psychology Kapitel 1: Wesen der Psychologie
Emotionen Psychologie als Gegenstand des Unterrichts Alexander Olbort
Zur Psychologie der Emotionen I Einführung. Franz Brentano (1838 – 1917)
„There is no such thing as a baby“,
THE NEUROPHYSIOLOGY OF IMITATION AND INTERSUBJECTIVITY
Zur Psychologie der Emotionen III
Psychologie der Emotionen VI
Psychologie der Emotionen V
Zur Psychologie der Emotionen II
Psychologie der Emotionen VII
Zur Psychologie der Emotionen IV
Wahrnehmung Das Erfassen und Aufnehmen der Umwelt über die Sinnesorgane Wahrnehmung wird besteht aus: 1. Input 2. Erwartung 3. Aufmerksamkeit 4. Wahrnehmung.
Einheit 3 Konsumentenverhalten
Das menschliche Gehirn - eine Einführung in die Neuropsychologie
Emotion Ein komplexes muster körperlicher und mentaler Veränderungen als antwort auf eine Situation, die als persönlich bedeutsam wahrgenommen wurde Erregung.
1 Gefühle machen Geschichte Zum Stellenwert von kollektiven Emotionen aus systemischer Sicht Prof. Dr. med. em, Luc Ciompi Belmont-sur-Lausanne Festvortrag.
Biologische Psychologie II
Malcolm – 1. Teil Malcolm interpretiert Descartes mit Blick auf die Frage nach der Natur des Denkens (dem cogito) folgendermaßen: Jeder mentale oder bewusste.
Charles R. Darwin - Mimik Von Silvia Flotzinger und Julia Maricic
Vorlesung: Geschichtskultur und historisches Lernen in historischer und theoretischer Perspektive Dr. Markus Bernhardt SS 2007.
Was sind Emotionen? PD Dr Christoph Jäger.
Selbstregulation – (Körper)Psychotherapie – Entwicklungspsychologie aus der Sicht der analytischen Körperpsychotherapie.
Tiefenpsychologische Psychotherapie ist Arbeit an unbewussten emotionalen Strukturen Fallbeispiel: gezeigt wird, wie sich die Fixierung an einen spezifischen.
Vortrag von Melda, Tobias, Michaela, Florian
Wissenschaftssystematik
Workshops Spieltheorie und –design |
Die Lehre des Buddha Die Vier Edlen Wahrheiten vom Leiden
Was sind Emotionen? PD Dr. Christoph Jäger.
Klassische und operante Konditionierung
The Interpersonal Effects of Anger and Happiness in Negotiations Van Kleef, G.A.; De Dreu, C. K. W. & Manstead, A. S. R. (2004) Juliane Wagner.
Das personale Selbst und das Gehirn
Sozialpsychologie - Vertiefung im SS 2011 Willkommen zur Theoretischen und Empirischen Vertiefung im Fach Sozialpsychologie! Meine Kontaktdaten: Dr. Nicole.
Theoretischen und Empirischen Vertiefung im Fach Sozialpsychologie!
Spezielle Aspekte der klassischen Konditionierung
III. Themen der Sozialpsychologie (2): Emotionen und Stimmungen
Theoretischen und Empirischen Vertiefung im Fach Sozialpsychologie!
Teil II – A der Vorlesung im Rahmen des Lehrgangs Grundlagen der Psychologie und psychosozialen Praxis Prof. Dr. Veronika Brandstätter-Morawietz Universität.
KONVERSATIONEN MIT MIR ÜBER LÖSUNGSORIENTIERTE THERAPIE: 1978 BIS HEUTE.
Was ist der Mensch und was sind die Ziele seines Lebens? Dritter Satz.
Erkenntnistheorie vonRenatus Cartesius aliasRené Descartes Seine Methoden sind durch die Praxis als Mathematiker stark beeinflusst: 1. Bezweifle alles,
PFLEGEN OHNE EMOTIONEN, GEHT DAS ? 5. Altenpflegekongress/ Bruck an der Mur 3.Februar 2011.
Automatic recording of emotions in HCI
 Präsentation transkript:

Emotionen aus Sicht der Psychologie Astrid Görtz Kongress der GLE-international, 30. April 2010 in Wien

Platons Seelenlehre Die Vernunft muss als Wagenlenker die beiden Pferde Willen und Begierde lenken und die Begierde bändigen, um als herrschende Kraft die Seele zur Erkenntnis zu führen. Platon (428-348 v.Chr.)

„Affekten und Leidenschaften unterworfen sein, ist wohl eine Krankheit des Gemüts, weil beides die Herrschaft der Vernunft ausschließt. … Leidenschaften sind Krebsschäden für die reine praktische Vernunft.“ Immanuel Kant (1724-1804)

Leib-Seele-Dualismus Die Leidenschaften haben eine körperliche Ursache (res extensa) und werden durch ein höheres, seelisches Prinzip (res cogitans) kontrolliert. René Descartes (1596-1650) Vom Gehirn bestehen Verbindungen zu den Sinnesorganen und den Muskeln „wie kleine Fädchen oder Röhrchen, die eine Art Luft oder sehr subtilen Wind enthalten, den man die Lebensgeister nennt.“

Emotionen als eigenständige psychische Phänomene Psychologie vom empirischen Standpunkt. Leipzig (1874) Grundlagen der Philosophischen Phänomenologie des 20. Jahrhunderts Er beeinflusste u.a. Husserl, McDougall, Freud und Rudolf Steiner. Franz Brentano (1838-1917)

Emotionen: Elemente des subjektiven Bewusstseins mit physiologischen Korrelaten Drei Hauptrichtungen der Gefühle: Lust – Unlust (Qualität) Erregung – Hemmung (Intensität) Spannung – Lösung (Zeitrichtung) Das Wesen der Gefühle: Ichzugehörigkeit Gegensätzlichkeit Universalität Aktualität Wandelbarkeit Qualitätenreichtum Lokalisierbarkeit Wilhelm Wundt, 1896

„What is an emotion?“ William James, 1884 „Die körperliche Veränderung, die unmittelbar der Wahrnehmung der erregenden Tatsache folgt, IST die Emotion.“

Cannons Kritik an James (1920) einheitliche Reaktion des Autonomen Nervensystems (ANS) auf unterschiedliche Emotionen  Unterschiede zwischen Emotionen sind allein im Gehirn angesiedelt

„Als ob-Gefühle“

Facial Feedback-Hypothese (Carroll Izard, 1988)

Behaviourismus: Gefühle als konditionierte Reaktionen Black box Sensorischer Input Verhaltens- reaktion John B. Watson (1920): Das Experiment mit dem kleinen Albert

1950er Jahre: Die kognitive Wende

Zwei-Komponenten-Theorie (Stanley Schachter & Jerome Singer, 1962) Emotionen setzen sich zusammen aus: Physiologischer Erregung  Intensität Kognition (Kausalattribution)  Qualität

Das Bewertungskonzept (Magda Arnold, 1960) Die Emotion ist eine Tendenz „zu etwas hin“, das als gut bewertet wird – oder „von etwas weg“, das als schlecht bewertet wird.

Drei Zugänge der Emotionspsychologie in den 1960er-Jahren

Das emotionale Unbewusste Robert Zajonc (1980) Kritik an der Bewertungstheorie Experimente zum „Priming“: unterschwellige Darbietung von visuellen Reizen beeinflusst Versuchspersonen stärker als bewusste Wahrnehmung

Emotionspsychologie im 21. Jhdt Emotionspsychologie im 21. Jhdt. – die neurowissenschaftliche Perspektive

Evolutionäre Emotionsforschung Charles Darwin (1809-1882) Emotionen als Mittel zum Überleben im Laufe der Stammes-geschichte „Der Ausdruck der Gemütsbewegungen beim Menschen und bei den Tieren“ (1872)

Ähnlichkeit im Emotionsausdruck bei unterschiedlichen Arten Dieselbe Form von Wut?

Frühkindliches Auftreten als Beweis angeborener Emotionen

Die evolutionäre Hirnentwicklung folgt dem Prinzip „nicht anrühren, so lange es nicht kaputt ist“

Modelle von Basisemotionen Carroll Izard (1994) Interesse Leid Widerwillen (Aversion) Freude Zorn Überraschung Scham Furcht Verachtung Schuldgefühl Sylvan Tomkins (1962) Überraschung Interesse Freude Wut Furcht Ekel Scham Angst

Paul Ekman,1984 : Erfassung des mimischen Ausdrucks (FACS)

Plutchik‘s Emotionstheorie (1962)

Die Aktualgenese von Emotionen – neue Erkenntnisse dank bildgebender Verfahren

Das Furchtsystem und die Rolle der Amygdala

Joseph LeDoux (1996): Input- und Output-Systeme der Amygdala

Antonio Damasio (2001): „Ich fühle, also bin ich.“ Vom Wachsein zum Bewusstsein

Gefühle als subjektiv erlebte Emotionen: das Leib-Seele-Problem 1. Person-Perspektive: der Mensch als Subjekt seines Handelns 3. Person-Perspektive: der Mensch als Objekt wissenschaftlicher Betrachtung

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!