Förderung des Polymedikations-Checks

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Förderung des Polymedikations-Checks Teamschulung

Inhalt 1. Compliance 2. Polymedikations-Check 3. Nutzen der verschiedenen Parteien 4. Kommunikationstechnik 5. Fragen

1. Compliance: Definition Definition: Ausmass, mit welchem das Verhalten des Patienten mit den abgesprochenen therapeutischen Empfehlungen übereinstimmt. Abb. 1.: Prof. Dr. K. Hersberger, Uni Basel Compliance ist keine stabile Persönlichkeitseigenschaft, sondern ein komplexes, dynamisches und situations-abhängiges Verhalten. Patienten- verhalten Therapie- empfehlung

1. Compliance: Fakten (1) Rund 50 Prozent der Patienten in entwickelten Ländern, welche einer Langzeittherapie unterstehen, haben eine ungenügende Compliance. In Entwicklungsländern sind es noch mehr.

1. Compliance: Fakten (2) Abb. 2.: Medikationsbedingte Notfalleinweisungen in Kanada (Zed PJ et al. CMAJ 2008; 178: 1563-9)

1. Compliance: Einflussfaktoren (1) Vom Gesundheitssystem abhängige Faktoren z.B. Kostenübernahme, Behandlungsmöglichkeiten Sozio-ökonomische Faktoren z. B. Ausbildungsstand, Arbeitslosigkeit Krankheitsbezogene Faktoren z.B. Symptome, gefühlter Nutzen Therapiebezogene Faktoren z.B. Nebenwirkungen, Komplexität der Verabreichung Übersetzung Text in Grafik: Sozio-ökonomische Faktoren Therapiebezogene Faktoren Patientenbezogene Faktoren Krankheitsbezogene Faktoren Vom Gesundheitssystem abhängige Faktoren Patientenbezogene Faktoren z.B. Vergesslichkeit, Wissen Abb. 3.: Einflussfaktoren der Compliance nach WHO (Adherence to long-term therapies, WHO, 2003)

1. Compliance: Einflussfaktoren (2) Zu erhöhter Compliance trägt der Patient bei, wenn er: die Ernsthaftigkeit seines Leidens erkennt an die Wirksamkeit seiner Therapie glaubt zufrieden ist mit seiner medizinischen Betreuung von seinen Angehörigen unterstützt wird es nicht wagt, die Ratschläge des Hausarztes nicht zu befolgen

1. Compliance: Einflussfaktoren (3) z. B. Schmerztherapie z.B. Asthmatherapie Notwendigkeit hoch akzeptiert (Complier) ambivalent Bedenken hoch Überzeugung Bedenken tief gleichgültig skeptisch (Non Complier) z.B. Blutdrucktherapie z.B. Cholesterinsenker Notwendigkeit tief Abb. 4.: 02-2011_Prof.Dr.K.Hersberger, UNI BS

1. Compliance: Förderung (1) Mögliche Massnahmen zur Förderung der Compliance: Information über die Krankheit, die Medikamente und die Wichtigkeit der regelmässigen Medikamenteneinnahme Vereinfachung der medikamentösen Therapie (Einnahmefrequenz, Kombinationen)

Compliance: Förderung (2) Mögliche Massnahmen zur Förderung der Compliance: Tages- oder Wochendispenser, Dosierungskarten, Kalender, SMS-Erinnerungen, my-Medibox Monitoring Direkt beobachtete Einnahme (z. B. Methadonprogramm)

2. Polymedikations-Check Mindestens vier ärztlich verordnete Medikamente der Grundversicherung, welche von der Krankenkasse übernommen werden, über längere Zeit (mindestens drei Monate) Ausfüllen eines schriftlichen Protokolls 1.) Wissen wie 2.) Wissen weshalb 3.) Compliance Instruktion über Medikation, falls notwendig Formulieren und Festhalten von Compliancezielen Eventuell Anbieten eines Wochen-Dosiersystems (für maximal drei Monate)

3. Nutzen der Apotheke (1) Einzige pharmazeutische Leistung ohne ärztliche Verordnung, die zu Lasten der Grundversicherung abgerechnet werden kann (nach Tarifvertrag LOA IV) 48,60 CHF, maximal 2-mal jährlich 21,60 CHF, Wochen-Dosiersystem infolge Polymedikations-Check für 3 Monate

3. Nutzen der Apotheke (2) Position der Apotheke als kompetente Beratungsstelle im Gesundheitswesen zeigen Patient erkennt den Wert der kostenpflichtigen Dienstleistung («was nichts kostet, ist nichts wert») Vertrauen der Patienten in die Therapie stärken und die Bedenken gegenüber der Medikamenten-einnahme minimieren Patientenbindung und -zufriedenheit fördern Mehrumsatz: direkte Verrechnung einer Dienstleistung über die Krankenkasse ohne ärztliche Verordnung

3. Nutzen für den Patienten Umfassende Übersicht über die ärztlich verordneten Medikamente (auch unterschiedlicher Ärzte) Therapieplan an die Bedürfnisse des Patienten anpassen Beantworten von Fragen zu den Medikamenten und deren Einnahme Chance, neben dem Arzt eine Zweitmeinung einzuholen Hinterlegen der Erkenntnisse des Polymedikations-Checks im elektronischen Datensystem und Übermittlung an den Arzt (falls Patient einverstanden ist) Weniger Einnahmefehler und unerwünschte Interaktionen Kürzere Behandlungsdauer Sichere und effiziente Therapie

3. Nutzen der Ärzte Unterstützung seiner Therapie durch den Apotheker Zeitersparnis dank Delegation und Abgabe der Verantwortung an Apotheker Zusammenarbeit im Gesundheitssystem (integrierte Versorgung) stärkt Vertrauen des Patienten

3. Nutzen der Krankenkasse Kostenreduzierung durch: Vertrauen in Generika Therapieoptimierung (Weglassen unnötiger Medikamente) Vermeiden von Folgeerkrankungen (Interaktionen, Therapieversagen) Effizienzsteigerung (weniger Medikamente in den Müll)

4. Kommunikationstechnik (1) Abb. 5.: Hinderungsgründe für den Polymedikations-Check in Aargauer Apotheken, Diplomarbeit Wenzinger, 2013

4. Kommunikationstechnik (2) Massnahmen gegen Zeitmangel des Personals: Termin vereinbaren (Informationsflyer mit Terminvermerk mitgeben) Zeitaufwand für die Offerte des Polymedikations-Check maximal fünf Minuten Bei Äusserungen von Problemen oder Fragen zur Medikamententherapie den Polymedikations-Check ad hoc im Beratungsraum durchführen (alltägliche Beratungen) Informationsflyer mitgeben

4. Kommunikationstechnik (3) Hilfsmittel für «Wie ansprechen»? Alltagshilfe: Flussdiagramm Polymedikations-Check Über Indikation: Wechsel im Lauf der Jahreszeitenabhängig  Winter: z. B. Diabetes-, Asthmamedikamente  Sommer: z. B. Allergiker Fokus Dauerrezeptpatienten (bei jedem Einlösen auf «klärendes Gespräch» hinweisen) Bei offensichtlicher Unwissenheit des Patienten «klärendes Gespräch» anbieten («Ich hätte gerne von den blau-weissen Tabletten…») Fazit: Es gibt im Alltag zahlreiche mögliche Einstiege in ein Polymedikations-Check-Gespräch!

4. Kommunikationstechnik (4) Massnahmen gegen «Nicht daran denken» (Apothekeninterne Tricks): Reminder an jeder Kasse und im Computersystem (Apotheker bei der Kontrolle an den Polymedikations-Check erinnern) Ordner mit ausgefüllten PMC-Fragebogen anlegen Gesamtes Team mit Visitenkarten ausstatten (mit Terminvereinbarungsmöglichkeit) Wochenagenda zur Terminvereinbarung für gesamtes Team zugänglich machen (nahe POS aufbewahren) Gesamtes Team für Einstiegsgespräch in Polymedikations-Check schulen/Übungsbeispiele im Team durchspielen (und Pharmaassistentinnen PMC-Fragebogen vorbereiten lassen)

4. Kommunikationstechnik (5) Massnahme gegen mangelnde Überzeugung des Personals: Mangelndes Wissen  Gegenmassnahme: diese Präsentation Polymedikations-Check als weiterführende Methode zur Complianceförderung neben der Rezeptvalidierung etablieren/verkaufen Achtung vor selbsterfüllenden Prophezeiung «Der Patient will ja sowieso nicht…» Die Realität entspricht der eigenen Einstellung Patientennutzen vor Augen halten Mut zur eigenen Leistung

4. Kommunikationstechnik (6) Wie Kosten kommunizieren/argumentieren? 48,60 CHF werden von der Krankenkasse übernommen Kosten gering (Vergleich fünf Minuten Konsultation Arzt im Kt. Aargau ca. 15,80 CHF) Hoch qualifiziertes Personal soll Leistung verrechnen können Polymedikations-Check als weiterführende Methode der Complianceförderung neben der Rezeptvalidierung verkaufen

4. Kommunikationstechnik (7) Massnahmen gegen Zeitmangel des Patienten: Termin vereinbaren und auf Informationsflyer vermerken Informationsflyer mitgeben

4. Kommunikationstechnik (8) Massnahmen gegen mangelndes Verständnis des Patienten: Kontrollierende Fragen stellen, z.B. «Wofür/wogegen verwenden Sie dieses Medikament?» «Gelingt es Ihnen, an alle einzunehmenden Medikamente zu denken?» Den Begriff «Polymedikations-Check» nie erwähnen, stattdessen «Therapieoptimierung» oder «Therapiegespräch» Bei ausländischen Patienten, deren Sprache kein Apotheker spricht, macht der Polymedikations-Check wenig Sinn

5. Fragen