Agrobusiness bekämpft Hunger - eine Illusion?! Weltladen Fachtage, 21.-22. Juni 2013 Bad Hersfeld
Willkommenes Agrobusiness "If we are talking about agrobusiness, this is the place, Africa is THE place.” President Museveni during the AgriBusiness Forum 2010 “Our ultimate aim must be to enable everyone in society producers, workers and consumers – to enjoy the fruits of sustained and sustainable growth. It is an aim we can achieve far more easily if public and private actors work together.” Andris Piebalgs, Agribusiness Forum / Brussels, April 2013
Neue Initiativen Jahr Initiative Jan. 2011 World Economic Forum’s New Vision for Agriculture Initiative Mai 2011 GROW Africa Mai 2012 G8 New Alliance for Food Security and Nutrition Juni 2012 Deutsche Initiative für Agrarwirtschaft und Ernährung in Schwellen – und Entwicklungsländern Heute: German Food Partnership
Zweifelhafte Win-Win-Situationen Geldgeber können im Entwicklungsbereich aktiv bleiben während sie Entwicklungshilfe kürzen (D: im Agrarbereich noch nicht der Fall). Durchführungsorganisationen wie GIZ: interessantes Geschäftsfeld, steigende Umsätze. Entwicklungsländer-Regierungen können leichter Politikprozesse umgehen, die sie weniger interessieren. Unternehmen eröffnen PPPs Business-Chancen und neue Marktzugänge.
EZ: Ländliche Entwicklung/Ernährungssicherung G8 –Gipfel in L‘Aquila (2009): Deutsche Verpflichtungen 2010-2012 : jeweils1 Mrd. US$ bzw. 700 Mio. Euro. 2008 2009 2010 2011 644,6 Mio. Euro (Zusagen) ? 663,2 Mio. Euro (Zusagen) 833,51 Mio. Euro (Zusagen) Davon in Landwirtschaft 99,885 Mio. Euro (Zusagen) 164,1 Mio. Euro
Beispiel: New Alliance 2012 Eine Initiative von Präsident Obama vor dem G8-Gipfeltreffen in Camp David im Mai 2012. Allianz besteht aus G8, afrikanischen Ländern und Privatwirtschaft (national und global) Ziel: Inklusives und nachhaltiges Wachstum in der Landwirtschaft, um in den nächsten zehn Jahren in Afrika 50 Millionen Menschen aus der Armut zu befreien. Kooperationsabkommen wurden abgeschlossen mit Äthiopien, Ghana, Tansania, Burkina Faso, Elfenbeinküste und Mosambik.
New Alliance: Ausweitung 2013 Vor G8-Gipfel in Lough Erne: Ausweitung auf drei neue Länder (Malawi, Nigeria und Benin/D) Mehr als 70 Unternehmen wollen 3,8 Mrd. US$ in diesen drei Ländern investieren. Erklärte Absicht: 3,5 Millionen neue Jobs schaffen und Hunger und Mangelernährung bekämpfen. Quelle: http://streamafrica.com/news/nigeria-benin-and-malawi-join-the-new-alliance-for-food-security-and-nutrition/.
Grow Africa „hilft“ New Alliance (Mai 2011) New Alliance (Mai 2012, Juni 2013) German Food Partnership (Juni 2012) Äthiopien ● Benin Burkina Faso ● Reis Elfenbeinküste Ghana Kenia ● Ölsaaten, Kartoffel Malawi Mosambik ● Ölsaaten Nigeria ● Reis, Ölsaaten, Kartoffel Tansania Ruanda
New Alliance: Partnerländeransatz Afrikanisches Land Zuständiges G8-Land Äthiopien RED-FS (?) Benin Deutschland Burkina Faso Frankreich Elfenbeinküste Europäische Union Ghana USA Malawi Mosambik Japan und USA Nigeria Großbritannien Tansania
New Alliance: Deutsche Entwicklungshilfe Äthiopien 2012-2014: 50,2 Mio. Euro für landwirtschaftliche Entwicklung Burkina Faso 2012-2014: 51,5 Mio. Euro. Wofür nicht angegeben. Elfenbeinküste 2009-2013: 5,5 Mio. Euro für landwirtschaftliche Entwicklung Ghana 2009-2012: 49 Mio. Euro für landwirtschaftliche Entwicklung Mosambik Neues bilaterales Abkommen wurde Ende 2012 verhandelt Tansania 2012-2014: 72,5 Mio. Euro für ländliche Infrastruktur (Energie, Wasser) und Schutz der Biodiversität
New Alliance: deutsche Schwerpunkt-EZ-Länder? Schwerpunkt Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährungssicherung New Alliance Land Äthiopien ● Benin Burkina Faso Elfenbeinküste Ghana Kenia Kongo Mali Niger Togo Nicht afrikanische Länder: Bolivien, Laos, Kambodscha
Agrobusiness dominiert New Alliance In fünf der sechs afrikanischen Zielländer engagieren sich mehr multinationale Konzerne als nationale Unternehmen – die einzige Ausnahme bildet die Elfenbeinküste. „Who is Who“ des internationalen Agribusiness: Cargill, der größte Düngemittelproduzent und -händler Yara, Syngenta, DuPont und Monsanto etc. Die meisten internationalen Konzerne sind in bis zu vier Ländern aktiv. 80 Absichtserklärungen des Agrobusiness: umfassen bislang Investitionsvolumen von fünf Milliarden US$. Großteil aus Europa und Nordamerika. Quelle: http://www.forumue.de/fileadmin/userupload/AG_Landwirtschaft_Ernaehrung/G8_New_Alliance.pdf.
Internationales Agrobusiness: mehrfach präsent Äthiopien Burkina F. Elfenbeink. Ghana Mosambik Tansania AGCO ● Syngenta Diageo Monsanto SAB Miller Yara Unilever United Phosph. Cargill Vodafone Armajaro Swiss Re ACI (Kraft, SAP etc.)
New Alliance forciert politische Reformen Strukturanpassung 2.0: Öffentliche und private Investitionen sind verbunden mit politischen Reformprozesse in Zielländern. Politische Reformen betreffen vor allem Land- , Saatgut- und Düngemittelmärkte. Mosambik: copy und paste der Weltbank-Auflagen in Rahmenübereinkommen
New Alliance: Beispiele aus den Ländern G8NA befördert Landgrabbing Tansania und Äthiopien wollen Investoren Zugang zu Land sichern. G8NA erhöht Produktionskosten und Abhängigkeit von Konzernen bei Saatgut Tansania (Monsanto) will seine Saatgutgesetzgebung reformieren (UPOV ). Mosambik will systematisch den freien Austausch von Saatgut beenden. G8NA erhöht Düngemitteleinsatz: Burkina Faso hat als einen Indikator die Steigerung des Düngemitteleinsatzes festgelegt.
New Alliance: Indikatoren Gutes Ranking beim Doing Business Index der Weltbank (Äthiopien, Elfenbeinküste, Ghana, Tansania) Anstieg der privaten Investitionen im Agrarbereich (Äthiopien, Elfenbeinküste, Ghana, Tansania) Anstieg der privaten Investitionen in den kommerziellen Anbau und beim Verkauf von Saatgut (Äthiopien, Elfenbeinküste, Ghana, Tansania) Anstieg von verbessertem Saatgut (BF) Anstieg des Einsatzes von Düngemitteln (BF) Anstieg des Anteils des bewässerten Anbaus (BF) Reduzierung der Mangelernährungsrate (Elfenbeinküste)
New Alliance: Kritikpunkte Mangelhafter Prozess: Bauern- und Frauenorganisationen sowie Gewerkschaften nicht beteiligt. Untergräbt laufende politische Prozesse wie z.B. CAADP. Falscher Ansatz: Forciert politische Reformen, die die Eigentumsrechte der Investoren sichern und Zugang zu Land, Saatgut und Wasser von Kleinbauernfamilien gefährden. Falsches Investitionsmodell: G8NA stellt nicht sicher, dass Investitionen Kleinbauern und Kleinbäuerinnen zu Gute kommen, aber sie sind das Rückgrat des Ernährungssystems. Forciert industrielle Landwirtschaft. Gefährdet die Saatgutsysteme der Kleinbauern.
New Alliance: Forderungen I Neue Allianz radikal reformieren oder beenden. Keine Ausweitung auf weitere Länder. Keine bestehenden Politikprozesse untergraben: Welternährungsausschuss, Afrikanische Union, Regionale Wirtschaftsgemeinschaften. Partizipation von Kleinbauern, Frauen etc. (Multistakeholder Platform, an denen marginalisierte Gruppen beteiligt sind) Verbesserte Transparenz und Rechenschaftspflicht (FPIC) Strategien mit Kleinbauern für Kleinbauern entwickeln. Verbesserung der Land Governance: freiwillige Leitlinien! Multistakeholder Platform auf nationaler Ebene.
New Alliance: Forderungen II Keine Einführung von Saatgutgesetzgebungen, die Kleinbauern daran hindern, Saatgut zurückzulegen und auszutauschen. Sorgfaltspflicht für Unternehmen: ex-ante multistakeholderbasierte, menschenrechtliche und ökologische Impact Assessments. Beschwerde- und Regressmechanismen einführen. Geldgeber sollten sicherstellen, dass Unternehmen nicht die Menschenrechte verletzen und der Umwelt schaden.
German Food Partnership (GFP): Setting Wer macht mit? 28 Mitglieder, darunter AGCO, BASF, Bayer, Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter, DEG, DLG, Fachverband Landtechnik, Fachverband Nahrungsmittelmaschinen, GAIN, German Seed Alliance, K+S Kali, Mars, Metro, Syngenta. Ziel: Ernährungssicherheit und wirtschaftliche Entwicklung in Schwellen- und Entwicklungsländern fördern. Schirmherrschaft: BMZ Seed Funding des BMZ, GFP Unternehmen („in kind“ und cash) Koordinationsbüro: GIZ
Geplante GFP-Projekte „Competitive African Rice Initiative“ (CARI): Ziel: 90.000 Reisproduzenten mit einem Einkommen unter 2 US$/Tag verdoppeln ihr Einkommen. Länder: Burkina Faso (10.000), Ghana (20.000), Nigeria (60.000). GFP-Partner: u.a. AGCO, Bayer, Syngenta. Afrika: Ölsaaten: Ziel: Höhere Einkommen mit Schwerpunkt Kleinbauern und Verarbeiter. Länder: am Anfang Kenia, Nigeria, Mozambik. GFP-Partner: u.a. BASF, VDMA, Amatheon-Agri, Syngenta, AGCO.
Geplante GFP-Projekte II Afrika: Upgrade Kartoffel Wertschöpfungskette: Ziel: nationale, wettbewerbsfähige Wertschöpfungskette mit speziellen Nutzen für Kleinbauern. Länder: Kenia, Nigeria. Asien: „Better Rice Initiative“: Ziel: verbesserte Reis-Wertschöpfungskette. Zielgruppe: Reisbauern und Konsumenten. Länder: Thailand, Indonesien, Philippinen, Vietnam. GFP-Partner: Bayer, AGCO, Yara, BASF, SME, lokale Partnerunternehmen.
GFP-Aktivitäten I Stärkung der lokalen/nationalen Wertschöpfungskette Entwicklung effizienter und nachhaltiger Versorungsketten Effizienzsteigerung der Nahrungsmittelproduktion Schutz und Bewahrung lokaler natürlicher Ressourcen bei gleichzeitiger Intensivierung der NM-Produktion Reduzierung von Verlusten in der lokalen Wertschöpfungskette Verbesserte Verfügbarkeit von Nährstoffen in Nahrungsmitteln (Vitaminanreicherung usw.)
GFP-Aktivitäten II Unterstützung des lokalen politischen Dialogs Förderung eines international anerkannten Qualitätskontrollsystems des landwirtschaftlichen Sektors Bemühungen zur Umsetzung grundlegender Rechtsrahmen in Zusammenarbeit mit der Politik und der Verwaltung vor Ort
Kritik an Public-Private-Partnerships I In der alten Wachstumsfalle: immer noch trickle down-Ansatz; soziale und planetarische Grenzen unberücksichtigt. Nicht-nachhaltige Geschäftsmodelle: input-, energie- ressourcenintensive Landwirtschaft. Think Big! Menschenrechtsverletzungen. Nicht pro Kleinbauern, Frauen, marginalisierte Gruppen. Strukturen des Hungers: Oligopole! Kontrolle von Lieferketten! Marktbeherrschung! Kontrolle natürlicher Ressourcen! Vernachlässigung der Bedürfnisse marginalisierter Gruppen! Business-Einfluss auf Handels-, Investitions- und Agrarpolitik!
Kritik an Public-Private-Partnerships II Grundlegende Defizite: keine umfassenden, konkreten Ergebnisse festgelegt. Öffentlich zugängliche Evaluierungen und Monitoring nicht vorgesehen. Wenig Informationen zum Umfang der Investitionen und zur Ausgestaltung und Umsetzung der PPPs. Frage der Wirksamkeit der PPPs wird kaum erörtert. Kleinbauern, Frauen etc. nicht an Entwicklung von PPPs beteiligt.
Public-Private-Partnerships auf den Prüftstand! Bislang liegen keine Evaluierungen vor. Strukturen des Hungers nicht verfestigen. Soziale und ökologische Grenzen beachten. Bereitschaft der Unternehmen, Geschäftsmodell zu überprüfen und zu ändern. Primärer Ansatz: Was ist entwicklungspolitische sinnvoll und nicht, in welchen Bereichen die Unternehmen kooperieren wollen. Detaillierte Auswahlkriterien und konkrete Entwicklungsergebnisse. PPPs auf Bedürfnisse marginalisierter Gruppen zuschneiden. Staatliche EZ aufstocken. Wichtig!