Thema 6: Basiswissen Spiritualität: Bewältigung von Leid.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Schizophrenie und Seelsorge
Advertisements

ETEP Entwicklungstherapie / Entwicklungspädagogik =
Leben findet jetzt statt – Zeit, dass sich was dreht
Das Geheimnis des Gebets für Kranke – Jakobus 5, 13-16
Ich schaff´s! Kinder motivieren und stärken Realschule am Karlsberg Crailsheim Ein Vortrag von Holger Waidelich – Diplomsozialpädagoge (BA)
FRAUEN IN AKTION General Conference Women’s MinistriesHandbuch für Evangelisation.
„Leben eines Jugendlichen im Internet“ Sarah Hatton Dipl. Sozialpädagogin (FH)
ZUFRIEDEN UND ENGAGIERT BEI DER ARBEIT Woche 2: Aktivitäten Copyright: Ruhr-Universität Bochum, Universität Heidelberg Arbeits- und Organisationspsychologie.
„Lieblingstiere…“ Wochenrückblick vom bis Zu Beginn der Woche schauten wir uns einige Spieltiere aus unserem Bauzimmer an und tauschten.
Warum und wie bete ich. Gebet ist die wichtigste Tätigkeit in unserem Leben Wir beten: WAS IST GEBET? Zu unserem Vater Durch den Sohn «Durch ihn (Jesus)
Evaluation von Coachingprozessen Herr Prof. Dr. Geißler Evaluation von Coachingprozessen Phase 6 Teil 4 KB

„Auswertung des Projektes“ Wochenrückblick vom bis Da unser Projekt nun zu Ende ist, müssen wir uns noch mit der Reflektion der letzten.
Pflege einer Wöchnerin und ihres Neugeborenen
Suche nach Hilfe
im Rahmen von Palliative Care
E. Das Gespräch mit einem depressiven Menschen
Herzlich willkommen!.
Herausforderung FTD – Umgang und Strategien
TeD– Beratung in Schule
Defizitäre Störungen des Gedächtnisses ausgelöst durch das Alter!
Wenn ich dich bitte mir zuzuhören….
Zeit mit Jesus oder Zeit für Jesus – Was ist wichtiger?
Modul 3: Depression.
Jesus verleiht innere Kraft und Geborgenheit
Kleine Meditationen für zwischendurch.
Beneidenswert glücklich?!
Die 7 Wege zur Effektivität
All‘ das wünsche ich Dir von Herzen
1.
Religiöse Bedürfnisse
Thema 5: Basiswissen Spiritualität: Religionen und Kulturen.
Kleine Aufheiterung für zwischendurch...
Thema 8: Spirituelle Begleitung: Aufgaben der Hospizbegleiter:
die Kraft aller Elemente
Vorbereitungen auf die Adventszeit
„Warum gibt es Jahreszeiten?“ Wochenrückblick vom bis
„Komfortzone“ Crash-Übersicht
Dankbarkeit für Gottes Handeln
Schulinterene Fortbildung der DFE/ Systemische Beratung
Es gibt Momente im Leben
Wie geht es weiter im Projekt. Wochenrückblick vom bis
Thema 11: Spirituelle Begleitung: Aufgaben der Hospizbegleiter:
Thema 5: Basiswissen Spiritualität: Religionen und Kulturen.
Thema 10: Spirituelle Begleitung: Aufgaben der Hospizbegleiter:
Thema 2: Basiswissen Spiritualität:
Thema 3: Basiswissen Spiritualität: Existenzielle Krisen.
Kommunikation Köln 20. Januar
Thema 9: Spirituelle Begleitung: Aufgaben der Hospizbegleiter:
Mit unerfüllten Wünschen leben
DER EINE FEHLER BEI FRAUEN
Thema 4: Basiswissen Spiritualität: Lebenssinn.
Geh deinen Weg ruhig und gelassen im Lärm und in der Hektik unserer Zeit, und behalte im Sinn den Frieden, der in der Stille.
Thema 1: Basiswissen Spiritualität: Begriffe.
Hilfsblatt gegen das Vergessen von Predigten:
Von der Scham zur Menschlichkeit
in Word 5 neue Arbeitsweisen Mit jedem zusammenarbeiten, überall
DSD – Schriftliche Kommunikation
Jugendsozialarbeit an der Elsbethenschule
Heiliger Geist – der unterschätzte Gott
GABRIEL GARCÍA MÁRQUEZ
Eine kleine Einführung.
? Warum eigentlich Reli ???.
Wie Krisen zu Chancen werden können
Impuls II Grundhaltung des Dienens das Zusammenspiel verschiedener Charismen und Dienste »ars celebrandi« UND Kunst des Lebens.
Kleine Aufheiterung für zwischendurch...
[RG 680] Befiehl du deine Wege
Kleine Aufheiterung für zwischendurch...
polis aktuell 2/2019: Musik und Menschenrechte
Das Wort vom Kreuz 1. Korinther 1,18-25.
 Präsentation transkript:

Thema 6: Basiswissen Spiritualität: Bewältigung von Leid

Gottesbilder und Krankheit/Leid „Gottesbilder sind Versuche der Annäherung an das Unvorstellbare“ Sie beeinflussen menschliches Leben und Handeln Weil Gottes- und Selbstbild in Wechselwirkung zueinander stehen, wirken sich Gottesbilder auf das Lebensgefühl und letztlich auch auf den Umgang mit Krankheit aus (Klessmann, M. (2008). Seelsorge. Begleitung, Begegnung, Lebensdeutung im Horizont des christlichen Glaubens. Ein Lehrbuch (S. 214-216). Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag.)

Gottesbilder und Krankheit/Leid Gottesbilder können verschiedentlich wirken und sich deshalb verschiedentlich in der Begleitungssituation (direkt oder indirekt) äußern Sie können einen tröstenden, stärkenden, stabilisierenden Charakter haben Sie können aber auch beängstigend sein (Klessmann, M. (2008). Seelsorge. Begleitung, Begegnung, Lebensdeutung im Horizont des christlichen Glaubens. Ein Lehrbuch (S. 214-216). Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag.)

Wie wirken verschiedene Gottesvorstellungen auf den Umgang mit Krankheit und Leid?

Was ist Coping? Krankheitsverarbeitung (Coping) ist das Bemühen, bestehende oder erwartete Belastungen der Krankheit innerpsychisch (emotional / kognitiv) und / oder durch zielgerichtetes Handeln zu reduzieren (Heim, E. (1988). Coping und Adaptivität: Gibt es geeignetes oder ungeeignetes Coping? Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie, 38, 8-15.)

Coping-Stile: ein Überblick (I)   aktiv passiv kognitiv-emotional kognitive Verarbeitung und Neubewertung „Ich denke viel darüber nach, was wirklich wichtig ist im Leben.“ aktives Akzeptieren “Ich bemühe mich zu tragen, was ich kann.“ emotionale Entlastung „Ich kann meinen Gefühlen freien Lauf lassen (z. B. durch Weinen, Schreien, Lachen), anstatt sie zu unterdrücken.” fatalistisches Akzeptieren „Es kann sowieso nichts mehr getan werden.“ Bagatellisierung „Das berührt mich überhaupt nicht.“ Grübeln „Ich grüble viel über meine Situation.“ Selbstbeschuldigung „Ich verdiene es nicht besser.“ (Zaun, S. (2002). Psychometrische Überprüfung und Weiterentwicklung des ‚Dealing with Illnes Inventory – Revised’ an einer Stichprobe aus einer onkologischen Rehabilitationspraxis. Hamburg.)

Coping-Stile: ein Überblick (II)   aktiv passiv Verhalten Unterstützung suchen “Ich spreche mit anderen über meine Krank­heit, um mich darüber auszu­tauschen.” Informationssuche “Ich frage nach Erklä­rungen für meine Behand­lungs­maßnahmen und ihre Neben­wirkungen.” Religiosität „Ich bete für mein Wohl­befinden.“ Ablenkung „Ich unternehme etwas, um nicht so viel an die Krank­heit denken zu müssen.“ sozialer Rückzug „Ich versuche, andere Menschen zu meiden.“ Vermeidung „Ich lebe so weiter, als ob nichts geschehen wäre.“ (Zaun, S. (2002). Psychometrische Überprüfung und Weiterentwicklung des ‚Dealing with Illnes Inventory – Revised’ an einer Stichprobe aus einer onkologischen Rehabilitationspraxis. Hamburg.)

Kann Krankheitsverarbeitung erfolgreich sein? Die Vorstellungen darüber, was eine erfolgreiche Verarbeitung ist, können sich zwischen Arzt, Pflegekraft, Angehörigen, Patient, Hospizbegleiter, Sozialarbeiter, Seelsorger, weiteren Begleitpersonen unterscheiden!

Religiöse Coping-Stile: Stil 1 Unerschütterliches Gottvertrauen Sie „vertrauen auf Gottes Hilfe, legen ihr Schicksal in seine Hände“. Sie „schöpfen Kraft aus ihrem Glauben, fühlen sich sicher und getragen“. Menschen dieser Gruppe denken „Dein Wille geschehe“ als innere Überzeugung „Gott ist mein Halt!“ „Ich kann nicht tiefer als in Gottes Hände fallen.“ (Murken, S., Müller, C. (2007). „Gott hat mich so ausgestattet, dass ich den Weg gehen kann.“ Religiöse Verarbeitungsstile nach der Diagnose Brustkrebs. Lebendiges Zeugnis, 62, 115-128.)

Religiöse Coping-Stile: Stil 2 Aktivierung eigener religiöser Ressourcen Der Glaube ermöglicht, innere und äußere Unterstützungen zu aktivieren. Diese Menschen suchen Ruhe und Geborgenheit besuchen Gottesdienste und setzen sich öfter mit religiösen Fragen auseinander suchen das Gespräch mit Seelsorgern und Mitpatienten, wenden sich im Gebet an Gott erfahren so Kraft, Hoffnung und Trost. (Murken, S., Müller, C. (2007). „Gott hat mich so ausgestattet, dass ich den Weg gehen kann.“ Religiöse Verarbeitungsstile nach der Diagnose Brustkrebs. Lebendiges Zeugnis, 62, 115-128.)

Religiöse Coping-Stile: Stil 3 Gemeinsame Bewältigung Ein starkes Gottvertrauen ist die Grundlage, aber weniger „passiv“. Eigene Ressourcen werden genutzt, aber das selbst nicht Leistbare wird einer höheren Macht / Gott überlassen. Betroffene schöpfen Kraft aus dem Gebet: „Ich fühlte mich von irgendwas getragen.“ „Ich habe die Gegenwart Gottes gespürt.“ „Gott hat mich so ausgestattet, dass ich den Weg gehen kann.“ (Murken, S., Müller, C. (2007). „Gott hat mich so ausgestattet, dass ich den Weg gehen kann.“ Religiöse Verarbeitungsstile nach der Diagnose Brustkrebs. Lebendiges Zeugnis, 62, 115-128.)

Religiöse Coping-Stile: Stil 4 Religiöser Zweifel Unangenehme Gefühle zu Gott stehen im Vordergrund. Das Leiden stellt das Gott-vertrauen in Frage. Betroffene fühlen sich von Gott verlassen, sind wütend, traurig: „Warum trifft es ausgerechnet mich?“ „Wofür werde ich so bestraft?“ Trotz Zweifel wird am Glauben festgehalten, es bleibt eine Hoffnung, dass es besser werden könnte oder ein Sinn des Leidens erfassbar wird. (Murken, S., Müller, C. (2007). „Gott hat mich so ausgestattet, dass ich den Weg gehen kann.“ Religiöse Verarbeitungsstile nach der Diagnose Brustkrebs. Lebendiges Zeugnis, 62, 115-128.)

Folgerungen für die Praxis (I) 50 % bis 60 % der Menschen beziehen religiöse / spirituelle Deutungen und Handlungen in ihre Auseinandersetzung mit belastenden Lebensereignissen ein. Religiosität / Spiritualität ist ein bedeutsamer Aspekt der Lebens­realität vieler Menschen und sollte in der Zusammenarbeit von allen beteiligten Professionen wahrgenommen werden. (Ladenhauf, K.-H., Unterrainer, H.-F. (2007). „Die Menschen brauchen Geschichten, um zu überleben!“ Religiosität und Spiritualität in der Auseinandersetzung mit Krankheit. Forschungsergebnisse der empirischen Religionspsychologie in ihrer Relevanz für die klinische Praxis (S. 17-28). In: Arbeitskreis Spiritualität im Krankenhaus (Hrsg.), Texte zum Symposium „Dem Unaussprechlichen Resonanz geben“. Graz.)

Folgerungen für die Praxis (II) Bisher ist gesichert: Menschen mit höheren Werten in Spiritualität / Religiosität besitzen einen Coping-Vorteil: sie setzen sich aktiver mit ihrer Erkrankung auseinander, es fällt ihnen leichter, sich im Krankheitsprozess neu zu orientieren, sie sind hoffnungsvoller und neigen weniger zu Depression, (Ladenhauf, K.-H., Unterrainer, H.-F. (2007). „Die Menschen brauchen Geschichten, um zu überleben!“ Religiosität und Spiritualität in der Auseinandersetzung mit Krankheit. Forschungsergebnisse der empirischen Religionspsychologie in ihrer Relevanz für die klinische Praxis (S. 17-28). In: Arbeitskreis Spiritualität im Krankenhaus (Hrsg.), Texte zum Symposium „Dem Unaussprechlichen Resonanz geben“. Graz.)

Folgerungen für die Praxis (III) sie neigen weniger zu Bagatellisierung und unrealistischem Wunschdenken bzw. magischen Vorstellungen. Ob sich die Religiosität / Spiritualität als stützend oder belastend erweist, hängt von der Stärke (Zentralität) und dem Inhalt des Glaubens, v. a. von der Gottesbeziehung ab. (Ladenhauf, K.-H., Unterrainer, H.-F. (2007). „Die Menschen brauchen Geschichten, um zu überleben!“ Religiosität und Spiritualität in der Auseinandersetzung mit Krankheit. Forschungsergebnisse der empirischen Religionspsychologie in ihrer Relevanz für die klinische Praxis (S. 17-28). In: Arbeitskreis Spiritualität im Krankenhaus (Hrsg.), Texte zum Symposium „Dem Unaussprechlichen Resonanz geben“. Graz.)

Folgerungen für die Praxis (IV) Entscheidend ist die Eröffnung eines Begegnungs- und „Resonanz­raumes“, in dem religiöse / spirituelle Themen in Freiheit und dem „Kairos“ entsprechend anklingen können. (Ladenhauf, K.-H., Unterrainer, H.-F. (2007). „Die Menschen brauchen Geschichten, um zu überleben!“ Religiosität und Spiritualität in der Auseinandersetzung mit Krankheit. Forschungsergebnisse der empirischen Religionspsychologie in ihrer Relevanz für die klinische Praxis (S. 17-28). In: Arbeitskreis Spiritualität im Krankenhaus (Hrsg.), Texte zum Symposium „Dem Unaussprechlichen Resonanz geben“. Graz.)