Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern mit Autismus

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 Präsentation transkript:

Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern mit Autismus HS „Störungen der kindlichen Sprachentwicklung“ Dozentin: Prof. Dr. Petra Schulz Referentin: Jennifer Reul 07.05.2012

Gliederung Was ist Autismus? Vorsprachliche Entwicklung Aktivierung Spekulationen über Ursachen des autistischen Syndroms

Was ist Autismus?

Was ist Autismus? Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, der komplexe Störungen des zentralen Nervensystems zugrunde liegen (insbesondere in der Wahrnehmungsverarbeitung) und die kognitive, emotionale, soziale, sprachliche und motorische Beeinträchtigungen umfassen kann.

Was ist Autismus? Unterteilung autistischer Störungen in: Frühkindlicher Autismus (Kanner-Syndrom) Unterteilung nach intellektuellen Fähigkeiten in „low-functioning autism“ (IQ unter 70) und „high-functioning autism“ (IQ über 70) Atypischer Autismus Asperger-Syndrom

Was ist Autismus?

Was ist Autismus? Sprachdefizite als Kernsymptom des frühkindlichen Autismus: Etwa die Hälfte aller Kinder erwerben Sprache überhaupt nicht! 20-30% zeigen in den ersten 30 Lebensmonaten unauffällige Sprachentwicklung, verlieren ihre sprachlichen Fähigkeiten dann aber wieder Weitere 20-30% sprechen zwar, fallen aber durch syndromspezifische Besonderheiten auf

Vorsprachliche Entwicklung Lautproduktion: weniger Laute werden produziert, Vokale bevorzugt, wenige Konsonanten, Vokalisation nicht für kommunikative Zwecke verwendet Reaktion auf sprachliche Reize: Vokalisationen von Kommunikationspartnern werden weniger häufig imitiert, reagieren seltener auf den eigenen Namen Gestik: protoimperative Gesten (Wunsch, Forderung) gelingen; protodeklarative Gesten (Aufmerksamkeit teilen) gelingen nicht („Joint Attention“) Außerdem fehlende Blicksteuerung und reduziertes Symbol- und Fiktionsspiel

Sprachliche Entwicklung Prosodie syndromspezifisch: monotone Stimmlage prosodische Informationen des Kommunikationspartners können nicht erkannt werden emotionale Informationen (traurig, ärgerlich, glücklich) können nicht erkannt werden

Sprachliche Entwicklung Grammatik Entwicklung des Lexikons verläuft ähnlich wie bei normalen Kindern, aber in einigen Fällen verspätet und wesentlich langsamer Syntax entwickelt sich zwar ebenfalls verzögert, aber nicht strukturell unterschiedlich zu normalen Kindern Inhaltlich Probleme mit dem Verständnis und Gebrauch übertragener Bedeutungen, metaphorischer Sprache und Emotionsbegriffen

Sprachliche Entwicklung Pragmatik der am stärksten beeinträchtigte Bereich Forderungen und Protest können vermittelt werden, aber einige Sprechakte werden überhaupt nicht verwendet Echolalie (meist wörtliche Wiederholung der Äußerungen des Kommunikationspartners) mangelndes Verständnis für Diskursrollen (in der Sprache kenntlich durch Verwechslung von Personalpronomina)

Sprachliche Entwicklung Zusammenfassend: relativ wenige Störungen in Phonologie, Syntax und Morphologie grammatische Strukturen werden in vergleichbarer Abfolge zu normalen Kindern erlernt die Pragmatik zeigt deutliche Beeinträchtigungen allgemein Schwierigkeiten, Sprache in sozialem und kommunikativem Kontext anzuwenden.  Zentrales Problem der autistischen Störung: Unvermögen, die soziale Umwelt als Quelle für Informationen zu konzipieren.

Aktivierung

Spekulationen über Ursachen des autistischen Syndroms Annahme einer fehlenden/defizitären „Theory of Mind“

Spekulationen über Ursachen des autistischen Syndroms Genetische Ursachen: Vermutungen stützen sich auf epidemologische Untersuchungen, Familien- und Zwillingsstudien. Es wurde bislang noch keine eindeutige Ursache gefunden!

Quellen Grimm, H. (2003). Störungen der Sprachentwicklung. Göttingen: Hogrefe. (2. Auflage). Seite 73-119. Kastner-Kolles, U. & Deimann, P. (2000). Sprachentwicklung bei Kindern mit autistischem Syndrom. In: H. Grimm (Hrsg.), Sprachentwicklung. Enzyklopädie der Psychologie, CIII, Band 3. Göttingen: Hogrefe. Seite 641- 661. <http://www.kgu.de/fachkliniken/zentrum-fuer-kinder-und- jugendmedizin/psychiatrie-psychosomatik-und-psychotherapie-des-kindes- und-jugendalters/lehre.html> Seitenaufruf am 02.05.2012.