Bildungstheoretische Didaktik nach Klafki

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Bildungstheoretische Didaktik nach Klafki - Bildungsverständnis - Der Terminus Bilden bzw. Bildung wird im pädagogischen Kontext häufig mit dem Namen Wolfgang Klafki Wolfgang Klafki wurde am 1.9.1927 in Angersburg (Ostpreußen) geboren und verstarb am 24.08.2016 im Alter von 89 Jahren. assoziiert. Nach der Schulzeit (z.T. in Niedersachsen) und der Flucht studierte er zunächst an der Pädagogischen Hochschule Hannover, wurde Lehrer, begann dann aber ein zweites Studium der Pädagogik, Philosophie und Germanistik in Göttingen und in Bonn (bei Theodor Litt). Seit 1963 war er Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Marburg. Quelle: Vgl. Jank, Werner/Meyer, Hilbert (2014): Didaktische Modelle, Berlin 2014, S. 204. Vgl. Süddeutsche Zeitung (2016): Traueranzeige [Internetzugang: Montag, der 13.04.2017] URL: http://trauer.sueddeutsche.de/Traueranzeige/Wolfgang-Klafki

Bildung Einführung im kursorischen Überblick A. A. Shaftesbury (gest. 1713) Bildung als innere Formgebung (inward form) J.-J. Rousseau (gest. 1778) Bildungstheorie als Selbstbehauptung als Selbstentfaltung W. Klafki (gest. 2016): Kategoriale Bildung - Erkenntnisschritt vom Bildungsinhalt zum Bildungsgehalt Meister Eckehart (gest. 1327), Paracelsus (gest. 1541): Bildung als Entbildung vom Sinnlich-Gegenständlichen und als Inbildung von Gott (ingebildet, ingeborn) M. Montessori (gest. 1952) "Hilf mir, es selbst zu tun"2 I. Kant (gest. 1804) "Sapere Aude"1 Zeit J. W. v. Goethe (gest. 1832) J. G. Herder (gest. 1803) Bildung als plastisches Zum-Bilde-Werden Cicero (gest. 43 v. Chr.) Bildung als Kultivierung der Seele und als Formation des Charakters R. Steiner (gest. 1925) Anthroposophie F. Nietzsche (gest. 1900) Bildungskritik J. H. Herbart (gest. 1841) Bildsamkeit Platon (gest. 347 v. Chr.) Das Kind als euplatos: als bildsames, gestaltbares Wesen W. von Humboldt ( gest. 1859) Allgemeine Menschenbildung Quelle: Vgl. Abbildung in Anlehnung an Rittelmeyer, Christian (2012): Bildung, Stuttgart 2012, S. 18. Quelle: Vgl. Gudjons, Herbert (2012): Pädagogisches Grundwissen. 11. Auflage, Bad Heilbrunn 2012, S. 93-107. Quelle: Vgl. Meyer, Meinert A./Meyer, Hilbert (2007): Wolfgang Klafki. Eine Didaktik für das 21. Jahrhundert? Weinheim/Basel 2007, S. 133. Quelle1: Kant, Immanuel (1784): Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?. In: Berlinische Monatsschrift, 12/1784, S. 481-494. Quelle²: Montessori, Maria (2012): Die Entdeckung des Kindes (il metodo 1909). Hrsg: Oswald, Paul; Schulz-Benesch, Günther. 2. Aufl., Freiburg 2012.

Warum stellt sich die Frage danach, was bildet bzw. was Bildung ist? Die Welt wird als zu komplex erachtet, als dass sie komplett erfaßt werden könnte Auswahl von Bildungsinhalten wird notwendig Es stellt sich die Frage: Was bildet? Quelle: Groothoff, H.H./ Stallmann, M. (1971): Neues Pädagogisches Lexikon, Stuttgart/Berlin 1971, S. 251.

Klassische bildungstheoretische Didaktik nach Klafki Klafki ging es primär darum, eine Bildungstheorie zu entwickeln, in der geklärt oder zumindest angedeutet wird, wann jemand gebildet ist. Schlicht formuliert geht es um die Frage, Wann sind Menschen gebildet? "ob jener Mensch als gebildet zu bezeichnen ist, der ganz bestimmte Inhalte beherrscht (also z.B. das kleine Einmaleins, die schwache Deklination in der deutschen Grammatik oder die Prinzipien des Aufbaus organischer Kohlenstoffverbindungen), oder aber jener, der Methoden und Werkzeuge des Lernens gelernt hat." Auch um diese Frage beantworten zu können, unterscheidet Klafki in seinen Bildungstheorien zwischen Materiale Bildungstheorie Bezugspunkt: Objekt Formale Bildungstheorie Bezugspunkt: Subjekt Quelle: Jank, Werner/Meyer, Hilbert: Didaktische Modelle, Berlin 2005, S. 77.

Materiale und Formale Bildungstheorien "Materiale Bildungstheorien gehen von der jeweils in Frage stehenden Sache aus. Sie fragen, welche Inhalte aus der vielfältigen Wirklichkeit so wertvoll oder wichtig sind, dass die Lernenden sie lernen bzw. erfahren sollen."1 "Formale Bildungstheorien gehen von den zu erziehenden Schülern und ihren (vermuteten) subjektiven und/oder objektiven Bedürfnissen aus. Sie fragen, welches Verhalten und welche Handlungsformen für sie gegenwärtig und/oder zukünftig wichtig sein könnte(n)."1 Quelle: Abbildung entnommen aus: Jank, Werner/Meyer, Hilbert (2005): Didaktische Modelle, Berlin 2005, S. 78. Quelle1: Jank, Werner/Meyer, Hilbert (2014): Didaktische Modelle. 11. Aufl., Berlin 2014, S. 212/13.

Bildungstheorien Materiale Bildungstheorie (Bezugspunkt: Objekt) Formale Bildungstheorie (Bezugspunkt: Subjekt) Bildungs- theoretischer Objektivismus Bildungs- theorie des Klassischen Theorie der funktionalen Bildung Theorie der methodischen Bildung Gebildet ist, wer möglichst viel Wissen enzyklopädisch angehäuft hat. Gebildet ist, wer Goethe und Schiller gelesen und Beethovens IX. gehört hat und an ihnen sittlich gereift ist. Gebildet ist, wer die in ihm schlummernden körperlichen, gei- stigen und seeli- schen Kräfte tat- sächlich entfaltet hat. Gebildet ist, wer das Lernen gelernt hat, Methoden beherrscht und instrumentelle Fähigkeiten auf- gebaut hat. Quelle: [Bezieht sich auf Klafki nach] Jank, Werner/Meyer, Hilbert (2014): Didaktische Modelle. 11. Aufl., Berlin 2014, S. 213.