GIS-basierte Modelle zur räumlichen Energieplanung in Kommunen

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 Präsentation transkript:

GIS-basierte Modelle zur räumlichen Energieplanung in Kommunen Susanne Kytzia, Hochschule für Technik Rapperswil Geosummit, 9.6.2016

Ausgangslage Georeferenzierte Daten werden seit einigen Jahren zur Analyse des Energie- verbrauchs und der Potenziale zur Erzeugung erneuerbarer Energien für Gemeinden, Städte und Regionen genutzt. Beispiel: Energy-GIS des Kantons St. Gallen am Beispiel Erdsonden in der SG- Region Obersee-Linth

Ausgangslage Beispiel: Masterarbeit M. Schlegel (ETHZ, 2010) am Beispiel des Wärmebedarfs im Kanton Appenzell Ausserrhoden

Ausgangslage Beispiel: Studie von Dieter Genske für die Stadt Basel 2011

Problem und Frage Problem Diese Analysen haben bislang in der Praxis der kommunalen Energieplanung wenig Relevanz. Fragen Welche Möglichkeiten bietet eine räumlich-explizite Analyse des Energiehaushalts von Städten, Gemeinden und Regionen für die Praxis? Wie sollte sie weiter entwickelt werden? Was kann man aus den Ergebnissen bisheriger Anwendungen für die Weiterentwicklung von Politiken im Energiebereich lernen?

Übersicht 1. Kommunale Energiepolitik Ziele Handlungsmöglichkeiten Strategien 2. Möglichkeiten der Verwendung georeferenzierter Daten Potenzialanalysen Entwicklung netzgebundener Infrastrukturen Entwicklung ortsspezifischer Programme 3. Lessons Learned kommunale Energieplanung Entwicklung von Energiepolitiken

Kommunale Energiepolitik Ziele Energieeffizienz (vielfach «2000-Watt Gesellschaft») Versorgungssicherheit (vielfach «Selbstversorgung») Klimaschutz Handlungsmöglichkeiten Baugesetz und Zonenplanung (Wärmeversorgung, Verkehr) Vorbildfunktion (z.B. Energiestädte) Infrastrukturen im direkten Einflussbereich der Gemeinden (Elektrizitätswerke, Gaswerke, Abwasserreinigung, Kehrrichtverbrennung u.ä.). Informationen und Beratung Subventionen (häufig in Verbindung mit kommunalen Energieversorgern)

Kommunale Energiepolitik Strategien Bevölkerung durch «Wir-Gefühl» zum Energiesparen motivieren, z.B. durch Programme wie Energiestadt. Wachstum der Siedlung gezielt lenken: z.B. mit Energievorschriften in Sondernutzungsplänen und Ausbau der netzgebundenen Versorgungsinfrastrukturen (z.B. Fernwärme). Federführung liegt bei Infrastrukturen im direkten Einflussbereich der Gemeinden, z.B. bei Fördermassnahmen und Beratung.

Möglichkeiten der Verwendung georeferenzierter Daten Potenzialanalysen (Beispiel: Solarkataster Altstätten) Ziel Abschätzen der Möglichkeiten einer Gemeinde, erneuerbare Energien auf dem Gemeindegebiet selbst zu erzeugen. Grundprinzip Die vorhandenen Flächen werden auf der Grundlage georeferenzierter Daten erhoben und mit flächenspezifischen «Energieerzeugungsraten» multipliziert. Z.B. Waldfläche (ha) * Holzentnahme (m3/ha); Dachfläche (m2) * Stromerzeugung (kWh/m2); Flächen mit Eignung für Erwärmesonden (ha) * Wärmegewinnung mit Erdsonden (kWh/ha)

Möglichkeiten der Verwendung georeferenzierter Daten Entwicklung netzgebundener (Versorgungs-) Infrastrukturen (z.B. Stadt St. Gallen) Ziel Abschätzen der Möglichkeiten einer Gemeinde, das Gemeindegebiet mit netzgebundenen Infrastrukturen zu versorgen (Fokus: Fernwärme). Grundprinzip Der Wärmebedarf der Gebäude in der Nähe des Leitungsnetzes wird abgeschätzt. Z.B. Wohnfläche Baujahr xy (m2) * Umrechnungsfaktor EBF/WF * Energiekennzahl Baujahr xy (MJ/m2 EBF pro Jahr) Annahmen zur Verhalten im Prozess der Sanierung (Wechsel des Energiesystems; Wärmedämmung)

Möglichkeiten der Verwendung georeferenzierter Daten Beispiel: Stadt St. Gallen (Energieversorgung heute)

Möglichkeiten der Verwendung georeferenzierter Daten Beispiel: Stadt St. Gallen (Szenarioanalyse) Annahme: Der Energieversorgungsplan wird umgesetzt. Annahme: Die Gebäude werden wie folgt saniert:

Möglichkeiten der Verwendung georeferenzierter Daten Beispiel: Stadt St. Gallen (Szenarioanalyse)

Möglichkeiten der Verwendung georeferenzierter Daten Entwicklung ortsspezifischer Programme (Beispiel: Zürich) Ziel Erkennen von Eingriffsmöglichkeiten zur gezielten Förderung von Sanierung und/oder Wechsel zu erneuerbaren Energien. Grundprinzip Erkennen von «Clustern» mit spezifischen Merkmalen in Bezug auf (i) Verhalten der Eigentümer oder (ii) technische Lösungen durch Überlagerung unterschiedlicher Merkmale (soziodemographisch, Gebäudealter, Eigentümertyp etc.) Z.B. Erkennen grösserer Bestände mit Sanierungsbedarf; Erkennen spezifischer Potenziale zur Nutzung erneuerbarer Energien.

Möglichkeiten der Verwendung georeferenzierter Daten Beispiel: Braunwald Analyse des Clusters «Ferienhäuser» Baujahr vor 1980

Möglichkeiten der Verwendung georeferenzierter Daten Beispiel: Braunwald Auswertung Cluster Typ Häusertyp Anzahl Gebäude Nutzenergie total [MJ/a] 1 EFH_el_zb_v1980 71 5'692'898 2 EFH_el_zb_n1980 70 3'544'221 3 EFH_el_db 43 4'033'047 4 MFH_el_db 10 855'732 5 MFH_el_zb 26 2'585'883 6 EFH_oel_db 20 2'421'505 7 EFH_oel_zb 27 2'511'862 8 MFH_oel_db 17 1'427'138 9 MFH_oel_zb 16 2'268'918 Total 25'341'203

Lessons Learned Aus der Sicht der kommunale Energieplanung Die vorhandenen Ansätze sind vielversprechend, scheitern aber daran dass … die vorhandenen Daten zum Gebäudebestand (GWR-Daten) unvollständig und lückenhaft sind. … Annahmen zu flächenbezogenen «Erzeugungsraten» sehr ungenau sind (von der technischen Entwicklung abhängig). … Annahmen zum Sanierungsverhalten und zur zukünftigen Nutzung der Potenziale für erneuerbare Energien spekulativ bleiben.

Lessons Learned Aus der Sicht der kommunale Energieplanung Die vorhandenen Ansätze unterstützen … die zukünftige Entwicklung netzgebundener Versorgungsinfrastrukturen (und die Festlegung ihrer Rolle in der kommunalen Energieplanung). … die Ermittlung gemeindespezifischer («eigener») Daten für den Wärmebedarf. … das bessere Verständnis der eigenen Situation und das Entwickeln individueller (und origineller) Lösungen.

Lessons Learned Aus der Sicht der Energiepolitik Die Anwendung von georeferenzierten Daten für die Analyse des kommunalen Energiehaushalts in der Praxis zeigt, dass … die kommunale Energiepolitik teilweise ideologisch überfrachtet und widersprüchlich ist (Selbstversorgung und Energieeffizienz als «Dogmen»). … scheinbar allgemeingültigen Lösungen der Vorzug gegeben wird vor ortspezifische Ansätzen. … netzgebundene (Versorgungs-)Infrastrukturen einmal als wichtiger Promotor von Veränderungen (Stichwort: Fernwärme) und ein anderes Mal als Verzögerer (Stichwort: Gasnetz) angesehen werden. … die zukünftige Rolle der Stromversorgung noch nicht festgelegt ist und wesentliche energiepolitische Dogmen verändern könnte (in Bezug auf die Mobilität, die regionale Selbstversorgung, das Primat der Effizienz etc.).

Fazit Georeferenzierte Daten in der kommunalen Energieplanung … werden die Verfügbarkeit von ortspezifischen Daten für die kommunale Energieplanung deutlich verbessern. … werden in der Zukunft dazu beitragen, ortsspezifische Unterschiede stärker wahrzunehmen und in der politischen Diskussion besser zu berücksichtigen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Für weitere Informationen Prof. Dr. Susanne Kytzia (skytzia@hsr.ch)

Quellen Amt für Umwelt und Energie Basel-Stadt (AUE). 2011. Basel auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft. Eine Studie zu den energetischen Potentialen des Kantons Basel-Stadt. Basel: Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt des Kantons Basel-Stadt. http://www3.geori.ch/webgis/sk_altstaetten Mosimann, Christine. 2011. Räumlich explizite Modellierung des Heizwärmebedarfs als Instrument der kommunalen Energieplanung. Rapperswil: Projektarbeit im Rahmen des Masterstudiums an der Hochschule Rapperswil. Schlegel, Matthias. Trutnevyte, Evelina. Scholz, Roland W.. 2012. Patterns of residential heat demand in rural Switzerland. In: Building research and information. 2012. 40-2, S. 140-153. Regionales Energiekonzept Zürichsee-Linth. Zentrum für Regionalmanagement. Rapperswil Kytzia S., Burgy R. und C. Mosimann, Energie- und Materialffizienz im Gebäudebestand. In: Droege P. (Hrsg), Regenerative Region. Energie- und Klimaatlas Bodensee-Alpenrhein. Oekom 2014.