oder Vogelarten – Welche Taxonomie wird sich durchsetzen?

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
WAS IST DEMOKRATIE? Rechte und Pflichten ausüben Staatsbewusstsein
Advertisements

WR + WS ZEIGEN Neues aus der Mathematik.
Praxisprojekt IKommHelp WS 05/06
Verhandeln statt Feilschen Die Methode soll das Verharren auf pers. Verharren verhindern Feilschen ? Sachbezogenes Verhandeln! Ziel: effizientes.
Verantwortung übernehmen heißt Antworten geben-
Seminar “Kognitionspsychologie meets Ethnologie” SS 2007
Bärbel Arnds und Lia Saki Bucar Shigemori
Numerische Klassifikation TWINSPAN
Stationenarbeit Experimente im Sachunterricht
Ernst Mayr *05. Juli 1904, † 03. Februar 2005
Was ist qualitative Forschung?
Arbeitsgruppe Interkulturelles Lernen Berlin – DNK Fachtagung 5 Fragen – 15 Thesen als Versuch einer Antwort Dr. Hendrik Otten, IKAB e.V.
Christsein – unwichtig, unwahr oder unattraktiv?
DÄMONEN Dämonen existieren nicht! Sie entstehen in unserem Kopf!
Rollenspiel und szenisches Spiel
ACT.
Genmutation.
Web 1.0 &Web 2.0 Von Hend Hasan.
Lebensraum Gruppe Was ist eine Gruppe bzw., aus wievielen
Familienföderation e.V.
Wort des Lebens September 2010.
Patientenorientierte QS/Patientenerwartungen
Theorie der Stichprobe
Visionen KEP Vorhandene Kulturangebote mehr "vernetzen", so dass man unter Umständen auf andere Unterstützungen zurückgreifen kann 1.
Fundamentalismus und Religion
...und alle heißen Leo Der täuschende Zuruf. Hab ihn! Lass ihn! LEO!
Eine Blondine sitzt bei "Wer wird Millionär"
Jahreslosung 2010 Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich. (L) Johannes 14, 1.
Bürger/innen fragen, Sie antworten
Web 1.0 &Web 2.0 Presentation slide for courses, classes, lectures et al. Von Hend Hasan 1.
Schweizerische Tagung für Pflege in Onkologie Bern, 25. März 2004 Wie erleben Patienten die Bestrahlungstherapie ? wie kann die Psycho-Onkologie Pflegende.
Evropske vrednote Europaklasse 2.B Gimnazija Poljane Ljubljana/Slowenien.
Warum wir nicht sündlos sind
Deutsche Kinderliteratur
Mathematik und Informatik: Eine Liebeserklärung
Kinder unter 3 Jahren und Partizipation
Verhalten in Parks und auf Plätzen in Österreich Eine quantitative Untersuchung (MTU) im Auftrag des Vereins ISOF April 2015 ISOF - Initiative für Soziale.
leistungsbild wege zum konzept 1 7 Was ist Entwerfen? - try and error Entwerfen ist eine besondere Form des Problemlösens. Die Schwierigkeit.
Aufbaumodelle Fünfsatz und mehr.
Eine Präsentation von Laura Heckmann
Die Regeln, ein Mensch zu sein
Was ist der Mensch und was sind die Ziele seines Lebens? Dritter Satz.
Das Strafantragsverhalten der Opfer häuslicher Gewalt.
Www. FunFriends.de Blondine bei "Wer wird Millionär"
Kapitel 1 Nach der Bearbeitung des 1. Kapitels sollten Sie in der Lage sein, qdie verschiedenen Komponenten von Marketing aufzuzeigen und zu erklären,
Die Figuren, besonders Hauptfigur, stehen im Zentrum des Leseinteresses. Ihr Verhalten und ihr Schicksal finden die groβe Aufmerksamkeit Mit dem Begriff.
Monophylie und Stammbaum
Kapitel: Cladistische Stammbaum-Einteilung Apomorphien Paraphylie.
Kapitel: Rasse und Morphe.
Evolutionstheorien.
Kapitel: Zwitter Keimbahn Klon.
Der Artbegriff in verschiedenen Artkonzepten
Kapitel: Art-Definition und Barcode.
Hier sehen Sie die Datei „6Wände_und_3Fenster“ in einem üblichen IFC Viewer. U.a. zu erkennen: Die markierte Wand wurde so definiert, dass sie der Gebäudehülle.
Kapitel: Homologie Vermischung der Hierarchien.
Was aber ist eine Art? Man kann nicht einfach sagen, das was anders aussieht, ist eine andere Art zunächst einmal nach Merkmalen: Aber nach welchen Merkmalen?:
Warum wir nicht sündlos sind
Problemen der modernen Jugend.
Wohin steuert die Taxonomie?
Kapitel 8: Stammbaum, Cladistik Apomorphien Paraphylie.
Kapitel 6: Reproduktionsgemeinschaft Sympatrie, Allopatrie.
Kapitel 9: Rasse-Begriff und das „out-of-Africa“ von Homo sapiens.
Kapitel 4: Zwitter Keimbahn Klon.
Optische Täuschungen Julian Mische.
Important Information
Kapitel 2: die taxonomische Problematik mit den Merkmalen - Konvergenz.
MindManager für alle Peter Schnoor
Universität Düsseldorf zwischen Merkmalsähnlichkeit und Verwandtschaft
Ein Projekt von <Alle Projektmitarbeiter hier aufführen>
Kapitel 11: Reproduktionsgemeinschaft.
 Präsentation transkript:

10 000 oder 11 000 Vogelarten – Welche Taxonomie wird sich durchsetzen? Werner Kunz Düsseldorf www.Kunz.hhu.de Josep del Hoyo Nigel Collar

Antwort: qualitativ nichts. aus „Checklist“ Was unterscheidet innerartliche Merkmals-Unterschiede von zwischenartlichen Merkmals-Unterschieden? Antwort: qualitativ nichts. Es gibt keine Merkmalsqualität, die Arten unterscheidet, Individuen aber nicht.

Es ist das so eine Sache mit den Merkmalen. Also hin zum klassischen Mayr?: reproduktive Isolation

aus „Checklist“ aus „Checklist“ Aber nicht immer macht es uns die Natur so leicht wie hier mit der Haubenlerche und der Theklalerche in Portugal, die zusammen vorkommen, ohne sich zu vermischen.

Reproduktionsschranken zur Artabgrenzung: schön und gut. Aber was macht man mit den Allopatrien, deren Reproduktionsschranken in freier Natur nicht beobachtbar sind? aus „Checklist“

aus „Checklist“ Warum eigene Art?

Ziel von ABBI (All Birds Barcode Initiative) ist es, bis zum Jahre 2010 alle etwa 10.000 Vogelarten der Welt zu erfassen. Für die meisten der etwa 900 nordamerikanischen Arten ist dies bereits geschehen. The whole enterprise, however, is anti-intellectual and is characterized by non-scientific aims and methods. “Taxonomy as a discipline is often surprisingly ignorant of theoretical issues behind species definitions and the process of speciation.”

Ist das die Lösung?

nach Misof verändert

Was ist mit den „Ausreißern“? innerartlich zwischenartlich Was ist mit den „Ausreißern“?

Das Handicap des Barcoding: Wenn eine Art sich aufspaltet, dann ist eine Aufspaltung der Mito-Linien vorher bereits vorhanden. Nicht alle Zweige der Mitochondrien geben die Aufzweigung der Arten wider. Einige paraphyletische Aufzweigungen (grün) sind mit der „falschen“ Art verbunden. Erst nach 4 Mio Generationen sind die Mito-Zweige korrekt mit den Arten sortiert.

die Konsequenzen: Autoren der Fotos: Carolin Zimmermann, Hermann Daum, Roland Schlegel, Hannah und Jessy Loranger; alle Naturgucker.de

die Konsequenzen: Autoren der Fotos: Michael Neubauer, Matthias Entelmann; beide Naturgucker.de

Autor des Fotos: Sven Johnsen; Naturgucker.de Auch das Umgekehrte ist bei einigen Vogelarten nachgewiesen: Autor des Fotos: Sven Johnsen; Naturgucker.de In Europa leben 2 Gartenrotschwänze sympatrisch nebeneinander, die durch ein klares Barcode-Gap von 5% unterschieden sind. Daher müsste es nach der Barcode-Taxonomie 2 Gartenrotschwanz-Arten geben, die aber weder reproduktiv voneinander getrennt noch typologisch unterscheidbar sind.

Deutlich verschiedene Mitochondrien-Linien können also in einer biologischen Art nebeneinander coexistieren. Die Nutzung von Barcode-Schwellenwerten zur Abgrenzung von Arten kann daher keine Allgemeingültigkeit haben. Daher eine andere Taxonomie in der "Checklist of the Birds of the World“: Josep del Hoyo/ Lynx Edicions: Editor of „Handbook of the Birds of the World“ 1992 – 2013 Nigel Collar: BirdLife International

Artabgrenzungsverfahren der Checklist: 1.) ein integratives Konzept 2.) beruht zunächst auf dem klassische Artkonzept der Reproduktionsgemeinschaft (unproblematisch) 3.) problematisch sind die Allopatrien 4.) hier wird typologisch klassifiziert: bestimmte Merkmale der Morphologie, Ökologie und Verhalten werden ausgewählt und auf allopatrisch verbreitete Populationen angewendet, wenn sie bereits bei gut erforschten sympatrischen Artpaaren eine differenzierende Rolle bei der Artabgrenzung spielen 5.) Für das Ausmaß der Merkmalsunterschiede werden Punkte (Scores) vergeben Wenn zwei Individuen sich in ihren Merkmalsunterschieden um 7 Punkte oder mehr unterscheiden, dann ist der Schwellenwert der Artgrenze überschritten, und sie gehören dann verschiedenen Arten an

Auf molekulargenetische Daten (und damit auch auf den Barcode) wird nur begrenzt zurückgegriffen, weil der Großteil des Genoms nichts mit der Speziation zu tun hat. Divergenzen in der DNA sind (nach Auffassung der Checklist-Autoren) kein verlässlicher Maßstab für die reproduktive Isolation. Was der DNA-Taxonom wirklich brauchte, wären die Gene für Paarungssignale und Hybrid-Inkompatibiltät.

Die Kriterien der Checklist haben zu einer Erhöhung der Artenzahl der Vögel der Welt von bisher ca. 10.000 um 10% auf ca. 11.000 geführt:

Zusammenfassung: Die vielen Änderungen in der Abgrenzung der Arten, die die „Checklist“ vorgenommen hat, sind eine Revolution. Es bleibt abzuwarten, ob sich das durchsetzen wird. Das Artkonzept der Checklist überzeugt durch seine nachvollziehbare Pragmatik. Das Konzept erhebt keinen Anspruch, so etwas wie die „universelle Einheit ART in der Natur“ erkannt zu haben und zu definieren. Das Artkonzept der Checklist steht in deutlichem Gegensatz zur Barcode-Taxonomie, die die Arten nach Unterschieden zwischen bestimmten Mitochondrien-DNA-Sequenzen einteilt. Wegen der zeitsparenden maschinelle Massenerfassung von Arten sieht sich die Barcode-Taxonomie als die moderne Taxonomie der Zukunft. Eine Fehlerquelle der Barcode-Technik liegt jedoch in der paraphyletischen Aufteilung vieler Mitochondrien-Linien, die den Verwandtschaftsgrad der Arten nicht widerspiegeln. Daher kann die Barcode-Taxonomie keine unangefochtene Allgemeingültigkeit haben, um zu entscheiden, ob zwei Individuen derselben Art angehören oder nicht. Dagegen ist die Barcode-Technik eine zukunftsweisende Methode zur Identifikation (Bestimmung) bereits bekannter Arten.