Grenzüberschreitende Regionalentwicklung Teil 5

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Grenzüberschreitende Regionalentwicklung Teil 5 Grenzüberschreitende Regionalisierung

Teil 5: Grenzüberschreitende Regionalsierung: theoretische Überlegungen Voraussetzungen für die Entstehung regionaler Ordnungen Typen regionaler Ordnung Gründe für grenzüberschreitende Kooperation Integrationstheoretische Ansätze Anhang: Grenzräume - Grenzregionen Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5 2

1 Voraussetzungen für die Entstehung regionaler Ordnungen Die Entstehung von Regionen ist selbstverständlich ein zu komplexer Prozess, als dass er mithilfe eines einfachen Modells abgebildet und in wenigen Worten dargestellt werden könnte. Es mag jedoch für die Zwecke einer explorativen Diskussion akzeptabel erscheinen, zunächst von folgender einfachen Hypothese1)2) auszugehen: 1) Heidenreich, Martin (2000), Regionale Netzwerke. In: Johannes Weyer (Hrsg.), Soziale Netzwerke. Konzepte und Methoden der sozialwissenschaftlichen Netzwerkforschung. München/Wien, Oldenbourg-Verlag 2) Blaas, W., Kooperation und Grenzüberschreitende Regionalisierung. In: A. Biesecker et al. (Hrsg.), Kooperation und interaktives Lernen in der Ökonomie. Peter Lang, 2002 Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5 3

Regionale Netzwerke oder „regionale Ordnungen“ (als Vorformen von Regionen) entstehen dann, wenn das Klima der Interaktionen durch Verständnis, Vertrauen und Reziprozität geprägt ist. Gemäß der Unterscheidung in drei Vertrauensvarianten 1. characteristic-based trust 2. institutionally-based trust 3. process-based trust kann die Entstehung und Stabilisierung regionaler Ordnungen zurückgeführt werden auf: Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

1. eine gemeinsame Basis soziokultureller Werte und Traditionen; diese Basis kann gegeben sein, wenn die beteiligten Personen oder Institutionen eingebettet sind in eine ethnische, religiöse oder politische Gemeinschaft (in grenzüberschreitenden Gebieten ist gerade das meist nicht der Fall) 2. eine/mehrere auf die Stabilisierung gerichtete (meist von der öffentlichen Hand eingerichtete) Institution(en) 3. positive Kooperationserfahrungen; weil diese Erfahrungen meist individueller Natur sind, bleiben sie notwendigerweise singulär und partikularistisch; weil damit keine überindividuellen Ordnungen etablierbar sind, bedarf es einer Ergänzung durch andere Ordnungselemente. Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

2 Typen regionaler Ordnung Dementsprechend können drei Typen regionaler Ordnungen unterschieden werden: 1. Ordnungen, die auf traditionellen Vergemeinschaftungsformen beruhen; 2. Ordnungen, die sich auf durchsetzungsstarke, im allgemeinen staatliche Institutionen stützen und 3. Ordnungen, die auf dezentral-individuellen Koordinierungsprozessen beruhen. Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

Probleme bei grenzüberschreitenden Räumen Bei geografischen Räumen, die sich über Staatsgrenzen hinaus erstrecken, sind zunächst einmal keine dieser Vertrauensgrundlagen gegeben, zumindest solange, als es sich bei der Staatsgrenze um eine wesentliche Barriere für wirtschaftliche und kulturelle Interaktionen handelt. Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

Eine Regionenbildung ist daher extrem unwahrscheinlich. Beispiel: Als eine solche Barriere kann man den ehemaligen „Eisernen Vorhang“ betrachten. Angenommen, es handelt sich um eine Grenze dieser Tragweite, so können weder positive Kooperationserfahrungen gemacht werden, noch existiert ein politischer Wille, eine Institution zur Unterstützung der regionalen Kooperation zu entwickeln. Und die Unterschiede im politischen und gesellschaftlichen System erschweren es, eine gemeinsame Basis soziokultureller Werte aufzubauen. Eine Regionenbildung ist daher extrem unwahrscheinlich. Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

3 Gründe für grenzüberschreitende Kooperation Fallen jedoch die Grenzen oder werden die Interaktionsbarrieren wesentlich reduziert, so begründen eine Reihe wirtschaftlicher Vorteile die Entstehung und Weiterentwicklung (grenzüberschreitender) regionaler Kooperation und Konzentration: Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

Räumliche Nähe zu Faktor- und Absatzmärkten erlaubt es, an Transport- und Kommunikationskosten zu sparen (Transaktionskosten-Vorteil). Die räumliche Konzentration erlaubt es weiters, zugleich die Vorteile wachsender Losgrößen (Skalenvorteil) sowie der damit einhergenden Möglichkeiten der Arbeitsteilung (Spezialisierungsvorteil) zu lukrieren. Dies gilt zunächst für die Sachgüterproduktion. Andererseits können im Dienstleistungsbereich, insbesondere im Tourismus, Größen- und Spezialisierungsvorteile u.U. erst die Entwicklung eines neuen Produktes ermöglichen (Vielfalt differenzierter Angebote auf kleinem Raum). In der neueren Literatur wird darüberhinaus betont, daß die räumliche Nähe den entscheidenden Vorteil birgt, daß informelle Kommunikation stattfinden kann, daß nicht explizites Wissen und kontextgebundenes Know-how ausgetauscht werden kann, daß durch zufällige und nicht gezielte Interaktion ein breiterer Informationsfluß möglich ist mit potentiell fruchtbaren Effekten auf die Ideenvielfalt und Kreativität wirtschaftlicher Entwicklung (Vorteil von technologischen spillover oder knowledge spillover). Die durch die Region führende(n) Staatsgrenze(n) können aufgrund von Faktorpreisdifferentialen und komparative Kostenvorteilen für eine Ansiedlung zu beiden Seiten der Grenze sprechen und damit zu einer Intensivierung der grenzüberschreitenden Verflechtung führen Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

Diese auf individueller mikroökonomischer Ebene lukrierbaren Vorteile erklären den innerregionalen, grenzübersschreitenden Handel mit Waren und Dienstleistungen, die Faktorwanderungen und Investitionen, aber auch weitergehende Unternehmenskooperationen bis hin zu Beteiligung, Fusion, gemeinsamen Angeboten und Produkten. Andererseits bleiben gerade in Grenzräumen, deren Teilgebiete aus ehemals unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Systemen bestehen, neben den „normalen“ Hindernissen wie z.B. den sprachlichen auch noch weitere z.T. gravierende Barrieren (Rechtsunsicherheit etc.) für längere Zeit erhalten. Positive Kooperationserfahrungen können unter diesen Umständen singulär bleiben und/oder durch negative Kooperationserfahrungen dominiert werden. Es stellt sich dann die Frage, ob eine Weiterentwicklung regionaler Kooperation durch z.B. eine dafür geschaffene (staatliche) Institution unterstützt werden kann oder welche andere Ressourcen dafür in Anspruch genommen werden können. Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

Die Beantwortung dieser Frage ist auf theoretischer Ebene alleine nicht möglich. Regionalisierungsprozesse haben immer auch historische Komponenten, sind also pfadabhängig. Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

4 Integrationstheoretische Ansätze1) In der Politikwissenschaft werden eine Reihe von Theorien zur internationalen Kooperation unter dem Titel der „Integration“ diskutiert. Im Folgenden sind fünf wesentliche Ansätze der Integrationstheorie zusammengefasst, und zwar: Neofunktionalismus Neorealismus Interdependenztheorie Netzwerktheorie Neo-Institutionalismus 1) Die Ausführungen in diesem Abschnitt folgen der Arbeit von Andrea Witt, Die deutsch-polnische und die US-mexikanische Grenze – Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen regionaler Identität, nationaler Priorität und transkontinentaler Integration. Dissertation, Humboldt-Universität Berlin, 2003 Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

4.1 Neofunktionalismus Im Zentrum des neofunktionalistischen Ansatzes stehen die politisch-administrativen Akteure Diese unterstützen nur dann Maßnahmen zur Integration und Kooperation, wenn dadurch eine Wohlfahrtssteigerung erreicht wird. Integration findet zunächst im wirtschaftlichen Bereich statt, da hier Wohlfahrtssteigerungen konkret und früher messbar sind Kooperationsbereitschaft wird hier nicht durch eine allgemeine Anerkennung getragen, es ist das Kosten-Nutzen-Kalkül der relevanten Akteure . Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

4.2 Neorealismus Der Neorealismus geht davon aus, dass die Hauptmotivation zur Bejahung oder Verneinung von Integrationsanstrengungen von den Sicherheitsinteressen des Staates (der Staaten) abhängig ist. Die Staaten und ihre Vertreter sind primär an der Machterweiterung oder zumindest –erhaltung interessiert. Die Bereitschaft zur stärkeren Kooperation wird daher in diesem Ansatz aus dem (drohenden) Verlust staatlicher Souveränität (Sicherheit, Unverletzlichkeit der Grenzen) erklärt. Die internationale Kooperation sei die einzige Möglichkeit, das langfristige Überleben des Staates zu garantieren. Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

4.3 Interdependenztheorie Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass die internationale Gemeinschaft durch zunehmend komplexe Interdependenzen geprägt ist, wodurch verstärkte Formen der Kooperation, Abstimmung und Koordination notwendig geworden sind. Durch intensive Kooperation kann es zur Konvergenz nationaler Interessen kommen, jedoch gibt es keine Garantie dafür und Interessenkonflikte können bestehen bleiben oder sich sogar noch verschärfen. Die komplexen Interdependenzen setzen sich aus multiplen Kontakten und Austauschmöglichkeiten zwischen den Gesellschaften und Staaten zusammen, wodurch sich hier im Gegensatz zu den bisherigen Ansätzen eine wesentliche Bedeutung (auch) für die nicht-staatlichen Akteure ergibt. Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

4.4 Netzwerktheorie Der Ansatz der Netzwerkanalyse stellt Strukturen der Kooperation in den Mittelpunkt. Koalitionsbildung wird als Ausweg aus der Ineffizienz politisch-administrativer Hierarchien und der daraus resultierenden Reformunfähigkeit betrachtet: Verhandlungen und Vereinbarungen treten an die Stelle von Mehrheitsbeschlüssen und hierarchischen Entscheidungen. Netzwerke können Akteure dabei unterstützen, Zugang zu neuen Politikarenen zu erhalten, Informationen zu sammeln, Einfluss zu nehmen, politische Entscheidungen abzustimmen, durchzusetzen und zu legitimieren. Es geht dabei auch um die Etablierung von neuen Informations- und Austauschforen, um die Problemperzeption übergeordneter Ebenen zu beeinflussen. Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5

4.5 Neo-Institutionalismus Der institutionelle Ansatz geht davon aus, dass nicht nur rationales (Wahl-) Verhalten (homo oeconomicus), sondern auch Vertrauen und gesellschaftlich-kulturelle Werte eine entscheidende Rolle spielen. Im Prozess der (grenzüberschreitenden) Regionalisierung können dabei tradierte Werte (nicht wie beim Neofunktionalismus: „erlernte“ Werte im Prozess der Integration) durchaus auch ein Hindernis darstellen: Etablierte Netzwerke und regionale Identitäten können sich neuen Räumen nur dann öffnen, wenn alte Wertesysteme durch neue ersetzt werden, die z.B. bessere Interaktionsmöglichkeiten aufweisen. Dieser Ansatz verweist auch auf die Probleme bei der unreflektierten Übertragung sozialer u.a. Strukturen ohne Berücksichtigung des sozio-kulturellen Umfeldes. Grenzüberschreitende Regionalentwicklung: Teil 5