Kapitel Bevölkerungsentwicklung und –politik; Humankapital

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 Präsentation transkript:

Kapitel 2.4 + 2.5 Bevölkerungsentwicklung und –politik; Humankapital Prof. Dr. R. Schubert/ IED schubert@wif.gess.ethz.ch

Lernziele Abrundung der Diskussion zu Kapitel 2 und 3 Differenzierte Sicht des Bevölkerungsproblems Determinanten von Humankapital sicher kennen

Worum geht es? Grösse, Struktur und Bildung bzw. Ausbildung der Bevölkerung sind wichtig für Wachstum (vgl. letzte Stunde) Allerdings: Es wird immer wieder vor zu hohem Bevölkerungswachstum vor allem in Ent- wicklungsländern gewarnt Fragen daher: Wie hoch ist das Bevölkerungs- wachstum? Welche Folgen hat es? Wie kann man es erklären? Was ist zu tun?

Bevölkerungsentwicklung Gegenwärtig ca. 6,2 Mrd. Menschen Vergangenheit: hohe Zuwachsraten in EL 1975-2001: jährliches Wachstum ca. 2,5%; Verdopplung der Bevölkerung in EL 2002-2015: Für DC + 1,4%, für LDC + 2,3% erwartet Feststellung: mit steigendem BIP/Kopf bzw. HDI gehen die Zuwachsraten der Bevölkerung zurück

Bevölkerungsentwicklung Aktuelle Prognosen der Weltbevölkerung:

Bevölkerungsentwicklung Aktuelle Prognosen der Weltbevölkerung:

Bevölkerungsentwicklung

Probleme einer hohen Bevölkerungs-entwicklung Gefahr, dass Infrastruktur nicht mitwächst, so dass Versorgung pro Kopf schlechter wird (Beispiele: sanitäre Einrichtungen, medizinische Leistungen, Verkehrsinfrastruktur) Pro-Kopf-SP kann sinken (wenn Output weniger stark wächst, z.B. wegen fehlender anderer Produktionsfaktoren oder schlechten Absatzchancen)

Probleme einer hohen Bevölkerungs-entwicklung Gefahr der Übernutzung natürlicher Ressourcen Gefahr steigender Umweltbelastungen Gefahr von Ernährungsproblemen: Agrarische Tragfähigkeit der Erde, zwischen 6 und 15 Mrd. Menschen

Exkurs: Weltbevölkerung und Hunger Agrarische Tragfähigkeit zur Zeit sicher nicht erreicht Aber: Ungleiche Verteilung der Nahrungsmittel- produktion Und: Abhängigkeiten induziert durch Nahrungsmittelhilfen der IL (keine Produktions- anreize, zu tiefe Preise) Ausserdem: ungeeignete Produktionstechniken in EL (fehlendes Kapital, fehlende Technologien) Neuer Hungerindex von IFPRI (www.ifpri.org)

Ursachen für hohes Bevölkerungs-wachstum Kinder als „Instrument“ der Versicherung und des Einkommenserwerb Höhere Geburtenrate „als notwendig“ wegen hoher Sterblichkeit von Kindern Wenig Familienplanung und Verhütung (wegen fehlender Information und nicht verfügbarer Hilfsmittel) „Wert“ von Kindern an sich (etwa religiös bedingt)

Massnahmen der Bevölkerungspolitik Aufbau von Sozialversicherungssystemen (wie organisieren? Wie finanzieren?) Schaffung von Möglichkeiten zum Einkommens- erwerb (s. Armutsbekämpfung) Verbesserungen im Gesundheitssystem Erhöhung bzw. Verbesserung der Bildung, speziell bei Mädchen und Frauen Erhöhung der Verfügbarkeit von Verhütungs- mitteln

Fazit zur Bevölkerungspolitik Bevölkerungspolitik ist eine Querschnittsaufgabe Zusätzliche Finanzmittel und institutionelle Veränderungen sind notwendig Besonders effizientes Instrument ist bessere Bildung für Frauen. Besser gebildete Frauen bringen ihr 1. Kind später zur Welt und haben höhere Opportunitätskosten der Kinderbetreu- ung (bei funktionierendem Arbeitsmarkt)

Bedeutung von Humankapital Humankapital meint: Fähigkeiten und Fertigkeiten in einer Gesellschaft Qualitativer und quantitativer Aspekt Qualitative Verbesserungen beim Humankapital: Ermöglichen eine direkte Armutsreduktion (bei funktionierendem Arbeitsmarkt) Führen zu Verbesserungen in den Bereichen Gesundheit und Ernährung

Ansatzpunkt 1 zur Verbesserung von Humankapital Qualitativ besseres Humankapital durch: Höhere Einschulungsquoten und kontinuier- lichen Schulbesuch Erreichbar durch: Schulpflicht (Nachfrageseite) Senken der Kosten für Schulbesuch (Nachfrage) Grösseres und besseres Schulangebot

Exkurs: Kinderarbeit und Schulbildung Schulbildung hat häufig hohe Opportunitäts- kosten in Entwicklungsländern, weil Kinder für den Lebensunterhalt der Familie arbeiten Verbot von Kinderarbeit senkt diese Kosten nicht und führt häufig dazu, dass Kinder illegale Arbeiten machen Bereitschaft von Konsumentinnen und Kon- sumenten in IL, mehr für Produkte aus EL zu zahlen, ermöglicht bessere Sozialstandards und höhere Einkommen (-> weniger Kinderarbeit) Kombination von Kinderarbeit + Schulbildung möglich

Ansatzpunkt 2 zur Verbesserung von Humankapital Qualitativ besseres Humankapital durch: Vorhandensein und Inanspruchnahme beruflicher Ausbildungssysteme Erreichbar durch: Ausbildungspflicht (Nachfrageseite) Senken der Kosten für Ausbildung (höhere Löhne bei Ausbildungsabschluss; erfordert höhere Produktpreise auch für IL) Grösseres und besseres Ausbildungsangebot

Ansatzpunkt 3 zur Verbesserung von Humankapital Qualitativ besseres Humankapital durch: Bessere Forschungskapazitäten in EL Erreichbar durch: Forschungskooperationen IL-EL Finanzmittel für Infrastruktur-Ausbau Anreize zur Rückkehr für im Ausland ausgebildete Wissenschaftler

Verbesserung von Humankapital und Gesundheit Qualitativ besseres Humankapital durch: Besseren Gesundheitszustand der Bevölkerung Und: Besserer Gesundheitszustand der Bevölkerung durch besseres Humankapital Kernprobleme: Aids, Malaria, Mütter- und Säuglingssterblichkeit

Verbesserung von Humankapital und Gesundheit

Verbesserung von Humankapital und Ernährung Qualitativ besseres Humankapital durch: Besseren Ernährungszustand der Bevölkerung Und: Besserer Ernährungszustand der Bevölkerung durch besseres Humankapital Kernprobleme: fehlende Nahrung (dauerhaft, vorübergehend), schlechte Nahrung, einseitige Nahrung

Verbesserung von Humankapital und Ernährung

Fazit zu Humankapital Humankapital, Gesundheit und Ernährung hängen gegenseitig voneinander ab Interdependenz zwischen diesen drei Bereichen und Möglichkeiten der Einkommenserzielung Investitionen in Landwirtschaft und ländliche Räume sind wichtig (Stichwort Land-Stadt- Migration) Sozialpolitik ist wichtig Offenheit von Märkten für EL-Produkte ist wichtig