„Krise und Routine“ als analytisches Paradigma in den Sozialwissenschaften Ulrich Oevermann Abschiedsvorlesung 29.04.08.

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 Präsentation transkript:

„Krise und Routine“ als analytisches Paradigma in den Sozialwissenschaften Ulrich Oevermann Abschiedsvorlesung 29.04.08

Warum der Typenbegriff von „Risikogesellschaft“ unangemessen ist Abschiedsvorlesung 29.04.08

Methodologisches Grundproblem der Erfahrungswissenschaften: Konfrontation von Propositionen mit Erfahrungsgegenständen Abschiedsvorlesung 29.04.08

Logik der Falsifikation am Beispiel „Alle Schwäne sind weiß“ → Λx { [X = P1] → [ X = P2]} Falsifikation durch Negation führt zu → ¬ Λx { [X = P1] → [ X = P2]} → Εx { [X = P1] → [ X = ¬ P2]} D.h. es gibt mindestens ein X für das gilt, wenn X = Schwan, dann ist X = nicht weiß Hypothesenüberprüfung vs. „logic of discovery“ Abschiedsvorlesung 29.04.08

Elementare Propositon der Prädikation: X ist ein P „X“ → grammatisches Subjekt der Proposition → Referenz der Proposition „ist“ → finite Form von „Sein“ = Kopula → Vollzug einer Verknüpfung von X und P zu einer Proposition „P“ → Prädikat → Prädikation der Proposition + Subjekt im Sinne von Erfahrungsgegenstand (Thema) Abschiedsvorlesung 29.04.08

„Gegenstand“ ≠ Prädikat = Abstraktor „Gegenstand“ → nicht negierbar Deiktische Ausdrücke wie „es, dies, etwas, das“, etc. sind logisch äquivalent mit „Gegenstand“ Entsprechend sind Propositionen wie „dies ist kein Gegenstand“ logische Kontradiktionen bzw. aporetisch Das Argument gegen Heideggers Ontologie als Beispiel Abschiedsvorlesung 29.04.08

Peirce’s transzendentalsemiotisches Grundmodell der Universalität von Kategorien möglicher Erkenntnis Substanz = X Sein = Kopula Erstheit = Qualität Zweitheit = Relation = Prädikate Drittheit = Repräsention (Interpretant) Abschiedsvorlesung 29.04.08

X ist ein P X → indeterminiert P → infinit Nicht aufeinander rückführbare Realitäten repräsentiert durch X und P Das Argument gegen den Konstruktivismus Abschiedsvorlesung 29.04.08

Man kann auf X nicht nicht reagieren X entspricht als „hier und jetzt“ Gegebenes der Sphäre der Krise P entspricht als hypothetische, konstruierte Möglichkeit, als Begriffs-Allgemeines der Sphäre der Routine Man kann auf X nicht nicht reagieren Abschiedsvorlesung 29.04.08

Problem → Wie kann man über X Problem → Wie kann man über X.e reden, ohne daß sie dabei ihre Unbestimmtheit und Unmittelbarkeit einbüßen Adornos Grundproblem in seiner Ästhetiktheorie und Negativen Dialektik Nicht-Identisches und begriffliche Identität ↓ ↓ Sinnliche E. Begriffliche Erkenntnis ↓ ↓ Kunst Wissenschaft Abschiedsvorlesung 29.04.08

X → Sphäre der Krise P → Sphäre der Routine X ist ║ ein P Prädikation als Krisenlösung → (X ist ein P) als Synthesis Sprache (Logos) als Logik (Darstellung) Dynamik (Erzeugung, Vollzug) Abschiedsvorlesung 29.04.08

in the long run → bewährte Routine „X ist ein P“ als erste Ausdrucksgetalt (= Protokoll) unserer unmittelbaren Reaktion auf X damit als Gegenstand (= Text) für eine erste Rekonstruktion → Weg zur Bewährung der Krisenlösung in the long run → bewährte Routine Abschiedsvorlesung 29.04.08

Krise als Eigenschaft der Relation zwischen einem sprachfähigen Erfahrungssubjekt S und einem X: (S ↔ X) Abschiedsvorlesung 29.04.08

Exkurs: Das Kind im vorsprachlichen Entwicklungsalter Exkurs: Die historische Transformation des Subjektbegriffs Das Problematische an der Subjekt-Objektrelation der Bewusstseinsphilosophie Statt S → O : {↨} → O S Abschiedsvorlesung 29.04.08

Die sprechakttheoretische Einbettung von “X ist ein P” S behauptet [X ist ein P] (L(ebensform) ↔ X) ↓ (S(ubjekt) ↔ X) •( S ↔ [ X ) ist ein P], wenn: S sagt [X ist ein P] •[S<ag> (ill<aff> [X ist ein P]) → S <pa>] •[S(i) (ill<aff> [[S<ag> (ill<aff> [X ist ein P(p)]) → S <pa> ] ist ein P(s)]) → S(i)]; aus der Positionalität von S (Σi) Abschiedsvorlesung 29.04.08

Exkurs: Kritik am psychoanalytischen Objektbegriff Exkurs: Kritik am psychoanalytischen Objektbegriff. Die damit gemeinten Gegenstände sind tatsächlich Dialogpartner und nicht Sachen in der 3.Person. Folgefehler der These vom primären Narzißmus. Abschiedsvorlesung 29.04.08

2 Modi der Unmittelbarkeit: S erfährt sich als Subjekt nur in der Aktualität der Krise, sonst verdampft im Allgemeinen 2 Modi der Unmittelbarkeit: - die der subhumanen Gattungen (ohne Zeitbewusstsein) - die des sprachfähigen Subjekts. Kritik an phänomenologischer Religionssoziologie Analogien zu Mead’s „I-me-relationship“ Das infantile Selbst Abschiedsvorlesung 29.04.08

Proposition als Pro-Position Abschiedsvorlesung 29.04.08

Eine sprechakttheoretische Ableitung des Begriffs von Lebenspraxis Über die Differenz von Wohlgeformtheit und Akzeptabilität, von Regel und Intention. Folie 19 Abschiedsvorlesung 29.04.08

authentisches Versprechen strategisch täuschendes Versprechen Das Beispiel des Versprechens, die konstitutive Regel der Ernsthaftigkeit „sincerity“ authentisches Versprechen strategisch täuschendes Versprechen Versprechen als Selbsttäuschung Folie 19 Abschiedsvorlesung 29.04.08

Wohlgeformtheit gemäß der „sincerity rule“ ist eine notwendige Bedingung für alle 3 Typen des Versprechens „Ich verspreche Dir, die 1000 €, die Du mir bitte leihen möchtest, zum nächsten Ersten zurückzugeben“ als wohlgeformte Äußerungsform für alle drei Typen des Versprechens. Abschiedsvorlesung 29.04.08

Verletzung der Wohlgeformtheit gemäß der „sincerity rule“: „Ich verspreche Dir, ......, aber ich meine es nicht ernst“ pragmatisch extrem pathologisch, obwohl phonologisch, syntaktisch und semantisch vollkommen korrekt. Abschiedsvorlesung 29.04.08

3 gleichzeitig zu erfüllende Bedingungen für diese Pathologie. 1 3 gleichzeitig zu erfüllende Bedingungen für diese Pathologie 1. Äußerung in der ersten Person (Singular oder Plural) 2. im Präsens 3. im Indikativ Abschiedsvorlesung 29.04.08

Die 3 entsprechenden Gegentests: 1. „Du (oder er) versprich(s)t, .... aber Du (oder er) mein(s)t es nicht ernst“ 2. „Ich versprach, ...., aber ich meinte es nicht ernst“ 3. „Ich möge versprechen, ....., aber ich möge es nicht ernst meinen“ Alle drei Äußerungen sind nicht nur phonologisch, syntaktisch und semantisch, sondern auch pragmatisch völlig korrekt. Abschiedsvorlesung 29.04.08

Das Gemeinsame der Bedingungen für die Pathologie besteht im unmittelbaren Vollzug, wodurch die Lebenspraxis als solche zerstört wird. Komplementär dazu wäre unter der Bedingung der pragmatischen Wohlgeformtheit der Vollzug des Versprechens zugleich eine gelungene Erzeugung von Lebenspraxis. In den 3 Fällen, in denen die Pathologiebedingungen nicht erfüllt sind, liegt kein Vollzug vor, sondern nur eine wahrheitsfähige Darstellung eines Sachverhalts. Folie 19 Abschiedsvorlesung 29.04.08

Die Differenz von Meinen und Sagen Objektive Hermeneutik von Ausdrucksgestalten: Differenz von objektivem Sinn und subjektiv gemeintem Sinn. Die Differenz von Meinen und Sagen Latente Sinnstruktur bzw. objektive Bedeutungsstruktur ist nicht wahrnehmbar, sondern nur lesbar Folie 20 Abschiedsvorlesung 29.04.08

2. Zugriff auf „Krise und Routine“ 3. Krisentypen vorweg: traumatische Krise → Leib- und Naturerfahrung Krise durch Muße → ästhetische Erfahrung Entscheidungskrise → religiöse Erfahrung Abschiedsvorlesung 29.04.08

Charisma als Quelle von Entscheidungsautonomie und –souveränität Krisentypen 1 und 2 im ersten Zugriff schon behandelt; In Entscheidungskrise („Man kann sich nicht nicht entscheiden“) konstituiert sich Lebenspraxis als widersprüchliche Einheit von Entscheidungszwang und Begründungsverpflichtung Charisma als Quelle von Entscheidungsautonomie und –souveränität Abschiedsvorlesung 29.04.08

Sequenzialität als objektive Struktureigenschaft von Sozialität 3. Zugriff auf „Krise und Routine“ in der Methode der Sequenzanalyse. Dort das Verhältnis von Krise und Routine nicht aus der Perspektive der Praxis selbst, sondern aus der Perspektive des analysierenden Dritten. Sequenzialität als objektive Struktureigenschaft von Sozialität Beispiel der Begrüßung Primat des Regelbegriffs vor dem Normenbegriff Abschiedsvorlesung 29.04.08

2 Parameter für die Erklärung von sequentiellen Abläufen bedeutungserzeugende Regeln → eröffnen mögliche Anschlüsse Fallstrukturen als dispositive Totalität von Faktoren der Auswahl einer dieser Möglichkeiten → Vollzug von Wirklichkeit Abschiedsvorlesung 29.04.08

Das einfache Modell der Sequenzanalyse Seq (-1) Seq (0) Seq (+1) Vollzug von → eröffnete Mög- -Wirklichkeit lichkeiten - ↓ - Vollzug von → eröffnete Wirklichkeit Möglichkeiten Abschiedsvorlesung 29.04.08

Potentielle und manifeste Krise Aus Perspektive Praxis: Krise = Grenzfall, Routine = Normalfall Aus Perspektive Sequenzanalyse: Krise = Normalfall, Routine = Grenzfall Abschiedsvorlesung 29.04.08

Routine = aus Krisenkonstellationen material abgeleitet Die Differenz von Beschreiben und Erschließen; von Paraphrase der Selbstbeschreibung und Erschließen auf der Folie der Krisenpotentialität Exkurs: Organisation als Routine Exkurs : Kritik an Theorie von « rational choice » Kritik am Rationalitätsbegriff. Dagegen der Begriff von Bewährung Warum in der Auswertung von Sequenzen Vorgriff auf spätere Sequenzstellen nicht vorgenommen werden dürfen. Abschiedsvorlesung 29.04.08

Das Gemeinsame von Krise, bzw. Routine in allen 3 Zugriffen Krise = Sphäre der Gegenwärtigkeit Routine = Sphäre der Nicht-Gegenwärtigkeit Abschiedsvorlesung 29.04.08

Im „Hier und Jetzt der Gegenwärtigkeit fallen Raum und Zeit zusammen X (ist ein) P Hier und Jetzt Hypothetisch konstruierte Welt Wirklichkeit/Vollzug Möglichkeit/Eröffnung Vergangenheit Gegenwärtigkeit Zukunft Abschiedsvorlesung 29.04.08

Hier und Jetzt Dort und Einst X P ↓ ↓ Hier und Jetzt Dort und Einst (einheitliche Positionalität) (Differenz von Raum und Zeit) ↓ ↓ unmittelbare hypothetische Wirklichkeit Welt ↓ ↓ krisenhaft routinehaft Exkurs zum Pragmatismus und zu dessen deutscher Rezeption Trennung von Raum und Zeit erst in der Nicht-Gegenwärtigkeit Die kategoriale Differenz von „Hier und Jetzt“ einerseits und ihrer singulären Raum-Zeit-Stelle im messbaren physikalischen Kontinuum von Raum und Zeit andererseits Abschiedsvorlesung 29.04.08

Das Modell der Struktur sozialer Zeit Zukunft ↑ Gegenwärtigkeit ↔ Nicht-Gegenwärtigkeit (Einst) (Jetzt) ↓ Vergangenheit Gegenwärtigkeit als scharfe Trennlinie des Vollzugs zwischen Vergangenheit und Zukunft Emergenz und Determination in der Zeitachse Die scharfe Trennlinie der Gegenwärtigkeit separiert unstrittig Vergangenheit (=das Vollzogene) und Zukunft (= das Vollziehbare) und deshalb trennt sie, rückwirkend, auch scharf zwischen Gegenwärtigkeit und Nicht-Gegenwärtigkeit Abschiedsvorlesung 29.04.08

Das Modell der Struktur sozialen Raumes bzw. von Praxisräumlichkeit Dort ↑ Dort ← Gegenwärtigkeit → Dort (Hier) ↓ keine Differenzierung im „Dort“ vergleichbar der Spaltung des „Einst“ deshalb Notwendigkeit, Grenze zu ziehen, die zugleich zwischen „Innen“ und „Außen“ abgrenzt Gliederung des Innenraums (unter Bedingung des aufrechten Ganges) 1. Vorne – Hinten (durch Parallelstellung der Augen) 2. Seitlichkeit dazu orthogonal (rechts vs. links) dies sind die beiden Achsen des Profanen 3. Oben vs. Unten, zugleich die Achse der Sakralität Der Leib als erster Innenraum und weitere Innen-Außen-Abgrenzungen Warum die leibliche Positionalität des „Hier und Jetzt“ keine ontologische Entität ist Abschiedsvorlesung 29.04.08

Abschiedsvorlesung 29.04.08

Leibliche Positionalität und Humanität Zeit- und Raumbewusstsein und Unmittelbarkeit Verhältnis von physikalischem Raum und physikalischer Zeit zum sozialen Raum und zu sozialer Zeit 1. Subjektive Metrisierung reicht als Bestimmung sozialer Zeit und sozialen Raum nicht aus 2. Objektive Praxisräumlichkeit und –zeitlichkeit als konstitutive Bedingungen für begriffliche Erfassung von physikalischer Zeit und physikalischem Raum Warum Kants Auffassung von Zeit und Raum als transzendentalen Formen der reinen Anschauung im Verhältnis zur Newtonschen Physik zutreffen mochten, aber mit Bezug auf den Erfahrungsgegenstand Lebenspraxis nicht mehr Abschiedsvorlesung 29.04.08

Flüchtigkeit der Zeit (des Jetzt) und Permanenz des Raums (des Hier) Die Polarität von Flüchtigkeit der Zeit (des Jetzt) und Permanenz des Raums (des Hier) Kontinuität des Leibes im Verhältnis von Flüchtigkeit und Permanenz Abschiedsvorlesung 29.04.08

3 Bedingungen zur Beantwortung Die basale Frage nach der Herkunft (Woher) und der Zukunft (Wohin) und, daraus resultierend, nach der Identität im Hier und Jetzt 3 Bedingungen zur Beantwortung Klare Trennung von Gegenwärtigkeit und Nicht-Gegenwärtigkeit 2) Kohärenz des Erinnerns (bezüglich Zeit) 3) Seßhaftigkeit als Bedingung des Erinnerns Abschiedsvorlesung 29.04.08

Exkurs zu Mead’s Zeitphilosophie - Interaktion und Intersubjektivität - Notwendigkeit einer Zeittheorie Exkurs zur „Philosophy of the Present“ Present = Präsens; Präsenz und Präsent Abschiedsvorlesung 29.04.08

Wissenschaft als Simulation von Krisen Die Analogie von Praxis und Wissenschaft zu Krise und Routine sowie Gegenwärtigkeit und Nicht-Gegenwärtigkeit Wissenschaft als Simulation von Krisen Objektivität und Intersubjektivität Beobachtung und Protokoll Die zentrale Stellung des Protokolls in der objektiven Hermeneutik methodologische Unüberschreitbarkeit der Grenze des Protokolls die Flüchtigkeit der protokollierten Wirklichkeit Abschiedsvorlesung 29.04.08

Protokoll = Verräumlichung, Permanenz Diachronie und Synchronie Kennzeichen von Protokollen der Praxisräumlichkeit Aufzeichnung und Notation Notation als Verräumlichung zum Lesen und für das visuelle Sinnesorgan Abschiedsvorlesung 29.04.08

Schriftsprache als naturwüchsiges Notationssystem Die Praxiszeitlosigkeit von notierten Protokollen Warum sequentielle Notationen von Aufzeichnungen die besten Daten sind Abschiedsvorlesung 29.04.08

Stellvertretung durch Expertise Routinisierte Tätigkeiten; Organisation etc. Primäre Krisenbe-wältigung Krise bzw. Krisenbewältigung   Stellvertretung für eine Gemeinschaft Stellvertretung durch Expertise akut simuliert Wissenschaft Kunst akut simuliert akut simuliert Unternehmer Politiker Intellektueller Therapie Politik Rechts- pflege Forschung (wiss. Geltungs- Überprüfung) Architektur übrige (Vorformen: Priester, Magier, Schamanen, Propheten) Mit persönlichem oder amtsbe- zogenem Charisma Professionalität unter Vermeidung persönlichen Charismas Abschiedsvorlesung 29.04.08

Webers Charismabegriff Charisma als Pragma der Krisenbewältigung Abschiedsvorlesung 29.04.08

Die Erklärung der Entstehung des Neuen Transformation und Reproduktion von Strukturen Statik und Dynamik Kritik des statisch-komparativen Ansatzes Abschiedsvorlesung 29.04.08

Noch einmal Charisma: Die Verallgemeinerung des Charisma-Paradigmas Abschiedsvorlesung 29.04.08

Krisentheoretische Begründung einer Wissenstheorie Abschiedsvorlesung 29.04.08

Struktur von Religiosität Die Besonderheit der Krise des Sterbens Religiosität und Säkularisierung Abschiedsvorlesung 29.04.08

Leibliche Positionalität und das Unbewusste Das Bedingungsverhältnis von Bewusst und Unbewusst Das Bewusste und das Rationale als dünne Oberflächenhaut über der Struktur von Sozialität Exkurs zum Verhältnis von Neuro- und Sozialwissenschaften Das semantisierte und das neurophysiologische Unbewußte Abschiedsvorlesung 29.04.08

„Harte“ und „weiche“ Faktoren in der Sozialforschung Abschiedsvorlesung 29.04.08

Implikationen für die Sozialisationstheorie Sozialisation und die Erzeugung des Neuen: Ausgangsbedingungen Sozialisation als Prozeß der Krisenbewältigung Die Dyaden der ödipalen Triade als diffuse, nicht rollenförmige Sozialbeziehungen Diffus = Beweislast trägt derjenige, der thematisch aus der Totalität etwas ausschließen will Spezifisch = Beweislast trägt derjenige, der zu dem, was in den Rollendefinitionen spezifiziert ist, etwas hinzufügen will Rollen = Routinen Beziehungen zwischen ganzen Personen = offen, krisenhaft Abschiedsvorlesung 29.04.08

4 Dimensionen der Diffusität 1. Körperbasis 2. Unkündbarkeit 3. Bedingungslosigkeit der Vertrauensbildung 4. Generalisierte affektive Bindung Abschiedsvorlesung 29.04.08

Der Ausschließlichkeitsanspruch in den Dyaden Die Polarität von Gatten- und Eltern-Kind-Beziehungen; Nicht-Inzestuös vs. Inzestuös Der Ausschließlichkeitsanspruch in den Dyaden Die widersprüchliche Einheit der Triaden Abschiedsvorlesung 29.04.08

Schaubilder zur Explikation der Strukturgesetzlichkeit der ödipalen Triade Strukturkonstellation 1a Strukturkonstellation 1b M K V Abschiedsvorlesung 29.04.08

Schaubilder zur Explikation der Strukturgesetzlichkeit der ödipalen Triade Strukturkonstellation 2 Strukturkonstellation 3 M K V Abschiedsvorlesung 29.04.08

Dreigenerationenmodell der Heptade Mu Va Ego Abschiedsvorlesung 29.04.08

Die Strukturlogik und –dynamik der ödipalen Triade im Übergang von Natur zu Kultur in der Menscheitsgeschichte Abschiedsvorlesung 29.04.08

Differenz von Mutter-Kind und Vater-Kind-Beziehung Die Familialisierung des Vaters (und deren Verhältnis zur Entstehung der Sprache) Abschiedsvorlesung 29.04.08

Kritik am Globalisierungsbegriff Gemeinschaft und Gesellschaft in Analogie zu diffusen und spezifischen Sozialbeziehungen Kritik am Globalisierungsbegriff Hegel und Marx; Entzweiung und Entfremdung Abschiedsvorlesung 29.04.08

Schaubild zum Verhältnis von Gemeinschaft und Gesellschaft Abschiedsvorlesung 29.04.08

2 Vergemeinschaftungstypen analog zu a) Eltern-Kind-Beziehung und b) Gatten-Beziehung Abschiedsvorlesung 29.04.08

Professionalisierung als stellvertretende Krisenbewältigung Abschiedsvorlesung 29.04.08

Bildung vs. Lernen Universität vs. Schule Abschiedsvorlesung 29.04.08