GESCHICHTE UND THEORIEN DER LEGASTHENIEFORSCHUNG Teil 3

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 Präsentation transkript:

GESCHICHTE UND THEORIEN DER LEGASTHENIEFORSCHUNG Teil 3 Aktuelle Forschung

Aktuelle Forschung Valtin Grissemann Klicpera Naegele Scheerer-Neumann Klicpera Wenig Unterschiede in den Volksschulen zwischen Schülern mit diskrepanten und nicht diskrepanten Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten bei differenzierter Betrachtung der Lese- und Rechtschreibfertigkeiten. Interaktionelles Legastheniekonzept Landerl/Wimmer Legasthenie - ein phonologisches Defizit (stützt sich auf kognitions- und neuropsychologische Forschung) Valtin Ansetzen beim richtigen Lese- und Rechtschreibaufbau Scheerer-Neumann Dreiphasenmodell des Schriftspracherwerbs (logographisch/alphabetisch/orthographisch - für Lesen und Schreiben) Grissemann Dynamisch-systemisches Modell von Verhaltensstörungen (S22) Naegele Naegele Scheerer-Neumann Landerl/Wimmer

Aktuelle Forschung Breuer et al. (1986-1991) Brügelmann (1989) Klicpera und Gasteiger Klicpera 1993) Walter (1996) Grissemann (1996) Naegele, Valtin (1997) Landerl (1998) Klicpera und Gasteiger-Klicpera (1993): Längsschnittstudie: Wenig Unterschiede in den Volksschulen zwischen Schülern mit diskrepanten und nicht diskrepanten Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten bei differenzierter Betrachtung der Lese- und Rechtschreibfertigkeiten. Daher leistet eine Differenzierung der beiden Gruppen keinen besonderen Beitrag, wenn man LRS-Probleme analysiert. Walter (1996, S 17): Die nicht nur sachlogisch begründbare, sondern auch empirisch nachgewiesene Unbrauchbarkeit des Intelligenz-Diskrepanz-Kriteriums ist ein schwerwiegender Sachverhalt, der einen Paradigmenwechsel in der Legasthenieforschung dringend erforderlich macht. Die neue Legasthenieforschung stützt sich auf kognitions- und entwicklungspsychologische Ansätze. Im Mittelpunkt: Sprachlich-kognitive Informationsverarbeitung und ihre Entwicklung (phonologische Bewusstheit, Phonem-Graphem-Beziehung, Informationsverarbeitungsprozesse... - Scheerer-Neumann 1981)

Aktuelle Forschung Breuer et al. (Anwendung in Finnland) Ursachengeflecht für LRS Bedingungen für den Sprach- und Schriftspracherwerb Unausgebildete Basisfunktionen – Frühdiagnose (Differenzierungsprobe) und Frühförderung (optische, phonematische, kinästhetische, melodische und rhythmische Differenzierungsfähigkeit)

Aktuelle Forschung Heute: Lesen, Schreiben = kognitives Problem. Es geht um Einsichten in die alphabetische Struktur unserer Schrift und um das Begreifen des Zusammenhangs von gesprochener und geschriebener Sprache. Kinder lernen AKTIV.

Aktuelle Forschung Brügelmann (1989) – Prozessmodell (Bezug auf Luria): Lesen und Schreiben werden von Menschen auf unterschiedliche Art und Weise organisiert. Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Das Ergebnis bleibt im Wesentlichen vergleich- bar. Förderung in den unterschiedlichen Lern- feldern. KEIN EINHEITSUNTERRICHT!

Entwicklungspsychologisches Stufenmodell (Frith): Aktuelle Forschung Entwicklungspsychologisches Stufenmodell (Frith): Stufe des sinnentnehmenden Stufe der wortübergreifenden Lesens Strategie morphematische Stufe orthographische Stufe alphabetische Stufe logographische Stufe Logographische Stufe: Zeichen können für etwas stehen. Keine Phonem-Graphem-Zuordnung, auch wenn einzelne Grapheme und ihre Lautwerte benannt werden können. Visuelle Behaltensprozesse stehen im Vordergrund (COLA, VW) Alphabetische Stufe: Lauterkennung, Lautunterscheidung und Phonem-Graphem-Zuordnung stehen im Mittelpunkt (zuerst Decodierung von Einzelphonemen; dann Erfassen von Folgen wie Di-, Tri-,...) Wörter können lauttreu geschrieben werden (Foia) Orthographische Stufe: Grundlegende Regeln werden gespeichert (Dopplung, Groß-/Klein usw.). Übergeneralisierungen kommen vor. Nicht lauttreue Wörter merken (Regeln) Morphematische Stufe: Silben und Mopheme werden erfasst (kognitive Entlastung, Lesen und Schreiben geht schneller). Struktur- und Bedeutungswissen nötig. Morphosemantischer Zugriff: Wörter können abgeleitet werden. Wortübergreifende Strategie: Weniger Aufwand für Lesetechnik - Konzentration auf Sinn und Klang möglich. Schreiben: Wortarten, Satzgrammatik, Verwendungsart usw.

Aktuelle Forschung Lese-rechtschreibschwach sind (...) all diejenigen SchülerInnen, die einer Förderung jenseits des Standard-unterrichts bedürfen. Die Fördermaßnahmen können dabei sowohl im Regelunterricht als auch im Rahmen von zusätzlichen Förderstunden erfolgen. (Valtin 2000, S 15) Lesen und Rechtschreiben folgt einem entwicklungspsychologischen Stufenmodell, das auf dem Spracherfahrungsschatz basiert. (Frith, Günther, Scheerer-Neumann, Spitta, Valtin - Erklärungsmodelle noch nicht in jeder Hinsicht wissenschaftlich verifiziert - Valtin 2000, S 10). Entwicklungspsychologisches Stufenmodell: Stufe des sinnentnehmenden Stufe der wortübergreifenden Lesens Strategie morphematische Stufe orthographische Stufe alphabetische Stufe logographische Stufe früher: Buchstaben und Laute durch genaues Sehen und Hören lernen; Phonem-Graphem-Korrespondenten im Gedächtnis speichern. Probleme wurden auf visuelle und auditive Teilleistungsstörungen zurückgeführt. Heute: Lesen, Schreiben = kognitives Problem. Es geht um Einsichten in die alphabetische Struktur unserer Schrift und um das Begreifen des Zusammenhangs von gesprochener und geschriebener Sprache. Kinder lernen AKTIV.

Aktuelle Forschung Legasthenie - ein phonologisches Defizit Ein phonologisches Defizit beeinträchtigt beim LESEN SCHREIBEN - Strategie des lautieren- - lautorientiertes den, synthetischen Lesens Schreiben - Automatische, direkte - orthographisch Worterkennung korrektes Schrei- ben Z.B. Landerl 1998

Aktuelle Forschung Interaktionelles Legastheniekonzept (Marschik et al Aktuelle Forschung Interaktionelles Legastheniekonzept (Marschik et al. 1993; vgl. Klicpera et al. 1993) Individuelle Lernvoraussetzungen (kognitiv, emotional, Verhalten) Lese- und Schreibent- wicklung (Herausbildung von Lese- und Rechtschreib- schwierigkeiten) Familiäre Interaktion Unterricht Weiterer Verlauf

Aktuelle Forschung Interaktionelles Legastheniekonzept (Gräven& Gräven 1998) „In die Lehrerausbildung sollten aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse einfließen. Da dies noch immer nicht der Fall ist, wird die Förderung legasthenischer Kinder vielfach noch auf der Basis veralteter Theorien durchgeführt, die vermeintliche hirnorganische Beeinträchtigungen oder Schädigungen beeinflussen wollen.“ (Gräven & Gräven 1998)

EINFLUSSFAKTOREN LRS/“LEGASTHENIE“ DYSLEXIA Genetics Auditory processing Visual processing DYSLEXIA Language systems Personality Home support School policy and methods