Wettbewerb und internationale Wirtschaft (WTIW:VVW4) Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Schwerpunkt für Wirtschaftsentwicklung und Internationale Wirtschaftsbeziehungen Lehrstuhl für Wirtschaftliche Entwicklung und Integration Prof. Dr. Rainer Klump Wettbewerb und internationale Wirtschaft (WTIW:VVW4) Sommersemester 2004 © Prof. Dr. Rainer Klump
Zeit und Ort: Prüfungsleistung: Voraussetzungen: • Donnerstag 18-20 Uhr H VI Prüfungsleistung: • 90-minutige Klausur voraussichtlich am 26.07.2004 Voraussetzungen: • Abgeschlossenes Grundstudium • Mikroökonomie 2 erwünscht © Prof. Dr. Rainer Klump
Büro: Telefon: (069) 7 98 – 2 22 88 • Prof. Dr. Rainer Klump: Sprechstunde: • Prof. Dr. Rainer Klump: Dienstag 10-12 Uhr (nach Vereinbarung mit dem Sekretariat) • Dipl.-Vw. Florian A. Täube: nach Vereinbarung Büro: Schumannstraße 60 / 1. Stock 60325 Frankfurt Telefon: (069) 7 98 – 2 22 88 © Prof. Dr. Rainer Klump
E-Mail: Mailingliste: • Prof. Dr. Rainer Klump: sekretariat.klump@wiwi.uni-frankfurt.de • Dipl.-Vw. Florian Täube taeube@wiwi.uni-frankfurt.de Mailingliste: • E-Mail an: stijepic@stud.uni-frankfurt.de Betreff: WTIW2004 © Prof. Dr. Rainer Klump
Gliederung der Vorlesung Einführung und Überblick Handel und Märkte Industriestruktur und Wettbewerb Wettbewerbspolitik Ursachen und Wirkungen internationalen Handels Handelspolitik Ausblick © Prof. Dr. Rainer Klump
Literatur: Krugman, P. R., Obstfeld, M., International Economics. Theory and Policy, 6th ed. Amsterdam 2003 [Deutsche Übersetzung: Internationale Wirtschaft. Theorie und Politik der Außenwirtschaft, 6. Aufl., München at al. 2004] Martin, S., Advanced Industrial Economics, 2nd ed., Oxford 2001 Neumann, M., Wettbewerbspolitik. Geschichte, Theorie und Praxis, Wiesbaden 2000 Siebert, H., Aussenwirtschaft, 7. Aufl., Stuttgart 2000 Weitere Informationen: www.wiwi.uni-frankfurt.de/professoren/klump © Prof. Dr. Rainer Klump
ökonomischen Theorie 1. Einführung und Überblick 1.2 Handel und Wettbewerb als Gegenstand der ökonomischen Theorie Handel dient der Überwindung von Knappheit Wettbewerb verhindert Monopolrenten und fördert Innovationen Ökonomische Theorie liefert sowohl unternehmensstrategische als auch wirtschaftspolitisch verwertbare Erkenntnisse © Prof. Dr. Rainer Klump
1. 2 Handel und Wettbewerb als Gegenstand der 1.2 Handel und Wettbewerb als Gegenstand der Wirtschaftspolitik Handelspolitik steht in engstem Zusammenhang mit der Entwicklung der ökonomischen Theorie (Merkantilismus, Physiokratie, Klassik) Wettbewerbspolitik ist zentraler Bestandteil einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnungspolitik Auf einem globalen Markt verschmelzen Handels- und Wettbewerbspolitik © Prof. Dr. Rainer Klump
1.3 Beziehungen zu anderen Bereichen der ökonomischen Theorie Geld und Währung Wachstum und Entwicklung Transformation und Integration Institutionenökonomik • Internationales Management © Prof. Dr. Rainer Klump
Bundeskartellamt (http://www.bundeskartellamt.de) 1.4 Links Bundeskartellamt (http://www.bundeskartellamt.de) Monopolkommission (http://www.monopolkommission.de) EU-Wettbewerbsdirektion (http://europa.eu.int/comm/competition/index_de.htm) Federal Trade Commission (http://www.ftc.gov/) WTO (http://www.wto.org/) Weltbank (http://www.worldbank.org/) IMF (http://www.imf.org/) UNCTAD (http://www.unctad.org) Verzeichnisse aller ökonomischen Institutionen weltweit: http://ideas.uqam.ca/EDIRC/ © Prof. Dr. Rainer Klump
2.1 Bedingungen für Handel 2. Handel und Märkte 2.1 Bedingungen für Handel 2.1.1 Partialanalyse: Absolute Preisvorteile 2.1.2 Totalanalyse: Komparative Preisvorteile 2.2 Entstehung komparativer Preisvorteile 2.2.1 Produktion, Produktivität und Kosten 2.2.2 Komparative Kostenvorteile 2.2.3 Einfluss des Wechselkurses 2.2.4 Einfluss der Faktorpreise © Prof. Dr. Rainer Klump
2.3 Eigenschaften des Handelsgleichgewicht 2.3.1 Spezialisierungsmuster 2.3.2 Wohlfahrtseffekte des Handels 2.3.3 Protektionismus und Marktmacht 2.4 Anwendungen des Handelsmodells 2.5 Erweiterungen und Grenzen der traditionellen Handelstheorie © Prof. Dr. Rainer Klump
Handel und Märkte 2.1 Bedingungen für Handel 2.1.1 Partialanalyse: Absolute Preisvorteile • 2 Marktgebiete (Inland und Ausland), ein homogenes Gut, vollständige Konkurrenz, keine Handelshemmnisse, einheitliche Währung • Unterschiedliche Gleichgewichtspreise: • Nachfrager auf dem einen Markt werden Güter auf dem anderen Markt nachfragen, solange der Marktpreis niedriger ist • Anbieter des einen Marktes werden Güter auf dem anderen Markt anbieten, solange der Marktpreis dort höher ist © Prof. Dr. Rainer Klump
• Berücksichtigung des Wechselkurses p1 ≷ p1* * e e = Einheiten Inlandswährung (Bsp. ) 1 Einheit Auslandswährung • Dimension des Preisverhältnisses bzw. bzw. © Prof. Dr. Rainer Klump
• Handel erhöht die Wohlfahrt (gemessen an der Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente) auf beiden Märkten Exportmarkt Importmarkt Veränderung der Konsumentenrente: -B Veränderung der Konsumentenrente: +(F+H) Veränderung der Produzentenrente: +(B+D) Veränderung der Produzentenrente: -F Gesamtveränderung der Wohlfahrt: +D Gesamtveränderung der Wohlfahrt: +H p1 p1* S* S Exporte E p1,G* p1,E A F H p1,I* p1,G B D G C Importe D* D q1 q1* © Prof. Dr. Rainer Klump
Ergebnis: • Absolute Preisunterschiede für das gleiche Gut auf unterschiedlichen Märkten verursachen Handel: Findet Handel zwischen unterschiedlichen Währungsräumen statt, wirken sich Wechselkurs- veränderungen unmittelbar auf die absoluten Preisunterschiede aus © Prof. Dr. Rainer Klump
2.1.2 Totalanalyse: Komparative Preisvorteile In einer Gesamtbetrachtung ist Handel nur dann sinnvoll, wenn Leistung und Gegenleistung sich entsprechen (double coincidence of wants) Einem absoluten Preisvorteil auf einem Markt muss entweder ein Geldfluss oder ein absoluter Preisvorteil auf einem anderen Markt (eines anderen Gutes) gegenüberstehen. © Prof. Dr. Rainer Klump
_ _ _ _ p1 p1* p2* p2 Land A (Inland) Land B (Ausland) Exportmarkt Importmarkt Importmarkt Exportmarkt S1* p1 p1* _ p1 S1 _ p1* D1* D1 q1* q1 p2 p2* S2 _ p2* S2* _ p2 D2 D2* q2* q2 © Prof. Dr. Rainer Klump
Fall 1: gleiche Währung auf beiden Märkten und Dann gilt auch: oder © Prof. Dr. Rainer Klump
• Fall 2: unterschiedliche Währungen auf beiden Märkten und Dann gilt auch: oder Aber: Da die Wechselkursbildung unterschiedlichen Einflüssen unterliegen kann, ist es möglich, dass keine komparativen Vorteile entstehen © Prof. Dr. Rainer Klump
Ergebnis: Handel kommt dann zustande, wenn es komparative Preisvorteile in einem Marktgebiet gibt Durch den Wechselkurs werden komparative in absolute Preisvorteile umgesetzt (sofern Devisenangebot und –nachfrage alleine durch die Handelströme bestimmt sind) © Prof. Dr. Rainer Klump
2.2 Entstehung komparativer Preisvorteile 2.2.1 Produktion, Produktivität und Kosten • Mit 1 Produktionsfaktor (Arbeit) können 2 Güter hergestellt werden; es herrscht Vollbeschäftigung und vollständige Konkurrenz (Güterpreise entsprechen Grenzkosten) • Die Produktionsfunktionen sind linear, d.h. die Arbeitsproduktivität ist konstant • Konzept der Transformationskurve zur Darstellung der Produktionsmöglichkeiten • Grenzrate der Transformation misst die marginalen Opportunitätskosten der Produktion eines Gutes, sie hängen ab von den Arbeitsproduktivitäten in der Güterproduktion © Prof. Dr. Rainer Klump
Beispiel: q2 q1 dq2 dq1 (Arbeitsproduktivität im Sektor 1) Vollbeschäftigungsannahme Daraus folgt für die Transformationskurve: Für die Grenzrate der Transformation ergibt sich: q2 dq2 dq1 q1 © Prof. Dr. Rainer Klump
Arbeitsstunden/ 1 Yard Tuch 1 Gallone Wein England Portugal • Ricardo – Beispiel (1817): Handel zwischen England und Portugal mit Tuch und Wein Arbeitsstunden/ 1 Yard Tuch 1 Gallone Wein England Portugal © Prof. Dr. Rainer Klump
Opportunitätskosten der Tuchproduktion in England Opportunitätskosten der Tuchproduktion in Portugal Durch Spezialisierung von England auf die Produktion von Tuch und von Portugal auf die Produktion von Wein werden die vorhandenen Ressourcen (Arbeit und Kapital) effizient genutzt; die Konsummöglichkeiten in beiden Ländern erhöhen sich. © Prof. Dr. Rainer Klump
• • q2 q2* q1 q1* Export Zuwachs Zuwachs an Konsummöglichkeiten an Konsummöglichkeiten Zur Spezialisierung kommt es, wenn am Weltmarkt ein reales Tauschverhältnis existiert, das zwischen den Tauschver- hältnissen bei Autarkie liegt. q2 q2* Export • • Import Import q1 q1* Export © Prof. Dr. Rainer Klump
2.2.2 Komparative Kostenvorteile • Unterschiede in den Opportunitätskosten der Güterproduktion zwischen zwei Marktgebieten schaffen komparative Kostenvorteile, die wiederum komparative Preisvorteile begründen • Komparative Kostenvorteile in der Güterproduktion eröffnen die Möglichkeit für Handel zwischen den beiden Gebieten • Handel erlaubt es beiden Gebieten, sich auf die Produktion des Gutes zu spezialisieren, bei der sie die relativ geringsten Opportunitätskosten aufweisen © Prof. Dr. Rainer Klump
Die Bedingung für Handel lautet somit: ≷ bzw. ≷ Beispiel: Daraus folgt: und entsprechend Die Bedingung für Handel lautet somit: ≷ bzw. ≷ © Prof. Dr. Rainer Klump
2.2.3 Einfluss des Wechselkurses • Durch Wechselkursanpassungen können komparative in absolute Preisvorteile umgewandelt werden • Dazu muss der Wechselkurs innerhalb eines Korridors liegen, der durch die internationalen Preisverhältnisse auf beiden Märkten gebildet wird Bsp.: © Prof. Dr. Rainer Klump
• Liegt der Wechselkurs außerhalb dieses Korridors, kommt kein Handel zustande, da ein Land dann absolute Preisvorteile für beide Güter besitzt. Sofern die Wechselkursbildung am Devisenmarkt alleine von den Handelsströmen (also nicht vom Kapitalverkehr) abhängt, lässt sich ein Anpassungsmechanismus konstruieren, der die Herausbildung komparativer Preisvorteile begünstigt. Bsp.: Daraus folgt: und © Prof. Dr. Rainer Klump
Folglich würde das Ausland beide Güter exportieren, während das Inland beide Güter importiert. Am Devisenmarkt bietet das Ausland Devisen aus Exporterlösen an, während das Inland Devisen für Bezahlung von Importen nachfragt. Der Preis für Devisen (= Wechselkurs) steigt so lange an, bis die relativen Preisvorteile auch in absolute Preisvorteile für beide Länder umgesetzt sind, bzw. bis e im Korridor zwischen den beiden internationalen Preisverhältnissen liegt. © Prof. Dr. Rainer Klump
2.2.4 Einfluss der Faktorpreise • Wenn die Nominallöhne innerhalb eines Marktgebietes gleich sind, sind die relativen Güterpreise bei Autarkie unabhängig vom Lohnsatz und nur durch die relativen Arbeitsproduktivitäten bestimmt. Bsp.: und Daraus folgt: bzw. © Prof. Dr. Rainer Klump
• Das Verhältnis der Nominallöhne in den beiden Gebieten muss sich (bei gegebenem Wechselkurs) innerhalb der Bandbreite bewegen, die durch die relativen Arbeitsproduktivitäten in beiden Gebieten bestimmt wird; ansonsten stellen sich keine absoluten Kostenvorteile für beide Gebiete ein Bsp.: und Folglich ist © Prof. Dr. Rainer Klump
2.3 Eigenschaften des Handelsgleichgewichts 2.3.1 Spezialisierungsmuster • Bei Vorliegen komparativer Kostenvorteile findet in der Regel eine vollständige Spezialisierung in beiden Gebieten statt • Zu beachten ist allerdings die Übereinstimmung von Exporten und Importen, die wiederum vom relativen Preisverhältnis nach Aufnahme des Handels bestimmt wird © Prof. Dr. Rainer Klump
2.3.2 Wohlfahrtseffekte des Handels • Im Totalmodell lassen sich die Wohlfahrtseffekte des Handels messen am Unterschied zwischen Produktions- und Konsummöglichkeiten • Die Wohlfahrtseffekte sind umso größer, je stärker das relative Preisverhältnis vor und nach Aufnahme des Handels differieren • Kleine Länder mit geringem Einfluss auf das internationale Preisverhältnis profitieren in der Regel mehr vom Handel als große Länder © Prof. Dr. Rainer Klump
2.3.3 Protektionismus und Marktmacht • Handelsbeziehungen führen zu unvollständiger Spezialisierung • Monopolmacht beeinträchtigt die Anpassung der Preisverhältnisse an das internationale Gleichgewicht © Prof. Dr. Rainer Klump
> 2.4 Anwendungen des Handelsmodells • Annahmen Marktgebiet B (Ausland) besitze absolute Produktivitätsvorteile bei der Produktion beider Güter ( und ). Marktgebiet A besitze einen komparativen Kostenvorteil bei der Produktion des Gutes 2, da dieses Gut relativ produktiver hergestellt werden kann. Daraus resultiert bei vollständiger Konkurrenz, bei gegebenem Wechselkurs und gegebenen Lohnsätzen und ein komparativer Preisvorteil für Marktgebiet A bei Gut 2: Um Handelsgewinne realisieren zu können, müssen die komparativen Preisvorteile auch in absolute Preisvorteile umgesetzt werden. > > > © Prof. Dr. Rainer Klump
Anwendung 1: Wechselkursentwicklung Dollar- Euro • Anwendung 2: Lohngefälle im Euro-Gebiet • Anwendung 3: Innerdeutsche Währungsunion © Prof. Dr. Rainer Klump
2.5 Erweiterungen und Grenzen der traditionellen Handelstheorie • Berücksichtigung weiterer Güter und weiterer Produktionsfaktoren • Begründung komparativer Kostenunterschiede durch unterschiedliche Faktorausstattungen • Begründung komparativer Preisunterschiede durch unterschiedliche Präferenzen der Nachfrager • Bestimmung der internationalen Preisverhältnisse aus Angebots- und Nachfragefaktoren © Prof. Dr. Rainer Klump
• Fehlende Erklärung intra-industriellen Handels • Fehlende Berücksichtigung der (positiven und negativen) dynamischen Effekte von Handel und Spezialisierung • Fehlende Berücksichtigung der Verteilungswirkungen von Handel und ihrer polit-ökonomischen Effekte © Prof. Dr. Rainer Klump