Wie speziell sind Gesichter?

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Der größte Image-Effekt läßt sich im Interesse am Fernsehsport wiederfinden. Dazu haben die Probanden ihr Interesse an 23 Sportsendungen bewertet. Mittels.
Advertisements

Erfassung von Persönlichkeitsdimensionen mit Hilfe des IAT Jens Falkowski, Jana Grimm, Ines Heinz, Sabine Schmidt, Stefan Schönfeld Prof. Dr. Gernot v.
Selbstbezogene Implizite Einstellungen - IAT und GNAT im Vergleich Anna-Konstanze Schröder, Kati Dorsch, Kristina Geue, Friederike Lipka, Anja Pörschmann,
EinführungMethodeErgebnisseDiskussion Geschlechtsspezifische Wirkung vonWerbeplakaten.
Evaluation eines E-Learning Programms - HINTERGRUND - Bereits 1998 stellte rund ein Drittel aller amerikanischen Universitäten Kurse per Internet zur Verfügung.
EEG – Korrelate der Aktivierung kortikaler Objektrepräsentationen-2
Gleich oder verschieden
Das ‚Perceptual Magnet Model‘ von Patricia Kuhl
Hauptseminar Soziophonetik Prof. Dr. Harrington Marina Meixner
Forschungsstatistik II
Forschungsstatistik II Prof. Dr. G. Meinhardt SS 2006 Fachbereich Sozialwissenschaften, Psychologisches Institut Johannes Gutenberg Universität Mainz KLW-26.
Snyder, L. H., Batista, A. P., & Andersen, R. A. (1998) Change in Motor Plan, Without a Change in the Spatial Locus of Attention, Modulates Activity in.
2D but not 3D: Pictorial Deficits in a case of visual Agnosia
Ein frohes und erfolgreiches Jahr
Mimik: Intention, Wunsch und Gefühl
Experimentelles Design
Frage 1 Skizzieren Sie die Untersuchung von Loftus und Palmer (1974) zur Manipulation von Augenzeugen. „Typ“ der Frage: Untersuchung darstellen Probleme:
Theorie des sozialen Vertrags
Reflexhafte Aufmerksamkeit verändert die Verarbeitung von visuellen Reizen im menschlichen visuellen Kortex von Joseph B. Hopfinger und George R. Mangun.
Tutorium
Unser zehntes Tutorium Materialien unter:
Vorlesung: ANOVA I
Die Metapher als ein psychologisches Konstrukt.
Varianzanalyse IV: Messwiederholung
SPP 1090 Kohlenstoff- und Stickstoff-Gehalte des Bodens als limitierende Faktoren für Octolasion tyraeum Technische Universität Darmstadt Sven Marhan1&
Varianzanalyse III: Zweifaktorielle Varianzanalyse
Anspruchsmerkmale und technische Äquivalente
Einfluss der NMDA-Antagonisten Ketamin und Memantin auf Symptome der zentralen Sensibilisierung Günter Mesaric Interdisziplinäre Schmerzambulanz LKH.
Kann man Originalität trainieren ?
Neuro-, Psycho- und Klinische Linguistik
Fehler, welche Ihre Präsentation unvergesslich machen...
Neuropsychologische Diagnostik beim NPH: Ab wann kann nach einer Entlastungspunktion von diagnoserelevanter Verbesserung der Leistung gesprochen werden?
Zum Einfluss subjektiver und objektiver Merkmale auf die Wiedererkennung von Werbeplakaten Antje Bauer & Stefanie Frehse Institut für Allgemeine Psychologie.
Plakatwerbung: Wie wichtig sind Farben wirklich? Andreas Fährmann, André Räthe, Mike Zschocher Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig.
Plakatwerbung: Wie wichtig sind Farben wirklich?
Soziale Urteilsbildung Lozo, Soziale Urteilsbildung, AE Sozialpsychologie, SS 2004 Laienhafte Inferenzstrategien oder „the intuitive psychologist“ 2: Urteilsheuristiken.
Soziale Erleichterung in der Flankierungsaufgabe
Soziale Identität und Stress
Sozial-kognitive Lerntheorie nach Bandura
Tutorium zur Datenanalyse mit SPSS
Tutorium Wissenschaftliches Arbeiten
Thema der Stunde Varianzanalyse mit Messwiederholung
Evidence for Conditional Sex Differences in Emotional but Not in Sexual Jealousy at the Automatic Level of Cognitive Processing L. Penke and J.B. Asendorpf.
Reconciliation A Needs-Based Model of Reconciliation: Satisfying the Differential Emotional Needs of Victim and Perpetrator as a Key to Promoting Reconciliation.
DICKE DEUTSCHE.
Burnout, Depression und Ängstlichkeit bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Lucia Jerg-Bretzke¹, Harald C. Traue¹, Kerstin Limbrecht-Ecklundt²,
► In drei Durchläufen werden drei französische Zungenbrecher auf verschiedene Arten erlernt. Die drei Zungenbrecher: Für die Durchführung der Untersuchung.
► In einem Test werden 10 norwegische Verben gezeigt, wobei bei jedem Verb anstelle einer deutschen Übersetzung ein akustisches Signal oder ein Bild steht:
►In einem Test werden 10 norwegische Verben gezeigt, wobei bei jedem Verb anstelle einer deutschen Übersetzung ein Klang oder ein Bild steht: Dabei entstanden.
► In einem Test werden 10 norwegische Verben gezeigt, wobei bei jedem Verb anstelle einer deutschen Übersetzung ein akustisches Signal oder ein Bild steht:
. Philipp Iten Stud. Sek. I 06 FHNW Aarau Posterdesign © Maria Spychiger Stephanie Stud.
WISSENSCHAFTLICHES PROJEKT Projekttitel Ihr Name | Name Ihres Lehrers| Ihre Schule.
Abbildung 2: Verschiedene Intensitätsstufen der Emotion ‚Angst’
Identifying the effects of gendered language on economic behavior
Thema und Fragestellung
Klangorientierter Fremdspracherwerb
Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften Fachrichtung Psychologie, Differentielle und Persönlichkeitspsychologie Kognitive Grundlagen und peripher-physiologische.
Informationssuche bei hypothetischen & realen Entscheidungen
Schwangerschaftsverlängerung und Schwangerschaftsdauer
Echtzeit Klassifikation von fMRT-Aktivierungsmustern
Titel des Posters Zeile
CAMPUS INNENSTADT MEDIZINISCHE KLINIK INNENSTADT INTENSIVSTATION
ExPra – Gruppe H Frau Pinnow
Inwiefern wird Sprecheridentifikation durch eine fremde Sprache und/oder einer Stimmenimitation beeinflusst? Referent: Manfred Pastätter Hauptseminar:
AAA – Abdominales Aorten Aneurysma –
Stereotype 2012 Henrik Singmann
Wissenschaftliches Projekt
Stereotypes as Energy-Saving Devices
Mona Pfeiffer, Martin Fischer, Daniel Bauer
Dies ist ein wissenschaftliches Poster – Im Format DIN A0 hoch.
 Präsentation transkript:

Wie speziell sind Gesichter? Kapazitätsbegrenzung in der Wahrnehmung aufgabenirrelevanter Gesichter und Gebäude Jasmin Deutschmann, Katharina Giel, Katja Tempel, Katharina Wenig Leitung: Dr. Markus Neumann Einleitung Gesichter werden oftmals als speziell bezeichnet, da sie eine große biologische und soziale Relevanz beinhalten und es uns schwer fällt, sie zu ignorieren [1]. Eine zentrale Frage ist daher, ob und unter welchen Bedingungen sie überhaupt ignoriert werden können. Dies ist dann der Fall, wenn ein 2. Unbekanntes Distraktorgesicht auf dem Bildschirm erscheint: Kongruenzeffekte durch das „erste“ Gesicht sind dann deutlich reduziert [2], was als Kapazitätslimit in der Verarbeitung von Gesichtern interpretiert wurde. Das erste Experimente sollte untersuchen, welchen Einfluss ein zweites Distraktorengesicht auf die Hemmung der Kongruenzeffekte hat und inwieweit diese durch den Bekanntheitsgrad der Distraktoren (bekannt, unbekannt) beeinflusst werden können. Mit dem zweiten Experiment sollte getestet werden, ob man diese Kongruenzeffekte auch auf Gebäude als Distraktoren übertragen kann, da berühmte Gebäude - vergleichbar mit berühmten Gesichtern - auf individueller Ebene verarbeitet werden können. Methode Experiment 1 Stichprobe - 21 Probanden (14 weiblich), M= 21,5 Jahre Stimuli Bilder und Namen je 6 bekannter männlicher Politiker und Popstars Bilder 6 unbekannter männlicher Personen und 6 Sportler Prozedur Namen (Targets) sollten nach ihrer Berufskategorie (Politiker, Popstar) eingeschätzt werden Distraktoren (Gesichter, kongruent/ inkongruent) sollten ignoriert werden - Display für 200 ms gezeigt, 2000 ms Zeit, zu antworten Design 2x3 faktoriell Kongruenz (kongruent (Bsp. Abb. 1), inkongruent) - 2. Distraktor (bekannt (Bsp. Abb. 2), unbekannt, blank) Experiment 2 Stichprobe - 20 Probanden (11 weiblich), M= 22,8 Jahre Stimuli - Bilder und Namen je 6 bekannter nationaler und internationaler Männer - Bilder 6 unbekannter männlicher Personen internationaler Gebäude - Bilder 6 unbekannter Gebäude Prozedur - Namen (Targets) sollten nach Nationalität (national, international) eingeschätzt werden - Distraktoren (Gesichter/Gebäude, kongruent/inkongruent) sollten ignoriert werden - Display für 200 ms gezeigt, 2000 ms Zeit, zu antworten Design - 2x2x3 faktoriell - Kongruenz (kongruent, inkongruent (Bsp. Abb. 4)) - Stimulustyp (Gebäude, Gesicht) - 2. Distraktor (same Image, neutral, blank (Bsp. Abb. 3)) Abb. 1 Abb.3: Abb.2: Abb.4: Stimuluspräsentation in zwei Beispieldurchgängen: Bedingung kongruent-blank (Abb. 1), Bedingung kongruent-bekannt (Abb. 2) Stimuluspräsentation in zwei Beispieldurchgängen: Bedingung kongruent-blank (Abb. 3), inkongruent-neutral (Abb. 4) Ergebnisse Experiment 1 ANOVA mit Kongruenz (inkongruent, kongruent), 2. Distraktor-Typ (bekannt, unbekannt, blank) für Reaktionszeiten (Mittelwerte der Mediane) Haupteffekt der Kongruenz F(1,20) = 47.1, p < .001, Namensklassifikation schneller für kongruent als inkongruent (Abb. 5) Interaktion von Distraktor-Typ und Kongruenz, F(2,40) = 8.17, p = .001 signifikant - Nachtestung mittels T-Test für Kongruenzeffekte (KE: kongruent minus inkongruent) - KE unbekannt < KE kein [t(20) = 3,38, p = .003] - KE bekannt < KE kein [t(20) = 3,33, p = .003] - KE bekannt = KE unbekannt [t(20) = 0,92, p = .367] Experiment 2 - ANOVA mit Stimulustyp (Gebäude/Gesicht), Distraktor-Typ (blank, neutral, sIMG) und Kongruenz (kongruent/inkongruent) Haupteffekt der Kongruenz, F(1,19) = 24.77, p < .001., kongruent schneller als inkongruent (Abb. 6, 7) Interaktion von Distraktor-Typ und Kongruenz, F(2,38) = 5.88, p = .006. (Abb. 7) - Nachtestung mittels separater ANOVAs für Kongruenzeffekte (KE: kongruent minus inkongruent) - KE neutral < KE sIMG [F(1,19) = 7.88, p = .011] - KE neutral < KE blank [F(1,19) = 8.79, p = .008] - KE sIMG = KE blank [F(1,19) = 0.14, p = .706] Abb. 6 Reaktionszeiten (Mittelwerte der Mediane) für Nationalitätsentscheidungen auf Gesichter- (Abb. 6) und Gebäude- (Abb. 7) Bedingungen in Abhängigkeit von Kongruenz und Typ des 2. Distraktor Abb. 7 Abb. 5 Reaktionszeiten (Mittelwerte der Mediane) für Gesichter-Bedingungen in Abhängigkeit von Kongruenz und Typ des 2. Distraktor Diskussion In beiden Experimenten konnten Kongruenzeffekte nachgewiesen werden, die sich darin ausdrückten, dass Probanden in kongruenten Bedingung schneller antworteten als in inkongruenten. Experiment 1 zeigt, dass die vom 1. Distraktor ausgelösten Kongruenzeffekte durch zusätzliche Präsentation eines weiteren Gesichtes (2. Distraktor), unabhängig von dessen Bekanntheitsgrad, gehemmt werden. Jedes weitere Gesicht, egal ob unbekannt oder bekannt, führt demnach zu einer Auslastung der Verarbeitungskapazität für Gesichter. Auch in Experiment 2 zeigte sich eine Modulation des Kongruenzeffektes durch Hinzunahme eines zweiten Distraktors. Kongruenzeffekte wurden kleiner, wenn ein unbekannter 2. Distraktor gezeigt wurde, wobei der Stimulustyp (Gesicht, Gebäude) keine Rolle spielte. Bilaterale Präsentation des 1. Distraktors hatte keinen Effekt auf die Kongruenzeffekte. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass es – im Gegensatz zu der Vermutung Lavies - keine speziellen Aufmerksamkeitsressourcen für Gesichter gibt, wenn man diese mit der Verarbeitung bekannter/bedeutsamer Gebäude vergleicht. Entscheidend ist hierbei offenbar, dass den Gesichtern gleichwertige Stimuli einer anderen, ebenfalls bedeutsamen Kategorie verwendet werden, deren Verarbeitung ebenso auf individueller Ebene erfolgen kann. Literatur [1] Lavie, N., Ro, T., Russel, C . (2003). The role of perceptual load in processing distractor faces. Psychological Science 2010, 5, 510-515. [2] Jenkins, R., Lavie, N., & Driver, J. (2003). Ignoring faces: Category-specific dilution of distractor interference.Perception & Psychophysics, 65 (2), 298-309.