Grübelprozesse bei Kindern mit Sozialer Angststörung

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 Präsentation transkript:

Grübelprozesse bei Kindern mit Sozialer Angststörung Schmitz, J., Krämer, M. & Tuschen-Caffier, B. Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Einführung Das kognitive Modell von Clark und Wells (1995) zur Sozialen Angststörung (SA) postuliert, dass Personen mit SA im Anschluss an soziale Situationen häufig Grübeln. Insbesondere die als negativ wahrgenommenen Aspekte der sozialen Interaktion sind Teil dieses Rückblicks. Untersuchungen an sozial hochängstlichen Erwachsenen konnten entsprechende dysfunktionale Verarbeitungsprozesse nachweisen (Brozovich & Heimberg, 2008). Das Ausmaß dysfunktionalen Grübelns scheint maßgeblich durch soziale Angst und Leistungseinschätzungen innerhalb der sozialen Situation bestimmt zu sein. Weiterhin können dysfunktionale Verarbeitungsprozesse über die Zeit zu einer Abwertung der eigenen Leistung führen (Dannahy & Stopa, 2008). Das Ziel unserer Untersuchung war die Übertragbarkeit dieser Befunde auf Kinder mit SA zu überprüfen. Methode Stichprobe 24 Kinder mit einer Sozialen Angststörung (EG) nach DSM-IV und 22 gesunde Kontrollkinder (KG) ohne psychische Störung. Grübelfragebogen (GFB) Der GFB wurde vom ersten Autor in Anlehnung an den Thoughts Questionnaire (Edwards, Rapee & Franklin, 2003) entwickelt. Der GFB enthält 16 Items die jeweils acht funktionale Kognitionen (FKog) und dysfunktionale Kognitionen (DysKog) bezüglich einer sozialen Untersuchungssituation abfragt. Die Skalen für funktionale und dysfunktionale Kognitionen zeigten gute interne Konsistenzen (Alpha=.91-.93) aber keinen signifikanten Zusammenhang (r=-.267; p=.072) Ablauf Im Rahmen einer experimentellen Untersuchung nahmen EG und KG am Trierer-Social-Stress-Test for Children (TSST-C) teil. In einer sozialevaluativen Situation wurden zwei unterschiedliche Aufgaben (Weitererzählen einer Geschichte/ Kopfrechenaufgabe) vor einem unbekanntem Publikum absolviert. Zwei Stunden nach Abschluss der Untersuchungssituation wurden alle teilnehmenden Kinder mit Hilfe des GFB nach ihren Kognitionen in den vergangenen zwei Stunden bezüglich der Untersuchungssituation befragt. Demographie EG M (SD) n=24 KG n=22 Statistik Alter 10.2 (1.5) 9.7 (1.1) t(44)=1.68 Geschlecht (%w) 45.5 50 X2(1)=0.09 Grundschüler (%) 40.9 58.3 X2(1)=1.39 SPAIK 21.1 (8.1) 5.8 (7.8) t(44)=6.49*** SASC-R-D (FNE) 23.5 (7.1) 13.4 (5.5) t(44)=5.34*** SASC-R-D (SAD) 23.6 (5.8) 13.4 (3.1) t(44)=7.43*** DIKJ 12.0 (5.1) 7.6 (2.7) t(44)=3.62*** Item des GFB Ergebnisse Diskussion Grübeln DysKog: EG (M=15.3, SD=10.0); KG (M=5.8, SD=5.7); F(1,44)=4.25, p<.05; Kovariate DIKJ, F(1,44)=14.2, p<0.001. FKog: EG (M=5.5, SD=5.6); KG (M=14.1, SD=10.3); F(1,44)=8.36, p<.01; Kovariate DIKJ, F(1,44)=0.03, p=.85. EG: DysKog > FKog, t(23)=4.08, p<.001. KG: DysKog < FKog, t(21)=3.08, p<.01. Multiple Regression: Leistungsratings: Geschichte: EG (MTSST-C=3.58, SD=0.88; M2h=3.58, SD=0.92), KG (MTSST-C=2.77, SD=0.81; M2h=2.63, SD=1.43), Gruppe F(1,44)=11.5, p<.01, Zeit F(1,44)=1.72, p=.68, Gruppe x Zeit F(1,44)=1.72, p=.68. Rechnen: EG (MTSST-C=3.41, SD=1.21; M2h=3.66, SD=1.23), KG (MTSST-C=2.59, SD=0.85; M2h=2.40; SD=0.85), Gruppe F(1,44)=13.5, p<.01, Zeit F(1,44)=0.62, p=.80, Gruppe x Zeit F(1,44)=2.49, p=.12 Kinder mit SA berichteten im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden mehr dys-funktionale Kognitionen bezüglich einer vergangenen sozialevaluativen Stresssituation. Entsprechend unseren Erwartungen wurde dysfunktionales Grübeln am besten durch die Schwere der sozialen Ängste und die Leistungseinschätzung innerhalb der sozialen Situation vorhergesagt. Grübeleffekte waren stabil, wenn das Ausmaß von Depressivität in der Stichprobe kontrolliert wurde. Entgegen unseren Erwartungen zeigte sich keine signifikant stärkere Verschlechterung der Leistungseinschätzung innerhalb der EG im Vergleich zur KG über die Zeit. Ein Grund dafür mag das kurze Zeitintervall zwischen Untersuchungssituation und Nachbefragung gewesen sein. Veränderungen auf deskriptiver Ebene geben entsprechende Hinweise. Die vorliegenden Ergebnisse liefern erste Anhaltspunkte dafür, dass dysfunktionale Verarbeitungsprozesse im Anschluss an soziale Situationen schon früh im Krankheits-verlauf eine Rolle spielen könnten. Zukünftige empirische Studien sollten entsprechende Prozesse über einen längeren Zeitraum betrachten, größere Stichproben einbeziehen und auch andere soziale Situationen untersuchen. Studien zu Grübelprozesse sind für die Erarbeitung eines Störungsmodells der SA im Kindesalter unerlässlich und nicht zuletzt auch für die Entwicklung geeigneter therapeutischer Interventionen ein relevanter Faktor. DysKog ΔR2 part. r Schritt 1 Alter .25** .422** Geschlecht .074 Schule -.214 Schritt 2 .52*** State Angst .219. Leistungsrating .402* SPAIK .025 SASC-FNE .594*** SASC-SAD .209 DIKJ .224 Literatur: Brozovich, F. & Heimberg, R. (2008). An analysis of post-event processing in social anxiety disorder. Clinical Psychology Review, 28, 891-903. Clark, D. M. & Wells, A. (1995). A cognitive model of social phobia. In R.G. Heimberg, M.R. Liebowitz, D.A. Hope, & F.R. Schneier (Eds.), Social Phobia: Diagnosis, assessment, and treatment (pp. 69-133). New York: Guilford Press. Dannahy, L. & Stopa, L. (2007). Post-event processing in social anxiety. Behaviour Research and Therapy, 45, 1207-1219. Edwards, S., Rapee, R. & Franklin, J. (2003). Postevent rumination and recall bias for social preformance event in high and low socially anxious individuals. Cognitive Therapy and Research, 27, 603-617. 27. Symposium der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der DGPs, 21. - 23. Mai 2009 in Zürich