AEPF 2016 Beeinflussen die Lehrer-Schüler-Beziehung und die

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 Präsentation transkript:

AEPF 2016 Beeinflussen die Lehrer-Schüler-Beziehung und die Mobbingform die Lehrerintervention bei Mobbing? Saskia Niproschke (M. A.) und Sebastian Wachs (Dipl.-Päd.)

Überblick Hintergrund Methode Ergebnisse Implikationen und Ausblick

Hintergrund

Hintergrund Mobbingintervention durch Lehrkräfte Mobbing-Forschung fokussierte bisher Risiko- und Schutzfaktoren, Folgen und Prävention von Mobbing Eher vernachlässigt wurde das Thema Intervention und die Untersuchung des Interventionshandelns Bisher existierende Forschung basiert auf fiktiven Situationen und internationalen Studien Um zu verstehen, wie häufig Lehrkräfte intervenieren und wodurch Lehrerintervention beeinflusst wird, ist weitere Forschung notwendig (Bilz et al. 2015; Rigby 2014; Smith 2012)

Hintergrund Lehrer-Schüler-Beziehung und Mobbingintervention Bekannt ist, dass eine positive L-S-Beziehung das Gewaltaufkommen negativ beeinflussen kann (u.a. Prengel 2012; Niproschke 2016) Opfern von Mobbing hilft, Erlebtes besser zu verarbeiten (Ledwell & King 2013; Wachs et al. 2016) Annehmen lässt sich deshalb, dass bei einer positiven L-S-Beziehung Schüler*innen sich eher an Lehrkräfte hilfesuchend wenden Lehrkräfte neben der Wissensvermittlung auch soziale Belange der Schüler*innen eher wahrnehmen

Hintergrund Mobbingform und Mobbingintervention Bekannt ist, dass Lehrkräfte eher bei physischem Mobbing als bei relationalem oder verbalem Mobbing intervenieren (Duy 2013; Blain-Arcaro et al. 2012). Traditionelles Mobbing eher im Schulkontext auftritt und Cyber-Mobbing häufig außerhalb der Wahrnehmung von Lehrkräften stattfindet (Olweus 2012; Smith 2012). Annehmen lässt sich deshalb, dass Lehrkräfte insgesamt eher bei traditionellem als bei Cyber-Mobbing intervenieren

Hintergrund Forschungsfragen FF 1: Wie häufig intervenieren Lehrkräfte bei Mobbing? FF 2: Beeinflusst die Lehrer-Schüler-Beziehung oder Mobbingform die Mobbingintervention durch Lehrkräfte?

Methode

Methode Stichprobe Selbstberichtsdaten 2.071 Sechst- und Achtklässler*innen 24 Schulen in Sachsen davon weiblich: 48,7% durchschnittliches Alter: M= 13,6 Jahre

Methode Erhebungsverfahren Papierfragebogen Befragungszeitraum: Juni – Oktober 2014 Rücklaufquote beträgt 78,1%

Methode 1. 2. 3. Erfassung von Mobbingintervention (AV) Erfahren Nicht erfahren etwas unternommen es beobachtet nichts unternommen, als nicht schlimm abgetan nichts unternommen, nicht beachtet 2. 3. Interveniert Nicht interveniert

Methode Erfassung der L-S-Beziehung (UV) Skala bestehend aus 4 Items (α = .77): „Die meisten Lehrer/innen versuchen, auf die Eigenarten und Probleme einzelner Schüler einzugehen.“ „Ich habe das Gefühl, die meisten Lehrer/innen würden uns helfen, wenn wir in Schwierigkeiten sind.“ (Steiger 2013) Antwortskala: 5-stufige Likert-Skala von „stimmt überhaupt nicht“ bis „stimmt genau“

Traditionelles Mobbing Methode Erfassung der Mobbingform (UV) 1. Verbal Physisch Soziale Ausgrenzung Cybermobbing Traditionelles Mobbing Cybermobbing 2.

Methode Datenanalyse Binär-logistische Regressionsanalyse als multivariate Auswertungsstrategie kategorialer Daten AV: Mobbingintervention (ja/nein) UV: Lehrer-Schüler-Beziehung (stimmt überhaupt nicht – ganz genau), Mobbingform (trad. vs. Cyber-Mobbing) Kontrollvariablen: Alter, Geschlecht und Schulform

Ergebnisse

Ergebnisse FF 1: Wie häufig intervenieren Lehrkräfte bei Mobbing aus Schülersicht?

Häufigkeit Mobbingintervention durch Lehrkräfte Ergebnisse Häufigkeit Mobbingintervention durch Lehrkräfte interveniert 71.1 % nicht interveniert, nicht beachtet 9.6 % nichts interveniert, als nicht schlimm abgetan 5.4 % es beobachtet 14.0 %

Ergebnisse FF 2: Beeinflusst die Lehrer-Schüler-Beziehung oder Mobbingform die Mobbingintervention durch Lehrkräfte?

Ergebnisse LR χ2 = 79,74, df = 6, p < .001, Nagelkerkes R2 = 0,100 Multiple Regressionsanalyse zur Vorhersage der Mobbingintervention KI 95 %   B p O.R. Unterer Oberer L-S-Beziehung 0,579 *** 1,7 1,4 2,1 Trad. Mobbing1 -1,2 0,284 0,126 0,640 Gymnasium2 -0,030 0,933 0,971 0,481 1,9 Oberstufe2 -0,242 0,495 0,785 0,391 1,5 Jungen 3 0,253 0,69 1,2 0,980 1,6 Achtklässler*innen4 0,257 0,773 0,675 0,886 Konstante 1,84 6,2 Anm.: *** p≤ 0,001. Referenzkategorien: 1= Cyber-Mobbing; 2= Förderschule; 3= Mädchen; 4= Sechstklässler*innen Gütemaße des Gesamtmodells: LR χ2 = 79,74, df = 6, p < .001, Nagelkerkes R2 = 0,100

Implikationen und Ausblick

Implikationen für die Praxis 30 % der Lehrkräfte haben von Mobbing nichts erfahren: Schüler*innen ermutigen und Lehrkräfte sensibilisieren 15 % der Lehrkräfte haben nicht interveniert Förderung von Interventions- und Präventionskompetenzen in der Lehrerausbildung Eine positive L-S-B trägt dazu bei, dass Lehrkräfte bei Mobbing intervenieren Mobbingintervention basiert auf Beziehungsarbeit Seltenere Intervention bei trad. Mobbing als bei Cyber-Mobbing Traditionelles Mobbing sollte nicht vernachlässigt werden

Ausblick auf weitere Forschung Bestimmen L-S-Beziehung und Mobbingform den Erfolg von Mobbinginterventionen? Beeinflussen L-S-Beziehung und Mobbingform, ob eine Lehrkraft von Mobbing erfährt? Welche weiteren Faktoren nehmen Einfluss auf die Mobbingintervention durch Lehrkräfte?

Stärken und Schwächen Stärken Schwächen Erstmalige Berücksichtigung von real erlebten Mobbingsituationen in Deutschland Große, repräsentative Stichprobe mit vielen teilnehmenden Schulen Schwächen Ausschließliche Verwendung von Selbstberichtsdaten Endogene und exogene Variable stammen aus einer Informationsquelle: Einheitsmethodenvarianz kann nicht ausgeschlossen werden

Literatur Bilz, L., Schubarth, W. & Ulbricht, J. (2015): Der Umgang von Lehrkräften mit Schülergewalt und -mobbing: Ein Überblick über den Forschungsstand und Ausblick auf ein Forschungsprojekt. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 10(1), 99-105. Blain-Arcaro, C., Smith, J. D., Cunnigham, C. E., Vaillancourt, T. & Rimas, H. (2012): Contextual Attributes of Indirect Bullying Situations That Influence Teachers' Decisions to Intervene. Journal of Scholl Violence, 11(3), 266-245. Duy, B. (2013): Teachers’ attitudes toward different types of bullying and victimization in Turkey. Psychology in the Schools, 50(10), 987-1002. Niproschke, S. (2016): Schule als Präventionsinstanz. Wie schulische Gewaltprävention soziale Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern fördern kann. DDS – Die Deutsche Schule, 108(3), 256-266. Ledwell, M. & King, V. (2013). Bullying and Internalizing Problems Gender Differences and the Buffering Role of Parental Communication. Journal of Family Issues, 0192513X13491410. Olweus, D. (2012): Cyberbullying: An overrated phenomenon?. European Journal of Developmental Psychology, 9(5), 520-538. Prengel, A. (2012): Anerkennung in Lehrer-Schüler-Beziehungen als Bedingung sozialen und kognitiven Lernens. In Hellmich, F., Förster, S. & Hoya, F. (Hrsg.): Bedingungen des Lehrens und Lernens in der Grundschule. Bilanz und Perspektiven. Wiesbaden: VS-Verlag, 73-76. Rigby, K. (2014): How teachers address cases of bullying in schools: a comparison of five reactive approaches. Educational Psychology in Practice 30(4), 409-419. Smith, P. K. (2012). Cyberbullying: Challenges and opportunities for a research program – A response to Olweus (2012). European Journal of Developmental Psychology, 9(5), 553-558. Wachs, S., Hess M., Scheithauer, H. & Schubarth, W. (2016): Mobbing an Schulen. Erkennen – Handeln – Vorbeugen. Stuttgart.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Homepage: www.uni-potsdam.de/lehrerintervention Saskia Niproschke & Sebastian Wachs Karl-Liebknecht Str. 24-25 14476 Potsdam, OT Golm E-Mail: niprosch@uni-potsdam.de wachs@uni-potsdam.de