Transformationen: soziale Innovationen als Treiber und Nebenfolge gesellschaftlichen Wandels Berlin, 20.9.2016.

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Transformationen: soziale Innovationen als Treiber und Nebenfolge gesellschaftlichen Wandels Berlin, 20.9.2016

Überblick 1. Transformation – das Wort der Stunde 2. Soziale Innovationen – Wahrnehmungen und Herausforderungen 3. Transformation zwischen Planung und Offenheit 4. Soziale Innovationen in der Transformation 5. Zusammenfassung Prof. Dr. Max Mustermann | Musterfakultät

1. Transformation – das Wort der Stunde „Große Transformation“ zur nachhaltigen Entwicklung (WBGU 2011) „Transition Management“, RRI (Responsible Research and Innovation) „transformative Wissenschaft“ (Schneidewind et al.) Herausforderungen an Wissenschaft, Innovation und Innovationspolitik (TAB-Projekt „Nachfrageorientierte Innovationspolitik“ 2006) Ziel: Überlegungen zur Rolle von sozialen Innovationen in Transformationsprozessen

2. Soziale Innovationen – Wahrnehmungen und Herausforderungen „neue Wege, Ziele zu erreichen, insbesondere neue Organisationsformen, neue Regulierungen, neue Lebensstile, die die Richtung des sozialen Wandels verändern, Probleme besser lösen als frühere Praktiken, und die deshalb wert sind, nachgeahmt und institutionalisiert zu werden“ (Zapf 1989) „Prozess der Entstehung, Durchsetzung und Verbreitung von neuen sozialen Praktiken in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen“ (Wikipedia)

2. Soziale Innovationen – Wahrnehmungen und Herausforderungen Frage der Bewertung: Sind soziale Innovationen „an sich gut“? Was bedeutet „gut“ und wer definiert das? Werden soziale Innovationen „gemacht“ oder entwickeln sie sich? Welche Akteure sind wie involviert und haben welche Einflussmöglichkeiten? Transformative Forschung: Wissenschaft als Transformator oder als Lieferant von Optionen?

2. Soziale Innovationen – Wahrnehmungen und Herausforderungen Akteure und Intentionen – Wie steht es mit den Aussichten auf Erfüllung der Ziele und möglichen nicht intendierten Folgen? Zweckumwidmung, Zweckentfremdung, Erfinden neuer Zwecke zu vorhandenen Mitteln (Schumpeter) doppelter Zukunftsbezug wie bei technischen Innovationen Nebenfolgenthematik und reflexive Modernisierung (Böschen et al. 2006) Soziale Innovationen suggerieren zwar ihre eigene Wünschbarkeit, sind aber mit den ganz normalen Problemen jeder Intervention konfrontiert. Etablierung sozialer Innovation ist selbst eine soziale Innovation.

3. Transformation zwischen Planung und Offenheit Transformation ist nicht denkbar ohne normative Orientierung und Ziele. Zweck/Mittel-Rationalität spielt eine zentrale Rolle: Welche Mittel sind für die Ziele geeignet? Transformation ist aber keine klassische Planung (Offenheiten, Ambiguitäten, Einbeziehung von Akteuren, Varianz der Ziele in gewissem Maß …). planungstheoretisch: „zielorientierter Inkrementalismus“ (Beispiel: kein Masterplan für die Energiewende, sondern Schritt für Schritt-Ansatz)

3. Transformation zwischen Planung und Offenheit Herausforderung der Pfadabhängigkeiten in Kombination mit den Unsicherheiten Systeme müssen in der Transformation stabil und funktional bleiben (Beispiel Energiewende). experimentelle Anteile in der Transformation (z. B. Reallabore, Lernen aus Fehlentwicklungen) Unterscheidung von Transformation und Modeerscheinungen nicht immer einfach ständiges Monitoring und Lernen erforderlich

3. Transformation zwischen Planung und Offenheit Diagnose von Nachhaltigkeits-problemen und -defiziten Erarbeitung von Maßnah-men und Strategien Implementation der Maßnahmen Empirische Beobachtung realer Folgen (Monitoring) Normative Orientierung: Bedeutung nachhaltiger Entwicklung Anwendung Theorie Rückfluss Praxis Quelle: Grunwald 2016

4. Soziale Innovationen in der Transformation Transformationsprozesse brauchen soziale Innovation (und meist auch technische plus ein „geeignetes“ Wechselspiel zwischen beiden). Beispiel Energiewende: Transformation eines sozio- technischen Systems statt Substitution alter Technik durch neue Beispiele sozialer Innovationen: EEG, Windgenossen- schaften, neue Geschäftsmodelle, neues Rollenmodell „Prosumer“ … aber auch: soziale Trägheiten/Gewohnheiten als Bremse der Transformation

4. Soziale Innovationen in der Transformation soziale Innovation sowohl Treiber der Transformation (z. B. EEG) als auch Nebenfolge bzw. Reaktion auf Wandel oder auf technische Innovation (z. B. SMS, UBER-Taxi, sharing economy) Ko-Evolution verschiedenster parallel oder zeitnah ablaufender Entwicklungen mit komplexen Ursache/Wirkungs-Verhältnissen Demokratisierungspotenziale vorhanden (z. B. Dezentralisierung im Energiebereich, Partizipation und dezentralere Machtverteilung) Reallabore (z. B. Karlsruhe R131): Räume des Erprobens auch von neuen Formen des „Co-Shaping“

4. Soziale Innovationen in der Transformation Lernen des Denkens in Alternativen statt auf eine technokratisch „optimierte“ Zukunft zu schauen gesellschaftliche Lernmöglichkeiten im Umgang mit Latenzen und Offenheiten immer auch fragen: Was ist die „andere Seite“ einer sozialen Innovation – welche Optionen werden verbaut? Wer sind die Gewinner und Verlierer (Schumpeter: schöpferische Zerstörung)? Wie ist zu legitimieren oder zu kompensieren, dass die Verlierer verlieren? demokratische Absicherung erforderlich

5. Zusammenfassung Soziale Innovationen sind notwendig im Rahmen von Transformation Folgenanalysen analog zu Technikfolgen einschließlich ethischer Reflexion erforderlich experimenteller Charakter und Lernmöglichkeiten wie auch -notwendigkeiten zentral Demokratisierungspotential nutzen: Transformation „gemeinsam“ gestalten Forschungsprogramm erheblicher Reichweite! Anschluss an vorhandenes Wissen möglich (z. B. Interventionsforschung, Technikfolgenabschätzung, Innovationsforschung)

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Armin Grunwald