Gesprächskreis Sozialpolitik; DGB/HBS/FES

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 Präsentation transkript:

Gesprächskreis Sozialpolitik; DGB/HBS/FES Prof. Dr. Ernst Kistler Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie Haldenweg 23 86391 Stadtbergen Zukunftsfähige Alterssicherung – Nicht ohne eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Betrieben! Gesprächskreis Sozialpolitik; DGB/HBS/FES Berlin, 11. November 2008 Inhalt: Sichtweisen der Beschäftigten: Die Rente erreichen? – Und dann? Einige „Randbedingungen“ Was geschieht in den Betrieben? Was beeinflusst die Arbeitsfähigkeit bis zur Rente? Zum Abschluss

1. Sichtweisen der Beschäftigten Erwartungen hinsichtlich des künftigen Renteneinkommens und davon ausgehendes Belastungsempfinden Quelle: DGB-Index Gute Arbeit 2008, INIFES.

1. Sichtweisen der Beschäftigten Subjektive Erwartung der eigenen Arbeitsfähigkeit bis zum Rentenalter in der gegenwärtigen Tätigkeit (Arbeitnehmer 2004, 2007 und 2008; Angaben in Prozent) Quelle: INIFES/Infratest INQA-Erhebung „Was ist gute Arbeit“ 2004 (n=5.388) und „DGB-Index Gute Arbeit 2007“ (n=6.972) bzw. 2008 (n= 6.835).

1. Sichtweisen der Beschäftigten Die Beschäftigten schätzen die erwerbsbiographischen Grenzen ihrer Tätigkeit durchaus realistisch ein – Subjektive Erwartungen der Arbeitsfähigkeit in der jetzigen Tätigkeit bis zur Rente und Anteile der Erwerbsminderungsrenten an allen Rentenzugängen nach Berufsgruppen, Deutschland 2007 (Angaben in Prozent) Quelle: INIFES, eigene Berechnungen nach DGB-Index Gute Arbeit 2008 und Deutsche Rentenversicherung Bund.

2. Einige „Randbedingungen“ Entwicklung atypischer Beschäftigung in Deutschland* 2000-2007 (Prozent an allen Beschäftigten)** 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Teilzeitbeschäftigte 19,0 20,8 22,5 22,8 21,4 21,9 25,5 24,1 Geringfügig/“sonstige“ Beschäftigte 8,9 9,2 9,4 9,9 10,6 11,1 11,7 12,3 Midi-Jobs - 3,3 3,1 2,9 3,2 Befristet Beschäftigte 5,2 5,1 5,0 5,7 6,2 6,5 7,1 Aushilfen und Praktikanten/innen 2,1 2,3 2,5 2,7 1,7 1,8 Freie Mitarbeiter/innen 1,1 1,5 1,6 2,0 Leiharbeitskräfte 0,7 0,9 1,0 * Nur Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis, ohne private Haushalte und exterritoriale Organisationen. ** Zu den Beschäftigten eines Betriebes zählen im IAB-Betriebspanel auch tätige Inhaber, Vorstände etc. (also alle Erwerbstätigen). Quelle: IAB Betriebspanel 2000 bis 2007; eigene Berechnungen.

2. Einige „Randbedingungen“ Statuspassagen in der Erwerbsbiographie von jungen, beruflich Qualifizierten nach Abschluss der beruflichen Ausbildung Quelle: INIFES/Infratest – Berufseinsteigeruntersuchung für BMAS 2007/08.

2. Einige „Randbedingungen“ Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen 2000-2006 in verschiedenen Stellungen im Beruf in Deutschland (Angaben in Prozent) Niedriglohngrenze und vollzeitbeschäftigte Niedriglöhner in Westdeutschland Vollzeit Teilzeit darunter: -4,9 31,5 Selbständige ohne Beschäftigte 17,0 58,6 Selbständige mit Beschäftigte -1,3 25,3 Mithelfende Familienangehörige -3,1 44,4 Beamt/innen, Richter/innen -4,3 27,3 Angestellte 7,1 40,5 (Heim-)Arbeiter/innen -23,1 10,6 Kaufm./techn. Auszubildende -9,5 0,0 Gewerbl. Auszubildende -8,6 Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach IAB, BA-Beschäftigtenpanel. Quelle: INIFES, eigene Berechnungen mit Mikrozensus SUF.

2. Einige „Randbedingungen“ Renteneintrittsalter und Rentenzahlbetrag der neuen Versichertenrenten in Deutschland (ohne Auslandsrenten) 1996-2007 Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Daten der Deutschen Rentenversicherung Bund.

Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit 2. Einige „Randbedingungen“ Entwicklung der Zahl der 55- bis 64-jährigen Bevölkerung im Vergleich Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit Quelle: INIFES, eigene Berechnungen nach 10. und 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung. Quelle: INIFES, eigene Darstellung.

3. Was geschieht in den Betrieben? Verteilung der Neuzugänge auf die drei Sektoren des beruflichen Ausbildungssystems 1995, 2000 und 2006 Betriebe mit Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen (Angaben in Prozent) 2001 2003 2005 2007 Alte Bundesländer 37 41 42 45 Neue Bundesländer 36 44 48 Anteil der geförderten Weiterbildungsteilnehmer an den Beschäftigten 2001 bis 2007 (Angaben in Prozent) 2001 2003 2005 2007 Alte Bundesländer 18 23 21 22 Neue Bundesländer 19 26 27 Quelle: Konsortium Bildungsberichterstattung. Quelle: Eigene Berechnungen nach IAB-Betriebspanel

(Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich) 3. Was geschieht in den Betrieben? Beteiligung an beruflicher Weiterbildung nach beruflicher Qualifikation (Angaben in Prozent) Betriebliche Maßnahmen für ältere Beschäftige in denjenigen Betrieben, die überhaupt über 50-Jährige beschäftigen (Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich) Quelle: Eigene Darstellung nach v. Rosenbladt, Bilger, S. 74. Quelle: Eigene Berechnungen nach IAB-Betriebspanel.

3. Was geschieht in den Betrieben? „Wurden in Ihrem Betrieb in den letzten zwei Jahren Maßnahmen der Gesundheitsförderung durchgeführt?“; „Haben Sie daran teilgenommen?“ (Angaben in Prozent) Quelle: INIFES, eigene Berechnungen nach BIBB/BAuA-Erhebung 2005/06

Nein, wahrscheinlich nicht 4. Was beeinflusst die Arbeitsfähigkeit? Arbeitsqualität und Erwartung der subjektiven Arbeitsfähigkeit bis zur Rente (Angaben in Prozent) Ja, wahrscheinlich Weiß nicht Nein, wahrscheinlich nicht DGB-Index Gute Arbeit (80+ Punkte) 79 9 11 Mittelmäßige Arbeit (50<80 Punkte) 59 16 25 Schlechte Arbeit (<50 Punkte) 20 55 Quelle: DGB-Index Gute Arbeit 2008, INIFES.

4. Was beeinflusst die Arbeitsfähigkeit? Einflussfaktoren auf die Einschätzung der Arbeitsfähigkeit bis zur Rente (Wahrscheinlichkeit zu glauben, nicht bis zur Rente in der Tätigkeit verbleiben zu können) Starke oder sehr starke Belastung durch... Exp(B) körperl. Schwerarbeit 3,64 Arbeitshetze/Zeitdruck 1,88 (-) Arbeitszeitplanung zuverlässig 1,58 (-) Einkommen angemessen 1,53 einseit. körperl. Belast. 1,50 laute Umgebungsgeräusche 1,49 Gefühle verbergen 1,31 (-) konkrete Angebote für Qualifizierungswünsche 1,30 (-) Berücksicht. eig. Bedürfn. bei Arbeitszeitplanung 1,29 unwürd. Behandlung 1,27 (-) Einfluss auf Arbeitsmenge 1,22 Fallzahl (N) 5.807 Nagelkerkes R² 0,233 (-) markiert eine Belastung durch fehlende Ressourcen im jeweiligen Aspekt * Lesebeispiel: Arbeitnehmer mit einer starken oder sehr starken Belastung durch körperlich schwere Arbeit haben gegenüber Personen ohne solche Belastungen (und mit ansonsten gleichen Arbeitsbedingungen) eine 3,6fach höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie angeben, nicht bis zur Rente arbeiten zu können. ** alle angegebenen Koeffizienten signifikant auf dem Niveau p≤0.05 *** Alter und Alter² wurden als Kontrollvariable einbezogen Quelle: INIFES, eigene Berechnungen nach DGB-Index Gute Arbeit 2008

4. Was beeinflusst die Arbeitsfähigkeit? Belastungskumulationen während des bisherigen Erwerbslebens und die Einschätzung bis zum Rentenalter durchzuhalten 2008 (Angaben in Prozent) - erwerbsbiographische Belastungskumulationen - - subjektive Erwartung der Arbeitsfähigkeit bis zur Rente - Quelle: INIFES, eigene Berechnungen nach DGB-Index Gute Arbeit 2008.

4. Was beeinflusst die Arbeitsfähigkeit? Darstellung: Arbeitsfähigkeit bis zur Rente und DGB Index 2007 und 2008 2007 2008 Quelle: INIFES, eigene Darstellung und Berechnung nach DGB-Index 2007 und 2008.

Erwartete Veränderung 5. Zum Abschluss Erwartete Veränderung der persönlichen Arbeitsbedingungen in den nächsten Jahren (Angaben in Prozent) Erwartete Veränderung verbessern gleich bleiben verschlechtern Befragte insgesamt 2008 25 53 22 darunter: DGB-Index 80 u. mehr 67 7 50 < 80 28 56 17 < 50 20 43 37 Quelle: INIFES, eigene Berechnungen nach DGB-Index Gute Arbeit 2008.

5. Zum Abschluss Zusammenfassend: Die aufgezeigten „Randbedingungen“ (die z. T. von der Politik befördert statt zu bremsen versucht wurden) deuten für schnell wachsende Teile der Beschäftigten (zuerst im Osten, dann im Westen) auf eine Wiederkehr der Altersarmut hin. Die bestehenden Arbeitsbedingungen erlauben es einem erheblichen Anteil der Beschäftigten nicht, länger zu arbeiten.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Prof. Dr. Ernst Kistler Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie (INIFES) gGmbH Haldenweg 23, 86391 Stadtbergen