Mehr als Kürbiskerne knabbern -

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 Präsentation transkript:

Mehr als Kürbiskerne knabbern - Ernährungstherapie in der uroonkologie

Therapien bei Uroonkologischen Erkrankungen mit Ernährungsrelevanten Nebenwirkungen Chemotherapie: Appetitlosigkeit, veränderter Geruchs- und Geschmackssinn, Übelkeit und Erbrechen, Blähungen, Völlegefühl, Mundtrockenheit, Durchfall, Obstipation, Entzündungen im Mund- und Rachenbereich Strahlentherapie: Strahlenenteritis, intestinale Eiweißverluste durch Schleimhautschäden, Störungen im Magen-Darm-Trakt, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Entzündungen der Harnblase, schmerzhafter Stuhldrang Immuntherapie: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Anämie Hormontherapie: Gewichtszunahme, Muskelabbau, Anämie, Osteoporose Sonstige medikamentöse Therapien: z.B. Gewichtszunahme und Blutzuckerschwankungen bei Cortison Chirurgische Therapie: Verdauungsbeschwerden (Verstopfung, Durchfall, Blähungen, …)

Vielfältige und Unterschiedliche Zielsetzungen in der Ernährungstherapie Hormonbehandlung (oder Cortison) Chemotherapie Strahlentherapie Immuntherapie Chirurgischer Eingriff Gewichtszunahme Mangelernährung (Kachexie)

Ernährungstherapie bei der Gewichtszunahme durch die Hormontherapie Ideales Körpergewicht anstreben – Übergewicht reduzieren Ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung Regelmäßige körperliche Aktivität Nicht auf Milchprodukte verzichten  Osteoporoseprävention Erickson et al. (2016) Ernährungspraxis Onkologie. Schattauer GmbH (Stuttgart)

30-90 % aller Tumorpatienten sind mangelernährt (gilt auch für Prostatakarzinompatienten) Auch übergewichtige Patienten können von einer Mangelernährung betroffen sein!

Ursachen der mangelernährung und die Sich verstärkenden faktoren Arends J. (2012) Ernährung von Tumorpatienten. Aktuel Ernahrungsmed., 37: 91-106

Screening-Tooles zur Feststellung einer mangelernährung AKE Screening für Mangelernährung Subjective Global Assessment (SGA) - Einschätzung des Ernährungszustandes Mini Nutritional Assessment (MNA) Innsbrucker-Ernährungs-Score … Bei positiven Screening  Ernährungstherapie organisieren

Kumulative überlebenskurve Risiko einer verkürzten Lebenszeit in Abhängigkeit vom bmi und dem Gewichtsverlust Kumulative überlebenskurve Lordick F. und Hacker U. et al (2017) Gewichtsverlust aus onkologischer Sicht. Aktuelle Ernährungsmedizin , 42(02): 115-122. Thieme Verlag (Stuttgart)

Praktische Tipps zur Linderung von Nebenwirkungen bei Chemotherapie und Strahlentherapie Appetitlosigkeit Übelkeit und Erbrechen Durchfall Geschmacks- und Geruchsstörungen Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenbereich

Hilfreiche Massnahmen bei Appetitlosigkeit Patient soll mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteil essen Kleine, nett angerichtete Portionen in angenehmer Atmosphäre servieren Zu schnelles Völlegefühl vermeiden: Patient soll zwischen den Mahlzeiten kohlensäurefrei trinken und eine hohe Flüssigkeitszufuhr direkt vor und während des Essens vermeiden Bitterstoffe (z.B. Wermut, alkoholfreies Bier, …) oder Fruchtsäfte mit hohem Fruchtsäuregehalt (z.B. Johannisbeersaft, Orangensaft, …) fördern die Lust aufs Essen Patient soll wenn möglich die Speisen nach dem momentanen Gusto wählen können Patienten motivieren: jeder Bissen gibt Kraft und stärkt Appetitanregende Teemischung: 30 Teile Bitterorangenschale 30 Teile Schafgarbe 30 Teile Ingwerwurzel 10 Teile Andornkraut

Hilfreiche massnahmen bei Übelkeit und erbrechen Dem Patienten kühle und trockene Speisen anbieten Leichte Mahlzeiten anbieten statt schwer verdauliche Speisen (insbesondere vor der Therapie) Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser als wenige große Präferenzen können sich schnell in Aversionen umwandeln – Vorsicht bei den Lieblingsspeisen Patient soll keine enge Kleidung tragen Auf den Umgebungsgeruch achten

Hilfreiche Massnahmen bei durchfall Nicht ideal: Soletti mit Cola Die Osmolarität ist zu hoch Das optimale Natrium-Glucose-Verhältnis wird nicht erreicht Elektrolytgetränk zum Selbermachen (nach WHO): 1 l abgekochtes Wasser o. Tee 1 gestrichener TL Kochsalz 1 TL Speisesoda (Natron) 4 gestrichene TL Traubenzucker

Massnahmen bei verändertem Geruchs- und geschmacksempfinden Metallischer Geschmack: Plastikbesteck anbieten. Bittere Getränke bereitstellen (Tonic Water, Bitter Lemon) Kaugummi, Bonbons helfen bei schlechtem Geschmack Bei Abneigung gegen Fleisch, Wurst und Fisch eher Eier, Milch und Milchprodukte anbieten Tees erfrischen und lindern Beschwerden im Mund z.B. Salbeitee oder Kamille (Achtung: Kamille wirkt austrocknend) St. Anna Mundspültee: Je 2 EL Thymian, Rosmarin, Bohnenkraut und Salbei 2 zerkleinerte mittelgroße Zimtrinden 1 ½ EL zerkleinerte Gewürznelken  2 EL der Mischung auf 1 l Wasser, 5-7 Minuten ziehen lassen

Hilfreiche massnahmen bei Entzündungen im mund- und rachenbereich Cremige, breiigen und flüssige Konsistenzen anbieten statt knusprigen und harten Lebensmitteln Sehr kalte, heiße, stark gewürzte, gesalzene, saure und kohlensäurehaltige Speisen und Getränke können schmerzen, ebenso wie Früchtetee, Alkohol und Kaffee Bei entzündeten Stellen an der Lippe und im Mund Strohhalme anbieten (auch für Suppen) Mundhygiene: Patient soll weiche Zahnbürste und alkoholfreies Mundwasser verwenden Rauchstopp! Bei Mucositis: Ananaseiskugerl

Hilfreiche Massnahmen bei Mundtrockenheit Trockene Speisen meiden. Speisen immer mit Soßen und Getränken anbieten Scharfe Gewürze, Alkohol und Kamille trocknen aus Saure Kaugummis, Bonbons, Flüssigkeiten, Pfefferminz-, Salbei- oder Zitronentee fördern den Speichelfluss Speiseeis, Eiswürferl, Fruchtsäfte (Ananas), Trinknahrungen und Joghurt anbieten Spülen mit Öl

Kürbiskerne und andere Nahrungsergänzungen als Heilmittel? Beta-Sitosterin (Kürbiskerne): präventiv nicht wirksam Genistein (Rotklee und Sojabohne): soll ins Wachstum der Tumorzellen eingreifen und den Zelltod von Prostatakarzinomzellen bewirken sowie die Wirkung von Cabazitaxel (Chemotherapeutikum) unterstützen Ellagitannin (Granatapfelsaft): soll das Wachstum der Tumorzelle unterbinden und den Zelltod hervorrufen. Polyphenole des Grüntees: in Gruppen mit erhöhtem Prostatakarzinomrisiko zeigte sich ein präventiver Effekt, besonders wenn der Konsum in jungen Jahren begonnen hatte. Bei bereits Erkrankten Effekt jedoch gering. Kaffee: Lt. Metaanyalysestudie von Lu et al. bewirkt ein Kaffeekonsum von > 5 Tassen pro Tag ein niedrigeres Prostatakarzinomrisiko Lignane (Leinsamen): sollen Tumorwachstum hemmen und Zelltod bewirken Lykopin (Tomate): antioxidativ wirksam. Wahrscheinlich risikosenkend beim Prostatakarzinom

Kürbiskerne und andere Nahrungsergänzungen als Heilmittel? Curcumin: wirkt hemmend bei proinflammatorischen Krankheitsprozessen indem es in Signalwege eingreift. Bremst lt. Studien das Tumorwachstum. Je nach Zubereitung bis zu 12 g pro Tag magenverträglich. ω - 3 – Fettsäuren: widersprüchliche Studienlage in Bezug aufs Prostatakarzinom. Protektiv beim Colonkarzinom Selen: Lt. Studien Senkung des Prostatakarzinomrisikos bei optimaler Versorgung. Bedarf Erwachsener pro Tag 30-70 µg. In höheren Konzentrationen toxisch (teratogen, mutagen, karzinogen) Vitamin D: Supplementierung in unseren Breiten sinnvoll. Mögliche Hemmung von androgensensiblen Prostatakarzinomzellen durch Inecalcitol (Vit. D 3 Analog) Merkle W. (2014) Prostatakarzinomprophylaxe durch Nahrungsergänzungsmittel. Urolge, 53: 1610-1619. Springer Verlag (Heidelberg) Kasper H. (2014) Ernährungsmedizin und Diätetik. Uraban & Fischer (München) Beer A. et al. (2017) Möglichkeiten und Grenzen der europäischen und chinesischen Phytotherapie in der Onkologie. Onkologe, 23: 190-195. Springer Verlag (Berlin)

Danke für die Aufmerksamkeit!