Die Mission des Zorns in der Psychotherapie Eckhard Roediger IST-F rankfurt Institut für Schematherapie - Frankfurt

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 Präsentation transkript:

Die Mission des Zorns in der Psychotherapie Eckhard Roediger IST-F rankfurt Institut für Schematherapie - Frankfurt Vortrag in Münster am 4. Juni 2016 …aus einer schematherapeutischen Perspektive

The Good The Bad …and the Ugly (Edward Tronick) Wie alles anfängt:

Wahrnehmung Unterordnung (follow) Dist. Selbstschutz (freeze) Selbstberuhiger (flight) Überkompensation (fight) Erschöpfungs- Depression, Somatisierungs- störung Gehemmte Depression, Vermeidungs- verhalten Dissoziation, Schmerzstörung Wasch- oder Zählzwänge, Grübeln, Suchtverhalten, Selbstverletzung, Antisoziales oder manipulatives Verhalten, paranoide oder zwanghafte Kontrolle Anderer Vorerfahrung (Schemata) Konstitution Temperament Gesunder Erwachsenenmodus Grundbedürfnisse Bindung Selbst- behauptung Basisemotion /Kindmodus Angst  Trauer  Ekel  Wut erwünscht unerwünscht Grundbedürfnisbilanz und Bewältigungsverhalten E.Roediger Glücklicher Kindmodus

Basale emotionale Reaktion (Kindmodi) Aktivierte Bewertungen (Elternmodi) Inkonsis- tenz-- Spannung Verletzbares Kind (Angst Trauer Wütendes Kind Ekel Wut) ( innengerichtet) (außengerichtet) Unterordnung (Bindung) Passive Gefühlsvermeidung (Unlustvermeidung) Aktive Selbstberuhigung (Lust, Selbstwertschutz) Überkompensation (Kontrolle, Selbstwerterhöhung) Bewältigungsmodi (und soziale Emotionen) Sich anpassen/ submissivAndere verändern / dominant Integrierte Modi (Gesunder Erwachsenenmodus und Glückliches Kind) Flexibel wechseln Einordnen / KooperierenZurückhalten / AbgrenzenSelbstfürsorge / BeruhigungSelbstbehauptung / Fordern Kontakt vermeidend maladaptiv / desintegriert funktional / integriert Bindungssystem Selbstbehauptungs-S.

Ohne Wutkraft keine Selbstbehauptung Im guten sozialen Leben muss Selbstbehauptung mit Bindungsorientierung flexibel ausbalanciert werden Mission statements: Wut ist gestaute Selbstbehauptungskraft Wutkraft ist der “Sprit in unserem Tank” (i.S.v. Leslie Greenbergs “constructive anger”) Ein großer Teil unserer Psychopathologie entsteht durch die erlernte Blockade der gesunden Selbstbehauptungskraft Zentraler Therapieschritt ist, dass Patienten ihre gesunde Wutkraft im “heiligen Zorn” instrumentell einzusetzen lernen

Das verletzte Kind ist heute noch da! Es wird in Schema-auslösenden Situation aktiviert. Dann sind wir im sog. verletzbaren Kindmodus

Video 1: Das verletzbare Kind

Der Erwachsenenmodus kann helfen! In Imaginationen können verletzbares Kinderleben und der Erwachsenenmodus gemeinsam auftreten. Aus der Perspektive des Erwachsenenmodus kann die Situation neu bewertet und die gesunde Wutkraft zur Überschreibung der Szene mobilisiert werden.

Video 2: Neubewertung durch die Erwachsene

Chronisch Traumatisierten wurde die Kraft zur Selbstbehauptung systematisch genommen. Dadurch werden sie in der Opferrolle festgehalten Opfer werden „abgerichtet“ Sie finden sich dann häufig auch als Erwachsene in dieser Rolle wieder, besonders wenn andere die „Trauma-Knöpfe“ drücken (Schema-Aktivierung)

Video 3: Das Erleben im Trauma

Als Erwachsene von heute können sie die Wutkraft zur Entmachtung der Täter instrumentell einsetzen. Dabei kann es in der Imagination zu überschießenden Gewaltphantasien kommen. Diese sind nicht bedrohlich und stellen nur den ersten Schritt zur Ablösung dar. Das Ausmaß der eingesetzten Gewalt korreliert NICHT mit dem Therapieeffekt. Sie schadet aber auch nicht! Ermächtigung braucht Wut-Kraft!

Video 4: Die Wutkraft löst die Erstarrung auf

Die Opfer hängen in der Erstarrung fest Die Therapeuten haben in der Imagination eine stabilisierende Funktion (Berührungen sind möglich). Im „float-back“ wird die Kindheitssituation deutlich. Die Erstarrung kann bis zur Dissoziation gehen, was aber therapeutisch aufgefangen werden kann.

Video 5: Die Erstarrung droht heute noch

Therapeuten können unterstützen Durch imaginative Überschreibungen machen Patienten eine intensive korrigierende emotionale Erfahrung Die Therapeuten werden dabei nicht als Alltagperson wahrgenommen. Berührungen werden als Halt erlebt Die Therapeuten können durch soufflieren den Prozess steuern, aber nichts suggerieren Vor dem Augenöffnen werden Berührungen wieder zurückgenommen, damit die Rollen klar bleiben Lehnen Patienten sich selbst ab, hilft der Ersatz der Patienten durch ein eigenes Kind (Substitutionstechnik)

Video 6: Ressourcen nutzen (Substitution)

Wut muss erlaubt sein. Die Entmachtung der „inneren Kritiker“ ist daher ein wichtiger Schritt in der Therapie. „Innere Kritiker“ blockieren die Entmachtung Dazu müssen die Kritiker erkannt und benannt werden. Die Entmachtung der „inneren Kritiker“ gelingt in der Imagination nicht, sondern z.B. in Stühledialogen.

Video 7: Die alten Werte wirken noch!

Video 8: Neubewertung ermöglicht Ablösung

Die Entmachtung der Bezugspersonen (mittels Perspektivwechsel, Substitution oder Therapeutenhilfe) bringt die Patienten in Kontakt mit ihrer Wutkraft. Entmachtung der „Inneren Kritiker“ Die „inneren Kritiker“ wirken aber im Alltag weiter und werden zusätzlich z.B. durch Stühledialoge entmachtet. Auch hier ist der Zugriff auf die Selbstbehauptungskraft bis in den Körper hinein zusammen mit der kognitiven Neubewertung die Basis einer effektiven Entmachtung

Video 9: Stühledialog gegen „innere Kritiker“

Selbstbehauptung in der Beziehung Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Münsteraner Thesen zur Rehabilitierung des Zorn 1. Anthropologische These: Der Zorn nimmt eine grundlegende Stellung im Repertoire menschlicher Gefühle ein. 2.Kulturwissenschaftliche These: Die (westliche) Moderne ist bemüht, den Zorn einzudämmen oder gar ganz zu verbannen. 3.Moralische These: Der Preis für die Unterdrückung des Zorns ist hoch. 4.Politische These: Ohne die Rehabilitierung des Zorns bleiben die Verhältnisse denen überlassen, die von der Passivität, Genügsamkeit und Unterwürfigkeit der Mehrheit profitieren. 5.Moralisch-politische These: Die anzustrebende Zornkultur ist strittig. 6.Psychotechnische These: Berechtigter Zorn kann (und sollte) vom punktuellen Ausbruch in eine länger andauernde Einstellung, in eine „zürnenden Haltung“ verwandelt werden. 7.Schlussthese: Zorn mag besser sein als sein Ruf - noch besser wäre eine Gesellschaft, die weniger Anlässe zum Zornigsein bietet.