Lokalanästhetika Geschichte Cocain: 1860 Albert Niemann, Isolierung von Cocain Siegmund Freud entdeckt analgetische Wirkung von Cocain. Carl Koller verwendet Cocain zur schmerzfreien Augenoperation William Steward Halsted, Leitungsanästhesie am N. alveolaris inf. 1903 Heinrich Braun verwendet Adrenalin als Zusatz zu Procain Verlängerung der Anästhesiedauer. Niemann, Schüler von Wöhler in Göttingen, arbeitete u.a. an Senfgas und verstarb auch kurze Zeit später in Goslar (1861). Auf Anregung von Freud verwendet Koller erstmals Cocain zur schmerzfreien OP am Auge. Emigriert 1885 von Wien nach New York, nachdem er sich mit einem Kollegen duelliert hatte, der ihn als „Jude“ beschimpft hatte und dadurch seine Karriere in Wien beendet war. Halsted arbeitet am John Hopkins Med. School in Baltimore. Führte als erster die Verwendung von Gummihandschuhen in der OP ein. Bei Selbstversuchen entdeckte er die lokalanästetische Wirkung von Cocain. Führte u.a. die radikale Mastektomie bei Brustkrebs ein. Heinrich Braun, leitender Oberarzt des Leipziger Diakonissenkrankenhauses, führte eine Reihe von Neuerungen in die Chirurgie und Anästhesie ein, ein Narkosegeräts zur Dosierung der damaligen Narkosemittel Äther und Chloroform und die Einführung des von Alfred Einhorn entwickelten Procain mit Zusatz von Suprarenin Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Wirkungsmechanismus Lokalanästhetika: Wirken an der Zellmembran von Nervenzellen: Blockade von Natriumkanäle Aktionspotentiale Blockade von K+-Kanälen (in höheren Konzentrationen) Unterbrechung der Bildung und Weiterleitung sensorischer und motorischer Impulse. Wirkort: Innenseite der Natriumkanäle Diffusion der ungeladene Base ins Zellplasma Bindung der dissoziierten Form an den Na+-Kanal. Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Wirkungsmechanismus Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Wirkungsmechanismus Typen von Nervenfasern Querschnitt durch einen Peripheren Nerven: Myelinisierte Nervenfaser Nicht-myelinisierte Nervenfaser Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Wirkungsmechanismus Nervenfasertyp Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Wirkungsmechanismus Leitungsgeschwindigkeit und Empfindlichkeit gegenüber LA Reihenfolge des Ausfalls von Empfindungen: Fasertyp Schmerz C Temperatur A Berührung A Tiefensensibilität, A Motorik Hilgenfeldt 2011
Aktionspotential und Wirkungsmechanismus der LA Lokalanästhetika Wirkungsmechanismus Aktionspotential und Wirkungsmechanismus der LA Hilgenfeldt 2011
Molekulare Struktur des spannungsabhängigen Natriumkanals Lokalanästhetika Wirkungsmechanismus Molekulare Struktur des spannungsabhängigen Natriumkanals Jackisch WS 2005/06 Hilgenfeldt 2011
Molekulare Struktur des spannungsabhängigen Natriumkanals Lokalanästhetika Wirkungsmechanismus Molekulare Struktur des spannungsabhängigen Natriumkanals „sliding helix model“ LA I = Isoleucin (1760) F = Phenylalanin (1764) Y = Tyrosin (1771) Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Wirkungsmechanismus Henderson-Hasselbalche Gleichung Beispiele: Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Wirkungsmechanismus LA wirken über Na+-Kanäle, die in peripheren Nerven exprimiert werden. Sie verursachen Nebenwirkungen über Na+-Kanäle in zentralen Neuronen und im Herzen. Im peripheren Nervensystem werden folgende Isoformen von -Untereinheiten gefunden: 1.1, 1.6, 1.7, 1.8 und 1.9. Gehirn: NaV1.1, NaV1.2, NaV1.3, NaV1.6 Herz: NaV1.5 Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Therapeutika Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Therapeutika LA vom Ester-Typ 236 264 Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Therapeutika LA vom Säureamid-Typ 235 246 288 274 284 Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Therapeutika LA ohne protonierbaren N Hilgenfeldt 2011
Abbau von Lokalanästhetika Therapeutika Abbau von Lokalanästhetika Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Therapeutika Lokalanästhetika: Medikamente für die örtliche Betäubung bei Operationen. werden bei Bedarf während eines Eingriffs in das Operationsgebiet gespritzt Schmerzen. kurz- und langwirkende örtliche Betäubungsmittel. Das am häufigsten verwendete kurzwirkende LA : Lidocain. Schmerzstillung nach Operationen: langwirkende LA: Bupivacain, Levobupivacain und Ropivacain Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Therapeutika Liocain Mittel der Wahl : Kurzer Wirkungseintritt (1-2min), Wirkdauer ohne Arenalin 1-2h. Am besten untersuchtes Lokalanästhetikum. Hilgenfeldt 2011
Levobupivacain (Chirocain) Lokalanästhetika Therapeutika Levobupivacain (Chirocain) Mittel der Wahl : lang wirksamen Amid-Lokalanästhetikums Bupivacain. Wirkt 4x stärker, als Lidocain. Hilgenfeldt 2011
Levobupivacain (Chirocain) Lokalanästhetika Therapeutika Levobupivacain (Chirocain) Wirkungsmechanismus: Blockiert spannungsabhängige Na+-Kanäle in der Zellmembran blockiert sensorische und motorische Nervenfasern. Unerwünschte Wirkungen: Am Herzen sind Herzrhythmusstörungen geringer als bei der rechtsdrehenden Variante, ferner Hypotonie, Fieber, Schwindel, Kopfschmerzen Hilgenfeldt 2011
Levobupivacain (Chirocain) Lokalanästhetika Therapeutika Levobupivacain (Chirocain) Inzidenz der Nebenwirkungen: Hypotonie 21% Übelkeit 13% Anämie 11% postoperative Schmerzen 8% Rückenschmerzen 7% Fieber 6% Schwindelgefühl 6% fötale Atemnot 6% Kopfschmerzen 5% Hilgenfeldt 2011
Levobupivacain (Chirocain) Lokalanästhetika Therapeutika Levobupivacain (Chirocain) Metabolisierung: Extensive Metabolisierung über Cyp3A4 und Cyp1A2 Metabolisierung kann durch Inhibitoren (Ketokonazol und Methylxanthine) beeinflusst werden. Vorsicht bei Co-medikation mit Antiaarhythmika der Klasse III und bei Antiaarhythmika mit lokalanästhetischer Wirkung (z.B. Mexiletin) Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Therapeutika Systemische UAW: die meisten Lokalanästhetika: Vasodilatation Zentralnervöse UAW: Mischung aus dämpfenden und erregenden Wirkungen (Unruhe, epileptische Anfälle, Atemstillstand). Procain > Lidocain, Prilocain Kardiale UAW: negativ inotrop und dromotrop, Blutdruckabfall Allergische Dermatitis, anaphylaktischer Schock, Methämoglobinbildung bei Prilocain Hilgenfeldt 2011
Anwendung von Lokalanästhetika Therapeutika Anwendung von Lokalanästhetika Anwendung Wirkort Indikation Stoffe Applikationsform Oberflächenanästhesie Nervenendigungen in der Haut Beseitigung von Schmerz und Juckreiz (z. B. Augen-OP, Bronchoskopie) Tetracain, Lidocain, Benzocain Lösungen, Spray, Salben, Puder Infiltrationsanästhesie Nervenendigungen in der Subcutis Zahnbehandlung, OP Lidocain, Bupivacain Injektionslösung mit und ohne Vasokonstriktoren Leitungsanästhesie Gemischte Nerven Zahnbehandlung, chirurgische Eingriffe Spinalanästhesie Subarachnoidalraum Gynäkologische oder urologische Eingriffe u. U. in 10 % Glucoselösung Periduralanästhesie Periduralraum Lidocain, Bupivacain, Prilocain, Etidocain Injektionslösung Hilgenfeldt 2011
Vasokonstriktor-Zusätze bei der Lokalanästhesie Lokalanästhetika Therapeutika Vasokonstriktor-Zusätze bei der Lokalanästhesie Lokale und systemische Effekte der Zusätze: Resorption der LA vom Injektionsort: Lokale Effekte Systemische Effekte Verwendete Vasokonstriktoren: Catecholamine: Adrenalin Noradrenalin Phenylephrin Vasopressin-Derivate: Ornipressin Felypressin Hilgenfeldt 2011
(hier: Igelfisch: Diodon hysterix) Lokalanästhetika Therapeutika Tetrodotoxin (TTX) Fugu-Fisch (hier: Igelfisch: Diodon hysterix) Hilgenfeldt 2011
Arzneimittel und Giftedie über den Natrium-Kanal wirken Lokalanästhetika Therapeutika Arzneimittel und Giftedie über den Natrium-Kanal wirken Arzneimittel: Lokalanästhetika Antiarrhythmika der Klasse I Ia: Chinidin, Procainamid Ib: Lidocain, Mexiletin, Tocainide Ic: Flecainide, Encainide) einige Antikonvulsiva (z.B. Phenytoin) Gifte: Aconitin Aconitum napellus Aconitum ferox Veratridin Schoenocaulon officinale (Mexikan. Läusekraut) Grayanatoxin Rhododendron-Arten Allethrin Chrysanthemen-Arten (Pyrethroide = Insektizide) DDT Insektizid Batrachytoxin Phyllobates aurotaenia (kolumbianischer Pfeilgift-Frosch) Seeanemone-Toxine Scorpion-Toxine Tetrodotoxin Spheroides porphyreus (Fugu) Saxitoxin Algen-Arten (Gonyaulax) Hilgenfeldt 2011
Lokalanästhetika Therapeutika Hilgenfeldt 2011