Determinanten des Gesundheitsverhaltens von Typ-II-Diabetikern: Eine Patientenbefragung in Arztpraxen in Vorpommern Uwe Konerding, Julia Grempler, Liselotte.

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Determinanten des Gesundheitsverhaltens von Typ-II-Diabetikern: Eine Patientenbefragung in Arztpraxen in Vorpommern Uwe Konerding, Julia Grempler, Liselotte v. Ferber Universität Greifswald, Institut für Community Medicine Tel / , Internet: Hintergrund und Zielsetzung In Deutschland leiden etwa 6 Millionen Menschen an Typ-II-Diabetes. Zu den Endstadien dieser Krankheit gehören Erblinden, Fußamputationen, Nierenversagen, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Das Risiko, diese Endstadien zu erreichen, kann durch ausreichende Bewegung und maßvolle Ernährung erheblich reduziert werden. Leider verhalten sich viele Patienten nicht dementsprechend. Diese Untersuchung zielt darauf ab, die Determinaten für diese Verhalten herauszufinden. Methoden In 24 zufällig ausgewählten Arztpraxen Vorpommerns wurden Typ-II-Diabetiker im Alter von 40 bis 75 Jahren zu ihrem Bewegungs- und Ernährungsverhalten befragt. Bei der Bewegung wurden die drei Kategorien „wenig“, „mäßig“ und „viel“, bei der Ernährung die drei Kategorien „maßvoll“, „leicht übermäßig“ und „stark übermäßig“ betrachtet. Fragen wurden u.a. zu folgenden Themen gestellt: 1) bisheriges Verhalten, 2) Verhaltensabsichten, 3) Verhaltenserwartungen, 4) wahrgenommene situative Hindernisse für das Verhalten und 5) Verhaltensbewertungen unter den Aspekten „langfristige Entwicklung der Gesundheit“, „unmittelbare Lebensfreude“, „soziale Anerkennung“, „äußeres Erscheinungsbild“ und „unmittelbare körperliche Fitness“. Unterschiede zwischen dem bisherigen Verhalten, den Verhaltensabsichten und den Verhaltenserwartungen wurden für alle drei zusammen mit dem Friedman-Test und paarweise mit dem Wilcoxon-Test geprüft. Die Beziehungen zwischen Verhaltensabsichten bzw. -erwartungen als Kriterium und den Verhaltens- bewertungen sowie den situativen Hindernissen als Prädiktoren wurden mit dem konditionalen Logitmodell untersucht. Ergebnisse Insgesamt nahmen 435 Personen (224 (51.5%) weiblich) im Alter von 41 bis 75 Jahren (M=63.3, Median=66, SD=8.7) an der Unter- suchung teil. Sowohl beim bisherigen Verhalten, als auch bei der Absicht und der Erwartung sind viel Bewegung bzw. maßvolle Ernährung die meistgenannten Kategorien. Verhaltensindikatoren: Sowohl bei der Bewegung als auch bei der Ernährung ist die Tendenz zu gesundheitsförderlicherem Verhalten bei der Absicht am stärksten und beim bisherigen Verhalten am schwächsten (s. Abb. 1). Alle paarweisen Unterschiede zwischen den Variablen sind statistisch hochsignifikant (p<0.001). Bewegung Ernährung Hellblau = bisheriges Verhalten Dunkelblau = Verhaltensabsicht Rot = Verhaltenserwartung BewegungErnährung AbsichtErwar- tung AbsichtErwar- tung Gesundheit b Lebensfreude b Anerkennung b Äußeres b Fitness b Hindernisse c R2R a Rote Gewichte weichen signifikant (p<0.05) von null ab. b Skalen von 1 (sehr schlecht) bis 7 (sehr gut). c Auf 0 (völlig unmöglich) bis 1 (gar keine Hindernisse) normierte und dann logarithmierte Skala. Tab. 1: Verhaltensdeterminanten: Gewichte im konditionalen Logitmodell a wenig mäßig viel maßvoll leicht stark übermäßig übermäßig Abb. 1: Verhaltensindika- toren: Prozentangaben Verhaltensdeterminanten: Alle hier berechneten Vorher- sagemodelle stimmen gut mit den Daten überein (s. R 2 in Tab. 1). Bewegung und Ernährung werden durch verschiedene Aspekte bestimmt: die Bewe- gung durch die Lebensfreude und die Fitness, die Ernährung durch die Auswirkungen auf die Gesundheit und die soziale An- erkennung. Die Erwartung des künftigen Ernährungsverhaltens hängt zudem noch von der Lebensfreude ab. In allen Fällen spielen situative Hindernisse eine wichtige Rolle (s. Tab. 1). Diskussion Im weiteren Verlauf der Untersuchung muss noch geprüft werden, ob das tatsächliche zukünftige Verhalten von denselben Determinanten abhängt wie die Verhaltensabsichten und –erwartungen. Sollte dies der Fall sein, müssten Menschen, die sich zu wenig bewegen, über andere Wege zu einem gesundheitsdienlicherem Verhalten bewegt werden, als Menschen, die zu viel essen und trinken. Menschen, die sich zu wenig bewegen, muss vermittelt werden, dass Bewegung Spaß machen kann und fit macht. Menschen, die zu viel essen und trinken, muss deutlich gemacht werden, dass sie damit langfristig ihrer Gesundheit schaden. Es wäre hilfreich, wenn die direkten Bezugspersonen sozialen Druck in Richtung einer maßvollen Ernährung ausüben würden. Außerdem sollten den Betroffenen Wege aufgezeigt werden, wie sie ohne Verlust an Lebensfreude Essen und Trinken einschränken können. Der Möglichkeit, Bewegungs- und Ernährungsverhalten über diese Wege zu beeinflussen, sind allerdings dadurch Grenzen gesetzt, das beide Verhaltensweisen auch stark durch situative Rahmenbedingungen bestimmt sind. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF); Förderkennzeichen: 03i2720