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Allgemeine Pädagogik
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Probleme der letzten Jahre
Probleme der letzten Jahre Individualisierung - Erlebnisgesellschaft Informations- u. Kommunikationsgesellschaft (Neue Schlüsseltechnologien, Abschied vom Taylorismus Expandierung des Dienstleistungssektors) Sozialstrukturelle Probleme: mehr Freizeit als Arbeit, weniger Geburten und biblisches Durchschnittsalter: hoher Altersquotient Lebenslange Bildung - Lernszenarien ändern sich sozialstrukturelle Probleme (Modernisierungsfolgen, Migrationsprobleme)
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Veränderungen im Wertgefüge
Veränderungen im Wertgefüge Individualisierung: Normalerwartungen nehmen ab, Statuspassagen und Risikolagen nehmen zu, die dem Individuum als Risikozonen angelastet werden. Kein idealtypisches Ablaufmuster einer Vorbereitungsphase, einer Aktivitätsphase und einer Ruhephase Die sinkende Kinderzahl hat zu einer Steigerung der Bedeutung des einzelnen Kindes geführt. Identifikationsobjekt - Kind. Die Eltern-Kind-Beziehung ist argumentativer geworden - Konfliktintensität - permanentes Aushandeln: Teilung der Lebenszeit mit Kindern in zwei Phasen: in eine romantisierte mit Kindern und in eine distanzierte mit Jugendlichen. Durch die Destabilisierung auf dem Berufs- und Arbeitsmarkt scheint es für immer weniger Menschen ein kontinuierlich planbares Leben zu geben. Tendenz zur Tauschbarkeit und Funktionalisierung sozialer Beziehungen unter der einzigen Perspektive persönlichen Gewinns Zuweisung zusätzlicher Aufgaben und Problemfelder an die Institutionen
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Folgen für Lern- und Bildungsprozesse
Folgen für Lern- und Bildungsprozesse Schlüsselqualifikationen im kognitiven (kognitive Flexibilität) und sozialen Bereich education for choice: radikale Problemlösungsorientierung von Lernprozessen. Wertedimensionen von Wissensbeständen herausarbeiten Entscheidungskultur Selbststeuerung von Lernprozessen (Betonung des eigenaktiven Lernens). Lebensweltbezug Teilnehmerorientierung, lebensgeschichtliches Lernen, Erfahrungsansatz, Situationsbezogenheit
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Rolle von Lernen und Bildung im neuen Jahrtausend
Rolle von Lernen und Bildung im neuen Jahrtausend Ungleichzeitigkeit der Entwicklungen: Einerseits werden Bildungsabschlüsse immer weniger Wert, andererseits steigt aber doch deren Wichtigkeit, wenn man sie nicht vorweisen kann. Die schon laufende Destandardisierung von Übergängen zwischen Bildung und Arbeit dass das Leben in eine Vielzahl von Durchgangsphasen mit unsicherem Übergangserfolg zerfallen, die von einem ständigen Entscheidungsdilemma und einer Biographisierung der Lebensführung begleitet werden. Heute wird vielerorts in der Diskussion das Wort Bildung durch Wissen ersetzt "Wissensgesellschaft" Es zeigt sich hier bereits deutlich, dass sich Eliten im Informationserwerb von anderen Gesellschaftsmitgliedern dadurch unterscheiden, dass sie ihr Wissen strukturell und nicht punktuell, systemisch und nicht kreuzworträtselhaft verarbeiten.
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Strukturveränderungen in der Arbeitswelt
Strukturveränderungen in der Arbeitswelt Immer kurzfristigere Verweilzeiten auf ein- und demselben Arbeitsplatz. Die Art der Tätigkeit am Arbeitsplatz ändert sich Die Tätigkeitsfelder werden unbestimmbarer werden. Arbeit und (Fort-)Bildung wachsen enger zusammen. Rountinetätigkeiten, die mittels weitestgehend standardisierter Arbeit innerhalb klarer Hierarchien und Regeln normierte Produkte (Güter und Dienstleistungen) zur globalen Rezeption herstellen. Personenbezogene Dienstleistungen, die vor Ort erbracht werden (z.B. im Gesundheitswesen, in der Nahversorgung u. dgl.). Kreative Vorleistungen, die eine Art von symbolisch-analytischen Dienstleistungen darstellen, und die sich mit der Problemerkennung und -lösung auf komplexitätsreduzierende Art und Weise beschäftigen
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Strukturveränderungen im Bildungswesen
Strukturveränderungen im Bildungswesen Die Entkoppelung von Bildungs- und Beschäftigungssystem Arbeitslosigkeit durch Bildungs- und Qualifikationsmaßnahmen abbauen Qualifizierungsmaßnahmen hauptsächlich als eindimensionale Lernvorgänge Sozialisationsfunktion des Bildungssystems, um gesellschaftliche Loyalität zu erzeugen.
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Bildung Klassischer Bildungsbegriff: Idee der „... höchsten proportionierlichsten Bildung der Kräfte zu einem Ganzen“ (Humboldt) Orientierungsfunktion: „Wir müssen die Verständlichkeit der Welt zu einem großen Teil uns selber abringen: das Zutrauen herstellen, dass solche Verständlichkeit möglich und tauglich ist, die Bereitschaft zum Wandel der Verständlichkeit (...) aufbringen, ein Bewußtsein von den Grenzen solcher Verständlichkeit entwickeln“ (Hentig) Qualifikationsfunktion: Bildung wird hier als ein brauchbares Instrument, als Kalkül und Steuerungsvariable ökonomischer und politischer Interessen gesehen (Verwertbarkeitsaspekt). Allokationsfunktion: Bildung als gesellschaftliche Aufstiegshilfe und Verortungshilfe
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Theorie der pädagogischen Institutionen Schule
Theorie der pädagogischen Institutionen Schule Qualifikation, Selektion, Allokation, Bildung, Personalisation, Integration Prinzip der Rechtsstaatlichkeit:Rechts- bzw. Unrechtsbewusstsein Prinzip der Moralität - Solidarität Prinzip der Öffentlichkeit: vorgetragene Ansichten und Meinungen zustimmen, ablehnen, modifizieren - Alternativen Prinzip der Partizipation: an gesellschaftlich wichtigen Entscheidungen teilnehmen
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Sozialpädagogik Funktionen
Sozialpädagogik Funktionen Sozialpädagogik hat Erziehungsprobleme zum Thema, die außerhalb des relativ dauerhaft etablierten Schulsystems auftauchen Aktuelle Diskussionen Entgrenzung des Feldes sozialer Arbeit Pluralisierung und Individualisierung Beratung zielt darauf, Lern- und Entwicklungsblockaden zu bearbeiten Von der spezialisierten Beratung zur Hilfe zur Lebensbewältigung?
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Erwachsenenbildung Funktionen
Erwachsenenbildung Funktionen System- und verhaltenstheoretische Ansätze: 1 Bildungsökonomischer Ansatz: Versorgung des Arbeitsmarktes mit ausreichend qualifizierten Arbeitskräften; Bildung ist (neben Kapital und Arbeit) dritter Produktionsfaktor – Mobilität, Flexibilität, LLL, Schlüsselqualifikationen, Humankapital 2 Politische Ökonomie: Bildung wichtig für Reproduktion der Gesellschaft - Anpassungslernen 3 Systemtheoretisch: Bildungssystem in Beziehung zu sozialen, politischen und kulturellen Systemen – Autonomes Subsystem Oft verkürztes Abbild sozialer Wirklichkeit – nur zweckrational handelnder Mensch (homo oeconomicus)
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Erwachsenenbildung Lern- und verhaltenstheoretische Ansätze:
Erwachsenenbildung Lern- und verhaltenstheoretische Ansätze: Bezugswissenschaft: Psychologie des Lernens Lernen = erfahrungsbedingter Erwerb von Kenntnissen, Qualifikationen, Verhaltensweisen und Einstellungen Reiz-Reaktionslernen: Lernangebot bestimmt Lerneffekt Handeln als utilitaristisches Verhalten (Nutzen ist Vestärker) EB wird als gesellschaftliche Funktionsinstanz unter lernökonomischen Gesichtspunkten rationalisiert Standardisierte Curricula Kriterium: Nützlichkeit, Verwertbarkeit, kein Lebensweltbezug
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Erwachsenenbildung Kultur- und sozialisationstheoretische Ansätze:
Erwachsenenbildung Kultur- und sozialisationstheoretische Ansätze: Alltagswende, Subjekt im soziokulturellen Kontext Lebensgeschichte, Alltagslernen Bildung = nicht Übernahme vorgegebener Wissenselemente, sondern aktive Konstruktionsleistung des Subjekts Lernen = symbolisch strukturiert und intentional Symbolischer Interaktionismus: Vergesellschaftung und Individuierung des Menschen: Handeln orientiert sich an überindividuellen symbolischen Regeln – interpretatives Paradigma Strukturalismus: Struktur wird durch Person in Auseinandersetzung mit der Umwelt hervorgebracht Sozialwissenschaft/Kulturtheorie: Welche Macht haben Ideen, Werte, Traditionen als Voraussetzung für das Handeln? Habitus: Handlungs,- Wahrnehmungs-Denkmatrix – Ziel: Aufdeckung von Handlungszwängen
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Theoretische Zugänge Institutionszentrierter Zugang: Spannungsverhältnis zw. EB und Institutionen Bildungszentrierter Zugang: Lebenslauf vs. Bildungsbiographie Lebenslaufzentrierter Zugang: Lebenslanges Lernen und Pädagogisierung der Lebensführung Subjektorientierter Zugang: Differenz von Aneignung und Vermittlung
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Das Klientel Kinder Phasenmodelle. Phasen sind Entwicklungsabschnitte die bestimmte Lernbedingungen im weitesten Sinne bereitstellen Beschreibung dieser einzelnen Stufen gehört zu den traditionellen Aufgaben der sogenannten Entwicklungspsychologie. Interessant für uns sind Phänomene der Veränderung in den Bedingungen des Aufwachsens
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Entwicklungsphasen Säugling: Geburt bis zum 1. Lebensjahr
Entwicklungsphasen Säugling: Geburt bis zum 1. Lebensjahr Kindheit: 1. bis 12. Lebensjahr frühe Kindheit (1-6) mittlere Kindheit (6-10) späte Kindheit (10-12) Defizithypothese früher war es besser Differenzhypothese früher war es anders
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Gegenwärtiger Wandel der Kindheit
Gegenwärtiger Wandel der Kindheit
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Differenztheorie : Bestimmte Entwicklungsmöglichkeiten gehen verloren, andere, neue öffnen sich. Man muss Verluste und mögliche Gewinne gegeneinander abwägen. Defizittheorie: Entwicklung gehe von der Eigentätigkeit zum verstärkten Konsumieren. Dieses sei erzieherisch kontraproduktiv. Es ist die Rede von den „betrogenen Kindern“, von der „Liquidierung der Kindheit“, von der „Kindheit als Fiktion“, von „Kindern ohne Kindheit“ und vom „Verschwinden der Kindheit“.
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Familie Trotz der stets sich erhöhenden Scheidungszahlen, bleibt der Romantizismus von Hochzeit und Ehe weiter aufrecht . Patchwork-Familien Widersprüche der Flexibilisierung Auf der einen Seite werden wir zur Selbstbehauptung, zur Privatinitiative gedrängt; und auf der anderen wird gleichzeitig mehr Familienbewusstsein verlangt, die Bereitschaft mit Partnerin und Kindern stabil zu leben. Es scheint heute irreführend zu sein, eine bestimmte Familienform als die demographisch häufigste und deswegen als die "normale" zu bezeichnen, wenngleich hinter beinahe allen noch die Ansprüche des "bürgerlichen Familienmodells" stehen.
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Reihe von Zwischenformen und Varianten, von neuen Modellen und alten Vorstellungen, zerbrechlichen und oft überfordernden Arrangements auf Zeit. Die Rede ist heute von „Heirats- und Scheidungsketten“, von „Fortsetzungsehen“, „Mehrelternfamilien“, „Patchwork-Familien“, Teilzeitgemeinschaften und Lebensabschnittgefährten; u. dgl. mehr In der vorindustriellen Gesellschaft waren Ehe und Familie weit stabiler als heute, aber der Preis dafür war, besonders für Frauen sehr hoch. Im Übergang zur Moderne hat sich nun auf vielen Ebenen ein tief greifender Wandel der Institutionen wie der Lebensformen vollzogen, der in der sozialwissenschaftlichen Diskussion unter dem Stichwort „Individualisierung“ zusammengefasst wird. Dabei ist mit Individualisierung stets eine doppelte Bewegung gemeint. Auf der einen Seite verlieren die traditionellen Sozialbeziehungen, Bindungen, Glaubenssysteme, die das Leben der Menschen früher aufs Engste bestimmten, ihre Wichtigkeit, es entstehen neue Optionen, gleichzeitig müssen wir für den Schaden, den wir hier auch erleiden können, selbst aufkommen .
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Der Alltag der Familienmitglieder findet immer seltener an einem gemeinsamen Ort statt, sondern ist auf ganz unterschiedliche geographische Punkte verteilt . Innerhalb dieser Logik individueller Lebensentwürfe ist es schwierig, die verschiedenen Einzelbiographien zusammenzuhalten, wenngleich es heute es wieder viele verbindende Punkte gibt So schrecken sich viele Alt-68er von der Nestflucht der Jugendlichen, denn diese wissen die exzellente Infrastruktur und freundliche Bedienung im heimischen Nest durchaus zu würdigen: "Ich brauch‘ sie, damit sie mich chauffieren, damit die Wäsche gewaschen und das Essen gemacht ist" (Jugendlicher, 14 Jahre alt). Eltern schaffen Nahrungsmittel und Getränke herbei. Dabei fordern immer jüngere Kinder den Status von Jugendlichen, die wiederum das „Hotel Mama“ oft bis ins Erwachsenenalter auszudehnen versuchen.
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Das Klientel Jugendliche
Das Klientel Jugendliche Genauso wie Kindheit ist auch Jugend ein historisches und ein gesellschaftliches Phänomen. Der Begriff Jugend bezeichnet eine Altersphase mit nicht ganz klar definierten Rändern (ca Jahren) Pubertät (12-16) Adoleszenz (16-21) Statuspassagen
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Akzeleration und Retardation
Akzeleration und Retardation Jugendzeit ist heute mehr als früher Schul- und Ausbildungszeit biologische Reifung erfolgt immer früher Beschleunigung (Akzeleration) menschlicher Entwicklung In hochkomplexen Gesellschaften beginnt das Jugendalter immer früher und mündet immer später in das Erwachsenenalter ein Auf der anderen Seite dauert es immer länger, bis Jugendliche in die Gesellschaft integriert sind. Retardation (Entwicklungsverzögerung Verlangsamung)
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Entstrukturierung des jugendlichen Lebenslaufs
Entstrukturierung des jugendlichen Lebenslaufs
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Attribute der Jugendphase ins Kindesalter vorverlagert
Attribute der Jugendphase ins Kindesalter vorverlagert Zunahmen von Selbständigkeitsspielräumen für die Heranwachsenden Notwendigkeit, die Schullaufbahn in immer früherem Alter zu planen Partizipation an den Angeboten der Medien- und Konsumindustrie Freizeit, sozialen Beziehungsnetzwerke selbst organisieren Auf der anderen Seite: verlängerte Ausbildungs-zeiten - Statuspassage Berufseintritt später
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Polarisierung zwischen Normalbiographie und Risikogruppen
Polarisierung zwischen Normalbiographie und Risikogruppen 80% der Jugendlichen durchlaufen eine wenig belastende Pubertät, arbeiten am Normalitätsentwurf (Beruf, Familie, Freunde). Um so schärfer heben sich aber die Risikogruppen ab. Externalisierender Bereich: Aggression, Gewalt, Delinquenz, Risikoverhalten, Drogen etc. Internalisierender Bereich: Depression, Suizid, somatische Störungen, Essstörungen etc. Die Krisenprofile in den Risikogruppen haben sich in den letzten Jahren zugespitzt
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Traditionelle Jugendpädagogik
Traditionelle Jugendpädagogik bis in die 60er Jahre hinein wirksam Verhaltensprobleme Jugendlicher werden als phasenspezifische Entwicklungsprobleme verstanden Entwicklungsspezifische Besonderheiten, auf die pädagogisches Handeln einzugehen hat. Toleranzraum . Gefahr, jugendliche Äußerungsformen nicht genügend ernst zu nehmen und ohne Rücksicht auf ihre inhaltliche Berechtigung als pubertär abzutun (Fänger im Roggen) Eduard Spranger (1924: Psychologie des Jugendalters) Jugendliche in die Traditionen unserer Kultur einführen, Gestaltung eines jugendspezifischen Handlungsraumes positive Leitbilder
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Erik Erikson Jugendzeit ist eine Zeit des Moratoriums - Zeit des Aufschubs Soziales Moratorium: in sozialer Hinsicht nur begrenzte Erfahrung übernehmen-Probehandeln Psychisches Moratorium: eine Zeit, in der der einzelne seine Identität erproben und letztlich festigen kann. Da beide Aspekte zusammengehören, spricht Erikson vom psychosozialen Moratorium.
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Erwachsene Erwachsene geraten auch stärker in den pädagogischen Blick
Erwachsene Erwachsene geraten auch stärker in den pädagogischen Blick Entwicklungspsychologie. Der Erwachsene gilt nicht länger als fertig und vollkommen, sondern auch als lern-, bildungs- und entwicklungsfähig Lebensbegleitende Bildung „Selbstverwirklichung“ und „Ich-Identität“ als Markt für Erwachsenen – Kommerzialisierung und Beratung als Dauerangriff
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Erwachsene Erwachsenenbildung ist der alltägliche Versuch, über sich selbst nachzudenken, sich der eigenen Absichten des Denkens und Handelns zu vergewissern, um im Dickicht sozialer Anforderungen und Bezüge die eigene Identität immer wieder auszumachen und durchzuhalten. Aber der Mensch ist in seinen Handlungen, Wünschen, Absichten und Konflikten vor allem das Produkt seiner Gesellschaft
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Eigene Erfahrungen und Expertenwissen
Eigene Erfahrungen und Expertenwissen I. Illich, P. Freire: Lernen soll nicht im Aneignen fremden Wissens bestehen, sondern in der Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation und ihrer Widersprüche durch Reflexion und Aktion, um sich gemeinsam mit anderen behaupten zu können. P. Freire bezeichnet Normalerziehung als „Bankiers-Konzept
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Institutionen der Erwachsenenbildung
Institutionen der Erwachsenenbildung Die Erwachsenenbildung zeichnet sich durch eine gewisse „Staatsferne“ aus. Der Staat tritt lediglich als Förderer, Rat- und Impulsgeber auf. Die überwiegende Mehrzahl der Eb-Einrichtungen ist als Verein organisiert, der von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen getragen wird . Österreichische Besonderheiten der Erwachsenenbildung sind: Die relativ strikte Trennung in berufsbildende und allgemeinbildende Eb-Institutionen, sowie z.T. ein parteipolitisches Proporzdenken in den Eb-Einrichtungen Die wichtigsten Institutionen der Erwachsenenbildung sind in der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) zusammengefasst
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Lernen Erwachsener Die Lernfähigkeit des Erwachsenen ist nur in geringem Maße durch zunehmendes Alter beeinträchtigt. Der Lernerfolg hängt vielmehr von der bisherigen Lerntätigkeit, Schulbildung, Berufstätigkeit ab. Es gibt keine kontinuierliche Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit, allenfalls Verlangsamung verschiedener Reaktionen. Die Bereitschaft zur Weiterbildung ist von individuellen und sozialen Faktoren (Alter, Schulbildung, sozialer Status, Wohnort) abhängig. Personen mit höherer Grundbildung und Berufsbildung nehmen eher an Erwachsenenbildung teil. Weltwettbewerb Einschwören auf das Jahrhundert des lebenslangen Lernens Grundgedanke, dass sich heute alles und alle ändern müssen, und dass dies durch Bildung, Weiterbildung, abgefedert, ertragbar, bzw. marktwirtschaftlich ertragreich gemacht werden kann Weißbuch der Europäischen Union Kommission - „Lehren und Lernen“ (1995) Größtmöglicher Zugang zur Bildung Auf den Leistungswillen und die Lernfähigkeit des Individuums setzend, wird Bildung als Mittel angesehen, um den europäischen Wirtschaftsraum konkurrenzfähig zu machen.
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Bildungs-Paradoxien Der Abschluß der Ausbildung ist die Entlassung ins lebenslange Lernen. Ziel und Inhalt von Bildung ist heute (vor allem im Bereich der Berufsbildung) das Lernen des Lernens, die Vorbereitung auf die Vorbereitung Lernen wird zur beschleunigten Entwertungsproduktion. Ein dauerhaftes Ausbildungskapital, eine Form von Zeit-resistenter Qualifikation scheint es nicht mehr zu geben. Wissen und Fertigkeiten unterliegen den Gesetzen der Waren- und Konsumgesellschaft Der Stau als Beschleunigungsmittel. Bildungsveranstaltungen sind pädagogisch arrangierte Kunstpausen im immer rascher werdenden Lebens- und Arbeitsprozeß. Die Bildungsphasen als Vorbereitungs- bzw. Kooperationsphasen stellen dabei Stauzonen dar, die die Beschleunigung erst ermöglichen bzw. erlebbar machen. (...) Der Stau ist notwendiger Teil der Beschleunigung, und er unterliegt dieser selbst. Lernen und Qualifizierung sind als Teilnahmebedingungen für den beruflichen Wettbewerb unerläßlich, aber keine hinreichende Garantie für den individuellen Erfolg, wobei sich das, was erfolgreich war bzw. ist, erst ex post herausstellt. Nicht was gelernt wird, sondern dass gelernt wird, ist dabei oft wichtig.
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Neue didaktische Konzepte
Neue didaktische Konzepte Zielgruppenarbeit: gleiche oder ähnliche Identität TeilnehmerInnenorientierung: Bildungsbedürfnisse der Lernenden Individualisierung: Selbststeuerung des Lernens: Inhalte und Methoden in freien Lernwegen auflösen TeilnehmerInnen wollen dabei: Besonders effektiv, direkt im Alltags- oder Berufsleben verwertbares Wissen erlebnisreich, die ganze Person betreffend lernen. TrainerInnen müssen dazu eine produktive und kommunikative Seminarkultur herzustellen versuchen, die anregende und herausfordernde Lernsituationen ermöglicht, dabei individuell beraten und fördern, positive Beziehungen zwischen den TeilnehmerInnen unterstützen, schwierige Situationen meistern, teilnehmerInnenorientieres Lernen fördern und selbstgesteuertes Lernen anregen.
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Anthropologie
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Verhältnis von Erkenntnissubjekt und Umwelt
Verhältnis von Erkenntnissubjekt und Umwelt Drei klassische Positionen Materialismus Idealismus Konstruktivsmus
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Materialismus Lamettrie (1709-1751)
Materialismus Lamettrie ( ) Arzt und Naturphilosoph, wurde wegen seiner radikalen Schriften zuerst aus Frankreich, dann auch aus seinem holländischen Exil vertrieben. Darauf wurde er durch Friedrich dem Großen, der ja alle freien Geister um sich zusammen suchte, an dessen Hof gezogen - als Hof-Atheist.
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Idealismus George Berkley (1684-1753)
Idealismus George Berkley ( ) wies auf Unterscheidung zw. Realität und wahrer Erscheinung hin: Ideen sind zwar das wahre Sein (Platon), aber diese sind mit der Anschauung identisch. Was uns durch die Sinne erreicht, das ist die Welt. Abstraktes Denken gibt es nicht, sondern ist stets von der Anschauung begleitet Hauptwerk: Abhandlungen über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis (1709): Alles, was wir wahrnehmen und erkennen, sei stets nur als Phänomen unseres Bewußtseins, als Zustand unseres Geistes gegeben (esse est percipi). Damit wird das Sein der Dinge, wird die Objektivität des Realen auf Bewußtseinsinhalte zurückgeführt. Die Ideen sind die bestimmenden Kräfte oder Urphänomene in der Natur und in der Geschichte (Ideen verhalten sich als die Seelen der Dinge, Schelling)
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Johann Gottlieb Fichte (1762-1814)
Johann Gottlieb Fichte ( ) Kants Schüler Versuchte diese Trennung zwischen Objekt und begreifendem Subjekt zu überwinden. Er geht (nicht von den Dingen, sondern) vom allgemeinen Bewusstsein aus: Das absolute Ich wird somit zum Bestimmungsstück allen Seins = subjektiver Idealismus: Dem der Wirklichkeit überlegenen Geist verherrlichen: Gott ist Dichter, kein Geometer Romantik: Friedrich Schlegel: Athenäum-Fragment, Novalis, Tieck, Eichendorf
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Konstruktivismus Skeptiker: Unmöglichkeit den Wahrheitswert einer Erkenntnis zu überprüfen, da sich jegliche Art der Überprüfung auf eine andere vorgängige Erkenntnis stützt Kant: Wir erkennen die Dinge nicht können, wie sie an sich sind, sondern nur, wie sie für uns sind Giambattista Vico (1710): Der Mensch könne nur erkennen, was er selber gemacht habe, also - im Gegensatz zu Gott - nicht die Welt. Er wies darauf hin, dass das Wort <factum> von <facere> (=machen) stammt Konstruktivismus: Aus Kybernetik und der Systemtheorie "Wie man an die Wirklichkeit herangeht, ist für das ausschlaggebend, was man finden kann" (Watzlawick `76). Wahrheit wird nicht gefunden, sondern vom Subjekt gemacht (Rorty `92). Luhmann: Gesellschaftstheorie: Hypothese der selbstreferenziellen Geschlossenheit sozialer und psychischer Systeme: Soziale Systeme reagieren auf ihre Umwelt ausschließlich mittels ihrer internen Operationen.
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Naturalismus: Jean Jacques Rousseau (1712 – 1778)
Naturalismus: Jean Jacques Rousseau (1712 – 1778) Wendet sich radikal vom Fortschrittsgedanken ab und konstruiert einen Widerspruch zwischen Wissenschaft und Menschsein. Abhandlung über die Wissenschaften und Künste“ (1750) Abhandlung über Ursprung und Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen (1753) Contrat social (Gesellschaftsvertrag) (1762) Emile (1762)
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Verhältnis von Bios und Gesellschaft
Verhältnis von Bios und Gesellschaft biologische Anthropologie (biologische Seite) z.B. Verhaltensbiologie Konrad Lorenz ( ) "Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression" (1963) Sozialanthropologie (gesellschaftliche Seite) Talcott Parsons ( ) Sozialstruktur und Persönlichkeit (1977)
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Biologische Anthropologie
Biologische Anthropologie versucht, den Menschen ausgehend von den Naturbedingungen seiner Existenz zu denken, ohne Gesellschaft vorauszusetzen Ich brauche nicht die Gesellschaft zu verstehen, um den Menschen zu verstehen. Umgekehrt kann ich aber die Gesellschaft verstehen, wenn ich den Menschen verstanden habe. Die Gesellschaft kommt denknotwendig erst dadurch ins Spiel, dass der Mensch ein Mängelwesen ist. Verhaltensbiologie Konrad Lorenz Beobachtungen in der Tierwelt (Studien an Graugänsen) und dann die Resultate übertragen (Prägung).
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Gesellschaftliche Seite
Gesellschaftliche Seite Talcott Parsons Als Anhänger des Funktionalismus hält Parsons die Gesellschaft tendenziell für einen sich selbst regulierenden, autonomen Organismus mit bestimmten Mechanismen, die die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung regulieren (System). Nach dieser Auffassung ist die Gesellschaft ein Organismus, in dem jedes Glied einen bestimmten Zweck erfüllt und alles Tun auf ein Ziel hin ausgerichtet ist. Dennoch hielt auch Parsons an einer Entscheidungsfreiheit des Individuums fest. Sein Endziel bestand im Auffinden einer allgemeingültigen Theorie gesellschaftlichen Handelns.
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Geulen und Hurrelmann Sozialisation ist zu verstehen „als der Prozeß der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. Vorrangig thematisch ist dabei die Frage, wie der Mensch sich zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt bildet. Sozialisation sichert somit für nachwachsende Generationen den Erwerb generalisierter Handlungsfähigkeiten und sorgt für die Abstimmung von individuellen Lebensgeschichten und kollektiven Lebensformen
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Rollentheorie Position ist der Ort innerhalb einer Hierarchie, eine Stellung innerhalb eines Systems sozialer Beziehungen Status ist das Ansehen, das Image, das mit einer Position verknüpft ist . Erwartungen In der Regel sind soziale Situationen so strukturiert, dass wir wissen, welche Verhaltensweisen von uns erwartet werden - normativen Erwartungen. Kenne ich die Erwartungen, habe ich gute Chancen, Verhaltenssicherheit zu erwerben. Wenn wir wollen, dass die Menschen, mit denen wir arbeiten, verhaltenssicher werden, müssen wir mit ihnen so arbeiten, dass die Verhaltenserwartungen verschiedener sozialer Situationen durchschaubar werden.
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Arten von Erwartungen Kann-Erwartungen - schwächste Form der Erwartung - Allgemein die Pflichten erfüllen Soll-Erwartungen - harter Kern muss-Erwartungen - Gesetze, verbindliche Regelungen Von hier aus läßt sich verstehen, wie gesellschaftliche Institutionen funktionieren. Über Erwartungsstrukturen sind wir nämlich auch eingebunden in gesellschaftliche Institutionen bzw. Organisationen. Eine Institution ist aus dieser Sicht eine Anzahl von Verhaltenserwartungen. Diese beziehen sich auf das Handeln und Sich-Verhalten der Mitglieder einer Gruppe in Form von muss- und Sollerwartungen.
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Arten von Erwartungen Erwartungserwartungen
Erwartungserwartungen Soziale Situationen sind jedoch noch komplizierter. Ich erwarte von jemandem, dass er von mir etwas erwartet: Wie geht’s dir? Sanktionen Reaktionen, die ein Verhalten bei den Bezugsgruppen hervorruft. Lernen braucht Rückmeldung Perspektivenübernahme Sich in die Situation eines anderen hineinversetzen können
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Rolle Wir interpretieren wechselseitig in der Interaktion unsere Rollen - Rollen müssen in diesem Sinne ausgehandelt werden. Ich kann mich bewußt oder unbewußt in eine Rolle hineinbegeben. Ich kann auf eine Rolle, egal wie sie sich herausgebildet hat, auf Distanz gehen (Rollendistanz) oder ich kann mich mit ihr identifizieren (Rollenidentifikation). Sozialisation besteht aus dieser Perspektive darin, zu lernen, Rollen auszuhandeln, zu übernehmen, abzulehnen, zu modifizieren.
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Rolle è Im Modell der Rollenübernahme finden wir ein Konzept von Sozialisation, das auf die Herstellung von gesellschaftlicher Handlungsfähigkeit zielt. Wir nennen solche Konzepte, die sich auf die Herstellung von Handlungsfähigkeit beziehen, handlungstheoretische Konzepte. In fast allen handlungstheoretischen Konzepten wird der Mensch in bestimmten Grenzen als prinzipiell kreativ und produktiv, seine Umwelt gestaltend und verarbeitend gesehen .
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Intra-Rollenkonflikte
Jede Bezugsgruppe stellt ein Rollensegment dar, genauer: definiert bestimmte Erwartungen. Erwartungen können sich wiedersprechen. Die Schüler wollen beispielsweise, dass der Lehrer möglichst gute Noten gibt, die Eltern, dass er das Niveau erhöht etc. Es kann somit zu Spannungen und ggf. zu Konflikten zwischen den einzelnen Rollensegmenten kommen. Rollenüberlastung - Rollenstress - kann zu verfestigtem Rollenverhalten führen. Das bedeutet dann, dass die Rollenflexibilität gelitten hat. Unter Rollenflexibilität verstehen wir eine gewisse Puffer- oder Ausgleichswirkung. Die Erwartungen der Schüler, Eltern und Kollegen werden vom Lehrer abgefangen und in gewisser Weise zum Ausgleich gebracht. Rollenstress bedeutet, dass diese Fähigkeit des Ausgleichs verschiedener Erwartungen strapaziert wird.
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Interrollenkonflikte
Nicht nur innerhalb einer Rolle, beispielsweise die des Lehrers, kann es Spannungen geben, sondern auch zwischen verschiedenen Rollen (Mutter, Partnerin, Berufstätige, ...) Fehlen hier z. B. Regenerationsmöglichkeiten bei Frauen stellen sich im Laufe der Zeit mit Sicherheit Folgen ein. Das können psychosomatische Erkrankungen sein oder Nervosität, Unausgeglichenheit.
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Theorie des Symbolischen Interaktionismus
George Herbert Mead Theorie des Symbolischen Interaktionismus Prämisse der Interaktionsbedingtheit individueller Bedeutungszuschreibungen Jegliches soziale Handeln ist symbolisch vermittelt, in unterschiedlichen sozialen Handlungskontexten wirken unterschiedliche Gültigkeitskriterien. Global wirken hier folgende Mechanismen: Menschen handeln Dingen, Situationen u. dgl. gegenüber auf der Grundlage der Bedeutungen, die diese Dingen, Situationen u. dgl. für sie besitzen. Die Bedeutung dieser Dinge, Situationen wird konstruiert und entsteht in sozialer Interaktion. Die Bedeutungen werden in interpretativen Prozessen hergestellt und modifiziert (vgl. Blumer 1973, S. 81). Begrüßungsfloskeln
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George Herbert Mead Solche sozialen Austauschprozesse sind immer auch Anpassungsprozesse. Signifikante Symbole erlauben uns, dass wir uns unkompliziert verständigen können. Ich kann ungefähr wissen, was mein Gruß an Reaktionen beim anderen auslösen wird. Das ist die Grundlage für die Perspektivenübernahme. Ich kann dadurch intern auch auf Distanz zu mir selbst gehen (= reflexive Identitätsstruktur). Nur in sprachlich vermittelten Interaktionen, z.B. im familialen Kernbereich (Primärsozialisation), können wir eine Identität aufbauen, aufrechterhalten und modifizieren. Der Aufbau einer sozialen Identität (= Subjektivitätskonstitution)
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Persönlichkeit entsteht aus zwei Größen,
Persönlichkeit entsteht aus zwei Größen, einer psychischen Komponente, die Spontaneität, Kreativität und die Triebausstattung beinhaltet, und einer sozialen Komponente, die die Vorstellung von dem Bild meint, das der andere von mir hat, das ich verinnerlicht habe, woraus sich handlungsleitende Orientierungen ergeben (sozialer Erwartungskatalog, kulturvariant – Duellfetischismus). Sozialisation bedeutet also, dass Menschen Normen, Werte, Gebote und Verbote aus dem gesellschaftlichen Umfeld aufnehmen und sie verinnerlichen. Sie werden dann Teil der Identität und entfalten auf diese Weise eine steuernde Funktion. Dadurch, dass Menschen in dieser Weise sozialisiert werden, werden ihre Reaktionen und Verhaltensweisen bis zu einem gewissen Grade auch vorhersehbar und in gewisser Weise auch kalkulier- und kontrollierbar.
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Positionen, die die Freiheit des Menschen betonen
Positionen, die die Freiheit des Menschen betonen Die andere grundlegende Auffassung vom Menschen ist die seiner konstitutiven Freiheit. Das Sich-zu-sich-in ein-Verhältnis-setzen steht hier also im Zentrum. Hauptvertreter sind Philosophen des Deutschen Idealismus, vor allem Fichte und Hegel sowie des französischen Existentialismus, vor allem Jean Paul Sartre. Der Mensch erfährt sich zwar bedingt durch seine Leiblichkeit und durch die soziale Umwelt, also als endliches Wesen; er hat aber die Möglichkeit, sich dazu in ein Verhältnis zu setzen. In radikaler Form hat der Existentialismus diesen Gesichtspunkt ausgearbeitet, vor allem Jean Paul Sarte.
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Psychoanalyse Das Modell der Psychoanalyse ist ein prominentes Beispiel dafür, wie versucht wird, beides - also die biologische Seite wie auch die gesellschaftliche Seite - zusammenzudenken. Bedeutung des Unbewußten für die menschliche Persönlichkeitsentwicklung „Kann ich mir das, was mit mir geschieht, wenn ich in eine Gesellschaft hineinwachse, vollständig transparent machen?“ wird aus der Sicht der Psychoanalyse mit Nein beantwortet Psychische Strukturen bilden durch Interaktion mit der Umwelt heraus; genauer: Sie bilden sich durch die zwischen Eltern, Kindern und Umwelt ablaufenden Prozesse der Interaktion heraus
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Sigmund Freud
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Sigmund Freud
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Das Ich gleicht "im Verhältnis zum Es dem Reiter, der die überlegene Kraft des Pferdes zügeln soll, mit dem Unterschied, dass der Reiter dies mit eigenen Kräften versucht, das Ich mit geborgten. (...) Wie dem Reiter, will er sich nicht vom Pferd trennen, oft nichts anderes übrigbleibt, als es dahin zu führen, wohin es gehen will, so pflegt auch das Ich den Willen des Es in Handlung umzusetzen, als ob es der eigene wäre" (Freud 1923a, 294). Der Begriff "Überich" ist jene Kraft in uns, die sich aus der Verinnerlichung (Internalisierung) sozialer Werte, Regeln und Normen gebildet hat. Unter dem Begriff der Verinnerlichung (Internalisierung) verstehen wir den Prozeß, wie aus äußerlichen gesellschaftlichen Normen und Werten innerpsychische Kräfte werden, die dann als innerpsychischen Realität Teil unserer Persönlichkeit und handlungsanleitend werden. Aufgrund dieser Verinnerlichung kommt es zu Spannungen mit dem Ich und dem ES, die daraus resultieren, dass die verinnerlichten Werte und Normen gewisse Idealvorstellungen von dem erzeugen, wie man selbst sein sollte und auch möchte. Dieses nennt Freud das Ich-Ideal. Leider ist der Mensch aber nicht so, wie er sein sollte oder sein könnte. Deshalb kommt es permanent zu Spannungen zwischen dem Ich-Ideal und dem ralen Ich. Das Über-Ich stellt sich sozusagen dem Ich gegenüber, kritisiert, normiert und bewertet es. Das Überich ist der Ort des Gewissens, der Moralität.
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Zusammenfassung Die klassische pädagogische Anthropologie versuchte, überzeitliche Werte des Humanen auszumachen und daraus fundamentale Schlußfolgerungen für Erziehung, Lernen und Bildung abzuleiten. Diese Diskussion findet heute auf der Ebene der Menschenrechte statt. Ansonsten spielt diese klassische Position mit der Erörterung des Unterschiedes von Mensch und Tier in der heutigen Diskussion keine Rolle mehr. Insbesondere dort, wo der Mensch als Mensch erzogen werden soll, mehren sich die kritischen Stimmen und fordern, die Historizität und die Pluralität der Weltbilder zu akzeptieren.
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Sozialspychologische Überlegungen
Sozialspychologische Überlegungen Im Bereich der Sozialpsychologie haben wir es ganz allgemein mit dem Phänomen der Gruppen bzw. auch mit dem Phänomen der Masse zu tun. Wir wissen, dass in Gruppen der einzelne sich anders verhält, als wenn er sich nicht in der Gruppe befindet. Das liegt daran, dass einzelne innerhalb der Gruppe dazu neigen, die Werte und Normen der jeweiligen Gruppe anzunehmen. Über Rollen sind wir eingebunden in Gruppen. Zunächst kann man Phasen der Sozialisation unterscheiden, die sich dadurch auszeichnen, dass sie sich unterschiedlichen Gruppen abspielen:
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Sozialspychologische Überlegungen
Sozialspychologische Überlegungen Die Gemeinschaft hat die Möglichkeit, dem einzelnen bestimmte Orientierungsmuster anzubieten. Dies geschieht über Traditionen, Konventionen, Rituale und Symbole. Gemeinschaften machen von dieser Möglichkeit unterschiedlich Gebrauch: Manchmal werden Orientierungen angeboten und der einzelne kann entscheiden, ob er sie annehmen will oder nicht. Meistens haben Traditionen, Konventionen, Rituale und Symbole eine gewisse zwingende Kraft. Die erziehungswissenschaftliche Frage heißt immer: Wieviel Symbolisierung und Ritualisierung braucht der Mensch
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Gemeinschaftserlebnisse als rituelle Katharsis
Gemeinschaftserlebnisse als rituelle Katharsis Gruppen-, oder Gemeinschaftserlebnisse haben die Funktion, dem einzelnen durch emotionale Bindung ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln, und zwar dadurch, dass ein Wir-Gefühl aufgebaut wird. Das bedeutet dann, dass die Werte und Normen des Ich-Ideals sich für die Dauer des Gruppenaufenthaltes den Werten und Normen der Gruppe anpassen. Das wiederum bedeutet, dass der einzelne für diese Gruppenkonformität ein Stück Individualität aufgeben muss . Aus der Sicht der Psychoanalyse und aus der Sicht von Norbert Elias, Der Prozeß der Zivilisation, ist es so, dass der Mensch sich im Verlaufe seiner Entwicklung (Phylogenese) so entwickelt hat, dass die Ich- und Über-Ich-Bereiche sich immer mehr aufgebaut haben. Das bedeutet, dass sich der Mensch, je weiter die Zivilisation voranschreitet, immer mehr Einschränkungen auferlegen muss.
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Die methodische Differenz zwischen Freud und Mead
Aus der Sicht der Psychoanalyse bedeutet Sozialisation den Vorgang der Verinnerlichung von Werten und Normen. Dieses geschieht überwiegend durch jene Instanz des Subjektes, die Freud das Über-Ich genannt hat. Das Ich als Instanz steht dann im Zentrum, wenn man nach dem archimedischen Punkt, nach dem Zentrum einer Person fragt. Das Ich kann als ein Mittler verstanden werden, der sich bemüht, widersprüchlichen Erfahrungen gerecht zu werden. Das Ziel von Sozialisation bedeutet in psychoanalytischerSicht Entwicklung zur Ich-Stärke
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Rollentheorie Aus dieser Perspektive bedeutet Sozialisation
Rollentheorie Aus dieser Perspektive bedeutet Sozialisation den flexiblen Erwerb von Rollen. Das Hineinwachsen und das Erlernen, das Aushandeln, das Akzeptieren und das Ablehnen von Rollen ist hier die Zentralperspektive. Mit der Rollentheorie können heute immer noch die meisten pädagogischen Situationen hinreichend verstanden und interpretiert werden. Das Instrumentarium der Rollentheorie ist deshalb für die Erziehungswissenschaft wie auch für die praktische Pädagogik zu einem unentbehrlichen Handwerkzeug geworden.
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Autoriät Das
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Lernen Das
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Aus Erlebnissen etwas lernen
Aus Erlebnissen etwas lernen Erlebnis: Diskontinuität, die nicht gleichgültig läßt; unmittelbare Betroffenheit, Steigerung der Aufmerksamkeit; Erlebnisse müssen verarbeitet (integrierbar, anschlußfähig) gemacht werden -Kontext; sonst bleiben sie im Ungefähren Dilthey: Erlebnis zeichnet sich durch Unmittelbarkeit aus, betrifft uns direkt, total, ganze Person Kritik: Erlebnispädagogik: Über das Unverfügfbare verfügen. Kreativität. Herbeiführung von Erlebnissen, Situationen ist methodisierbar (Vorbereitung, Strukturierung, Begleitung, Evaluation); die Folgen können aber nicht eindeutig vorhergesehen und zu bestimmten Lernzwecken benützt werden. Problem Kontext: Allgemeine Ziele der Schule im Widerspruch (Zeugnis, Abschluß, gesellschaftlicher Auftrag) Situationen anbieten, in denen in gemeinsamer Beratung über subjektive Erfahrungen reflexiv gesprochen wird. Deutung Aber: Wie weiter? Welche Auswirkungen auf Schulalltag (BOP: Plakate)?
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Aus Erlebnissen etwas lernen
Aus Erlebnissen etwas lernen Deutung: Hermeneutische Kompetenz: Indikatoren für die (sozialen, thematischen und personalen) Dimensionen des Lernprozesses erkennbar machen, diese pädagogisch (also auf das Lernen bezogen) interpretieren und in die Lernsituationen zurückführen (Hindernisse, Prozesse, ...) · Thematischer Sinn: (Verbale Aktivitäten, Verhaltensweisen) Hinweise zur Teilhabe am Lernprozeß · Zieldimension: Welchen Sinn hat Erlebnis (soll, ist)? · Verlauf und Struktur der sozialen Lernsituation: Arrangement, aktuelles Erlebnis, Reflexion: was ist warum geschehen? · Denken, Fühlen, Handeln der PädagogInnen: Gegenübertragung Transfer aus der Erlebnissituation in das Alltagshandeln Erlebnis geht aber nie ganz in Erfahrung auf - Modifikation der Erfahrung
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Aus Erlebnissen etwas lernen
Aus Erlebnissen etwas lernen Deutung: Hermeneutische Kompetenz: Indikatoren für die (sozialen, thematischen und personalen) Dimensionen des Lernprozesses erkennbar machen, diese pädagogisch (also auf das Lernen bezogen) interpretieren und in die Lernsituationen zurückführen (Hindernisse, Prozesse, ...) · Thematischer Sinn: (Verbale Aktivitäten, Verhaltensweisen) Hinweise zur teilhabe am Lernprozeß · Zieldimension: Welchen Sinn hat Erlebnis (soll, ist)? · Verlauf und Struktur der sozialen Lernsituation: Arrangemant, aktuelles Erlebnis, Reflexion: was ist warum geschehen? · Denken, Fühlen, Handeln dep PädagogInnen: Gegenübertragung Transfer aus der Erlebnissituation in das Alltagshandeln Erlebnis geht aber nie ganz in Erfahrung auf - Modifikation der Erfahrung
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Reflexives Lernen Personales Lernen - Sinn, Wert und Geltung dessen. Individuelle und verallgemeinerungsfähigen Sinndeutungsmöglichkeiten, die dem Wissen, Können, Erleben beigelegt wird. Ziel = Was man selbst erfahren, erlebt hat, in bezug zum eigenen Leben (dessen Sinn- und Werthorizont) setzen Muster der Sinnzuschreibung Reflexiv: Welchen Sinn hat das? Rekonstruktiv: Wie paßt das zusammen? Reziprok: Was heiß das für den anderen? Projektiv: Was bedeutet das für meine Zukunft
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Interkulturelles Lernen
Interkulturelles Lernen Im Zeitalter der Globalisierung, der engen internationalen wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen und der zunehmenden Tendenz zur multikulturellen Gesellschaft, haben interkulturelles Lernen und die damit verbundenen Fähigkeiten einen zentralen Stellenwert eingenommen. Interkulturelles Lernen bezeichnet dabei die Entwicklung von Einstellungen und Verhaltensweisen, die auf die Anerkennung und Wertschätzung anderer Kulturen, auf Toleranz und einem gleichberechtigtem Umgang miteinander abzielen. Im Gegensatz dazu sollen Tendenzen wie Überlegenheitsgefühle, Bedrohungsängste, Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit abgebaut werden. Die Aufgabe für interkulturelle Bildung wird in der Literatur vor allem in der Reflexion und der Dekonstruktion gängiger Alltagsvorstellungen von Fremdheit, von „anderen Kulturen“ bezeichnet
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Interkulturelles Lernen
Interkulturelles Lernen Problembereiche Gleichheit und Differenz als politisches und pädagogisches Problem Zur Konstruktion des Fremden Anhaltspunkte für die Realität kultureller Differenzen Pädagogische Aufgaben, speziell der Schule Interkulturelle Bildung - eine Dimension von Allgemeinbildung Johann, E./ Michely, H./ Springer, M. 1998: Interkulturelle Pädagogik. Methodenhandbuch für sozialpädagogische Berufe. , Düsseldorf Schmidt, U. 1987: Interkulturelle Kommunikation und interkulturelles Lernen. In: U. Schmidt: Kulturelle Identität und Universalität. Interkulturelles Lernen als Bildungsprinzip (Jahrbuch Pädagogik: Dritte Welt 1986), Frankfurt a. M. S
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