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Veröffentlicht von:Reino Giesbrecht Geändert vor über 10 Jahren
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Sprachreformatorische Bewegungen im 17. Jahrhundert
Anne Krause, Carla Quick, Sabine Kuhnen & Jasmina Seljmesi
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Inhaltsverzeichnis 1. Sprachhistorische Prägung
2. Neues Sprachbewusstsein 3. Sprachgesellschaften des 17. Jh. 4. Normierungsprozesse des 17. Jh. 5. Entwicklung der Wortbildung und des Wortschatzes 5.1. Wortbildung 5.2. Wortschatz 6. Quellenverzeichnis
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Das 17. Jh. wurde sprachhistorisch geprägt durch:
Zunehmenden Einfluss verschiedener moderner Fremdsprachen, vor allem des Französischen (Französisch wurde als Staats- und Standessprache zur „Umgangssprache“ des Adels) den 30 jährigen Krieg Wirtschaftlichen und politischen Verfall den Territorialfürstlichen Absolutismus
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Deutschland entwickelt ein neues Sprachbewusstsein
→ deutscher Kulturpatriotismus Notwendigkeit einer Sprachreform von nationaler Geltung wächst Sicherung einer Standardsprache (Regelung der Orthographie) Streben nach überregionalen Normierungsgrundsätzen Bemühungen um Wörterbücher
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Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts
Gründung der ersten ‚Sprachgesellschaften‘ „Aufrichtige Gesellschaft von der Tannen“ 1633 „Deutschgesinnte Genossenschaft“ 1643 „Pegnesischer Blumenorden“ 1644 „Elbschwanenorden“ 1658 „Fruchtbringende Gesellschaft“ später „Palmenorden“ ( ) bedeutendste Sprachgesellschaft, galt als nationale Akademie, deren Wirkungsbereich sich im ganzen Land erstreckte; 75% der Mitglieder waren adelig, es wurden allerdings auch Mitglieder aus anderen Schichten aufgenommen Bürgerliche, Protestanten ebenso wie (einige) Katholiken; die eigentliche Arbeit der Sprachpflege wurde von bürgerlichen Mitgliedern geleistet (Andreas Gryphius, Martin Opitz, Kaspar Stieler)
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Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts
Die ‚Fruchtbringende Gesellschaft‘ hatte moralisch-sittliche, sowie politisch-gesellschaftliche Anliegen Streben nach „Reinheit der Sprache“ : ‚rein von Fremdwörtern‘, ‚rein‘ im Sinne von ‚normgerecht‘, ‚richtig‘ im Sinne des Gebrauchs einer Standardsprache → Sprachpurismus [spätlat. Purita - Reinheit]
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Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts
Sprachgesellschaften richteten sich vor allem gegen: Überfremdung des Deutschen Oberflächliche Übernahme von franz. Sprache und Kultur Sprachmengerei Falsche Verwendung und fehlerhafte Mischung mit dt. Formen
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Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts
Veredlung der Muttersprache durch: Vermeidung von Fremdwörtern passende Neubildungen (die auch heute noch zum festen Bestand unserer Gemeinsprache gehören; z.B. Verdeutschung lat. grammat. Termini „Einzahl, Fall, Geschlecht, Hauptwort, Mehrzahl, Sprachlehre, Wörterbuch, Wortforschung, Zahlwort…“) Ersetzungen von Fremdwörtern durch Neuprägungen (Aufzug – Akt, beobachten – observieren); oft kam es zu Übertreibungen: Kloster > Jungfernzwinger, Grotte > Lusthöhle, Pistole > Reitpuffer Das Deutsche soll als leistungsfähige Hochsprache etabliert werden; Das erste Mal, dass das Deutsche dem Lateinischen vorgezogen wird
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Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts
Ergebnisse: → Die deutsche Sprache gewinnt an kommunikativer Bedeutung und sozialer Geltung → Nahezu überall im Sprachsystem Tendenzen, die Herausbildung einer nationalen Norm der Literatursprache aufzeigen → Zunehmend wird Latein durch die dt. Sprache ersetzt → Deutsch wird ‚Vorlesungssprache‘ an Universitäten
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Normierungsprozesse des 17. Jahrhunderts
Abbau von morphologischen Varianten Wandel in der Distribution der Suffixe Polyfunktionales /-lich(en) gibt einen Teil seiner Funktion den Suffixen /-isch/, /-ig/ und /-bar/ ab Verringerung des Gebrauchs von /-haftig/, /-barlich/, /-iglich) Einfachsuffixe übernehmen Funktion der Doppelsuffixe Wandel in der Semantik
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Normierungsprozesse des 17. Jahrhunderts
Dominanz umfangreicher Satzstrukturen Zunahme hypotaktischer Satzstrukturen Zunahme der Nutzung der Mittel zum Ausdruck der logischen Verknüpfung von Haupt- und Nebensätzen, wie Konjunktionen, Relativpronomen und Satzgliedstellung Tendenz zur Zunahme des Umfangs der Teilsätze, der sog. Elementarsätze
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Normierungsprozesse des 17. Jahrhunderts
Die dt. Satzfügung hat sich immer mehr den Fesseln des Latein entzogen, z.B. wurde die doppelte Verneinung („Das geht ja kein Kaiser, kein König nix an …“) beseitigt Bemühungen um die Regelung der dt. Rechtschreibung; man war bemüht, homonyme Wörter durch die Schreibung auseinander zu halten Lärche > Lerchen Weise > Waise Hinsichtlich der Schreibung mit e und ä strebte man danach, dass durch Umlaut des a entstandene e durch ä wiederzugeben, um so die Verwandtschaft der Wörter kenntlich zu machen elter – älter, vellen – fällen, trenken - tränken
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Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung
I. Wortbildung: Neigung zur Komposition; zunehmend werden Wörter zusammengesetzt, ohne dass vorher ein syntaktischer Zusammenhang bestanden haben muss; es kommt verstärkt zu Analogiebildungen Beispiele: die oben genannten „Jungfern=Zwinger“, „Reit=Puffer“ „Sinn-Geticht“
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Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung
Auftretende Substantive, „-wesen, - zeug, -volk, -leute, -werk“ → Backwerck, Spielwerck, Zauberwerck Dominanz adjektivischer Komposita → honigsüß, lilienweiß, rosen=roth … Bildung von Ableitungen deverbale Adjektivableitungen auf –lich und -sam, -bar
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Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung
Abbau bestehender Konkurrenzen ‚ohn-‘ bei Adj. Und Adv. tritt zurück, stattdessen wird ‚un-‘ benutzt Suffixkombination ‚–keit‘ → Empfindlichkeit, Fröhlichkeit Verstärktes Aufkommen von Kurzformen → Auslesung > Auslese, Dürrung > Dürre
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Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung
Drei Möglichkeiten für die Schreibung der Komposita: a) Getrenntschreiben ‚Back Ofen‘ b) Schreibung mit doppeltem Bindestrich: Kenn=zeichen c) Zusammenschreibung ‚Bauersleute‘ In der 2. Hälfte des 17.Jh. Ist auch die Zunahme von drei- (und mehr-) gliedrigen Zusammensetzungen zu beobachten „Belladonnawurzel-Pulver“, „Beutelschneider=Leben“
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Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung
II. Wortschatz: Erweiterung durch Eindeutschen fremden Wortguts : Anpassung im Lautlichen: Einführung der ‚Erstbetonung‘ – „Bílliard“, „Támbus”, “égal” Angleichung im Geschlecht und in der Flexion: Anpassung an Sinn- oder formverwandte heimische Ausdrücke frz. Le buste > die Büste ital. spalliera > das Spalier Was ist „Tambus“??
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Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung
Hinzufügung dt. Endungen frz. Princesse > Prinzessin, lat. ‘–icus’ wird regelmäßig durch ‘-isch’ ersetzt (historisch, politisch …) Verkürzung fremder Wörter ‘fashionable > fesch’ Bedeutungsentwicklung und etymolog. Umdeutung frz. Prince > Fürstensohn, parterre (Gartenbeet)>ebene Erde Etymologie, nicht Ethymologie!
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Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung
Lehnwortbildung: Entlehnung aus dem Latein 42-54% (Rückgang auf 28% im 18.Jh.) Französische Entlehnung 37-40% (mit steigender Tendenz im 18.Jh.) Italienischer Lehneinfluss 20% (Rückgang Mitte des 17.Jh. auf 9%) → Abnahme lateinischer & italienischer Entlehnung, verbunden mit Zunahme französischer Entlehnung
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Einfluss auf die deutsche Sprache
Verwaltungs- und Rechtssprache: „Akte, Archiv, Klausel, Konferenz, Präzedenzfall, Subjekt, finanzieren, konsultieren …“ Heerwesen: „Alarm, Armada, Artillerie, Attacke, Pistole…“ Essen und Trinken: „Bankett, Biskuit, Bouillon, Delikatesse,…“ Musik und Kunst: „Arie, Ballett, Dacapo, Konzert, Oper …“
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Einfluss auf die deutsche Sprache
Kleidung und Schönheitspflege: „Garderobe, Kostüm, Manschette…“ Bezeichnungen des Alamodewesens: „Kompliment, Gala, galant, nett, nobel, Manier, …“ Amtsbezeichnungen, Anredeformen, Titel: „Baron, Baronesse, Cousin, Cousine, Dame … „
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Quellenverzeichnis Polenz, Peter von. Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. de Gruyter. Berlin/New York 1994 Schmidt, Wilhelm (Hrsg). Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das Germanistische Studium. Hirzel Verlag. Stuttgart/Leipzig 20008 Bach, Adolf. Geschichte der deutschen Sprache. Hochschulwissen in Einzeldarstellungen. Quelle & Meyer. Heidelberg 19709
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