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Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

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Präsentation zum Thema: "Zwanghafte Persönlichkeitsstörung"—  Präsentation transkript:

1 Zwanghafte Persönlichkeitsstörung
Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen Wutke WS 2009/2010 Referentin: Paulina Boguska

2 Gliederung Definition und Kriterien:
Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung im ICD-10 Zwanghafte Persönlichkeitsstörung im DSM IV Differentialdiagnose Prävalenz Komorbidität Therapie Praxisbeispiel

3 Definition und Kriterien nach ICD-10
ICD-10: F60.5 Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung Definition: Eine Persönlichkeitsstörung, die durch Gefühle von Zweifel, Perfektionismus, übertriebener Gewissenhaftigkeit, ständigen Kontrollen, Halsstarrigkeit, Vorsicht und Starrheit gekennzeichnet ist. Es können beharrliche und unerwünschte Gedanken oder Impulse auftreten, die nicht die Schwere einer Zwangsstörung erreichen.

4 Definition und Kriterien nach ICD-10
Diagnostische Kriterien Mindestens 3 der folgenden Merkmale müssen erfüllt sein: Übermäßige Zweifel und Vorsicht. Ständige Beschäftigung mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation oder Plänen. Perfektionismus, der die Fertigstellung von Aufgaben behindert. Übermäßige Gewissenhaftigkeit, Skrupelhaftigkeit und unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung von Vergnügen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Personen mit dieser Störung zweifeln oft an sich selbst und an dem was sie tun, sie sind übermäßig vorsichtig und unentschlossen. und 3) Neigung, alles bis ins kleinste Detail zu kontrollieren, aus Angst Fehler zu machen. Was im Berufsleben anfangs durchaus als positiv gewertet werden kann, wird jedoch schnell zum Problem wenn die betroffenen ständig übermäßig sorgfältig und genau sein wollen- dies kann sich nämlich so weit entwickeln, dass sie langsamer arbeiten und durch ständiges Kontrollieren nicht mehr rechzeitig mit ihrer Arbeit fertig werden. Durch ihren Perfektionismus ist nichts was sie tun auch gut genug. 4) Da Personen mit dieser Störung sehr leistungsorientiert sind, ziehen sie meistens die Arbeit Freizeitaktivitäten und zwischenmenschlichen Beziehungen vor, was sich sehr negativ auf ihre sozialen Kontakte auswirkt. Kommt es mal doch zu irgendwelchen Freizeitaktivitäten, fühlen sich die Betroffenen unbehaglich und versuchen alles was sie tun in Leistungs- oder Pflichtaufgaben umzuwandeln. Da auch außerhalb der Arbeit alles genau geplant und organisiert werden muss, ist ihre Flexibilität stark eingeschränkt und sie sind kaum noch dazu fähig etwas spontan zu tun.

5 Definition und Kriterien nach ICD-10
Übermäßige Pedanterie und Befolgung von Konventionen. Rigidität und Eigensinn. Unbegründetes Bestehen auf Unterordnung anderer unter eigene Gewohnheiten oder unbegründetes Zögern, Aufgaben zu delegieren. Andrängen beharrlicher und unerwünschter Gedanken oder Impulse. 5) Übermäßig genau, kritisch in allem was sie tun, Regeln und Normen müssen immer eingehalten werden. 6) Sie sind sehr starr und unnachgiebig in ihren Überzeugungen und Prinzipien. 7) Betroffene wollen nicht nur in der Arbeitswelt sondern auch in zwischenmenschlichen Beziehungen alles kontrollieren und versuchen auch anderen ihre eigenen Maßstäbe aufzudrängen. Sie geben nur ungern Arbeit ab, da andere ihren strengen Erwartung nicht gerecht werden könnten, und arbeiten nur dann gerne im Team, wenn die anderen Teammitarbeiter/innen die eigene Arbeitsweise übernehmen. Von Untergebenen erwarten sie, dass diese ihre Gewohnheiten den eigenen unterordnen. Gegenüber Autoritäten und in Abhängigkeitsbeziehungen neigen sie zu übergründlichem Pflichtbewusstsein und blindem Gehorsam. 8) Diese erreichen jedoch nicht die Schwere einer Zwangsstörung.

6 Definition und Kriterien nach DSM IV
DSM IV-TR: Zwanghafte Persönlichkeitsstörung Definition: Ein tief greifendes Muster von starker Beschäftigung mit Ordnung, Perfektion und psychischer sowie zwischenmenschlicher Kontrolle auf Kosten von Flexibilität, Aufgeschlossenheit und Effizienz. Die Störung beginnt im frühen Erwachsenenalter und zeigt sich in verschiedenen Situationen.

7 Definition und Kriterien nach DSM IV
Diagnostische Kriterien Mindestens 4 der folgenden Kriterien müssen zutreffen: beschäftigt sich übermäßig mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation oder Plänen, so dass der wesentliche Gesichtspunkt der Aktivität dabei verloren geht, zeigt einen Perfektionismus, der die Aufgabenerfüllung behindert (z.B. kann ein Vorhaben nicht beendet werden, da die eigenen überstrengen Normen nicht erfüllt werden), verschreibt sich übermäßig der Arbeit und Produktivität unter Ausschluss von Freizeitaktivitäten und Freundschaften (nicht auf offensichtliche finanzielle Notwendigkeit zurückzuführen), 1) Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung neigen dazu, sich viele Aufgaben vorzunehmen, wobei sie nicht zwischen wichtigen und unwichtigen Aufgaben unterscheiden können und den Blick fürs Wesentliche verlieren. Es kann dazu kommen, dass durch die übermäßige und zeitaufwendige Beschäftigung mit unbedeutenden Details, die wichtige Aufgaben hinten angestellt werden und der Berg an Arbeit immer weiter wächst. Das versetzt die Betroffenen in Angst, sie sind jedoch nicht dazu fähig sich aus ihrem starren Verhaltensmustern zu lösen.

8 Definition und Kriterien nach DSM IV
ist übermäßig gewissenhaft, skrupulös und rigide in Fragen der Moral, Ethik und Werten (nicht auf kulturelle oder religiöse Orientierung zurückzuführen), ist nicht in der Lage, verschlissene oder wertlose Dinge wegzuwerfen, selbst wenn diese keinen Gefühlswert besitzen, delegiert nur widerwillig Aufgaben an andere oder arbeitet nur ungern mit anderen zusammen, wenn diese nicht genau seine Arbeitsweise übernehmen, ist geizig sich selbst und anderen gegenüber, Geld muss im Hinblick auf befürchtete Katastrophen gehortet werden, Zeigt Rigidität und Halsstarrigkeit. 4) Die Betroffenen haben oft sehr starke Moral- und Wertvorstellungen, sie leben nach übertrieben strengen und unerreichbaren Normen, was zu inneren Konflikten führt, da sie nie endgültig zufrieden sein können mit dem, was sie erreicht haben, sie sind sehr selbstkritisch. Im DSM IV wird wie man sieht auch der kulturelle Aspekt berücksichtigt, so sollten z.B. Verhaltensweisen der Mitglieder einer Kultur, die besonderen Wert auf Arbeit und Produktivität legt, nicht als Anzeichen für eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung betrachtet werden. 5)bzw. es fällt ihnen sehr schwer Dinge wegzuwerfen, sie beanspruchen dadurch immer mehr Platz zum Horten von Gegenständen. 8) Durch die starren Überzeugungen und die strengen Verhaltensmuster kommen zwanghafte Persönlichkeiten oft in Schwierigkeiten, wenn es Veränderungen oder Umstrukturierungen gibt. Bei einem Verlust der Kontrolle über das Umfeld reagieren sie verärgert und fassungslos. Sie können aufgrund ihrer Prinzipien nicht auf Kompromisse eingehen, auch wenn diese ihnen selbst Vorteile brächten.

9 Zwanghafte Persönlichkeitsstörung im ICD-10 und DSM IV
Wie die Tabelle zeigt, ist die zwanghafte Persönlichkeitsstörung sowohl im ICD-10 als auch im DSM-IV den ängstlichen/ vermeidenden Persönlichkeitsstörungen untergeordnet. Im DSM-IV entspricht dies dem Cluster C.

10 Differentialdiagnose: Zwangsstörung
Dispositionshypothese: Lange Zeit wurde angenommen, dass die Zwangsstörung sich aus der zwanghaften Persönlichkeitsstruktur entwickelt. Mittlerweile werden sie jedoch als zwei getrennte Störungen betrachtet, dies wird vor allem durch Komorbiditätstudien begründet Gemeinsame Merkmale: Beschäftigung mit Sauberkeit, Ordnung, Genauigkeit Schuldgefühle, Zweifel, Unsicherheit Unterschiede: Keine Zwangshandlungen und Zwangsgedanken bei zwanghafter PS Ich-synton (zwanghafte PS) vs. Ich-dyston (Zwangsstörung) Differentialdiagnostik sehr wichtig im Hinblick auf Therapiemöglichkeiten Aus heutiger Sicht eher mögliche Nähe der Zwangsstörungen zu Angststörungen. Im DSM IV gilt die Zwangsstörung als Unterform der Angststörungen, im ICD-10 dagegen bildet sie eine eigene Störungsgruppe. Die zwanghafte Persönlichkeitsstörung unterscheidet sich von der Zwangsstörung im Wesentlichen dadurch, dass Patienten mit einer Zwangsstörung Zwangshandlungen und Zwangsgedanken entwickeln, was bei Betroffenen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung nicht der Fall ist. Ich-synon vs. Ich-dyston: Findet sich bei Patienten das Erleben einer Zwangsstörung als ich-synton, also als zu sich gehörend und die Handlungen mit kognitiv-normativen Vorgaben begründet, spricht man eher von einer Persönlichkeitsstörung. Bei Zwangsstörungen werden die Zwangshandlungen und Zwangsgedanken generell als ich-dyston erlebt, das heißt, als fremd und nicht von einem selbst steuerbar. Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung empfinden ihr Verhalten als ihnen zugehörig und können sich damit identifizieren, während Menschen mit Zwangsstörungen ihre Zwangsgedanken, -handlungen und –rituale als störend empfinden und nicht mit ihrem Handeln im Einklang sind. Die Differentialdiagnostik zwischen der zwanghaften Persönlichkeitsstörung und der Zwangsstörung sollte sehr sorgfältig vorgenommen werden, da sich für beide Störungsbilder unterschiedliche therapeutische Zugänge als effektiv und sinnvoll erwiesen haben. Sollten Kriterien für beide Störungen vorliegen, so sollten auch beide Diagnosen gestellt werden.

11 Differentialdiagnose: andere Persönlichkeitsstörungen
Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Gemeinsame Merkmale: Streben nach Perfektion Mitmenschen können den Betroffenen nichts recht machen Unterschiede: Narzisstische Personen glauben etwas perfekt erledigt zu haben, während zwanghafte Personen selbstkritisch daran zweifeln und sich und anderen gegenüber sehr kleinlich sind Narzisstische und antisoziale Persönlichkeitsstörung: Gemeinsame Merkmale: den Betroffenen fehlt es an Großzügigkeit und Nachsichtigkeit gegenüber anderen Unterschied: sich selbst gegenüber sind narzisstische und antisoziale Personen jedoch nachsichtig, was bei zwanghaften Personen nicht der Fall ist Schizoide Persönlichkeitsstörung: Gemeinsame Merkmale: soziale Distanziertheit, emotionale Kühle Unterschied: während Personen mit zwanghafter PS. wegen Unbehagens vor Gefühlen und exzessiver Hingabe zur Arbeit so verhalten, haben Personen mit schizoider PS. eine reduzierte Fähigkeit anderen gegenüber Gefühle zu zeigen Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeit sind nicht nur anderen sondern auch sich selbst gegenüber sehr kleinlich. Wenn ihnen Fehler unterlaufen oder sie sich (wenn auch nur aus eigener Sicht) falsch verhalten kann dies sehr belastend auf sie wirken- sie versuchen z.B. nicht ihr Verhalten zu rationalisieren oder anders zu erklären (wie es bei der antisozialen Persönlichkeitsstörung der Fall sein kann), da ihnen ihre eigenen Prinzipien sehr wichtig sind und es keine Ausnahmen davon geben kann. Die Argumentation der Betroffenen folgt rationaler Logik und Vernunft. Gefühle und Emotionen werden nicht toleriert und eigene Bedürfnisse meistens vernachlässigt. Zwanghafte Personen sind oft nicht in der Lage ihren Mitmenschen gegenüber warme Gefühle zu äußern- Gefühle werden als unangemessen betrachtet, da sie nicht vollständig kontrolliert werden können.

12 Prävalenz Die Angaben über die Häufigkeiten streuen stark in Abhängigkeit von der Auswahl der Testinstrumente, dem berücksichtigtem Schweregrad der Störung und der untersuchten Population Im DSM IV werden Prävalenzschätzungen von ca. 1% für die Gesamtpopulation und ca. 3 bis 10% für Patienten in psychiatrischen Kliniken angegeben Die zwanghafte Persönlichkeitsstörung tritt bei Männern ungefähr doppelt so häufig auf wie bei Frauen Die Schulbildung liegt bei den Betroffenen deutlich über dem Durchschnitt

13 Prävalenz Hier ein Ausschnitt aus den Ergebnissen von fünf Studien, die anhand unterschiedlicher Diagnoseverfahren die Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen untersuchten. Die Tabelle zeigt die Ergebnisse für die zwanghafte Persönlichkeitsstörung.

14 Prävalenz In den Studien von Reich et al. (1989), Zimmermann & Coryell (1990) sowie in der Studie von Maier et al. (1992), die alle in einer unbehandelten Stichprobe aus der Bevölkerung ihre Daten erhoben, gehört die zwanghafte Persönlichkeitsstörung zusammen mit der schizotypischen und der dependenten zu den drei am häufigsten gefundenen Persönlichkeitsstörungen.

15 Prävalenz In der Studie von Fydrich et al. (1996) wurde am häufigsten die selbstunsichere bzw. ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung gefunden; mit 16,3% tritt sie fast vier mal so häufig auf wie die zwanghafte Persönlichkeitsstörung (4,4%). Die Prävalenz der zwanghaften Persönlichkeitsstörung liegt bei Fydrich et al., verglichen mit der Prävalenz der anderen Persönlichkeitsstörungen dennoch im oberen Drittel.

16 Prävalenz Bei Loranger et al. (1994) ist die Prävalenz der zwanghaften Persönlichkeitsstörung mit 1,8% bzw. 2,8% im unteren Drittel angesiedelt. Hier tritt die Borderline Persönlichkeitsstörung mit 14,5% bzw. 14,9% am häufigsten auf.

17 Komorbidität: Zwangsstörung
Studien zum Thema Komorbidität von Zwangsstörungen und der zwanghaften Persönlichkeitsstörung liefern sehr unterschiedliche Ergebnisse, weshalb keine eindeutige Aussage zum Zusammenhang der beiden Störungsbilder gemacht werden kann In früheren Studien wurden sogar Komorbiditätsraten von 55% bis zu 77% gefunden, was eine enge Verbindung zwischen den Störungen zu belegen schien Neuere Studien finden jedoch deutlich geringere Komorbiditätsraten Die verschiedenen Ergebnisse weichen oft voneinander ab, was auch auf die Art der Diagnosefindung zurückzuführen ist Der Einsatz strukturierter oder standardisierter Diagnoseverfahren wie den „Personality Diagnostic Questionnaire“ (PDQ) (Hyler et al. 1978), das „Structured Interview for DSM IIIR Personality (SIDP-R) (Pfohl et al. 1989) oder das „Structured Clinical Interview for DSM-III-R personality disorder“ (SCID) (Spitzer et al. 1990) führt erfahrungsgemäß zu einer größeren Anzahl vergebener Diagnosen als bei klinisch gestellte Diagnosen.

18 Ergebnisse von 10 Studien über die Jahre 1990 (Studie 1) bis 2006 (Studie 10).
Die aufgeführten Komorbiditätsraten für die Zwanghafte Persönlichkeitsstörung liegen mit einer Ausnahme deutlich niedriger als in den früheren Arbeiten. Auch im Vergleich mit den Komorbiditätsraten der anderen Persönlichkeitsstörungen scheint ein spezieller Zusammenhang zwischen Zwangsstörung und Zwanghafter Persönlichkeitsstörung nicht nachweisbar. Zwar zeigt sich über alle Studien eine besondere Bedeutung des Clusters C nach DSM-IV-TR (Selbstunsichere/ Vermeidende Persönlichkeitsstörung, Dependente/Abhängige Persönlichkeitsstörung und Zwanghafte Persönlichkeitsstörung), wobei jedoch nicht die Zwanghafte, sondern vielmehr die Ängstlich-vermeidende sowie die Dependente Persönlichkeitsstörung häufiger zusammen mit einer Zwangsstörung aufzutreten scheinen. (Ruppert et al., 2007)

19 Komorbidität Komorbiditätsraten bei Zwangsstörungen:
10-20%: paranoide, histrionische, passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung 20-30%: abhängige/dependente, zwanghafte, schizotypische Persönlichkeitsstörung Deutlich über 30%: Ängstlich (vermeidende)/ Vermeidend-selbstunsichere Persönlichkeitsstörung Komorbiditätsraten bei zwanghafter Persönlichkeitsstörung: 10-20%: einfache Phobie, Sozialphobie, Anorexia nervosa Bis 30%: Zwangsstörungen, Somatoforme Störungen, Major Depression (Pfohl et al. 1991; Tenney et al. 2003; Tyrer et al. 1997; vgl. Fiedler 2007, in der Übersicht)

20 Therapieansätze Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung wenden sich selten wegen Schwierigkeiten mit ihrer Persönlichkeit an einen Therapeuten, da viele ihrer Charaktereigenschaften in der Gesellschaft geschätzt und gefördert werden Es kommt oft vor, dass die Betroffenen sich aufgrund einer Symptomatik der Achse-I-Störungen in Therapie begeben Häufige Gründe: Depression Somatoforme Beschwerden Angststörungen Zwangsstörungen Schlafstörungen Somatoforme Störungen - körperliche Beschwerden, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. Andere Gründe können auch Arbeits- oder sexuelle Funktionsstörungen sein. Oft kommt es vor, dass die Betroffenen nicht mehr in ihrer Arbeit zurecht kommen, da sie durch ihre übertriebene Sorgfalt zu langsam arbeiten bzw. ihre Arbeitsweise anderen zu umständlich wird. Die Probleme treten häufig im Zusammenhang mit beruflichen oder privaten Umstrukturierungen auf, mit denen viele Veränderungen und/oder mehr Verantwortung und ein wachsendes Aufgabenfeld einhergehen.

21 Therapieansätze Nach Beck (1990) sollte eine klare, konsequente Problemlösestruktur der Therapie zu Grunde liegen Ziel der Therapie ist nicht den zwanghaften Stil des Patienten grundlegend zu verändern Vielmehr geht es um die Verbesserung der Kompetenz im Umgang mit Konflikten (sowohl bei beruflichen als auch privaten Interaktionen) und den Erwerb alternativer Bewältigungsmöglichkeiten Als Folge der veränderten Interaktion kommt es eventuell zu einer neuen Persönlichkeitsstruktur Dem Patienten soll zu mehr Spontanität, Risikofreude und Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen verholfen werden Beck: damit sind z.B. Hausarbeiten und die Durchstrukturierung von einzelnen Sitzungen gemeint. Entspannungsverfahren oder Rollenspiele sollten eher nicht eingesetzt werden, da sie von den Patienten als „Zeitverschwendung“ empfunden werden können. Auch Psychoedukative Gruppen sind möglich. Empfohlen wird ein pragmatischer Einsatz der kognitiven Therapiestrategie mit dem Ziel der Korrektur und Abschwächung dysfunktionaler Denkroutinen (Schemata), um diese durch flexiblere, möglichst funktional-realistische Denk- und (erst daraus folgend) Handlungsmuster zu ersetzen. (Fiedler, 2007)

22 Therapieansätze Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen:
Das strenge erfüllen von Leistungsaufgaben kann zu einem Entwicklungsrückstand im zwischenmenschlichen Bereich führen Infolge eines erwarteten oder bereits erfolgten Zurückbleibens hinter den eigenen Ansprüchen sinkt die Bereitschaft, sich auf neue Erfahrungen einzulassen Die Bereitschaft sollte in der Therapie angeregt werden Patienten können motiviert werden, indem sie lernen zu erkennen, welche Bereiche sie bisher vernachlässigt haben Anregung von Risikofreude und Spontanität: Therapie als Möglichkeit von den eigenen Grundsätzen und Verhaltensregeln abzuweichen Die Rückgewinnung von Spontanität kann als wichtiger Maßstab für einen therapeutischen Fortschritt angesehen werden Motivation zur Veränderung kann gelegentlich dadurch geschaffen werden, dass die Patienten erkennen lernen, welche zwischenmenschlichen wie auch persönlich befriedigenden Bereiche ihres Lebens sie bisher sehr vernachlässigt haben. Die Patienten könnten auf diese neugierig gemacht werden, um neue Erfahrungen zu machen. Die Vermeidung von neuen Erfahrungen endet in einem vollkommenen Verlust an Spontanität und Risikofreude. Die Therapie kann dazu genutzt werden, um von den selbst auferlegten Normen und Regeln abzuweichen und andere Alternativen kennen zu lernen.

23 Praxisbeispiel „Eine 40-jährige Patientin verweigerte euthyme Maßnahmen mit dem Hinweis auf ihre Pflichten und Aufgaben. Ihr fehle die Zeit Pausen einzulegen und sich zu entspannen. Erst nach einer intensiven Wertediskussion und nachdem der Therapeut qua Autorität die nachdrückliche Erlaubnis gegeben hatte, war die Patientin bereit, subjektives Wohlbefinden in kleinen Dosen zuzulassen. So wurde als erster Schritt der Kauf eines wohlriechenden Duschöls vereinbart. Einige Zeit später berichtete die Patientin stolz, dass sie sich in der Mittagspause mit ihrem Lieblingseis in die Sonne gesetzt habe. Zunehmend gelang es der Patientin, sich den Satz „Ohne Erfahrung kein Genuss“ zu eigen zu machen. Die positiven Erfahrungen motivierten sie, auch für neue Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich offener zu werden.“ (Herpertz & Saß, 2003, S. 115). „Euthym bedeutet wörtlich übersetzt: „was der Seele gut tut“. Individuell geprägt können dies völlig unterschiedliche Verhaltensweisen sein (z. B. Gespräch unter Freunden, Fensterputzen, Joggen, gutes Essen etc.). Euthymes Erleben und Verhalten ist durch Freude, Lust oder Wohlbefinden geprägt.“ – Auszug aus „Lehrbuch der Verhaltenstherapie“, J. Margraf und S. Schneider

24 Danke für Eure Aufmerksamkeit!

25 Literaturangaben American Psychiatric Association (2003). Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen – Textrevision- DSM-IV-TR. Göttingen etc.: Hogrefe Fiedler, P. (2007): Persönlichkeitsstörungen, 6., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Verlag. Fiedler, P. (2007): Zwang und anankastische Persönlichkeitsstörung aus verhaltenstherapeutischer Sicht. In: PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie 2007; 11: Herpertz, S. C. & Saß, H. (2003). Persönlichkeitsstörungen. Stuttgart, New York: Thieme Ruppert S., Zaudig, M. und Konermann, J. (2007): Zur Frage der Komorbidität von Zwangsstörung und Zwanghafter Persönlichkeitsstörung. In PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie 2007; 11: Weltgesundheitsorganisation (2005). Internationale Klassifikation psychischer Störungen ICD- 10 Kapitel V (F) Klinisch-diagnostische Leitlinien. Bern: Huber

26 Weiteres Fallbeispiel
„Ausgeprägte Schlafstörungen, chronische Kopfschmerzen und eine depressive Verstimmung veranlassen einen 50-jährigen städtischen Beamten psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung aufzusuchen. Die Beschwerden hätten vor 1-2 Jahren begonnen und seien von zunehmender Intensität. Mit Gedanken an die Arbeit gehe er abends zu Bett, morgens stehe er wie gerädert wieder auf, voller Angst, den Aufgaben des Tages nicht gerecht zu werden. Er mache sehr viele Überstunden, weil er nach Dienstschluss die gesamte Tagesabrechung noch einmal durchgehe, ob ihm irgendein Fehler unterlaufen sei. Bei seinen Vorgesetzten sei er als sehr zuverlässig bekannt, aber er höre auch vermehrt kritische Äußerungen, dass er zu umständlich und zu langsam sei. Bei seinen Arbeitskollegen sei er nie beliebt gewesen. Früher habe man ihn Streber oder „Mr. Controlletti“ geschimpft, inzwischen mache man eher Witze über ihn, dass er sich abends wohl nicht nach Hause traue. Bis Mitte 40 sei er beruflich recht erfolgreich gewesen und sei im Rahmen von innerbetrieblichen Bewerbungen mehrfach aufgestiegen.

27 Fallbeispiel Teil 2 Er glaube, die Probleme hätten eingesetzt, als vor 3 Jahren das gesamte Abrechnungswesen des Amtes umgestellt worden sei und er als stellvertretender Abteilungsleiter die Veränderungen umsetzen sollte. Damals habe er angefangen, bis spät in den Abend hinein zu arbeiten, habe detaillierte Pläne entworfen, wie die datentechnische Umsetzung zu erfolgen habe, auf welche Weise die Mitarbeiter fortzubilden seien, wie Anwendungsfehler identifiziert werden können usw. Er sei nicht zu praktikablen Lösungen gekommen, die Mitarbeiter hätten sich beim Abteilungsleiter beschwert und es sei ein ziemliches Chaos ausgebrochen. Damals hätten die Schlafstörungen begonnen, wenig später der Grübelzwang und dann die Ängste morgens zur Arbeit zu gehen. Seit 6 Wochen sei er nun krankgeschrieben. In seiner Familie finde er viel Verständnis und Rückhalt bei seiner Frau, mit seinem 15-jährigen Sohn gerate er zunehmend in Konflikte. Der treibe sich abends in Discotheken herum, komme trotz seines Verbotes spät nach Hause, höre laut widerliche Technomusik und sei in seinen Schulleistungen abgesunken. Er habe schlimme Befürchtungen, dass der Sohn einen schlechten Weg nehme, aber alle Warnungen oder Drohungen hätten keine Wirkung. Er sehe sich in seiner väterlichen Autorität nicht mehr ernst genommen, was sein Selbstvertrauen weiter schwäche. Er hätte als Jugendlicher so ein Verhalten gegenüber dem Vater nie gewagt, er könne die heutige Zeit mit ihrer Disziplinlosigkeit und mangelnden Achtung vor Erfahrung und Wissen nicht verstehen.“ (Herpertz & Saß, 2003, S. 112).

28 Vollständige Tabelle zur Komorbidität von Zwangsstörungen
und Persönlichkeits- Störungen (Folie 19)


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