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Internet – die dunkle Seite

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Präsentation zum Thema: "Internet – die dunkle Seite"—  Präsentation transkript:

1 Internet – die dunkle Seite
Dr. Samuel Pfeifer, Klinik Sonnenhalde, Riehen Internet – die dunkle Seite Wenn Bilder, Spiele und Chat süchtig machen

2 LAN-Party – Lone Addiction

3 aus Psychologie Heute 6/2004

4 Ein Beispiel zur Einleitung
Die 13-jährige Tochter möchte schnell mit dem Laptop des Vaters ins Internet. Dabei stösst sie auf ein Verzeichnis mit Tausenden von Pornobildern. In ihr bricht eine Welt zusammen. Der bewunderte Vater, der gute Lehrer, der aktive Christ – wie passt das zusammen?! Es kommt zu einem Zusammenbruch, sie weint nur noch, isst nicht mehr, geht nicht mehr zur Schule. Den Laptop wirft sie aus dem dritten Stock. Die ganze Familie ist in einer dramatischen Vertrauenskrise. In dieser Situation erfolgt eine Therapie.

5 Beispiel: Spielsucht in China nimmt epidemische Formen an.

6 50‘000 Internetsüchtige in der Schweiz
In der Schweiz gelten 50'000 Personen als internetsüchtig oder mindestens suchtgefährdet. Virtuelle Spielwelten, Chats, Newsgroups, Sex- und Pornografieseiten gehören zu den Bereichen, in denen die meiste Zeit im Internet verbracht wird. Insbesondere Chatrooms, Onlinespiele und Sexseiten könnten zu einer Abhängigkeit führen, die mit anderen Süchten vergleichbar seien. Betroffene verbringen einen grossen Teil ihrer Freizeit vor dem Computer, sie verlieren die Kontrolle über das Mass des Internetkonsums, sie bagatellisieren ihr Verhalten, riskieren Probleme im sozialen Umfeld oder am Arbeitsplatz und leiden wie bei anderen Süchten unter psychischen Entzugserscheinungen. Der Ausstieg aus der Internetsucht ist ähnlich schwer wie bei anderen Süchten. Wer einen grossen Teil seiner Freizeit im Netz verbracht hat, fühlt sich danach oft isoliert. Jugendliche besonders gefährdert Jugendliche sind besonders gefährdet, bietet doch das Internet die Möglichkeit, verschiedene Identitäten auszuprobieren, mit Unbekannten unverbindlich in Kontakt zu kommen oder sich der Auseinandersetzung mit realen Problemen zu entziehen. (Pressemeldung Tagesanzeiger )

7 Vier Bereiche mit Suchtpotential
Internetpornographie Chat Online-Spiele Internet-Glücksspiel

8 Kinder als Risikogruppe
100’000 websites bieten illegale Kinderpornografie an. 3 Milliarden Dollar Umsatz jährlich 90% der 8-16 Jährigen haben schon Pornoseiten besucht, meistens, wenn sie Hausaufgaben machen. Durchschnittliches Alter beim ersten Pornokontakt im Internet: 11 Jahre. Grösste Konsumentengruppe von Internetpornografie sind Jugendliche.

9 Kinder im Chat 97 Prozent aller pädosexuell veranlagten Täter (Kanada) bedienen sich des Internets, um Kontakt zu Kindern aufzunehmen. 48 Prozent aller 12- bis 19-jährigen sind innert eines Jahres (2005) mindestens einmal durch einen Chatroom gestreift. 31 Prozent der Internet-Surfer besuchen Chatrooms exzessiv. 45 Prozent wurden im Cyberspace schon beschimpft oder sexuell belästigt. Nur 7 Prozent der Eltern wissen, welchen Belästigungen ihre Kinder ausgesetzt sind. „In manchen Foren herrscht eine Atmosphäre wie auf einem Strassenstrich“ (Spiegel 21 / 2006) Cybersex im Kinderzimmer – Spiegel 21 / 2006, S

10 Chat

11 Beispiel Selbstwert Ein Junge schreibt über seine Freundin: „Sie sagte mir dass sie in ihrem chat so sein kann wie sie will... Sie ist der Meinung sie sei zu dick und deshalb mag sie keiner... Das ist natürlich totaler Quatsch. Ja, sie ist ein wenig mollig, aber das stört doch niemand, im Gegenteil mir gefällt das beispielsweise... Im Chat ist sie begehrenswert, jeder denkt sie hätte einen perfekten Körper und sei das schönste Mädchen der Welt... Andererseits denkt sie dass wenn die anderen chatter wüssten wie sie aussieht würden sie sie nicht mehr mögen...“

12 Beispiel 3 Eine 32-jährige Frau kommt mit starken Ängsten in die Therapie. Internet-Chatten hat ihr immer wieder geholfen, mit ihrer Einsamkeit umzugehen. Vor einigen Monaten hat sie im Chat-Room einen Mann kennen gelernt – zuerst nur virtuell – man chattet, flirtet, fühlt sich angezogen. Es kommt zu einem Treffen. Die Atmosphäre „knistert“, es kommt zum Sex. Danach ist der Mann nicht mehr so interessiert; der Kontakt verliert sich. Plötzlich die Frage: Könnte ich HIV-infiziert sein? Was ist mit mir geschehen? Wohin hat mich meine Internetsucht gebracht? Beispiel nach Earle/Laaser, S

13 Computer-Games

14 Millionen Spieler weltweit
Jeder zweite 10-jährige besitzt Spiele, die erst ab 16 oder gar 18 freigegeben sind. Professionelle Spieler verdienen in stunden- und tagelangen Marathons ihren Lebensunterhalt durch Preisgeldern („Cyber-Eremiten“) Cyberspiele sind für viele Jugendliche „normaler Alltag“ – besonders beliebt: ONLINE-SPIELE live „Egoshooter“ simulieren Kampfszenen. Tote sind nur weg-gebeamte Pixel Beispiele Doom 3 Counterstrike World of Warcraft (8 Millionen Spieler) u.v.a.m.

15 Machen PC-Spiele Jungs zu Mördern?
Immer wieder gibt es Beispiele, wo Jugendliche in der Schule Amok laufen. Oft waren sie computersüchtig, spielten gewalttätige Spiele oder simulierten ihren Amoklauf zuvor sogar im virtuellen Raum. Sind die Computerspiele „schuld“? „Ein Computerspiel macht aus keinem Menschen einen Amokläufer, aber es liefert möglichen Tätern Fantasieen und lässt sie stunden- und jahrelang Gewalttaten in ihrer Vorstellungswelt erleben. Aber für eine Gewalttat muss mehr zusammenkommen: zerstörte Beziehungen, Einsamkeit, Demütigung und jahrlang angestauter Hass.“ aus einem Kommentar zum Amoklauf in Emsdetten 2006

16 Risiken von Gewaltspielen

17 Das Spielen am Computer behindert das Lernen
Lernen behindert Das Spielen am Computer behindert das Lernen Neuaufgenommenes Wissen wird durch starke emotionale Reize, wie sie durch Computerspiele im Kinderhirn entstehen, überschrieben: Der neue Lernstoff wird nicht im Langzeitgedächtnis gespeichert – die drastischen Computerbilder überlagern und löschen ihn. Kriminologische Institut Niedersachsen, Hannover (zitiert im spiegel 20/2007, S. 48)

18 Geistige Leistung eingeschränkt

19 Warnzeichen Spiele ich stundenlang ohne zu merken wie die Zeit vergeht? Vernachlässige ich wichtige Pflichten (Schule, Aufgaben) und Freundschaften wegen des Spiels? Spiele ich, um meine Aggressionen abzubauen? Erregt ein Computerspiel meine Gefühle? Verursacht es körperliche Reaktionen? (Angstschweiss, Zittern, Faustschläge Richtung Bildschirm) – Hinweis auf starkes Mitschwingen. zudem weitere Warnzeichen – vgl. PIG

20 Wohlgefühl im virtuellen Raum
„Der Umschlagpunkt ist erreicht, wenn die Betreffenden sich in ihren virtuellen Welten wohler fühlen, als im wahren Leben“ Das Gehirn passt sich an die in Computerspielen gestellten Aufgaben und Belohnungen an, es verändert sich nachweislich. Prof. Gerald Hüther, Neurobiologe (Bergmann / Hüther: Computersüchtig. Kinder im Sog der modernen Medien, Walther Verlag)

21 Internet-Pornographie

22 Werbung „Nichts ist unmöglich“

23 Die Macht der Sexualität
Keine menschliche Sehnsucht ist mächtiger und schwerer in den Griff zu bekommen. Sex hat eine so starke Brennkraft, dass er das Gewissen, Versprechen, Verpflichtungen gegenüber der Familie, Glaube und alles andere, was ihm im Weg steht, verbrennen kann. PhilipYancey (Aufatmen 2/2004, S. 48)

24

25 Pornografische Internetangebote
„Weiche Pornografie“ „Harte Pornografie“ „explizite Darstellung sexueller Aktivitäten, wobei die Geschlechtsorgane während des Geschlechtsverkehrs offen dargestellt werden. Thematisch betonen Hardcore-Produktionen mitunter ausschließlich spezielle sexuelle Vorlieben oder Techniken wie z.B. Outdoor-Sex, Oralverkehr, Analverkehr, Gruppensex, Gangbang (Sex mit extremer männlicher Überzahl), Sex ausschließlich mit Farbigen, Übergewichtigen, Schwangeren oder mit älteren Menschen bis hin zu Sex mit Urin und Exkrementen. Pädophile Inhalte (oft mit sadistischen Folterungen) Chat mit explizitem Sex-Talk – führt oft zu realen Begegnungen Live-Video Mobiltelefone: wachsende Industrie von Kurzfilmen, Bildern und eindeutigen Geräuschen.

26 Auswirkungen (Zitate)
Pornografie schafft ein Begehren, das nicht erfüllt wird. Das führt zu Frustration, und die Depression ist nur einen Seufzer weit entfernt. Der Einzelne ist immerwährend mit einer massiven kulturellen Produktion von unerreichbaren Vorbildern konfrontiert. Wer nur noch mit heruntergelassenen Hosen oder hochgezogenem Rock vor dem Rechner sitzt, hat kein Interesse mehr an Partnerschaft. Die Allgegenwart begehrenswerter Körper und das Wissen, nie so auszusehen, schaffen in paradoxes Geflecht aus Frustration und Begehren. Quelle: Ariadne v. Schirach, Der Tanz um die Lust. Spiegel 42/2005, S

27 Muss ich ein Fass aussaufen, um zu wissen, ob's Wein oder Essig ist?
Die Erforschung der Unterwelt Muss ich ein Fass aussaufen, um zu wissen, ob's Wein oder Essig ist? Geflügeltes Wort Wie sammelt man Informationen über die Thematik dieses Heftes, ohne selbst im Sumpf pornografischer Bilder zu versinken? In der heutigen Zeit braucht es nicht viel, um mit der allgegenwärtigen Erotisierung unserer Kultur in Kontakt zu kommen, sei dies im Spätprogramm des Fernsehens oder im versehentlichen Anklicken eines Internetlinks, der einem via SPAM ungebeten ins Postfach «flattert». Wenn man bedenkt, dass rund 40 Prozent aller Inhalte des World Wide Web pornografischer Art sind, so fragt man sich, wie man als «normaler Mensch» überhaupt an diesen Inhalten vorbeikommt. Aber braucht es wirklich eine vertiefte Reise durch diese Unterwelt, um andere informieren, aufklären und beraten zu können? Von der «Forschungsreise» zur eigenen Sucht Nicht wenige Lehrer, Pastoren und wohlmeinende Aufklärer haben auf dem Weg der Selbsterfahrung, dem Eintauchen in die Welt des Cybersex, selbst Schaden an ihrer Seele erlitten. Was als «Forschungsreise» begann, endete in eigener Sucht. Mehr noch: die Darstellungen von Entwürdigung und Gewalt, von krudem Sex ohne Liebe, von Quälereien und Erniedrigung tut einem normal-sensiblen Betrachter fast körperlich weh. Wenn dann auch noch Kinder betroffen sind, dann dreht sich einem nicht nur der Magen, man wird auch erfasst von kalter Wut über die Kartelle der Pornoproduzenten, die derartige Kundenwünsche mit immer neuem Material befriedigen. Man mag vielleicht abgestumpft werden, wenn man als verdeckter Fahnder die Quellen derartiger Darstellungen aufzudecken versucht. Und doch können einem die Szenen zutiefst verletzen (im Sinne einer Sekundärtraumatisierung). Ein anderer Weg Ich habe deshalb für dieses Seminarheft einen anderen Weg beschritten. Meine Informationsquellen waren in erster Linie Bücher von erfahrenen Therapeuten, Facharbeiten von Experten in diesem Gebiet und Zeitschriftenartikel des investigativen Journalismus, der Detailkenntnis mit der nötigen Distanz verbindet (hauptsächlich im Nachrichtenmagazin «Der Spiegel»). Ganz wesentlich ist aber auch die Begegnung mit meinen Patientinnen und Patienten: mit der jungen Frau, die durch ihren Onkel für Pornofilme der übelsten Sorte missbraucht worden ist; mit dem jungen Mann, der nicht mehr loskommt von der unwiderstehlichen Lust nach immer neuen Bildern; mit der verhärmten Frau im mittleren Alter, die vor kurzem erfahren hat, dass ihr Mann stundenlang vor dem Bildschirm sitzt, um sich in die Ersatzwelt der Internet-Sexualität zu flüchten, während er für seine Familie kaum mehr erreichbar ist.

28 Cybersex – „just a click away“
leicht verfügbar kostengünstig anonym Cyber-Psychologe John Suler spricht von „toxischer Enthemmung“ „Du kennst mich nicht.“ „Du kannst mich nicht sehen.“ Die Unsichtbarkeit gibt Menschen den Mut, Orte aufzusuchen und Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würden. Man braucht sich nicht darum zu kümmern, wie man aussieht oder wirkt. Beispiel nach Earle/Laaser, S

29 Krankheit oder Verhaltensproblem?
Diagnostische Einordnung nach ICD-10 / DSM-IV unklar Störungen der Sexualpräferenz (Paraphilie) Zwangsstörung? Störung der Impulskontrolle? Suchtverhalten? Internet addiction disorder – IAD (Ivan Goldberg 1995) Pathological Internet Use − PIU (Kimberly S. Young) Pathologischer Internet-Gebrauch − PIG (Zimmerl & Panosch 1998) Hollander 2004 Bis heute sehr wenige Daten zum Problem Am ehesten passt das Verhalten zu einer sucht-artigen Störung Die Gesamtkonstellation muss als neue Form der Sexualstörungen betrachtet werden

30 Studie (Zimmerl & Panosch 1998)
Online-Umfrage im beliebtesten deutschsprachigen Chatroom "Metropolis-Chatsystem" Die Studie ergab, dass 12,7% der 473 Probanden ein suchtartiges Verhalten (bei Zutreffen von mehr als vier der PIG-Kriterien) aufwiesen. Aus dieser Subguppe bejahten 30,8%, rauschähnliche Erlebnisse bei intensivem Chatten zu haben. Und 40,9% dieser Gruppe stuften sich selbst als "süchtig" ein.

31 Symptome (nach Zimmerl & Panosch)
Häufiges unüberwindliches Verlangen, ins Internet einzuloggen. Kontrollverluste (d.h. längeres Verweilen "online" als beabsichtigt) verbunden mit Schuldgefühlen. Sozial störende Auffälligkeit im engsten Kreis der Bezugspersonen (Freunde, Partner, Familie). PIG-bedingtes Nachlassen der Arbeitsfähigkeit. Verheimlichung/ Bagatellisierung der Gebrauchsgewohnheiten. Psychische Irritabilität bei Verhinderung am Internet-Gebrauch (kann sich auswirken in Form von Nervosität, Reizbarkeit und Depression). Mehrfach fehlgeschlagene Versuche der Einschränkung.

32 Verschiebung des Wertesystems
Onlinesüchtige merken, dass sie die Werte aufgeben, die ihnen einst wichtig waren: Respekt vor dem sexuellen Gegenüber. Verabscheuung von Gewalt und Zwang. Christliche Werte der Reinheit und der Selbstdisziplin. Es kommt zu einer Umdeutung und Bagatellisierung: Es sind nur Bilder! Ich habe so viel Stress, das entspannt mich! Andere tun es auch, wieso ich nicht!

33 Körperliche Schäden - Dauerstress
im chronischen Stadium Falsche Sitzhaltung führt zu Verspannungen bis hin zu Wirbelsäulen- und Genickschäden. Das lange, ununterbrochene Starren auf den Bildschirm kann auf Dauer zu Augenproblemen führen. Dauerstress, der sich in Form von Kopfschmerzen, Schlafstörungen u.a. Kreislauf- und Gewichtsprobleme. Krankheiten, die zusammen mit einer Internet-abhängigkeit auftreten körperliche Schäden Bei chronischem Gebrauch sind oftmals körperliche Schäden beobachtbar: – Durch falsche Sitzhaltung können Verspannungen bis hin zu Wirbelsäulen- und Genickschäden auftreten. – Das lange, ununterbrochene Starren auf den Bildschirm kann auf Dauer zu Schädigungen des Sehapparates führen. – Langes Surfen kann zusätzlich Dauerstress verursachen, der sich in Form von Kopfschmerzen, Schlafstörungen und chronischer Anspannung ausprägen kann. – Kreislauf- und Gewichtsprobleme können ebenfalls auftreten, sind aber individuell verschieden. PSYCHOSOZIALE KOMPLIKATIONEN – Hohe Telefon- bzw. Online-Kosten – Realitätsverlust – Scheitern menschlicher Beziehungen – Soziale Isolation – Arbeitslosigkeit und Verarmung Zusätzliche Komplikationen Bei vielen Online-süchtigen Menschen sind folgende Probleme zu beobachten, z.T. chronisch oder aber in Krisenzeiten: – Alkoholismus: Oft wird die innere Nervosität mit Alkohol gedämpft, aber auch der durch das Betrachten der Bilder erzeugte «Rausch» durch Alkohol unterstützt. Es kommt zu einer gegenseitigen Vestärkung der beiden Süchte. – Gebrauch anderer schädlicher Substanzen (von aufputschenden Drogen, wie etwa Kokain, bis zum übermässigen Gebrauch von potenzsteigernden Mitteln wie z.B. Viagra). – Depressive Episoden: ausgelöst durch die negativen psychosozialen Konsequenzen oder das Zerbrechen einer Beziehung – Suizidalität: In der Verzweiflung über die Auswegslosigkeit oder bei sozialen Konsequenzen. – zwanghaftes Kontrollieren: Online-Süchtige entwickeln z.T. komplexe Rituale, um ihre Sucht zu verheimlichen und sicherzustellen, dass ihre Umgebung nicht in ihren «geheimen Bereich» eindringen kann oder diesen per Zufall entdecken kann. – Paranoides Denken: Die Angst vor Entdeckung und Beschämung führt dazu, dass hinter unbedeutenden Vorgängen eine persönliche Bedrohung vermutet wird. (z.B. wenn ein Polizeiauto vorbeifährt: «Hoffentlich kommen sie nicht zu mir, um meinen Computer zu untersuchen»; z.B. wenn der Arbeitgeber ein Gespräch vereinbart: «Will er mich mit den Spuren meiner Internet-Aktivitäten in der letzten Woche konfrontieren? Ich habe zu wenig aufgepasst!»)

34 Weitere Komplikationen
Alkoholismus Gebrauch anderer schädlicher Substanzen (von Kokain bis Viagra). Depressive Episoden: ausgelöst durch die negativen psychosozialen Konsequenzen oder das Zerbrechen einer Beziehung Suizidalität Zwanghaftes Kontrollieren: komplexe Rituale, um ihre Sucht zu verheimlichen Paranoides Denken: Angst vor Entdeckung und Beschämung

35 Weitere Nachteile Außerdem können noch folgende Nachteile entstehen:
hohe Telefon- bzw. Online-Kosten. Realitätsverlust. Scheitern menschlicher Beziehungen. soziale Isolation. Arbeitslosigkeit und Verarmung. Reale Gefährdung bei Live-Kontakten: allein in Nürnberg haben innerhalb von 2 Jahren 3 Menschen ihren Mörder durch das Internet kennengelernt.

36 Angehörige leiden mit Die Entdeckung Die Ausreden
Die Forderungen und Vorwürfe Das Leiden der Kinder Das Doppelleben Die finanzielle Seite Der Verlust von Arbeit und Ehre Die Familie leidet mit In Therapie und Seelsorge begegnen wir zunehmend Ehepartnern und Kindern von Online-Süchtigen, die massiv unter dem Verhalten des süchtigen Partners leiden. In der Folge wird vor allem die Situation beschrieben, wo der Ehepartner und Vater ein Problem mit Onlinesucht hat. Die Entdeckung Der Schock einer Familie beginnt bei der Entdeckung der Sucht. Man findet Bilder auf dem Computer, oft Tausende, die derart abstoßende Szenen zeigen, wie sie eine normale Frau noch nie gesehen hat. Dass diese dem Partner auch noch Lust bereiten, kann einen schweren psychischen Schock auslösen. Zitat: «Ich erinnere mich noch gut, wie ich heulte und schrie und mich fast nicht mehr beruhigen konnte.» Die Ausreden Diese wirken oft hohl und unglaubhaft. Der Online-Süchtige sucht einen Vorwand um ungestört surfen zu können: «Ich muss noch Überstunden machen!» – «Geh mit den Kindern noch etwas spazieren, ich bleibe hier, ich brauche Ruhe.» – «Ich hatte Sodbrennen in der Nacht, da bin ich halt noch aufgestanden.» Die Forderungen und Vorwürfe Nach dem Pornokonsum wird das normale Eheleben schal. «Ich muss ja ins Internet, wenn Du mir so wenig bietest!» Die Frau kann im «Konkurrenzkampf» mit dem Internet nicht mithalten Das Leiden der Kinder Für eine Tochter oder einen Sohn, der das geheime Laster des Vaters entdeckt, bricht oft eine Welt zusammen. Der Vater verliert seine Autorität, seine Vorbildfunktion. Es kommt zur Entfremdung. Eine Frau berichtet: «Meine Tochter fand schon seine CD und weinte Herz zerbrechend. Er schrie sie an und fand, es sei besser, wenn sie nicht so weltfremd aufwachse wie ihre Mutter.» Das Doppelleben «Ich halte es fast nicht mehr aus: In der Gemeinde sind wir eine Vorzeigefamilie. Mein Mann predigt, und niemand weiß, was hinter der Maske steckt.» Die finanzielle Seite Internet-Sex-Angebote sind nur ganz am Anfang gratis. Oft geben die Süchtigen riesige Geldbeträge für ihr heimliches Laster aus. Dieses fehlt dann der Familie, die auf vieles verzichten muss. Der Verlust von Arbeit und Ehre Lehrer und Sozialarbeiter müssen heute mit ihrer Entlassung rechnen, wenn ihre Sucht publik wird. Die Familie leidet mit. Zitat: «Bitte glauben sie allen Frauen, die zu ihnen kommen und nehmen sie sie ernst. Solche Geschichten kann man nicht erfinden, Sie sind zu absurd. Es ist ein solcher Schock zu merken, dass die Ehe nicht so funktioniert, wie man sich dies vorgestellt hat. Es sind so viele Enttäuschungen, Verletzungen und Scham da, so etwas behält jede Frau viele Jahre für sich, weil sie es selber nicht glauben will und immer hofft, dass sie sich täuscht und die Ehe doch noch so glücklich wird, wie sie das als Mädchen geträumt hat.» (Aus dem Brief einer betroffenen Frau)

37 Männer surfen anders, Frauen auch
„Kick“ durch visuelle Reize. Sexuelle Erregung mit Masturbation. Sammlertrieb. Neigung zu vermehrter Gewalt / Demütigung. FRAUEN: „Kick“ durch Kommunikation (Chat). Romantische Geschichten und Bilder. Sexuelle Erregung erst sekundär. Beispiel Kimberly Young: Diese Frau führte demnach ein zufriedenes und ausgeglichenes Leben, ohne jegliche Anzeichen, suchtgefährdet zu sein. Als sie einen Heimcomputer bekam, hat sie in den ersten drei Monaten in zunehmenden Ausmaß Chatrooms frequentiert. Es sei zu einer Art Toleranzsteigerung gekommen, die Hausfrau habe Online-Zeiten von bis zu sechzig Stunden pro Woche erreicht. Sie habe sich bald auf einen bevorzugten Chat konzentriert, wo sie sich "etablierte" und eine Art Gemeinschaftsgefühl entwickelte. Sehr bald konnte sie - entgegen besserer Absicht - die Zeit der verbrachten Sessions nicht mehr kontrollieren. Diese hätten manchmal bis zu 14 Stunden angedauert. Wenn sie nicht online sein konnte, habe sie depressive Verstimmungen, Angstzustände und Irritabilität entwickelt. In der Folge begann sie, Verabredungen nicht mehr einzuhalten und ihre Freunde zu vernachlässigen, ebenso wie ihr Familienleben, sowie früher geschätzte soziale Aktivitäten nicht mehr auszuüben.

38 „Flucht in die Virtualität“
Es geht nicht nur um tabuisierte Sexualität und Gewalt, sondern auch um das Ausleben narzisstischer oder romantischer Phantasien. Die Ausübung von Sexualität und Gewalt gegenüber virtuell erzeugten Erwachsenen und Kindern ohne direkte körperliche Schädigung kann bei dem "Benutzer" psycho-physiologische Empfindungen hervorrufen, die denen einer realen Handlung sehr nahe kommen. Studie MH Hannover (TeWildt) Flucht in die Virtualität fzm - Das Internet bietet in seinen interaktiven Foren, Chats und Spielen die Möglichkeit, anonym aufzutreten und verschiedene Rollen anzunehmen. Dies geht so weit, dass Menschen für mehrere Stunden am Tag und in verschiedenen Rollen, virtuelle Beziehungen, Unternehmen, Staaten und Kriege führen. Ein Beitrag in der Zeitschrift "Fortschritte der Neurologie, Psychiatrie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) erklärt dieses Verhalten damit, dass viele Menschen es offensichtlich als attraktiv empfinden, als ein gegenüber dem realen Selbst Verschiedener aufzutreten und zu handeln. Dabei geht es nicht nur um tabuisierte Sexualität und Gewalt, sondern auch um das Ausleben narzisstischer oder romantischer Phantasien. Die Ausübung von Sexualität und Gewalt gegenüber virtuell erzeugten Erwachsenen und Kindern ohne direkte körperliche Schädigung kann bei dem "Benutzer" psycho-physiologische Empfindungen hervorrufen, die denen einer realen Handlung sehr nahe kommen. Es liegt auf der Hand, dass Menschen, die einen Großteil der Tageszeit innerhalb einer oder mehrerer virtueller Identitäten agieren, die attraktiver sind als die eigene reale Identität, in Konflikt mit dieser geraten. Als Folgen einer großen Differenz virtueller und realer Identitäten können Störungen des Bewusstseins oder affektive Erkrankungen auftreten. Auch ist mit aggressiven Impulsen zu rechnen. An den Schnittstellen von Virtualität und Realität wird es im Zuge der rasanten Entwicklung der neuen digitalen Medien voraussichtlich zu weiteren Störungsbildern kommen. Umgekehrt könnte die digitale Medienrevolution auch als Zeichen einer Entwicklung neuer menschlicher Fähigkeiten gesehen werden. Der Mensch hat sich mit dem Cyberspace ein Medium geschaffen, in dem er die Grenzen von Geographie, Biologie, Ethnizität, Alter, Geschlecht und Identität überschreiten und ausloten kann, ohne notwendigerweise die eigene Orientierung zu verlieren. Im Gegenteil: Menschen können von ihrer Online-Reise mit einem verfeinerten Sinn für ihr innerstes Selbst zurückkehren. Vielleicht liegt die Zukunft des Menschen im medialen Raum. In jedem Fall jedoch werden die neuen Medien bis auf weiteres mit der realen Existenz des Menschen, die vermutlich seine zentrale Daseinsform bleiben wird, ein störanfälliges Spannungsfeld bilden. Es ist abzuwägen, was sich eine Gesellschaft an Virtualität zumuten kann. Psychische Wirkungen der neuen digitalen Medien. Fortschr Neurol Psychiat 2004; 72; Nr. 10; S Dr.med. Bert Theodor te Wildt, Klinische Psychiatrie und Psychotherapie, MHH Hannover.

39 Hirnbiologie der Sucht
„Pornographie ist eine Selbstmedikation für unerfüllte Wünsche, Einsamkeit, Spannungen und Zorn.“ „Internetsüchtige sind süchtig auf ihre eigene Hirnbiochemie.“ DREI NEUROTRANSMITTER A) Körpereigene Opiate durch visuelle / sexuelle Stimulation B) Dopamin: verstärkt das Wollen und erzeugt eine starke Erinnerung an den Reiz. C) Serotonin: als Folge; wirkt „antidepressiv“ Problem: Craving – Dosis-Erhöhung

40 Hirnbiologie der Sexsucht
5 4 Stirnhirn 3 2 1 Limbisches System 1. Visueller Stimulus 2. sexuelle Erregung 3. Dopaminerhöhung – Glücksgefühl 4. Adaptation – Craving nach mehr und stärkeren Reizen 5. Kontroll-Versagen 2 Genitalstimulation

41 Vgl. Kalivas & Volkow 2005, Am. Journal of Psychiatry 162:1403-1413.

42 Quelle: S. Grüsser, Charité Berlin, www.isfb.org

43 Quelle: S. Grüsser, Charité Berlin, www.isfb.org

44 Quelle: S. Grüsser, Charité Berlin, www.isfb.org

45 Risikofaktoren für suchtartige Sexualität
multifaktoriell Traumatisierung oder Vernachlässigung in der Kindheit (sexuell oder emotional) Disposition, mit suchtartigem Verhalten auf Stimuli zu reagieren. (Award-Dependence). Vorhandensein des schädlichen Agens. (im Internet nur einen Click entfernt!!) Innere Leere, Einsamkeit emotionaler Burnout und Vernachlässigung von menschlichen Beziehungen. nach einer Studie am Mount Sinai Hospital (Hollander 2004, APA) allerdings erhoben bei einer Gruppe von homosexuellen Männern, die ohnehin bereits sehr stark in einem sexuell aktiven Leben standen, z.T. in Prostitution aktiv.

46 Risikofaktoren II Verarbeitung von seelischem Schmerz („hidden pain“) – Porno oder Games Pathologisches Suchen nach neuer Stimulation. Mangelnde innere Disziplin / Kontrolle des eigenen Verhaltens. Rationalisierung des Verhaltens: „Das hilft mir entspannen“ – „Das habe ich mir verdient“ – „Es sind ja nur Bilder“ etc. Unrealistische Erwartungen an andere, an Sexualpartner / emotionale Unreife. nach einer Studie am Mount Sinai Hospital (Hollander 2004, APA) allerdings erhoben bei einer Gruppe von homosexuellen Männern, die ohnehin bereits sehr stark in einem sexuell aktiven Leben standen, z.T. in Prostitution aktiv.

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48 Cybersex kann zerstörerisch sein
Internet-Sex-Sucht ist eine weit verbreitete Sucht, die zunehmend als schwerwiegendes Problem in der Psychotherapie und Seelsorge anerkannt wird. Pathologischer Cybersex zerstört das Leben der betroffenen Person innerlich (verzerrte Phantasien, ständiges Craving) in den Beziehungen (Partner, Familie) in der Arbeitswelt (Risiko von Jobverlust und Verarmung) Pathologischer Cybersex erfordert konsequente Anwendung von Strategien der Suchttherapie.

49 Lernen aus der Suchttherapie
Die unterschiedliche Bewertung sexueller Verhaltensweisen in der Gesellschaft macht den Betroffenen das Leben schwer. Cybersex-Sucht erfordert die konsequente Anwendung von Strategien der Suchttherapie. Entgiftung: Vollständiger Entzug Entfernen von Suchtmittel-Zugängen Bearbeitung von unreifen Erwartungen und Lösungsstrategien. Persönliche Disziplin und Verantwortlichkeit.

50 Medikamentöse Behandlung?
Serotonin: wird in komplexer Weise als Nebeneffekt des Suchtgeschehens produziert. Antidepressiva erhöhen ebenfalls den Serotoninspiegel. Könnte Serotonin das Craving vermindern? Allfällige Gefühle der Leere und der unterschwelligen Depression vermindern Dopamin (steigert die Appetenz beim Suchtverhalten). Hier sind keine medikamentösen Strategien bekannt, die nicht schwere Nebenwirkungen hätten. Resultate der SPIN-Studie (Mount Sinai Hospital NY, 2004) noch nicht sehr ermutigend. Schlussfolgerung: Medikamente sind (leider) keine Lösung; allenfalls als Unterstützung für Verhaltenstherapie / Seelsorge dort, wo eine Person auch unter Depressionen leidet.

51 Acht Tipps zum Entzug

52 Sucht eingestehen Integration
1. Gestehen Sie sich ein, dass Ihre «Gewohnheit» eine SUCHT ist, die entschlossenes Handeln erfordert. 2. Denken Sie an die Schicksale der Frauen und Kinder, die auf den Bildern zu sehen sind. Konsumenten machen sich mitschuldig am modernen Sklavenhandel und lebenslanger Traumatisierung.

53 Zugang erschweren Integration
3. Verhindern Sie, dass Sie sich in die Websites einloggen können, die ihre Sucht unterstützen. Installieren Sie eine Filtersoftware und blockieren Sie kostenpflichtige Telefonnummern. 4. Verpflichten Sie sich zur Rechenschaft und unterstützen Sie diese durch entsprechende Software.

54 Transparenz Integration
5. Werden Sie transparent: Teilen Sie ihre Sucht Ihrem Ehepartner oder einem Seelsorger mit. 6. Stellen Sie Ihren Computer in einen offen zugänglichen Raum und verzichten Sie bewusst darauf, die Tür zu schließen.

55 Verzicht - Therapiegruppe
Integration Verzicht - Therapiegruppe Verzichten Sie für einige Monate bewusst auf den Computer («Reiss Dein Auge aus...»). Besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe, um zusammen mit anderen Süchtigen zu lernen, wie Sie Ihr Leben neu gestalten können.

56 Ziel ist eine beziehungsorientierte Therapie
Nicht säkular vs. christlich Aber: individuumszentriert vs. beziehungs-stabilisierend Kurzfristige Befriedigung vs. Langfristige Integrität Individuelle Lust vs. Beziehungsökologie (Willi) Doppelmoral vs. Würde, Respekt und Einfühlung. Grenzenlosigkeit ist destruktiv – bewusster Verzicht erhöht die Genussfähigkeit.

57 Lustgefühle im Kontext
Eine Beziehungs-stabilisierende Beratung ist nicht lustfeindlich, aber sie betont eine systemische Sicht, die Lustgefühle in die Gesamtheit der Beziehungsgestaltung einbettet.

58 Doppeltes Leiden – doppelte Aufgabe
Doppelt bemüht sich der Vogel, der sich auf die Leimrute gesetzt hatte, nämlich um freizukommen und um die Leimreste wegzuputzen. Und doppelt muss derjenige leiden, der seinem Begehren folgt, nämlich um frei zu werden und um zu entfernen, was hängen blieb. Johannes vom Kreuz, 16. Jh.

59 Gebet zum Eintritt ins Internet
„Möge es Dein Wille sein, dass wir uns in Frieden ins Internet hineinklicken, in Frieden surfen und die gesuchte Website in Frieden erreichen. Verabschiede uns in Frieden aus dem Internet mit möglichst geringen Kosten und bewahre uns vor Viren und vor allerlei Müllwebseiten, Unzüchtigkeit und Götzendienst, die in der virtuellen Welt existieren. Segne jeden Mausklick und lasse uns Gnade finden vor dem Bildschirm. Höre die Stimme unseres Geldbeutels, denn Du erhörst Gebet und Bitten, und schütze uns vor Zeitverschwendung.“ Verfasser unbekannt. Dieses Gebet sollte laut Rabbinern vor jedem Eintritt ins Internet gebetet werden.

60 www.seminare-ps.net Ressourcen
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