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Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg

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Präsentation zum Thema: "Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg"—  Präsentation transkript:

1 Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg
Die Grün-Rote Landesregierung hatte 2011 in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart in Baden-Württemberg eine Armuts- und Reichtumsberichterstattung mit einem besonderen Fokus auf dem Thema Kinderarmut einzuführen. Dieses Projekt wurde im Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren konzipiert. Mit der Umsetzung wurde das Statistische Landesamt bzw. dessen Abteilung „FamilienForschung“ beauftragt. Ab Mitte 2012 wurden in einem Landesbeirat das Konzept und die Inhalte beraten. Der Beirat ist mittlerweile als „Landesbeirat zur Armutsprävention und –bekämpfung“ verstetigt worden und hat die Entstehung des Berichtes, sowie die bisher drei Fachkongresse begleitet. An diesem Beirat ist die Liga der freien Wohlfahrtspflege und darüber das Diakonische Werk Württemberg mit beteiligt. Der Bericht selber wurde am 23. November 2015 auf einer Pressekonferenz durch Frau Ministerin Altpeter vorgestellt.

2 Teil A: Wissenschaftliche Analyse
Aufbau des Berichts Teil A: Wissenschaftliche Analyse  Sozialberichterstattung in Baden-Württemberg Rahmenbedingungen Einkommen, Armut, Reichtum und Ungleichheit Schwerpunkt: Kinderarmut Lebenslagen und soziale Exklusion Bundesweite und europäische Dimension Expertisen, Zusammenfassung der Forschungsberichte der Unteraufträge Anhang Teil B: Beiträge der Mitglieder des Landesbeirats für Armutsbekämpfung und Prävention Teil C: Maßnahmen und Handlungsempfehlungen der Landesregierung Der gesamte Bericht hat einen Umfang von knapp 900 Seiten, wobei er sich in drei Hauptteile Gliedert: Die wissenschaftliche Analyse (A) trägt auf 740 Seiten die Erkenntnisse zu Armut und Reichtum zusammen Die Mitglieder des Beirates hatten im zweiten Teil (B) die Möglichkeit, ihre Einschätzungen und Sichtweisen zu spezifischen Aspekten zu formulieren. Die aus der Analyse erwachsenden Kosequenzen und Handlungsoptionen sind im drittel Teil (C) ausgeführt Hinsichtlich der Lektüre muss man sich durch das Volumen nicht abschrecken lassen. Es gibt am Anfang des Teils (A) ein ca. 70seitige Zusammenfassung mit den zentralen Ergebnissen. Von hier aus kann man sich je nach Interesse und Anlass einzelne Themen und Aspekte erschließen. © Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg, Stuttgart Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.

3 Konzept der „relativen Armut“
Was ist Armut bzw. Armutsgefährdung? Konzept der „relativen Armut“ Einkommensverhältnisse des Einzelnen im Vergleich zum Wohlstand der jeweiligen Bevölkerung Personen gelten als arm, die über so geringe (materielle, kulturelle, soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar sind (Beschluss des Ministerrats der Europäischen Gemeinschaft, 1984) Wichtig ist, dass wir in Deutschland und in allen entwickelten Industriestaaten immer von einer „relativen Armut“ sprechen. Armut lässt sich immer nur in Relation, im Vergleich zur sozialen und ökonomischen Umgebung beschreiben und feststellen. Dabei haben sich in der wissenschaftlichen und politischen Diskussionen verschiedene Grenzen als Konsens herausgebildet: 60% des durchschnittlichen Einkommens sind die Armutsrisikogrenze, wer weniger verdient gilt als armutsgefährdet; 50% des durchschnittlichen Einkommens ist die relative Armut, wer weniger verdient gilt als arm 40% des durchschnittlichen Einkommens gelten als strenge Armut. In der Umkehrung werden z.B. 200% des durchschnittlichen Einkommens gemeinhin als die Wohlstandsgrenze begriffen. Es gibt immer wieder Kritik an dem Begriff der relativen Armut. So wird behauptet, dass der Begriff in die Irre führe, wenn bspw. alle Menschen ,- Euro mehr verdienen würden, wären alle reich, aber dennoch gäbe es weiterhin relative Armut. – Doch abgesehen davon, dass eine solche Annahme unrealistisch ist (die Realität belegt das Gegenteil, dass nämlich die Einkommenszuwächse nicht linear erfolgen), wäre die einzige Alternative, Armut über eine obrigkeitsstaatliche Grenzziehung zu definieren, was wissenschaftlich unhaltbar und politisch undurchführbar wäre. Allein die gängige Definiton von absoluter Armut (wer seine Grundbedürfnisse nach Nahrung, Kleidung, Wohnung und Gesundheit nicht decken kann / oder: wer wenigerals 1,25 $ pro Tag hat) macht deutlich, wie problematisch solche Festlegungen sind. © Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg, Stuttgart Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.

4 Entwicklung Sämtliche Analysen und Statistiken belegen einen Langfristigen Anstieg der Armutsrisikoquoten sowohl in ganz Deutschland, wie auch in Baden-Württemberg. Ein zunehmender Anteil der Bevölkerung ist von Armut bedroht. Dabei ist der regionale Bezug wichtig: Bezogen auf das bundesdeutsche Durchschnittseinkommen liegt die Armutsrisikoquote in Baden-Württemberg nur bei ca. 11%, aber bezogen auf das Durchschnittseinkommen in Baden-Württemberg liegt auch hier die Armutsrisikoquote mit 14,7% nahe dem bundesdeutschen Durchschnitt. Bezogen auf die Bundesländer macht eine solche Unterscheidung Sinn, zumal es nicht nur unterschiedliche Einkommens- sondern auch unterschiedliche Preisniveaus gibt. Je kleinräumige eine Analyse wird, um so problematischer wird ihr Ergebnis. Zwar lassen sich statistisch auch regionale Armutsgrenzen formulieren, jedoch werden diese durch andere soziale Phänomene wie z.B. Pendlerströme teilweise wieder aufgehoben. Sinnvoller sind auf der regionalen Ebene die Analysen nach Arbeitslosenquoten oder dem Anteil der SGB-II-Haushalte, um deutlich zu machen, dass es regionale Unterschiede auch in Baden-Württemberg gibt: © Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg, Stuttgart Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.

5 Armutsgefährdungsschwellen
Das interessiert immer Viele: Wie hoch ist denn die Armutsgrenze nun wirklich? Dabei wird für Mehrpersonenhaushalte das Einkommen „gewichtet“ um die Einspareffekte des gemeinsamen Wirtschaftens zu berücksichtigen: 1 Person = 1 1 weitere erwachsene Person = 0,5 1 Kind = 0,3 Daher ergibt für einen 4-Personenhaushalt wie in der Tabelle die Rechnung: 952 X (1+0,5+0,3+0,3) = 2.000,- © Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.

6 Regionale Analysen Hier wird deutlich, dass es größere Probleme in großen Städten und Ballungsräumen gibt, insbesondere dann, wenn sie in von tiefgreifenden Umstrukturierungsprozessen (z.B. Saarland oder NRW) betroffen sind. Und solche Schaubilder zum SGB-II-Anteil, zur Arbeitslosigkeit etc. verweisen auf konkrete Lebenslagen. Armut bedeutet nicht nur wenig Geld, sondern sie manifestiert sich in konkreten Lebenslagen und wird damit zu der Armut, die wir sehen können, auf der Straße und in unserer Gemeinde. © Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg, Stuttgart Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.

7 Bevölkerungsgruppen mit überdurchschnittlichem Armutsrisiko 2012
Durchschnitt der Bevölkerung: 14,7% Frauen: 15,8% Männer: 13,6% Migrantinnen und Migranten: 24,1% Personen ohne Migrationshintergrund: 11,2% Erwerbslose: 54,1% Alleinerziehende und ihre Kinder: 45,8% Kinderreiche Paarfamilien: 26,2% Einpersonenhaushalte: 25,5% Junge Erwachsene: 22,6% Kinder und Jugendliche: 17,9% Rentner, Pensionäre: 17,5% Wenn das Armutsrisiko nach unterschiedlichen „soziodemographischen Merkmalen“ (so lautet der Fachbegriff) differenziert wird, dann muss man darauf achten, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht. Natürlich kann man nicht Erwerbslose und Alleinerziehende gegenüberstellen, sondern Erwerbslose (Armutsrisiko 54,1%) und Erwerbstätige (7,9%), davon Vollzeitbeschäftigte (4,3%), Teilzeitbeschäftigte (15,2%), geringfügig Beschäftigte (23,1%), befristet Beschäftigte (17,1%), Leiharbeitnehmer (15,7%), Mehrfachbeschäftigte (7,2%), Solo-Selbständige (12,1%) Außerdem hat der Landesarmutsbericht erstmals das Armutsrisiko von Erwerbslosen nach der Dauer der Arbeitslosigkeit differenziert, dass nämlich Langzeitarbeitslose (mehr als 1 Jahr) zu 70 % und extrem Langzeitarbeitslose (mehr als 2 Jahre) zu fast 75% von Armut bedroht sind. Die Alleinerziehenden müssen mit den anderen Haushaltsformen verglichen werden und Die jungen Erwachsenen auch mit den anderen Altersgruppen Die Aufstellung soll aber auch vor allem deutlich machen, welche Personengruppen in besonderem Ausmaß einem Armutsrisiko ausgesetzt sind. Vor allem aber: Soziale Problemlagen neigen dazu, sich gegenseitig anzuziehen und zu kumulieren. Arbeitslosigkeit – Trennung – Krankheit – Überschuldung – Wohnungslosigkeit hängen vielfach miteinander zusammen © Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg, Stuttgart Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.

8 Armutsprofile Der erste Bericht über Armut und Reichtum in Baden-Württemberg bietet nicht nur eine differenzierte Analyse der lebenslagen-spezifischen Armutsrisiken. Er zeigt darüber hinaus auf, dass die Armut sich tendenziell verstetigt und verfestigt. Im vergleich der Episoden von und von zeigt sich, dass ein zunehmender Anteil der armutsgefährdeten Menschen wiederkehrend oder gar dauerhaft in dieser Lebenslage sind. Hier kann auf die GISS-Studie zur Wohnungslosigkeit hingewiesen werden: Wer einmal in diese Lebenslage extremer Armut hineingerät hatte nur geringe Chancen, sich aus ihr wieder befreien zu können. Generell wird festgestellt, dass die Stabilität der Einkommensverhältnisse an den Rändern der Einkommensentwicklung besonders ausgeprägt ist. Dies gilt für die besonders hohen ebenso wie für die besonders niedrigen Einkommen. Aber das Abstiegsrisiko hat für Haushalte mit niedrigem Einkommen hat tendenziell zugenommen und das Risiko anhaltender Armutsepisoden hat sich erhöht. Diese Tendenz kontrastiert mit Studienergebnissen aus den 90er Jahren zur Sozialhilfe: damals wurde festgestellt, dass sich ein großer Teil der Sozialhilfeempfänger nach einem überschaubaren Zeitraum wieder aus dem Hilfebedarf lösen konnten. © Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.

9 Einkommens- und Vermögensverteilung
Der Armut gegenüber steht natürlich der Reichtum. Relative Armut bedeutet, dass es auch relativen Reichtum gibt. Hierzu betont der Landesbericht, das die Datenlage zur Reichtumsanalyse vollkommen unbefriedigend ist. Die Analyseinstrumente des Mikrozensus, des SOEP und auch des EU-SILC können den Reichtum nicht abbilden. Sie basieren weitgehend auf freiwilligen Auskünften, und es wird angenommen, dass hierzu viele Einkommen und Vermögen verschwiegen werden. Durch die faktische Abschaffung der Vermögenssteuer und die Steuerreformen bis hin zur Kapitalertragssteuer kann auch die Steuerstatistik keinen Überblick mehr geben. Soweit die bestehende Einkommensungleichheit feststellbar ist, wird deutlich dass die oberen 20% der Bevölkerung über 36,1% der Einkommen verfügen. Dabei bekommen die Einkommen aus Vermögen eine zunehmend größere Bedeutung, und die Vermögen sind noch ungleicher verteilt als die Einkommen. Dass es aber einen deutlichen Zusammenhang zwischen Einkommen und Vermögen gibt, liegt auf der Hand. Hinsichtlich der Belastung durch Steuern und Abgaben wird festgestellt, dass die höchste Belastung in den mittleren Einkommensgruppen besteht. © Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg, Stuttgart Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.

10 Schlussfolgerungen Ansätze und Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und -prävention müssen besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen und regionale Unterschiede in den Blick nehmen. Frühe Investitionen in Kinder können individuelle Lebenschancen verbessern und um ein Vielfaches höhere gesellschaftliche Folgekosten vermeiden. Bildung und Erwerbsbeteiligung sind wichtige Schlüssel zur Armutsbekämpfung und -prävention. Insbesondere die Begleitkonferenzen haben gezeigt, dass es wichtig ist, Partizipationsmöglichkeiten von Betroffenen zu stärken. Zentrale Frage: Wie müssen Rahmenbedingungen gestaltet sein, damit Teilhabe ermöglicht wird? Armutsbekämpfung ist nicht nachhaltig möglich, ohne die soziale Ungleichheit in den Blick zu nehmen. © Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg, Stuttgart Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.


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