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Veröffentlicht von:Ulrich Böhm Geändert vor über 9 Jahren
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Willkommen ! Thomas Auinger Sprachphilosophie Aspekte von Wittgenstein bis Brandom LV-Nr.: 180298 Infos unter: http://auinger.philo.at http://auinger.philo.at
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John McDowell Biographisches 7.3.1942 geboren in Boksburg, Südafrika. 1960-62 University College of Rhodesia and Nyasaland. 1963-66 New College, Oxford. 1966-86 Fellow and Praelector in Philosophy, Univ. College, Oxford. (Emeritus Fellow, 1988-) 1967-86 University Lecturer (C.U.F.) in Philosophy, Oxford University, 1967-1986. (Special Lecturer, 1978-81) 1969 James C. Loeb Fellow in Classical Philosophy, Harvard University. 1975 Visiting Associate Professor of Philosophy, University of Michigan. 1977 Visiting Associate Professor of Philosophy, University of California, Los Angeles. 1982 Visiting Professor of Philosophy, University of Minnesota. 1983 Visiting Professor of Philosophy, Jadavpur University, Calcutta, India. 1984 Senior Fellow, Council of the Humanities, and Old Dominion Fellow in Philosophy, Princeton University. 1966-88 Professor of Philosophy, University of Pittsburgh. 1988- University Professor, University of Pittsburgh. Lit.:Mind and World, Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 1994. Dt.: Geist und Welt, Paderborn 1998 (und Frankfurt/M. 2001). Die Seitenangaben der folgenden Zitate beziehen sich auf die Paderborner Ausgabe] Meaning, Knowledge, and Reality, Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 1998 Mind, Value, and Reality, Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 2002 2
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John McDowell Bezug auf Brandom und Hinweis auf Hegels Phänomenologie des Geistes aus dem Vorwort zu Geist und Welt: „Die Schriften von Robert Brandom sowie die Gespräche mit ihm hatten einen großen Einfluß auf die Formung meines Denkens, da er mich dazu zwang, die Differenzen herauszuarbeiten, die es trotz unserer weitgehenden Übereinstimmung gibt, obwohl sie klein sind. Die Art und Weise, in der ich die Dinge hier darstelle, trägt viele Zeichen von Brandoms Einfluß. Besonders hervorheben möchte ich sein erhellendes Seminar über Hegels Phänomenologie des Geistes, an dem ich 1990 teilgenommen habe. Gedanken, die Brandom in mir wachgerufen hat, treten explizit an mehreren Stellen in diesen Vorlesungen zu Tage, ihre Wirkung jedoch ist überall vorhanden; in solch einem Maße, daß ich diese Arbeit als eine Einführung in die Phänomenologie auffassen würde, in derselben Weise wie Brandoms […] Buch Making It Explicit: Reasoning, Representing and Discursive Commitment unter anderem auch eine Einführung in seine Lektüre dieses schwierigen Textes darstellt.“ (Geist u. Welt, 9) McDowell beschreibt dann später sein „philosophisches Projekt […]: auf den Schultern des Riesen Kants stehend nach einem Weg für die Überwindung der traditionellen Philosophie zu suchen, auf den Kant beinahe gestoßen wäre. Der Philosoph, zu dem diese Beschreibung am besten paßt, ist jemand, von dem in der philosophischen Tradition, in der ich aufgewachsen bin, kaum Notiz genommen wird, obwohl ich ihn vor einiger Zeit erwähnt habe: Hegel.“ (Geist u. Welt, 138)
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John McDowell McDowells Position, noch allgemein formuliert: Wir können „zulassen, daß die Idee der Erfahrung die Idee von etwas Natürlichem ist, ohne dadurch Erfahrung aus dem logischen Raum der Gründe zu vertreiben. Das wird dadurch möglich, daß wir die Aufspaltung der logischen Räume nicht mit der Aufspaltung von Natürlichem und Normativen gleichsetzen müssen. Der Gedanke der Natur muß nicht dasselbe bedeuten wie der Gedanke einer Instantiierung von Begriffen, die in denjenigen logischen Raum gehören […], wo die naturwissenschaftliche Art und Weise der Verständlichkeit waltet.“ (Geist u. Welt, 19) McDowells Rechtfertigung seiner Position, kurz gefasst: „Begriffliche Fähigkeiten, deren Beziehungen in den logischen Raum der Gründe sui generis gehören, kommen nicht nur in Urteilen – Ergebnisse aktiver Entscheidungsprozesse seitens der Subjekte – zur Anwendung, sondern bereits in den natürlichen Vorgängen, die durch die Einwirkung der Welt auf die rezeptiven Fähigkeiten geeigneter Subjekte zustande kommen,…“ (Geist u. Welt, 20)
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John McDowell Plausibilität eines minimalen Empirismus: „Genau das meine ich mit einem »minimalen Empirismus«: der Gedanke, daß die Erfahrung ein Tribunal bilden muß, welches zwischen dem Denken und seiner Verantwortlichkeit gegenüber der Welt vermittelt, und ohne dessen Vermittlung es überhaupt keinen Sinn hätte, es überhaupt als Denken zu bezeichnen.“ (Geist u. Welt, 12) „Es stimmt, daß die moderne Philosophie offenbar mit Problemen, die insbesondere das Wissen betreffen, konfrontiert ist. Es ist meiner Meinung nach jedoch hilfreich, sie als einen mehr oder weniger unbeholfenen Ausdruck von tieferliegenden Sorgen anzusehen – als eine zunächst nur vage empfundene Bedrohung, daß sich unser Denken dahin bewegt, daß der Geist den Kontakt mit dem Rest der Wirklichkeit verliert und nicht nur nicht in der Lage ist, zu einem Wissen von ihr zu gelangen.“ (Geist u. Welt, 13)
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John McDowell Donald Davidson als Konterpart: McDowell charakterisiert Davidson als jemanden, „dessen Überlegungen zum Thema Erfahrung ihr verbieten, ein Tribunal zu bilden.“ (Geist u. Welt, 15) In diesem Sinne setzt McDowell Davidson und Sellars gleich. Sellars’ Kritik am Mythos des Gegebenen wird von Davidson noch verschärft, indem er sich auch noch gegen das dritte Dogma des Empirismus (Begriffsschema versus empirischer Inhalt) wendet und nicht einmal einen minimalen Empirismus gelten lassen möchte. Zwei mögliche Extrempositionen: Völlige Aufgabe des Empirismus (mit Aufrechterhaltung der Dichotomie zwischen dem logischen Raum der Gründe und dem logischen Raum der Natur) versus unverblümter Naturalismus (der den logischen Raum der Gründe schlichtweg in den logischen Raum der Natur inkorporiert).
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John McDowell „Meine Alternative hält im Gegensatz zu einem unverblümten Naturalismus daran fest, daß es sich bei der Struktur des logischen Raums der Gründe, vergleicht man sie mit der Struktur des logischen Raums, in dem eine naturwissenschaftliche Beschreibung die Dinge verortet, um eine Struktur sui generis handelt. Allerdings schafft meine Alternative Platz für die nach Sellars und Davidson unmögliche Annahme, daß die Idee der Erfahrung die Idee von etwas Natürlichem ist und daß empirisches Denken gegenüber der Erfahrung verantwortlich ist.“ (Geist u. Welt, 18f.) McDowells Position in Bezug auf das Begriffliche im Kontext von Rezeptivität / Spontaneität: „Der ursprüngliche Gedanke bei Kant war der, daß sich empirisches Wissen der Kooperation von Rezeptivität und Spontaneität verdankt. […] Wir können das Pendel [das zwischen Gegebenheitsdruck und unbedingter Spontaneitätsforderung schwingt] zum Stillstand bringen, wenn es uns gelingt, den folgenden Gedanken fest an der Leine zu halten: Die Rezeptivität leistet einen nicht einmal definitorisch abtrennbaren Beitrag zu dieser Kooperation. Die entsprechenden begrifflichen Fertigkeiten werden in der Rezeptivität in Anspruch genommen. […] Die Sinneseindrücke, die Einwirkungen der Welt auf unsere Sinnlichkeit, verfügen bereits über diese grundlegendsten begrifflichen Inhalte.“ (Geist u. Welt, 33)
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John McDowell Zur angedeuteten Pendelbewegung (als einer unerträglichen Oszillation): „In der einen Phase sind wir von einer Kohärenztheorie angezogen, die nicht erklären kann, wie sich Gedanken auf die objektive Realität beziehen; in der anderen Phase werden wir zurückgeworfen auf eine Berufung auf das Gegebene, die sich als nutzlos erweist. Ich habe nachdrücklich betont, daß wir, um der ständigen Oszillation zu entgehen, Erfahrungen als Zustände oder Ereignisse auffassen müssen, die zwar passiv sind, aber dennoch tätige begriffliche Fähigkeiten zum Ausdruck bringen, Fähigkeiten, die der Spontaneität angehören.“ (Geist u. Welt, 47) Zur Gefahr einer kohärenztheoretischen Position: „Es muß zur Rechtfertigung von Urteilen gehören, daß man auf Merkmale der Welt verweisen kann. Ansonsten bestünde das Risiko, daß unsere Auffassung einem in sich geschlossenen Bereich gleicht, an dessen Wänden die Ausübungen der Spontaneität reibungslos entlanggleiten.“ ((Geist u. Welt, 64) Verführerischer Mythos des Gegebenen als Gegenkonzept: „Der scheinbar ermutigende Gedanke lautet, daß empirische Rechtfertigungen ihre letzte Fundierung in äußeren Einwirkungen auf das begriffliche Reich haben. Somit stellt sich heraus, daß der Raum der Gründe sich weiter erstreckt als der Raum der Begriffe.“ (Geist u. Welt, 29f.) Eben gegen diese letzte Schlussfolgerung richtet sich McDowells Auffassung!
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John McDowell McDowell betont die Passivität der Erfahrung, obwohl sie auch aktive Aspekte besitzt: „In der Tat, nur weil Erfahrung passiv, ein Fall von tätiger Rezeptivität ist, kann meine Konzeption von Erfahrung das Verlangen nach einer Beschränkung der Freiheit stillen, ein Verlangen, das dem Mythos des Gegebenen zugrunde liegt.“ (Geist u. Welt, 34) Es muss aber festgehalten werden, „…daß die passive Tätigkeit der begrifflichen Fähigkeiten in der Sinnlichkeit nicht unabhängig von ihrer aktiven Ausübung in Urteilen und im zu Urteilen führenden Denken verstanden werden kann.“ (Geist u. Welt, 36) Und weiter: „Obwohl Erfahrung passiv ist, bringt sie Fähigkeiten ins Spiel, die eigentlich der Spontaneität angehören.“ (Geist u. Welt, 37)
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John McDowell „Die Tatsache, daß Erfahrung passiv ist, ein Fall von tätiger Rezeptivität, sollte uns garantieren, daß wir über die gesamte äußere Kontrolle verfügen, die wir vernünftigerweise benötigen. Die Kontrolle stammt von außerhalb des Denkens, nicht von außerhalb des Denkbaren. Wenn wir den Weg der Rechtfertigungen zurückverfolgen, so stoßen wir zuguterletzt auf einen immer noch denkbaren Inhalt; und nicht auf etwas, das grundlegender wäre, nämlich auf ein nacktes Zeigen auf ein Stück des Gegebenen.“ (Geist u. Welt, 54) McDowell affirmiert die Passivität der Erfahrung, ohne jedoch in die Falle des Mythos des Gegebenen zu tappen. Es bedarf dieser Passivität, weil sie es uns erlaubt, „eine externe Kontrolle unseres empirischen Denkens zuzulassen“. (Geist u. Welt, 115)
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John McDowell Naturalismus der zweiten Natur / Bildung / »relaxed naturalism« „Unsere Natur besteht überwiegend aus der zweiten Natur, und unsere zweite Natur verdankt sich nicht nur den Anlagen, über die wir verfügen, wenn wir geboren werden, sondern ebenso unserer Erziehung, unserer Bildung. In Hinblick auf den Gedanken einer zweiten Natur können wir sagen, daß die Art und Weise, in der unser Leben von der Vernunft geprägt ist, natürlich ist, auch wenn wir leugnen, daß sich die Struktur des Raums der Gründe mit dem Bereich der Naturgesetze verbinden läßt. Dies ist die teilweise Wiederverzauberung der Natur“. (Geist u. Welt, 113f.) „Unsere Bildung aktualisiert einige der Potentiale, mit denen wir geboren worden sind; wir müssen dabei nicht unterstellen, daß sie eine nichtanimalische Beimengung zu unserer Verfassung hinzufügt. Und obwohl sich die Struktur des Raums der Gründe nicht aus den Tatsachen unseres Verwickeltseins in den Bereich der Naturgesetze rekonstruieren läßt, kann sie, nur weil sich unsere Empfänglichkeit gegenüber dem Raum der Gründe durch die Bildung entfalten kann, die ein Merkmal des normalen Erwachsenwerdens der Art von Tieren ist, die wir nun einmal sind, den Rahmen abgeben, in dem wir für die Bedeutung zugänglich werden. Bedeutung ist kein mysteriöses Geschenk von außerhalb der Natur.“ (Geist u. Welt, 114)
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John McDowell Handlungen als angewandte Spontaneität : „Erfahrungen sind Aktualisierungen unserer empfindungsfähigen Natur, in die begriffliche Fähigkeiten unauflöslich verwickelt sind. Die Parallele ist folgende: Intentionale körperliche Handlungen sind Aktualisierungen unserer aktiven Natur, in die begriffliche Fähigkeiten unauflöslich verwickelt sind.“ (Geist u. Welt, 116) „Es sieht so aus, als ob das, was wir tun […] bestenfalls darin besteht, daß wir unseren Willen darauf lenken, sozusagen aus sicherer Distanz, Veränderungen der Zustände jener fremdartigen Gegenstände zu bewirken. Und dies ist sicherlich kein zufrieden stellendes Bild unserer aktiven Beziehung zu unseren Körpern. Genauso wie der Ausschluß der Spontaneität aus unserer empfindungsfähigen Natur alles das auslöscht, was als empirischer Inhalt in Frage käme, so eliminiert hier der Rückzug der Spontaneität aus der aktiven Natur jegliches authentische Verständnis des körperlichen Handelns. Auch hier ist es möglich, zu einem gesunden Verständnis zurückzukehren, wenn wir die Aristotelische Idee wiedererlangen können, daß ein normaler erwachsener Mensch ein vernunftbegabtes Lebewesen ist, dessen Vernunft Teil seines Tier-Seins und damit Teil seines natürlichen Seins und kein mysteriöses Standbein in einem anderen Reich ist. Wir können dies tun, wenn wir uns klarmachen, daß unsere Natur weitestgehend zweite Natur ist.“ (Geist u. Welt, 117)
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John McDowell McDowell verwehrt sich gegen einen zügellosen Platonismus. Seine eigene Position wird von ihm als naturalisierter Platonismus bezeichnet: „Im zügellosen Platonismus ist die rationale Struktur, in der die Bedeutung verständlich wird, völlig unabhängig von allem gewöhnlich Menschlichen, so daß die Fähigkeit unseres Geistes, dieser Struktur zu entsprechen, dunkel oder magisch zu sein scheint. Der naturalisierte Platonismus ist platonistisch in dem Sinne, daß die Struktur des Raums der Gründe eine Art Autonomie besitzt; er läßt sich aber nicht aus Wahrheiten über den Menschen ableiten und stellt auch keine Widerspiegelung jener Wahrheiten dar, die sich unabhängig davon, daß diese Struktur im Blickfeld ist, erfassen lassen. Dieser Platonismus ist nicht ungezügelt: Die Struktur des Raums der Gründe wird nicht in schroffer Isolation von allem bloß Menschlichen konstituiert. Die Forderungen der Vernunft sind im wesentlichen so beschaffen, dass die menschliche Erziehung uns dafür empfänglich macht.“ (Geist u. Welt, 118)
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John McDowell „Der Naturalismus der zweiten Natur […] ist genau eine Gestalt für unser Denken, die auch diesen letzten Dualismus [zwischen Norm und Natur] nicht nach einer konstruktiven Philosophie rufen lassen würde. Die Idee der Bildung bürgt dafür, daß die Autonomie der Bedeutung nicht inhuman ist, und dies sollte die Neigung beseitigen, den Gedanken von Normen oder Forderungen der Vernunft unheimlich zu finden. […] Wittgenstein sagt: »Befehlen, fragen, erzählen, plauschen gehören zu unserer Naturgeschichte so wie gehen, essen, trinken, spielen.« [PU, §25] Mit »Naturgeschichte« muß er die Naturgeschichte von Lebewesen meinen, deren Natur überwiegend zweite Natur ist. Das menschliche Leben, unsere natürliche Weise zu sein, ist schon geformt durch die Bedeutung. Wir brauchen diese Naturgeschichte nicht enger mit der Natur als dem Bereich der Naturgesetze in Kontakt zu bringen, als daß wir einfach unser Recht auf den Begriff der zweiten Natur beteuern.“ (Geist u. Welt, 121f.)
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John McDowell Anknüpfung und Kritik an Kant: McDowell behauptet, „…daß wir dann, wenn wir Kants Konzeption der Erfahrung aus der Kulisse befreien, vor die er sie stellt – aus einer Geschichte über eine transzendentale Affektion der Rezeptivität aus einer übersinnlichen Welt -, genau das haben, was wir brauchen. Außerhalb dieses Rahmens stellt Kants Konzeption eine befriedigende Art und Weise dar, wie sich dieses Dilemma vermeiden läßt: das Dilemma einer scheinbar unvermeidlichen Wahl zwischen dem Mythos des Gegebenen und einer Kohärenztheorie, die auf die externe Kontrolle unseres Denkens verzichtet. Aber der transzendentale Rahmen macht diese Einsicht zunichte,…“ (Geist u. Welt, 122) „Es verhält sich nicht so, daß der transzendentale Schauplatz ein nachträglicher Einfall wäre. In Ermangelung eines fruchtbaren Begriffs der zweiten Natur kann die Einsicht nur diese verzerrte Gestalt annehmen.“ (Geist u. Welt, 124)
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John McDowell „[Kant] denkt, daß die einzige Alternative [zur Cartesianischen Philosophie] ein transzendentales Selbstbewußtsein ist, etwas, was kein Objekt hat, welches substantiell in der Welt präsent ist. Wenn wir darauf drängen, diesem Selbstbewußtsein ein Objekt zu geben, dann können wir dieses Objekt nur geometrisch in die Welt projizieren, nämlich als einen Gesichtspunkt. […] Wenn unser Ausgangspunkt der ist, daß wir das Selbst so verstehen, als sei es nur in einem geometrischen Sinn in der Welt, wie wollen wir dann jemals dahin gelangen, das Selbst so zu begreifen, wie wir es tatsächlich begreifen, nämlich als eine körperliche Präsenz in der Welt? […] Kants Einsicht könnte nur dann eine zufriedenstellende Form annehmen, wenn er etwas mit der Tatsache anfangen könnte, daß es sich bei einem denkenden und intendierenden Subjekt um ein lebendiges Tier handelt. Doch weil er fest davon überzeugt ist, daß die begrifflichen Kräfte nichtnatürlich sind, in dem Sinn, der die Natur mit dem Bereich der Naturgesetze gleichsetzt, und weil ihm ein ernsthaft ausnutzbarer Begriff der zweiten Natur fehlt, kann er mit dieser Tatsache nichts anfangen.“ (Geist u. Welt, 130f.) „Man wird das, was bei Kants Denken über das Übersinnliche unbefriedigend ist, eher dadurch korrigieren können, indem man auf Hegels Bild zurückgreift, wo das Begriffliche keine äußere Grenze hat.“ (Geist u. Welt, 108)
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John McDowell Zum Thema Tradition: „Hand in Hand mit dieser Spannung […] sollten wir einen anderen historischen Einfluß bemerken: die Entstehung des protestantischen Individualismus. Dieser führt zu einer Abwertung der Idee, daß das Eintauchen in die Tradition eine respektable Weise ist, einen Zugang zur Realität zu erlangen. […] Diese Abwertung der Tradition hat eine Auffassung zur Folge, nach der die individuelle Vernunft souverän ist. […] Was als ein Verlust der Idee beginnt, daß sich die Vernunft ihrer Verankerung in einer Tradition verdankt, endet letztlich mit einer Verzerrung der Idee, daß die Vernunft den Einwirkungen der Welt überhaupt etwas verdankt.“ (Geist u. Welt, 125) Tradition und Sprache: „…ich behaupte, daß das erste, was man über die Sprache sagen sollte, darin besteht, daß sie als eine Quelle der Tradition dient. Der Eintritt in eine Sprache ist die Einweihung in eine aktuelle Vorstellung vom Plan des Raums der Gründe. Das verspricht zu erklären, wie sich Menschen, die als gewöhnliche Tiere an den Start gehen, dazu entwickeln, im Raum der Gründe Zuhause zu sein. Nach dieser Auffassung ist eine gemeinsame Sprache das primäre Medium der Verständigung. Sie steht über allen kommunizierenden Individuen und hat eine Unabhängigkeit vom Einzelnen, die ihr Respekt verschafft.“ (Geist u. Welt, 214)
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Danke für ihre Aufmerksamkeit ! Auf Wiedersehen am 25.01.2011 Weitere Informationen unter: http://auinger.philo.at
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