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Kalender und Sonnenfinsternisse

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Präsentation zum Thema: "Kalender und Sonnenfinsternisse"—  Präsentation transkript:

1 Kalender und Sonnenfinsternisse
Kulturaustausch zwischen Europa und China im 17. Jahrhundert Matteo Ricci Xu Guangqi 利玛窦 徐光启 Johannes Schreck 邓玉函 Kaiser Kangxi Adam Schall 康熙帝 汤若望 Christoph Clavius Papst Gregor 克里斯托佛·克拉乌 格里高教皇 Christopher Clavius: Kelisitufuo Kelawu ( ) Papst Gregor: Geligao Jiao huang Matteo Ricci: Li Madu ( ) Xu Guangqi ( ) Johannes Schreck (Terrentius): Deng Yuhan ( ) Adam Schall: Tang Ruowang ( ) An der Uni Bremen gibt es mehr als zehnmal so viele chinesische Studenten wie Stipendiaten der Studienstiftung. Die sind also vielleicht nicht ganz so etwas Besonderes, aber interessant müssten sie allemal sein. Denn was wissen wir von ihnen? Was denken sie? Wenn wir ein bisschen selbstkritisch sind, dann müssen wir eingestehen, dass wir manchmal eine arrogante Art haben, Ihnen zu sagen, was sie denken sollen, statt erstmal zuzuhören. Dann ducken sie sich lieber weg, und wir interpretieren das vielleicht noch als Verschlagenheit. Ich habe mich sehr geärgert über Sandra Maischbergers Kommentare zur Eröffnungsfeier der Olympiade in Peking. Sie mag ja sonst hoch sensibel im Umgang mit ihren Talkrunden-Gästen sein; in China offenbarte sie eine peinliche Ignoranz, für die ich mich schämen musste. Ich möchte gleich zu Anfang klarmachen, dass dies das eigentliche Thema meines Vortrags ist. Sonnenfinsternisse und Kalender liefern nur eine Illustration dazu, ein Modellbeispiel, das ich ein bisschen beurteilen kann – noch nicht ganz so, wie ich möchte, aber dazu später mehr. Wenn wir mit Chinesen zu tun haben, dann ist mir wichtig, z. B. an Folgendes zu denken. Ferienakademie der Studienstiftung in Görlitz Peter Richter

2 Shanghai's "Dogs and Chinese Not Admitted" Sign: Legend, History and Contemporary Symbol
Robert A. Bickers; Jeffrey N. Wasserstrom The China Quarterly, No (Jun., 1995), pp It is, however, important to set the record straight and note that there is a difference, at least in degree, between the offensiveness of the legendary sign, and notices that ban most Chinese from public grounds and place this injunction as number four in a series that also includes a rule forbidding dogs from entering. Chinesen – nicht nur in Shanghai – erinnern sich bis heute, oder glauben sich zu erinnern, dass es in Parks, die Ausländern vorbehalten waren, Schilder gab mit der Aufschrift „Für Hunde und Chinesen verboten“. Darin verdichtet sich für sie die Schmach, die der Imperialismus der Westmächte mit seiner militärischen Dominanz ihnen zufügte. Nun wurde aber offenbar ein solches Schild nie dokumentiert! Und so kommen westliche Beckmesser daher und schreiben: „da gibt es einen Unterschied …“ Wer an dieser Stelle die Chinesen nicht versteht, versteht auch meinen Vortrag nicht. Es geht mir darum zu zeigen, wie gegenseitiger Kulturaustausch einst möglich war, so dass wir alle davon profitieren. Inzwischen aber sind 300 Jahre vergangen, in denen nicht nur das Meiste vergessen ist, sondern viel Böses geschah, das die Wiederaufnahme einer Begegnung auf Augenhöhe enorm erschwert. Peter Richter

3 So hätte ich die Finsternis sehen wollen, die am Vormittag des 22
So hätte ich die Finsternis sehen wollen, die am Vormittag des 22. Juli dieses Jahres in Shanghai stattfand. Eine längere Phase der Totalität wird keine Finsternis in diesem Jahrhundert haben. Ja, ich war dort, aber leider war der Himmel deutlich stärker bedeckt als auf diesem Bild. Ich sah also nur wenig davon. Immerhin wurde es für sechs Minuten dunkel, und das ist etwas, was in China traditionell als bedrohlich angesehen wurde. Der Kaiser als „Sohn des Himmels“ war verantwortlich dafür, dass so etwas nicht passierte oder schleunigst mit allerlei Getöse wieder repariert wurde. Deshalb mussten seine Astronomen solche Ereignisse vorhersagen können. Wie kommt so eine Finsternis zustande? Der Mond schiebt sich vor die Sonne und verdunkelt sie im Vorbeiziehen – zufällig ist er fast genauso groß wie sie, und das macht einen Reiz des Spektakels aus. Warum aber passiert das nicht bei jedem Neumond? Weil die Bahn des Mondes nicht in derselben Ebene liegt wie die der Erde um die Sonne oder der Sonne um die Erde. Bild. Von den 12 Neumonden des Jahres 2009 kamen nur zwei der Bahn der Sonne so nahe, dass es Sonnenfinsternisse gab, eine am 26. Januar (aufsteigender Knoten), die andere am 22. Juli (absteigender Knoten). Das kleine Bild zeigt für 2009 die 12 Neumonde mit ihren ekliptikalen Breiten. Wenn diese kleiner sind als etwa 1 Grad, dann gibt es irgendwo auf der Erde eine totale oder ringförmige Sonnenfinsternis. Liegt die Breite zwischen 1 und 1.5 Grad, gibt es eine partielle Sofi

4 Sonnenfinsternis am 22. Juli 2009, längste Totalität aller Finsternisse im 21. Jahrhundert.
Dieses Bild zeigt den Verlauf des Mondschattens – einige 100 km breit – am 22. Juli. Er läuft mit etwas mehr als Schallgeschwindigkeit von West nach Ost. Beachte: Sonnenfinsternisse sind lokale Ereignisse, man sieht sie nicht von überall. Peter Richter

5 Ähnlich ging es am 21. Juni 1629 zu
Ähnlich ging es am 21. Juni 1629 zu. Die Vorhersage dieser Sonnenfinsternis – besser als es Chinesen und arabische Astronomen konnten – trug jesuitischen Missionaren den Auftrag zur Kalenderreform ein. Angefangen hatte das schon 1610, und eine Sofi 1644 – nach dem Wechsel der Dynastie von den Ming zu den Qing – war der Durchbruch zur Kalenderreform des Adam Schall. Ringförmige Sonnenfinsternis vom 15. Dezember 1610, Saros 116/50, absteigender Knoten. Am Abend kurz vor Sonnenuntergang in China sichtbar. Diese Finsternis hatte Sabbathin de Ursis vorhergesagt und damit Xu Guangqi überzeugt. Aus: NASA Catalog of Solar Eclipse (Fred Espanak) Totale Sonnenfinsternis vom 21. Juni 1629, Saros 121/39, und ringförmige Sonnenfinsternis vom 1. September 1644, Saros 129/31. Beide im aufsteigenden Knoten,mittags in China sichtbar, Shanghai auf der Linie der 50%-Bedeckung. Von Johannes Schreck bzw. Adam Schall vorhergesagt. Aus: NASA Catalog of Solar Eclipse (Fred Espanak) Peter Richter Peter Richter 5 5

6 Ist es schwer, eine Sonnenfinsternis vorherzusagen?
Die Finsternisse von 2000 bis 2023: Zwei Zahlen generieren dieses Muster als Resonanzen: der synodische Monat von Neumond zu Neumond ms = d der drakonitische Monat von Rahu zu Rahu md = d Sonnenfinsternisse gibt es ungefähr zweimal im Jahr, sie sind also nichts Besonders. Aber man sieht sie nicht von überall. Für die Orte, an denen sie zu sehen sind, sind sie durchaus etwas Besonderes. Fragt sich also, ob man mit diesem regelmäßigen Muster etwas anfangen kann, um sie vorherzusagen. 罗喉 luo hou Rahu (aufsteigender Knoten) 计都 ji du Ketu (absteigender Knoten) Little red dots: new moons. Notice the 19-year periodicity (Meton cycle of 235 synodic months) Black dots: total or annular solar eclipses at descending node, blue dots: at ascending node Thick red or magenta dots: partial solar eclipses. The relationship between lunar and solar eclipses: when a solar eclipse occurs at the ascending node (blue), then chances are that the previous and/or subsequent full moon goes through an eclipse at the descending node. Vice versa for solar eclipses at descending nodes (black). The pattern is generated by resonances between ms = and md = Namely ms/md = = [0,1,11,1,2,1,4,…] with approximations 11/12, 12/13, 35/38, 47/51, 223/242. Ähnliches gilt für Mondfinsternisse Peter Richter

7 Das Muster der Resonanzen 1621-1644
Rationale Approximationen an md/ms = = [0,1,11,1,2,1,4,…] sind 11/12, 12/13, 35/38, 47/51, 223/242, … - sie definieren „Resonanzen“ zwischen ähnlichen Finsternissen. Die Zeitspanne 242 md = 223 ms = 18 Jahre, 11 Tage, 8 h ist als Sarosperiode bekannt (und stimmt zufällig auch mit 239 anomalistischen Monaten überein!). Aber hilft das? The pattern is generated by resonances between ms = and md = Namely ms/md = = [0,1,11,1,2,1,4,…] with approximations 11/12, 12/13, 35/38, 47/51, 223/242. Es ist viel Regelmäßigkeit in diesem Muster, das sollte sich nutzen lassen für Vorhersagen. Tatsächlich war das den Astronomen seit altersher bekannt, aber es fragt sich, wie die Genauigkeit ist. Sonnenfinsternisse rasen ja mit Überschallgeschwindigkeit einen schmalen Streifen von einigen 100 km Durchmesser auf der Erde von Westen nach Osten. Wo genau liegt dieser Streifen? Peter Richter

8 Saros-Zyklus 121/36-41: der Mond läuft durch den aufsteigenden Knoten
Saros-Zyklus 121/36-41: der Mond läuft durch den aufsteigenden Knoten. Die Finsternis Nr. 39 vom 21. Juni 1629 war diejenige, die Xu Guangqi den Auftrag zur Kalenderreform einbrachte. Man erkennt an der Serie, dass es nicht einfach ist, allein aus Aufzeichnungen der Saros-Zyklen die jeweils neue Finsternis vorherzusagen. Man benötigt Kenntnis der Finsternis von vor 54 Jahren und 33 Tagen, aber die Finsternis ist dann immer noch nicht identisch mit der alten: das Zentrum ist etwas nach Osten verschoben und – bei aufsteigenden Knoten – im Durchschnitt um 8 Grad nach Süden (beim absteigenden Knoten nach Norden). Während Shanghai am 10. Mai 1575 noch auf der zentralen Linie der Totalität lag, hatte es am 21. Juni 1629 gerade noch 50% Bedeckung der Sonne. Für verlässliche Vorhersagen benötigt man unbedingt die Ephemeriden des Mondes. Aus: NASA Catalog of Solar Eclipse (Fred Espanak) Ich weiß nicht, auf welcher Basis die Jesuiten in der Lage waren, die Finsternisse von 1610, 1629 und 1644 mit guter Genauigkeit vorherzusagen, obwohl es doch nicht einmal gute Uhren und keine gute Kenntnis der geographischen Länge von Peking gab. Ich hoffe, das aus den Quellen zu erschließen, die man in der kaiserlichen Bibliothek in der Verbotenen Stadt finden kann – oder in Taipei, wohin ein großer Teil der kaiserlichen Schätze durch Chiang Kai shek verschleppt wurde. Reden wir jetzt etwas über die Jesuiten und darüber, was sie in Chína getrieben haben. Peter Richter

9 Jesuiten und der chinesische Kalender
Christoph Clavius 克里斯托佛·克拉乌 Matteo Ricci Xu Guangqi 利玛窦 徐光启 Johannes Schreck 邓玉函 Adam Schall 汤若望 Christopher Clavius: Kelisitufuo Kelawu ( ) Papst Gregor: Geligao Jiao huang Matteo Ricci: Li Madu ( ) Xu Guangqi ( ) Johannes Schreck (Terrentius): Deng Yuhan ( ) Adam Schall: Tang Ruowang ( ) Am 23 Mai 1618 beginnt mit dem Prager Fenstersturz der 30-jährige Krieg, der Europa in schreckliches Chaos stürzt. Fünf Wochen zuvor, am 16. April 1618, ist der Dreimaster „Nossa Senhora de Jesus“ zusammen mit vier anderen Seglern Richtung Goa und Macao in See gestochen – an Bord dicht zusammengepfercht 636 Menschen, darunter 22 Jesuiten, die der belgische Pater Nicolas Trigault ( ) auf Reisen durch Europa für China rekrutiert hatte. Er war zusammen mit Matteo Ricci ( ) in China gewesen und hatte nach dessen Tod 1610 seine Tagebücher nach Europa gebracht und dort veröffentlicht – mit riesigem Erfolg. China wurde darin als Land mit einer hoch entwickelten Kultur geschildert, mit einem stabilen Sozialsystem und mit Interesse an den Wissenschaften des Westens. Matteo hatte zusammen mit dem Gelehrten Xu Guangqi die ersten 6 Bücher des Euklid ins Chinesische übersetzt und seinerseits die Lehren des Konfuzius schätzen gelernt, auf denen das gesellschaftliche System der Chinesen beruhte. Ricci und Xu waren sich einig, dass man in gegenseitigem Respekt voneinander viel lernen konnte, und um diesen Prozess zu unterstützen, suchte Trigault talentierte junge Wissenschaftler für – wie es damals hieß – die Chinamission. Der Papst versprach sich davon, besonders einflussreiche Chinesen auf diese Weise zum Christentum bekehren zu können. Die 22 Jesuiten, allesamt hochtalentierte junge Wissenschaftler, versprachen ihm, dafür zu arbeiten, sich selber aber ein Abenteuer und die Möglichkeit, in einer der Wissenschaft freundlichen Atmosphäre zu arbeiten. Nicht viel mehr als die Hälfte aller Reisenden überstand die halbjährige Überfahrt nach Goa in Indien. Dort blieb man bis Mai 1619 und brauchte dann noch gut zwei Monate, um nach Macao in China zu gelangen. Nur acht der 22 Jesuiten erreichten das Ziel lebend, darunter Johannes Schreck (Terrentius) aus Konstanz ( ) und Adam Schall aus Köln ( ). Terrentius hatte Galilei gut gekannt; er war gleich nach ihm 1611 Mitglied der Accademia die Lincei geworden, war mathematisch gut gebildet und hatte sich für Fragen der Botanik und der Medizin interessiert. Am 1. November 1611 aber war er Jesuit geworden, zum Ärger Galileis, aber vielleicht zur Freude des alten Clavius, der Galilei in demselben Jahr einen triumphalen Empfang für seine Entdeckungen mit dem Fernrohr bereitet hatte. Terrentius freundete sich rasch mit Xu Guangqi an und wurde dessen wichtigster Partner beim Bemühen um eine Kalenderreform. Das Werk kam auf einen guten Weg nach der Sonnenfinsternis vom 21. Juni 1629, die die Jesuiten am genauesten vorhersagen konnten. Xu Guangqi erhielt vom Kaiser den Auftrag für eine Kalenderreform, und der delegierte die Aufgabe an Terrentius – der in Erwartung dieser Entwicklung schon längere Zeit daran gearbeitet hatte. Auf bis heute ungeklärte Weise starb er plötzlich am 11. Mai 1630, auf den Tag genau 20 Jahre nach Matteo Ricci. Adam Schall, 16 Jahre jünger, übernahm die Leitung des Projekts und führte es zu Ende. Er überstand dabei den Wechsel von der Ming- zur Qing-Dynastie (1644) und stieg zu einem der höchsten Beamten am chinesischen Kaiserhof auf. Aber hatte er den Chinesen, wie in Briefen nach Rom versichert, den Gregorianischen Kalender gebracht? Mitnichten. Kalender sind zu tief in der Kultur verankert, um radikale Änderungen zuzulassen. Darum kann man an ihnen fundamentale kulturelle Unterschiede studieren. 1633: Chongzhen Almanach 崇祯历 1645: Kalender nach der westlichen Methode 西洋新法历书 Peter Richter

10 Die Aufgaben eines Kalenders
Regelung der (land-)wirtschaftlichen Aktivitäten Grundlage: die Bewegung der Sonne 太阳 (→ Jahreszeiten → Sonnenstationen 节气 → Sonnenjahr 岁 ) Terminierung der Festtage (Licht in der Nacht! 月光) Grundlage: die Bewegung des Mondes 月亮 (Monate 月 → Mondjahr 年) In China: Vorhersage von Sonnen- und Mond-Finsternissen Grundlage: die Mondknoten 罗喉 (Rahu) und 计都 (Ketu). In der Astrologie: Beratung zu Fragen des Schicksals Grundlage: die Bewegung der Planeten Jupiter 木,Mars 火, Saturn 土,Venus 金,Merkur 水 太阳 taiyang Sonne 节气 jieqi Sonnenstation 岁 sui Sonnenjahr 月光 yueguang Mondschein 月亮 yueliang Mond 月 yue Monat 年 nian Mondjahr 罗喉 luo hou Rahu (aufsteigender Knoten) 计都 ji du Ketu (absteigender Knoten) 天干地支 Peter Richter

11 Etwas Kalendergeschichte I
Die Prinzipien des chinesischen Kalenders wurden im Altertum definiert. Im Taichu Kalender 太初历 von 104 BC war alles fertig. Er benutzte mittlere Längen von Jahr und Monaten, kannte auch Zyklen von Finsternissen. Im Lauf der Jahrhunderte wurde er immer wieder angepasst. Der Shoushi Kalender 授时历 von 1280 hatte bereits die Genauigkeit des Gregorianischen, aber danach verfiel die beobachtende Astronomie. Die westlichen Kalender gehen auf Babylon und Ägypten zurück: die Juden reformierten den babylonischen, die Römer den altägyptischen Kalender. Der christlich-julianische Kalender von 325 AD kombinierte den römischen Sonnenkalender mit dem Mondteil des jüdischen Kalenders. Die gregorianische Reform wurde notwendig, weil der julianische Kalender sich zu weit vom wahren Sonnen- und Mondlauf entfernt hatte. Clavius arbeitete die Einzelheiten aus, Papst Gregor setzte sie 1582 in Kraft. Protestantische Länder zögerten lange, den Kalender anzunehmen, die orthodoxen Kirchen haben ihn bis heute nicht. Peter Richter

12 Probleme und Lösungsprinzipien
Die Perioden von Sonne ( d) und Mond ( d) sind keine ganzen Vielfache von Tagen und gehen nicht ineinander auf: ein Sonnenjahr hat Mondmonate. Sonne und Mond bewegen sich nicht gleichmäßig. Die Längen der Monate schwanken. Lunisolare – 阴阳 – Kalender müssen versuchen, Sonnen- und Mondlauf zu verzahnen Es gibt zwei verschiedene Prinzipien, das zu tun: Astronomische Kalender benutzen die wahren Bewegungen von Sonne und Mond. Das erfordert Beobachtung und ist in China der Fall. Mathematische Kalender benutzen mittlere Längen von Jahr und Monat. Das erlaubt langfristige „Vorhersagen“ und ist in allen westlichen Kalendern der Fall: im jüdischen, römischen und christlichen. Peter Richter

13 Westliche Kalender und astronomische Daten im Vergleich
Julian. + Nicäa Jüdisch Gregorianisch Astronomisch J 1461 / 4 = d 365d 6:00:00 h M∙N = … d 365d 5:55:25 h / 400 = d 365d 5:49:12 h … d 365d 5:48:45 h M J / N = … d 29d 12:44:26 h / = … d 29 d 12:44:03.3 h = … d 29d 12:44:02.7 h … d 29d 12:44:02.9 h N 235 / 19 = … / = … J / M = … Peter Richter

14 Der chinesische Lunisolarkalender 中国的天文阴阳历
nimmt den wahren Sonnenlauf von einer zur nächsten Wintersonnenwende 冬至, um das Sonnenjahr 岁 festzulegen – das sind 365 oder 366 Tage; nimmt den wahren Mondlauf von Neumond zu Neumond 新月, um den Monat 月 festzulegen – das können 29 (小月) oder 30 (大月) Tage sein. Das Mondjahr 年 besteht aus 12 oder 13 Monaten und beginnt mit 新年, dem zweiten 朔望 nach 冬至. So sind 岁 und 年 streng aneinander gekoppelt. Ein Mondjahr mit 12 Monaten ist ein kurzes, eines mit 13 Monaten ein langes. Von 19 Jahren sind im Durchschnitt 12 kurz und 7 lang. In langen Jahren gibt es einen Schaltmonat 闰月, der die Nummer des vorigen Monats trägt. Es ist der Monat, der kein 中气 enthält. Auf diese Weise finden Sonnenfinsternisse 日食 immer am ersten und Mondfinsternisse 月食 am 15. Tag eines Monats statt. Die Schaltfläche 太阳和月亮 taiyang he yueliang (Sonne und Mond) führt zu dem Demo-Programm in VB6Projekte/ChinaJahr/BremenFebruar2009/ChinaLuniSolarCalendarFebruar2009.exe 中国的天文阴阳历 Zhong guo de tian wen yin yang li Der Lunisolare Kalender der chinesischen Astronomie 冬至 dong zhi Wintersonnenwende 新月 xin yue Neumond 朔望 shuo wang erster Tag eines Mondmonats 岁 sui Sonnenjahr 年 nian Mondjahr 中气 zhong qi Hauptstationen der Sonne 节气 jie qi alle Sonnenstationen 日食 ri shi Sonnenfinsternis 月食 yue shi Mondfinsternis 黄道 huang dao Ekliptik 赤道 chi dao Äquator 天球赤道 tian qiu chi dao Himmelsäquator 罗喉 luo hou Rahu (aufsteigender Knoten) 计都 ji du Ketu (absteigender Knoten) 日食 ri shi Sonnenfinsternis 月食 yue shi Mondfinsternis Die Mondbewegung wird in der Animation Chongzhen nicht exakt, aber tendentiell mit ihren Kapriolen gezeigt. Es werden, während der Mond läuft, die Mondknoten und die Durchgänge durch Peri- bzw. Apogäum angezeigt. Man erkennt auch, dass beide nicht gleichmäßig laufen. Die Knoten werden in der Version Kopernikus (Sonne im Zentrum) als Übergänge zwischen blau (Mond über der Ekliptik) und rot (Mond unter der Ekliptik) dargestellt. In der Version Tycho/Gregorian sind sie nicht zu sehen, in der Version Tycho/Chongzhen werden aufsteigende Knoten blau, absteigende rot gezeigt. 太阳和月亮 Peter Richter

15 Kalendergeschichte II
Xu Guangqi und Andere erkannten die Notwendigkeit einer weiteren Reform. Matteo Ricci,ein Schüler des Clavius, zeigte ihm die Stärke der westlichen Methoden. Sabbathin de Ursis, Johannes Schreck und Adam Schall überzeugten die Kaiser mit präzisen Finsternis-Vorhersagen 1610, 1629 und 1644. Mit den Daten des Tycho Brahe (und Keplers?) entstand 1634 der Chongzhen-Almanach und 1645 das Xiyang Xinfa Lishu – ganz im Sinne der traditionellen Vorgaben. So wie die Gregorianische Reform die Prinzipien des julianischen Kalenders nicht veränderte, sondern nur einige Zahlenwerte korrigierte, respektierten die Jesuiten die Vorgaben der chinesischen Tradition. Hier könnte die Geschichte zu Ende sein. Aber sie ist nicht zu Ende. Adam Schall wurde Leiter der kaiserlichen Sternwarte, deren Direktoren bis gegen 1830 immer Jesuiten waren – selbst als der Papst den Orden zeitweilig aufgelöst hatte. Noch heute kann man die alte Sternwarte und die Gräber der Jesuiten in Beijing sehen. Peter Richter

16 Ost-West-Kulturaustausch
Wer waren die Jesuiten und warum gingen sie nach China? erstklassig ausgebildete Wissenschaftler, die in Europa keine Perspektive sahen (Heiliges Offizium, 30-jähriger Krieg). Missionsauftrag: die geistige Elite des Landes zum christlichen Glauben zu bekehren. Was brachten sie nach China und was brachten sie zurück? Mathematik und Naturwissenschaften von West nach Ost Philosophie und Sozialethik (Konfuzius) von Ost nach West Mit welchen Schwierigkeiten hatten sie zu kämpfen? in China: mit der Beamtenhierarchie und kaiserlicher Geheimhaltung in Rom: mit dem Vorwurf der Akkomodation (→ Ritenstreit) Wie ging es weiter? nach 100 Jahren fruchtbaren Austauschs 100 Jahre Abschottung, danach 100 Jahre traumatische Erfahrungen mit westlichem Imperialismus Es wurde schon gesagt, dass Trigault, der Europas Universitäten zusammen mit Johannes Schreck besuchte, talentierte Wissenschaftler suchte, die Matteo Riccis Erbe weiterführen konnten. In Rom war der Altmeister Clavius gestorben und Intrigen der Dominikaner und Franziskaner hatten Galilei unter Druck gesetzt – bis hin zur Verurteilung des kopernikanischen Weltbildes, das man nicht mehr behaupten durfte. In Europa warf der 30-jährige Krieg seine Schatten voraus, während Ricci von einem hoch zivilisierten China schwärmte. Also machte man sich auf den Weg, im Gepäck eine Bibliothek mit 2000 Bänden und ein Galileisches Fernrohr. Den Missionsauftrag musste man als Jesuit wohl oder übel auf sich nehmen, denn dafür war der Jesuitenorden gegründet worden: mit Hilfe hoher Bildung die Eliten fremder Länder für das katholische Christentum zu rekrutieren. Tatsächlich gab es in China einige Erfolge, Xu Guangqi war der prominenteste unter ihnen, der sich als „Paul“ taufen ließ und auch seine Familie mitzog. Die katholische Kirche in Shanghai wurde von einer Nachfahrin gebaut, und ein ganzer Stadtteil – Xujiahui – ist nach ihm benannt. Im Übrigen gab es nicht viel zu vermelden. Nach Rom schrieb man, dass Adam Schall, als er persönlicher Erzieher eines Thronfolgers geworden war, diesen beinahe zum Christentum bekehrt hätte, aber ich vermute, dass dies mehr in den Bereich der Legenden gehört, mit denen sie ihr wahres Treiben in China verschleierten. Dort nämlich waren sie einerseits aktiv als Vermittler der westlichen Natur- und Ingenieurwissenschaften, von Mathematik und Astronomie, Medizin und Agrikultur (sie haben darüber in China viele Bücher publiziert); andererseits aber übersetzten sie chinesische Texte und schickten die nach Europa. Insbesondere faszinierte sie die Beobachtung, dass China eine funktionierende Gesellschaft ohne religiöse Fundamentierung war, ohne einen dauernden Konflikt zwischen religiösen Führern, die für Seele und Geist der Menschen zuständig waren, und weltlichen Herrschern, denen die Körper mit ihrer Arbeits- und Wehrkraft gehörten. In China war der Kaiser als „Sohn des Himmels“ zuständig für alles. Er konnte sich deshalb nicht den Luxus der Irrationalität leisten, der ja in allen Religionen gegen jede Evidenz gepflegt wird, sondern er musste rationale Entscheidungen treffen und diese möglichst rational begründen. Dazu verhalf ihm ein Beamtenapparat, dessen Hierarchie im Wesentlichen auf einem System von Prüfungen aufgebaut war, wobei soziale Herkunft keine Rolle spielte. Die Berichte der Jesuiten über diese Zustände, wenn auch sicherlich idealisiert, wurden in Europa von den Philosophen der frühen Aufklärung verschlungen und gepriesen. Leibniz war einer der großen China-Verehrer: Zitat Wulff: In seiner Schrift "Novissima Sinica" faßte er 1697 den Wissensstand über China zusammen. Er schrieb:..."scheint mir die Lage unserer hiesigen Verhältnisse angesichts des ins Unermeßliche wachsenden moralischen Verfalls so zu sein, daß es beinahe notwendig erscheint, daß man Missionare der Chinesen zu uns schickt, die uns Anwendung und Praxis einer natürlichen Theologie lehren könnten."...(22) Andererseits äußerte sich der Politiker Leibniz in seinen Briefen an die Jesuiten immer wieder besorgt, man möge den Chinesen nicht zuviel an europäischer Wissenschaft und Technologie vermitteln, um nicht den europäischen Vorsprung auf diesen Gebieten zu vergeben. Zitat Ende Der Leibniz-Schüler Christian von Wolff hielt 1721 als Prorektor der Universität Halle dort eine Rede über "De Sinarum Philosophia Practica"(25), in der er die konfuzianische Ethik mit der christlichen verglich und darlegte, daß eine so hoch entwickelte Morallehre nicht nur als Folge göttlicher Offenbarung sondern auch auf dem Boden menschlicher Rationalität entstehen konnte. Wolff schloß daraus, daß der Mensch, ob Christ oder nicht, von Natur aus immer tugendhaft handeln würde. Besonders faszinierte ihn, wie viele seiner Zeitgenossen, das konfuzianische Ideal der Erziehung zur Tugend. In seiner Rede vertrat er die Auffassung, daß die konfuzianische Ethik von der christlichen nicht sehr stark abweiche. Wolff wurde daraufhin seitens der evangelisch-theologischen Fakultät seiner Universität beim preussischen König des Atheismus beschuldigt und mußte 1723 Halle und Preußen verlassen. Durch Friedrich II wurde er 1740 wieder zurückgeholt. Der wohl einflussreichste China-Freund in Europa wurde Voltaire, Es war besonders das dem konfuzianischen Staat systemimmanente Ideal der Tugendhaftigkeit, das ihn faszinierte. Voltaire sah in China den auf religiösem Rationalismus basierenden Musterstaat. Ich habe hier nicht die Zeit, dem weiter nachzugehen, aber es liegt nahe und wird in vielen Aufsätzen über diese Epoche bestätigt, dass die chinesische Philosophie in der Vermittlung durch die Jesuiten einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die Prinzipien der amerikanischen und französischen Revolution hatte, eben auch auf die Menschenrechte, soweit sie die Trennung von Staat und Religion, also auch die Freiheit von Religion betreffen. Natürlich war der Papst „not amused“ über derartiges Treiben. Er ließ die Jesuiten von ihren innerkirchlichen Widersachen observieren und denunzieren, es kam zum sogenannten Ritenstreit, in dem den Jesuiten unter dem Stichwort „Akkomodationsmethode“ die Toleranz gegenüber der chinesischen Tradition vorgeworfen wurde. Auch das kann hier nicht ausgeführt werden. Es kam zu einer päpstlichen Bulle 1715, in der chinesischen Christen jedes Zugeständnis an die Tradition verboten wurde. Daraufhin ließ Kaiser Kangxi wissen Zitat aus Wikipedia „Chinese Rites Controversy“ Reading this proclamation, I have concluded that the Westerners are petty indeed. It is impossible to reason with them because they do not understand larger issues as we understand them in China. There is not a single Westerner versed in Chinese works, and their remarks are often incredible and ridiculous. To judge from this proclamation, their religion is no different from other small, bigoted sects of Buddhism or Taoism. I have never seen a document which contains so much nonsense. From now on, Westerners should not be allowed to preach in China, to avoid further trouble Peter Richter

17 Demütigungen Opiumkriege 1839-1842 und 1856-1860
Abtretung Hongkongs, Öffnung der Häfen für Ausländer und Opiumhandel, „Reparationen“ Plünderung Pekings, Zulassung christlicher Mission Taiping-Aufstand Bürgerkrieg mit 20 Millionen Opfern, durch mystisch-christlich-religiösen Fanatismus angeheizt „Ungleiche Verträge“ „Boxer-Aufstand“ „No dogs and Chinese allowed“ Es scheint, dass es am Eingang zum Huangpu-Park ein solches Schild nicht gegeben habe. Chinesen haben es dennoch in ihrer Erinnerung. Aber sie wollen vom Westen lernen. Wie begegnen wir ihnen? Ja, wir haben einen Sinn für solche Unterschiede und sind deswegen hoch qualifiziert, die Chinesen in Angelegenheiten menschlichen Zusammenlebens – in Sachen Menschenrechte – zu belehren. Peter Richter

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19 Leibniz 1697 in Novissima Sinica
… scheint mir die Lage unserer heutigen Verhältnisse angesichts des ins Unermessliche wachsenden moralischen Verfalls so zu sein, das es beinahe notwendig erscheint, dass man Missionare der Chinesen zu uns schickt, die uns Anwendung und Praxis einer natürlichen Theologie lehren könnten. Christian von Wolff 1721 als Prorektor der Universität Halle Rede „De Sinarum Philosophia Practica“ Voltaire sah in China einen auf Rationalismus basierenden Musterstaat Peter Richter

20 1742 bestätigt Papst Benedikt XIV die Bulle von 1715.
Kaiser Kangxis Antwort 1721 auf die Bulle Ex illa die von Papst Clemens IX. Reading this proclamation, I have concluded that the Westerners are petty indeed. It is impossible to reason with them because they do not understand larger issues as we understand them in China. There is not a single Westerner versed in Chinese works, and their remarks are often incredible and ridiculous. To judge from this proclamation, their religion is no different from other small, bigoted sects of Buddhism or Taoism. I have never seen a document which contains so much nonsense. From now on, Westerners should not be allowed to preach in China, to avoid further trouble 1742 bestätigt Papst Benedikt XIV die Bulle von 1715. Am 19. Mai 2009 lobt Benedikt XVI Matteo Ricci für die Weitsicht seiner Pastoralstrategie nach der Akkomodationsmethode Peter Richter

21 Kaiser Wilhelm II. am 27. 7. 1900 zur Verabschiedung seiner Truppen
Eine große Aufgabe harrt eurer: ihr sollt das schwere Unrecht, das geschehen ist, sühnen. Die Chinesen haben das Völkerrecht umgeworfen, sie haben in einer in der Weltgeschichte nicht erhörten Weise der Heiligkeit des Gesandten, den Pflichten des Gastrechts Hohn gesprochen. …Kommt ihr vor den Feind, so wird er geschlagen. Pardon wird nicht gegeben, Gefangene nicht gemacht. Wer euch in die Hände fällt, sei in eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen lässt, so möge der Name Deutschlands in China in einer solchen Weise bekannt werden, dass niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen! Peter Richter

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23 世祖 章皇帝 福临 顺治 汤若望 南坏人 圣祖 仁皇帝 玄烨 康熙 1644-1661 1661-1722 1592-1666
世祖 章皇帝 福临 顺治 圣祖 仁皇帝 玄烨 康熙 汤若望 Ferdinand Verbiest ( ) 南坏人 Rechts steht der Kaisername (noch kein Dynastie-Name wegen des Uebergangs?) Shi Zu (Temple Name) Zhang Huang-Di (Short form of name) Fu Lin (given name) Shun Zhi (reign name, and name by which the emperor is referred to) Links der Name des Kaisers Kang Xi, angegeben als Sheng Zu (Temple Name) Ren Huang-Di (short form) Xuan Ye (given name) Kang Xi (reign name) Links neben Kaiser Shun Zhi Adam Schall von Bell als Tang Ruo Wang Unter Kang Xi der Belgier Ferdinand Verbiest (南怀仁 Nán Huáirén) und die Pekinger Sternwarte, die man heute noch besuchen kann (an der Südostecke der alten Stadtbefestigung). Ganz rechts unten das Grab von Johann Adam Schall von Bell, das man noch heute im Hof der Stadtparteischule im Westen von Beijing besuchen kann (wie auch die Gräber von Ricci, Verbiest u.a. Jesuiten)

24 Warum nicht jeden Monat Finsternisse?
Die Bahn der Sonne am Himmel ist die Ekliptik 黄道, die Bahn des Mondes ist dagegen um 5.1 Grad geneigt. Die Schnittpunkte der beiden Bahnen am Himmel sind die Mondknoten oder Drachenpunkte Rahu 罗喉 (aufsteigend) und Ketu 计都 (absteigend). Sonnenfinsternisse 日食 gibt es, wenn der Neumond, Mondfinsternisse 月食, wenn der Vollmond nahe bei einem Knoten liegt. Mondfinsternisse sieht man von der ganzen Nachtseite der Erde, Sonnenfinsternisse nur auf dem schmalen Streifen des Mondschattens. Lage und Größe des Mondschattens hängen von den genauen Positionen der Sonne und des Mondes ab. Im 17. Jahrhundert hatten Tycho Brahe und Johannes Kepler die besten Monddaten. Die Jesuiten brachten sie nach China. Die Schaltfläche führt zu dem Demo-Programm in VB6Projekte/ChinaJahr/BremenFebruar2009/ChinaLuniSolarCalendarFebruar2009.exe 黄道 huang dao Ekliptik 赤道 chi dao Äquator 天球赤道 tian qiu chi dao Himmelsäquator 罗喉 luo hou Rahu (aufsteigender Knoten) 计都 ji du Ketu (absteigender Knoten) 日食 ri shi Sonnenfinsternis 月食 yue shi Mondfinsternis Die Mondbewegung wird in der Animation Chongzhen nicht exakt, aber tendentiell mit ihren Kapriolen gezeigt. Es werden, während der Mond läuft, die Mondknoten und die Durchgänge durch Peri- bzw. Apogäum angezeigt. Man erkennt auch, dass beide nicht gleichmäßig laufen. Die Knoten werden in der Version Kopernikus (Sonne im Zentrum) als Übergänge zwischen blau (Mond über der Ekliptik) und rot (Mond unter der Ekliptik) dargestellt. In der Version Tycho/Gregorian sind sie nicht zu sehen, in der Version Tycho/Chongzhen werden aufsteigende Knoten blau, absteigende rot gezeigt. For the prediction of lunar and solar eclipses, we need more. If Moon, Earth, and Sun would all move in the same plane, then every new moon would be a solar eclipse, and every full moon a lunar eclipse. But the plane of the lunar orbit is inclined with respect to the ecliptic, and only if new or full moon occur near the intersection of these planes (the draconic points, ascending and descending node) does an eclipse occur. Every year, there are about two lunar and two solar eclipses (or near eclipses). This can be seen in the demonstration based on Tycho’s world view (it is less intuitive to show this in the Copernican picture). Here we use the average period of the draconic month which is days. And to another feature of the true lunar motion we let the Moon move on an orbit which is somewhat – but not quite – an ellipse, with an average period from perigee to perigee which is days (the anomalistic month); we greatly exaggerate the eccentricity. The motion of the draconic points was well observed in China; lunar eclipses are relatively easy to predict. For solar eclipses much more precision is required because they are very localized: the Moon’s shadow on the Earth is quite narrow, and whether it hits China or America is not so easy to compute. The size of the shadow is determined by the distance from perigee: it is greatest (and the eclipse total) when the Earth is at aphelion and the Moon at perigee. The demonstration ends with the solar eclipse on Feb. 7, 2008 which is Chinese New Year (农历新年). To this will be added the observation that a given eclipse has regular recurrences – to the extent that synodic and draconic months are rationally related. If, say, there were 7 draconic months to every 6 synodic, then a given eclipse would be followed by a similar one after 6 synodic months. If 13 draconic half periods were equal to 6 synodic months, then a solar eclipse at the ascending node would be followed 6 synodic months later by a solar eclipse at the descending node, etc. These numbers were chosen for illustration. The real numbers are a little different. It was known in ancient China that 135 synodic months are close to draconic months which implies that a lunar eclipse at the ascending node would imply another one at the descending node 10 years 334 days and 5 hours later. For solar eclipses this cycle (called the “tritos”) is a rather poor one because the corresponding number of anomalistic months is which is far from resonance; furthermore, the fact that the cycle is days means that the Earth has turned some 0.63*24 = 15.1 hours so that the Moon’s shadow will be far away in longitude. (The tritos was known to the Chinese as part of the Taichu calender 太初历 from 104 BC.) A much better cycle is the Saros cycle of 223 synodic months which are close to 242 draconic and 239 anomalistic months. (This was known to the Babylonians; I don’t know when the Chinese knew it.) Each solar or lunar eclipse will reappear after this period which is 18 years 11 days and 8 hours. This is very remarkable, and I do not know whether it was known to the ancient Chinese. The only drawback of the cycle is that the next solar eclipse to a given one occurs 120 degrees further westwards in longitude, but after three cycles, or 54 years and 34 days (an Exeligmos cycle), it reappears in about the same geographical region. In “about the same” means, of course, that the statement is not exact. The locations change from cycle to cycle, but they are quite long living. Depending on whether the eclipse takes place on the ascending or descending node, it first appears near the north or south pole and gradually moves to the other pole, by an average of some 300 km from time to time. A cycle typically lasts for about 75 recurrences, or 1350 years. The solar eclipse of Feb. 7, 2008, is number 60 in the Saros cycle 121. Its path runs from Antarctica across southern Australia through the southern Pacific. Number 39 of the same cycle, i.e. 21 cycles ago, was a spectacular total eclipse in China. It started half a minute before noon (present standard Beijing time) on midsummer day 1629, June 21, and lasted 6 minutes 20 seconds; it was the longest total eclipse in the cycle 121. (The Saros 121 started in the year 944 at the north pole and will end with number 71 in 2206, near the south pole.) 太阳和月亮 Peter Richter

25 Was braucht man für die Finsternisse?
Die Bewegung der Mondknoten Rahu und Ketu: der drakonitische Monat hat im Mittel eine Länge von MD = d Perioden der Wiederkehr: Tritos MD = 135 M = d ± 28 min ~ 10 J d Saros MD = 223 M = d ± 26 min ~ 18 J + 11 d Die Exzentrizität der Mondbahn: der anomalistische Monat hat im Mittel eine Länge von MA = d. 239 MA sind nur 4 h 45 min weniger als Saros! (Die Differenz von Tritos zu 144 MA ist 18 Tage 18 h.) Ungleichmäßigkeiten der Mondbewegung: „große Ungleichung“ ± 12.5 h an Apo- bzw. Perigäum (Babylonier) „Evektion“ ± 2.5 h bei Halbmond (Griechen) „Variation“ ± 80 min, abhängig von Stellung zur Sonne (Tycho) „jährliche Ungleichung“ ± 20 min, abhängig von der Jahreszeit (Tycho) Kepler hatte nur Ansätze zu einer Mondtheorie, aber seine Rudolphinischen Tafeln enthielten diese Effekte und waren weit besser als alles, was es bis dahin gegeben hatte. Die Schaltfläche führt zu dem Demo-Programm in VB6Projekte/ChinaJahr/BremenFebruar2009/ChinaLuniSolarCalendarFebruar2009.exe 黄道 huang dao Ekliptik 赤道 chi dao Äquator 天球赤道 tian qiu chi dao Himmelsäquator 罗喉 luo hou Rahu (aufsteigender Knoten) 计都 ji du Ketu (absteigender Knoten) 日食 ri shi Sonnenfinsternis 月食 yue shi Mondfinsternis Die Mondbewegung wird in der Animation Chongzhen nicht exakt, aber tendentiell mit ihren Kapriolen gezeigt. Es werden, während der Mond läuft, die Mondknoten und die Durchgänge durch Peri- bzw. Apogäum angezeigt. Man erkennt auch, dass beide nicht gleichmäßig laufen. Die Knoten werden in der Version Kopernikus (Sonne im Zentrum) als Übergänge zwischen blau (Mond über der Ekliptik) und rot (Mond unter der Ekliptik) dargestellt. In der Version Tycho/Gregorian sind sie nicht zu sehen, in der Version Tycho/Chongzhen werden aufsteigende Knoten blau, absteigende rot gezeigt. Peter Richter

26 Some history From Clavius 克里斯托佛·克拉乌 to Xu Guangqi 徐光启 Jesuits in China
Christopher Clavius ( ): Europe‘s leading mathematician in late 16th century Matteo Ricci 利玛窦 ( ): Clavius‘ student, leaving for China in 1582 Xu Guangqi ( ): architect of the cross-cultural synthesis Jesuits in China Societas Jesu a catholic order, founded in 1540 to promote religion through education and discipline a mixed blessing for China? (Joseph Needham 1959) Sabbathin de Ursis 熊三拔 ( ): predicted the eclipse of Dec 15, 1610 Nicolas Trigault 金尼阁 ( ): took 22 Jesuits to China, arriving 1619 Johann Schreck 邓玉函 Terrentius ( ): chief jesuit scientist until 1630 J. Adam Schall von Bell 汤若望 ( ): his successor, and 1644 钦天监的监正 Ferdinand Verbiest 南坏仁 ( ): 1669 钦天监的监正 and 天子康熙的朋友 It was this solar eclipse which prompted the last Ming emperor Chongzhen to assign Xu Guangqi with the construction of a new calendar. Calendar reforms had been a rather frequent thing in China, as the required precision of predictions called for continual readjustment. It seems that in the late Ming dynasty the knowledge and discipline of Chinese astronomers had declined, and Xu Guangqi felt a need for another reform. He had heard from Matteo Ricci about the calendar reform in Europe; Ricci knew all about it, and he knew more. Tycho Brahe had observed Sun, Moon, and Planets for more than 25 years, with the best instruments of the time (without telescopes), and had produced the best data (of which it is not clear how freely they were distributed; Kepler had a hard time to get access after Tycho’s death in 1601). The Jesuits in Rome had their own high quality data (which made their challenges to Galilei serious). No wonder that their prediction of the solar eclipse on Dec. 15, 1610, was more accurate than that of the Chinese or the Muslim astronomers who also participated in the competition. (That eclipse, by the way, was number 50 in the Saros cycle 116 at the descending node, which had started in 727 and ended with number 70 in 1971; it had never been total, but the longest duration of its annular eclipses occurred on Dec. 25, 1628, one Saros period after the eclipse that was observed in China). For the time being this only convinced Xu of the superiority of the Western knowledge. A critical period followed where Xu protected the jesuits against prosecution. I do not know how much the Ming emperor cared at that time, but the eclipse of 1629 initiated the reform. Xu directed it but he used the help of Christian friends. Matteo Ricci had died in 1610, but new people had followed, many of them with solid astronomical knowledge. Johannes Schreck, also called Terrentius, a German jesuit who had been a member of the Accademia dei Lincei in Rome, the next after Galilei, took the lead for a while. He tried to get his friend Galilei’s help, but Galilei did not respond to his letters from China (he had been admonished by the Church in 1616 and did no longer consider the jesuits his friends). So in 1623 Terrentius wrote to Kepler who had anyway the better data, namely Tycho’s. It is known that Kepler received the letter in 1627 and had an answer printed in 1629/30. It is not known whether Terrentius received it before he died in May But his successor Adam Schall von Bell (汤若望 Tang Ruo Wang) probably got it at some time, together with Kepler’s main achievement, the Rudolphine tables of 1627 which included the most detailed knowledge on the motion of the moon. I do not know whether he received these informations in time for the making of the Chongzhen almanac (崇祯历书) which was finished in 1634 but never set into effect. It is more probable that he had it at hand when he put the final touch on the calendar in 1644/45 which was then called the Shixian calendar (时宪历). The Chongzhen almanac was worked out under Xu’s direction between 1629 and It was co-authored by Li Zhizao 李之藻, Li Tianjing 李天经, and Adam Schall 汤若望. It consisted of 137 volumes on a variety of topics in astronomy and calendar design. After Xu’s death in 1633, Li Tianjing directed the work. Another solar eclipse initiated the final success of the calendar reform: the new emperor Shunzhi held a competition for predicting the eclipse of September 1, 1644, number 31 in the Saros cycle 129 (number 51 occurred on April 8, 2005). It was an annular eclipse in southern China, at about 1 o’clock p.m. local time. Adam Schall’s prediction was the best, and so he was appointed to complete the reform. Comments on the role of the Jesuits: Peter Richter

27 The years from 1634 to 1645 The Chongzhen almanac was not implemented; the Emperor had to deal with economic problems and political rebellion (Li Zicheng 李自成). In 1644 he was forced into suicide. The imperial general Wu Sangui 吳三桂 sided with the Manchu and with their help suppressed the rebellion thus making way for the Qing Dynasty. The Qing appointed Adam Schall director of the astronomical bureau 钦天监 after he had correctly predicted the eclipse of Sep 1, 1644, 1 pm. The new Emperor Shunzhi 順治 was still a child but was impressed, and adopted Schall as a personal advisor. Schall modified the Chongzhen almanac according to new knowledge (did he have Kepler‘s Rudolphine Tables at the time?). It was made official in 1645 under the names Shixian Shu 时宪书 (book of timing) and Xiyang Xinfa Lishu 西洋新法历书 (calendar according to new Western methods). Peter Richter

28 The Chongzhen calendar 崇祯历 as a mild correction of traditional Chinese calendars 中国传统农历
Cyclic counting Heavenly stems 天干 Earthly branches 地支 Sui 岁 from Dongzhi 冬至 to Dongzhi冬至 365 or 366 days according to the date of solstice at the meridian of Beijing 24 jieqi 节气 including 12 zhong qi 中气 15 (30) degrees apart along the ecliptic Nian 年 from Xin Nian 新年 to Xin Nian 新年 months begin with each new Moon; they have 29 days (小月) or 30 days (大月) normal years have 12 months, long years have 13, including 1 leap month 闰月 Coupling of Sui 岁and Nian 年 winter solstice belongs to the 11th month by definition the 闰月of a long year has no zhong qi, it gets the number of the previous month it follows that Xin Nian is (usually) the second new moon after Dongzhi Cal Traditional Chinese calendars: Zhongguo chuan tong nong li Let us consider how the traditional Chinese calender is designed. My knowledge stems mostly from western literature, much of it from the internet; the most revealing website I found was that of Helmer Aslaksen, a Norwegian mathematician at the University of Singapore: Here is my illustration in terms of a Visual Basic 6 Program. Choose a year and either Tycho’s or Copernicus’ world view to see either the path of the Sun around Earth or the path of the Earth around Sun. The path is Kepler’s ellipse (not known as such to either Copernicus or Kepler, but they knew – as the Chinese did – that the motion was not uniform in time, i.e. equal time intervals do not correspond to equal angular intervals. Discuss the division into 24 parts of equal ecliptic angles of 15 degrees. Show one year, and how Sun or Earth pass the 24 Jieqi (节气). Now consider the Moon. First we consider its motion as circular around the Earth, with constant angular velocity corresponding to its average period, starting at the Chinese New Year (农历新年; nong li xin nian). Record the successive new moon positions of a given year, and discuss (i) long months (大月) and short months (下月) because the period of … days implies a more or less random order of months with 30 or 29 days; (ii) short years (12 months) and long years (13 months) – on the average 12 short and 7 long months in 19 years because of the Babylonian/Metonic rule, but not in the Jewisch/Julian order; (iii) winter solstice (冬至, dong zhi) by definition lies in the 11th month; (iv) leap months (闰月, run yue) must occur in long years, but when? They are months without major solar terms (中气, zhong qi) and get the same number as the previous month. So far the two calendars may be compared. The relation of the two solar years is simple, but the relation of months is not. Our western months have lost their correlation with lunar motion, largely due to irrational historical reasons, whereas the Chinese months are beautiful astronomical constructs. The lunar character of the Gregorian calendar appears only in the dates of Easter (and related holidays) but is complicated by the fact that Easter must fall on a Sunday. Peter Richter

29 Saros-Zyklus 121 Nummern 1, 30, 33, 36, 39, 42. Man erkennt die Tendenz, zwar nach 54 Jahren und 34 Tagen wiederzukehren, aber mit leichten Verschiebungen nach Ost und (beim aufsteigenden Knoten) mach Süd. Aus: NASA Catalog of Solar Eclipse (Fred Espanak) Ich weiß nicht, auf welcher Basis die Jesuiten in der Lage waren, die Finsternisse von 1610, 1629 und 1644 mit guter Genauigkeit vorherzusagen, obwohl es doch nicht einmal gute Uhren und keine gute Kenntnis der geographischen Länge von Peking gab. Ich hoffe, das aus den Quellen zu erschließen, die man in der kaiserlichen Bibliothek in der Verbotenen Stadt finden kann – oder in Taipei, wohin ein großer Teil der kaiserlichen Schätze durch Chiang Kai shek verschleppt wurde. Reden wir jetzt etwas über die Jesuiten und darüber, was sie in Chína getrieben haben. Peter Richter

30 Sonnenfinsternis vom 10. Juni 1630, die Kepler in seinem Brief an Terrentius erwähnt.
Bei Kepler wird die Zeit nach Uraniborg gemessen, das ist eine knappe Stunde mehr als Greenwich Time. Er sagt die Finsternis bei Sonnenaufgang für 16:56 voraus. Um 18:28 Uhr soll der Punkt der stärksten Finsternis in Labrador erreicht sein, 52.5 Grad N und 101 Grad westlich von Uraniborg. Das Ende wird für 19:57 in Europa vorausgesagt. Es handelt sich um No. 29 des Saros-Zyklus 131, der 70 Finsternisse hat, davon 6 total und 5 hybrid (in Teilen total, sonst ringförmig) war die längste hybride (55 s zentrale Dauer). Kepler beschreibt ihr Ende am Abend in Europa und vergleicht sie dann mit einer SoFi am 6. Juni 1415, die am Morgen in Europa begonnen habe. Das muss aber die No.49 von Saros 108 gewesen sein, die am Morgen des 7. Juni in Europa begann, ihr Zentrum über Sibirien hatte und in Japan unterging; sie hat mit Saros 131 nicht viel zu tun, oder? Peter Richter

31 Peter Richter

32 Solar eclipses in China between 1610 and 1650
Date Time of day Type Center of shadow 1610-Dec-15 1615-Mar-29 1621-May-21 1629-Jun-21 1634-Mar-29 1636-Aug-01 1638-Jan-15 1641-Nov-03 1643-Mar-20 1644-Sep-01 1648-Jun-21 1650-Oct-25 16 h 18 h 12 h 10 h 14 h 09 h 13 h 08 h annular total very SouthEast Central China very North very South NorthWest The button R leads back to the slide from which this one was called. Peter Richter

33 The heavenly stems and their associations in astrology
1 jia3 mu4 wood fir Jupiter blue/green 2 yi3 bamboo 3 bing3 huo3 fire flame Mars red 4 ding1 lamp 5 wu4 tu3 earth hill Saturn yellow 6 ji3 plane 7 geng1 jin1 metal weapon Venus white 8 xin1 kettle 9 ren2 shui3 water waves Mercury black 10 gui3 brook The button B leads back to the slide from which this one was called. Peter Richter

34 The 12 earthly branches of the counting cycle
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 zi3 chou3 yin2 mao3 chen2 si4 wu3 wei3 shen1 you3 xu1 hai4 shu3 niu2 hu3 tu4 long2 she2 ma3 yang2 hou2 ji1 gou3 zhu1 Rat Ox Tiger Rabbit Dragon Snake Horse Sheep Monkey Chick Dog Pig Aries Taurus Gemini Cancer Leo Virgo Libra Scorpio Sagittar Caprico Aquariu Pisces The button B leads back to the slide from which this one was called. Peter Richter

35 Die Quellen unseres Kalenders I
der babylonisch-jüdische lunisolare Kalender 1 Monat: Tage, 1 Jahr = 235/19 Monate = Tage (Meton-Zyklus) Mondjahr beginnt am 1. Nisan: Neumond nach Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche Sonnenjahr beginnt am 1. Tishri (Rosh HaShanah), 6 Monate nach 1. Nisan der ägyptisch-römische Kalender Ägypten: reiner Sonnenkalender, 1 Jahr = 365 Tage, geteilt in 12∙ Tage Rom vor Cäsar: 12 „Monate“ pro Jahr, das mit dem 1. März beginnt: Martius (31), Aprilis (29), Maius (31), Junius (29), Quintilis (31), Sextilis (29), September (29), October (31), November (29), December (29), Januarius (29), Februarius (28) (zusammen 355 Tage) + alle zwei Jahre 22 Tage Intercalarius/Mercedonius nach dem 7. Tag vor den Calendae Martius (Feier der Terminalia, Jahresende). Rom ab 45 BC: Julianisches Sonnenjahr Tage, beginnend am 1. Januarius. Monate, wie wir sie heute haben, mit Quintilis → Julius (44 BC) und Sextilis → Augustus (8 BC). Schalttag: anstelle des früheren Intercalarius wurde der ante diem sexto calendas Martius (24. Februar) als bissexto calendas Martius verdoppelt. Namenstage ab dem 24. Februar werden deshalb in Schaltjahren um 1 verschoben, z.B. St. Leander vom 27. auf den 28. Februar. Das wird allerdings nach und nach vergessen, so dass der 29. Februar als Schalttag aufgefasst wird. Peter Richter

36 Die Quellen unseres Kalenders II
der christlich-julianische Kalender wurde auf dem Konzil von Nicäa als Kombination des julianischen Sonnen- und des jüdischen Mondkalenders eingeführt: 1 Jahr = Tage, 1 Monat = 19/235 Jahre = Tage Sonne: in 128 Jahren, Mond: in 309 Jahren um einen Tag zu spät der Gregorianische Kalender von Christoph Clavius (Bamberg) ausgearbeitet, von Papst Gregor XIII 1582 in Kraft gesetzt 1 Jahr = Tage, 1 Monat = Tage Schaltregel für die Sonne: alle vier Jahre ein Schalttag außer bei den nicht durch 400 teilbaren hunderter Jahren Schaltregel für den Mond: 8 Resets des Mondalters an Neujahr in 2500 Jahren Peter Richter

37

38 Boxeraufstand Umgekehrt erklärte keiner der westlichen Staaten China formell den Krieg. Zwar war auch nach damaligem europäisch geprägtem Völkerrecht die Erstürmung und Zerstörung von Verteidigungsanlagen eines fremden Staates und der Marsch Bewaffneter auf dessen Hauptstadt ein klarer Kriegsakt. Es war jedoch unter den Alliierten zumindest umstritten, ob das Völkerrecht auf China überhaupt angewendet werden dürfe, da China zwar auf der Haager Friedenskonferenz von 1899 vertreten war, jedoch die dort verabschiedete Landkriegsordnung nicht unterzeichnet hatte. Die fehlende Kriegserklärung stellte den Krieg in China als „Strafexpedition“ auf die gleiche Stufe wie andere Kolonialkriege, die gegen nicht staatlich organisierte ethnische Gruppen („Stämme“) geführt wurden. Peter Richter

39 Peter Richter

40 Hunnenrede Bei der Verabschiedung eines Teils der deutschen Truppen am 27. Juli 1900 hielt Kaiser Wilhelm II. seine berüchtigte Hunnenrede: Eine große Aufgabe harrt eurer: ihr sollt das schwere Unrecht, das geschehen ist, sühnen. Die Chinesen haben das Völkerrecht umgeworfen, sie haben in einer in der Weltgeschichte nicht erhörten Weise der Heiligkeit des Gesandten, den Pflichten des Gastrechts Hohn gesprochen. Es ist das um so empörender, als dies Verbrechen begangen worden ist von einer Nation, die auf ihre alte Kultur stolz ist. Bewährt die alte preußischen Tüchtigkeit, zeigt euch als Christen im freudigen Ertragen von Leiden, mögen Ehre und Ruhm euren Fahnen und Waffen folgen, gebt an Manneszucht und Disziplin aller Welt ein Beispiel […] Kommt ihr vor den Feind, so wird er geschlagen. Pardon wird nicht gegeben, Gefangene nicht gemacht. Wer euch in die Hände fällt, sei in eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutschlands in China in einer solchen Weise bekannt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen![1] Peter Richter


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