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Veröffentlicht von:Hiltrud Nast Geändert vor über 10 Jahren
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Gedächtnis und Geschichte: Sind Erinnerungen Realität?
Monika Wagener-Wender INSiT – Institut für Selbstentwicklung und integratives Training, Trier
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„False Memory“ kommt vor ...
... zum Beispiel bei: Kriegserlebnisse, Katastrophenberichte Satanismus, Kannibalismus, Entführung durch Außerirdische Zeugen, Opferaussagen, Geständnisse Alltägliche Vorfälle und Ungereimtheiten Menschen sind in der Lage, irreale Ereignisse zu konstruieren zu glauben zu fördern
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Entstehung von Einfügungen
Hintergrund: Quellenverwechslung, ungenaue Gedächtnislage Voraussetzung 1: Subjektive Unsicherheit Voraussetzung 2: Subjektive Plausibilität Voraussetzung 3: Subjektiver Erinnerungsdruck
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Wer flüstert das Falsche ein?
Kon – Fabulation Erinnerungen werden aus verschiedenen eigenen Erinnerungen konstruiert Ko – Fabulation Erinnerungen werden durch Missinformation induziert
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Sind Falsche Erinnerungen Lügen?
Sowohl Auslassungen als auch Einfügungen werden als real empfunden Schmerzen aber auch Freude wahrer Erinnerungen und falscher Erinnerungen sind gleich Our memories are ourselves (Steven Pinker)
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Wie funktioniert eigentlich unser Gedächtnis?
Unterscheidung auf der Zeit- und der Inhaltsdimension Autobiographisches Gedächtnis: Das Logbuch des eigenen Lebens Semantisches Wissen: Aus Erfahrungen abstrahieren Der Prozess des Erinnerns
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Das Gedächtnis: Zeitdimension
Kurzzeitgedächtnis (KZG) Speicherdauer wenige Minuten Kapazität gering Langzeitgedächtnis (LZG) Speicherdauer max. lebenslang Kapazität „unendlich“ Arbeitsgedächtnis Speicherdauer aktivitätsabhängig Kapazität beschränkt
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Das Gedächtnis: Inhaltsdimension
Perzepte (wahrnehmungsbasiert) Episoden und Autobiographie Prozeduren und Fertigkeiten Wissen und Semantik Priming (unbewusstes Einprägen und Wiedererkennen)
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Autobiografische Erinnerungen
Autobiographische Erinnerungen … Sind gebunden an emotionale Inhalte Sind eingebettet in Raum und Zeit sind Produkt sozialer Erinnerungspraxis und kulturell vorgeformter Erinnerungen
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Semantisches Wissen Semantisches Wissen …
ist Wissen über Fakten und Bedeutungen benötigt keine persönliche Lebenserfahrung ist normalerweise nicht an Emotionen gebunden
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Fehlerquelle Expertenwissen
Lücken im Autobiografischen Gedächtnis: Können durch semantisches Wissen gefüllt werden Verfügbarkeit und Plausibilität sind wichtig
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Der Prozess des Erinnerns
Aufnahme von Information: Aufmerksamkeit und Wahrnehmung Verarbeitung der Information: Enkodierung Erinnern: Gedächtnissuche – Dekodierung - Äußerung
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Neurophysiologie I Aktivität: Sauerstoffgehalt des Blutes im Cortex
Ähnliche Aktivität bei der Aufnahme und beim Abruf von Information Feststellbar durch bildgebende Verfahren, wie fMRT Bereits bei Aufnahme eindeutig, was später erinnert wird
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Neuro II Neuronen und Synapsen: Erinnern Stärke der Synapsen
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Wann und wie setzen Verzerrungen ein?
Aufmerksamkeitslenkung – Wahrnehmungsprozess Überforderung während des Geschehens Traumatische Beteiligung am Geschehen Anterograde Verzerrungen Retrograde Verzerrungen Abruf von Gedächtnisinhalten Dynamisches Gedächtnis
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Und wenn man gar nicht hinsieht?
Experiment zur Veränderungsblindheit: Versuchsleiter 1 spricht Passant an Versuchsleiter 2 und 3 unterbrechen das Gespräch Video
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Soziale Einflüsse Fehler sind ansteckend
Erinnerungen werden mit der Zeit ähnlicher Kollektives Gedächtnis Erinnerungskultur
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Experiment: Fehlinformation
Gedächtnisuntersuchung: 6 Dias von Räumen mit vielen Gegenständen ansehen Frage mit einer weiteren „Versuchsperson“: Was war enthalten? Zweite „Versuchsperson“ antwortet absichtlich falsch (Toaster) Nochmaliges einzelnes Erinnern am Computer Variation: 50 % der Versuchspersonen werden vor Falschinformation gewarnt
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Ergebnis Mehr als 50 % der Personen nennen den falsch genannten Gegenstand als gesehen Die Warnung hat wenig Effekt Einige Personen beharren weiterhin auf falscher Antwort Grund: Unsicheres Gedächtnis durch zu viele Reize, Erwartung
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Erinnerungskultur Erinnerungen sind schon immer manipuliert worden
Früher gab es heldenhafte Nationalmythen Heute verstärkt sich ein Leidensbewusstsein, es entsteht eine „Aufwertung der Opferkultur“ Personen, die sich als Opfer fühlen, sind anfälliger, traumatische Erinnerungen als Ursachen zu benennen Mehr Personen fühlen sich hilflos, leiden an psychischen Problemen
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Traumagedächtnis Partielle Amnesie (anterograd, retrograd)
Schwierigkeiten, Aspekte des Traumas willentlich zu erinnern, Inkohärenz Ungenügende Einbettung in autobiographisches Gedächtnis Intrusives Wiedererleben Sensorische Erinnerungen Emotionen wie in Traumasituation Resistent gegen neue Informationen
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Kann man falsche Erinnerungen von echten unterscheiden?
Kaum möglich! Bildgebende Verfahren, die Sauerstoffverteilung im Gehirn messen? Vorhersage von Falschen Erinnerung bei der Enkodierung von Informationen Abruf noch nicht geklärt Kennzeichen falscher Erinnerungen Meist sehr lebhaft und konkret Weniger Inkonsistenzen! (Baut sich meist langsam auf) Wichtigster Befund: Sehr vergessensresistent !!!!Vorsicht bei Träumen, Trance!!!!
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Salvatore Dali zum Gedächtnis
„Der Unterschied zwischen falschen Erinnerungen und wahren ist der selbe wie bei Juwelen: Es sind immer die Falschen, die am echtesten, am brilliantesten aussehen.“
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Vermeidung Sprache determiniert Denken!
Verhalten beeinflusst Gedächtnis! Abrufsituation (Befragung) ist entscheidend
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Veränderung durch Abrufsituation 1
Sprache determiniert Denken! Experiment von Loftus und Kollegen Film über Autounfall „Wie schnell waren die Autos, als sie ineinander rasten?“ (65 km/h) vs. „Wie schnell waren die Autos, als sie sich berührten?“ (50 km/h) Nach längerem Zeitintervall sogar andere Objekte (Glassplitter,...)
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Veränderung durch Abrufsituation 2
Verhalten beeinflusst Gedächtnis! Verhalten des Fragenden beeinflusst Gedächtnis des Gefragten (Spiegelneuronen) Gefühle Beurteilungen Häufigkeit der Erzählungen, des Abrufs erhöht subjektive Sicherheit Interviewtechniken
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Kognitives Interview Interviewtechnik von Geiselmann und Kollegen
In den 80er Jahren entwickelt 1992: Integration von Ergebnissen aus der Gedächtnis- und Sozialpsychologie
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Kognitives Interview Grundgedanke:
Bis zum Zeitpunkt der Zeugenaussage sind Erinnerungen vielen Einflüssen ausgesetzt Nicht nur relevante, sondern auch nebensächliche Details werden erinnert Eine Erinnerung kann leichter abgerufen werden, wenn sich die Person dabei in einer ähnlichen Situation befindet Mentales Zurückversetzen
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Die Phasen des Kognitiven Interviews
1. Begrüßung Herstellen einer angenehmen, offenen Atmosphäre 2. Zielvereinbarung Erläuterung des Prozesses, um Angst zu nehmen 3. Freies Erinnern Hineinversetzen in die Situation Wiedergeben auch von vermeintlich unwichtigen Details 4. Befragen Fragen werden nur auf das bezogen, was erinnert wurde 5. Variationen im Abruf Perspektivenwechsel: räumlich/ individuell Reihenfolge des Abrufs 6. Zusammenfassung 7. Abschluss
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Verdienst des Kognitiven Interviews
Signifikanter Zuwachs korrekt erinnerter Details ohne dass dabei die Anzahl der Fehler und der Konfabulation bedeutsam zunimmt
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Das Wichtigste Unser Gedächtnis ist beeinflussbar und dynamisch
Falsche Erinnerungen sind von echten kaum zu unterscheiden Mit Hilfe des Kognitiven Interviews werden mehr korrekte Details erinnert Irren ist menschlich und Nur durch diese Fehler kann Neues entstehen!
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