Grippeimpfung im Alter Gibt es valide Daten?

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Anzahl der ausgefüllten und eingesandten Fragebögen: 211
Advertisements

Diagnose, Prävention und Therapie des postoperativen Psychosyndroms und des Delirs im Alter , 3. Medizinisch-Psychiatrisches Colloquium, Hildesheim.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Patientenpfade und Patientensicherheit
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
Workshop zur Medienarbeit der katholischen Kirche Aspekte des Religionsmonitors Berlin, 02. April 2008.
1 JIM-Studie 2010 Jugend, Information, (Multi-)Media Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
= = = = 47 = 47 = 48 = =
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 2.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 2.
Internet facts 2006-I Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2006.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
Differentielles Paar UIN rds gm UIN
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Studienverlauf im Ausländerstudium
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
1958.
AWA 2007 Natur und Umwelt Natürlich Leben
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 12.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 12.
Bild 1.1 Copyright © Alfred Mertins | Signaltheorie, 2. Auflage Vieweg+Teubner PLUS Zusatzmaterialien Vieweg+Teubner Verlag | Wiesbaden.
20:00.
Masern in Österreich Doz. Dr. med. Pamela Rendi-Wagner
Zusatzfolien zu B-Bäumen
Was heißt AIDS? Alle In Der Schule Aldi Ist Der Supermarkt
Großstadtfaktor WIEN Demographische, soziale Ungleichheiten bei selbstberichtetem Gesundheitsverhalten, Gesundheitsstatus, Konsum medizinischer Leistungen.
POSITIONIERUNG DES BAUSTOFFHANDELS IN OÖ 2012 WKOÖ POSITIONIERUNG DES BAUSTOFF-FACHHANDELS IN OÖ
Eine Einführung in die CD-ROM
Dokumentation der Umfrage
Name Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
für Weihnachten oder als Tischdekoration für das ganze Jahr
Journalistenseminar „Welt-Diabetes-Tag 2013“
Trendumfrage 2011 Das Zahlungsverhalten in Österreich
Wir üben die Malsätzchen
Geg.: Zeichnungsdaten, O Ges.: F´, O´, Strahlengang
Mastertitelformat bearbeiten
PROCAM Score Alter (Jahre)
Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs
zu Cinacalcet und CKD-MBD
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Geometrische Aufgaben
Diabetes mit seinen Co-Morbiditäten Satellitensymposium Berlin-Chemie AG 6. Hamburger Symposium zur Integrierten Versorgung Hamburg, 05. November.
Innovation Onkologie Research & Consulting GmbH
Zahlentheorie und Zahlenspiele Hartmut Menzer, Ingo Althöfer ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List.
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
Bevölkerungsentwicklung und –struktur der Stadt Bozen
1 (C)2006, Hermann Knoll, HTW Chur, FHO Quadratische Reste Definitionen: Quadratischer Rest Quadratwurzel Anwendungen.
Erstversorgung sehr kleiner Frühgeborener „NEU“ am AKH Wien
Plötzlicher Herztod – Definition (I)
Basisdokumentation Erhebungszeitraum Rehabilitationsträger Zuweiser
Pandemische Influenza H1N eine Bestandaufnahme
Schutzvermerk nach DIN 34 beachten 20/05/14 Seite 1 Grundlagen XSoft Lösung :Logische Grundschaltung IEC-Grundlagen und logische Verknüpfungen.
Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt
Kamin- und Kachelöfen in Oberösterreich
Folie Beispiel für eine Einzelauswertung der Gemeindedaten (fiktive Daten)
Studien zur Neurophysiologie der Diamorphinwirkung
1 Arbeitsgemeinschaft Biologische Psychiatrie Verordnungsgewohnheiten von Psychopharmaka Statuserhebung 2005 W.Günther G.Laux T.Messer N.Müller M.Schmauss.
QUIPS 2011 Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie.
Technische Frage Technische Frage Bitte löse die folgende Gleichung:
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Unternehmensbewertung Thomas Hering ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List of Figures Tabellenübersicht.
Forschungsprojekt Statistik 2013 „Jugend zählt“ – Folie 1 Statistik 2013 „Jugend zählt“: Daten zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Kinder- und Jugendgesundheitsdienst Basel-Stadt
Neuropsychologische Diagnostik beim NPH: Ab wann kann nach einer Entlastungspunktion von diagnoserelevanter Verbesserung der Leistung gesprochen werden?
Bürgermeister Absolute Stimmen Gesamt. Bürgermeister Prozentuale Aufteilung Gesamt.
Folie Einzelauswertung der Gemeindedaten
Impfung gegen HPV (Human Papilloma Viren) und gegen Gebärmutterhalskrebs JRG 07.
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – Oktober
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – November
 Präsentation transkript:

Grippeimpfung im Alter Gibt es valide Daten? PD Dr. med. Oliver Senn, MPH Gesundheitsförderung & Prävention im Alter Fortbildungs-Nachmittag am Pflegezentrum Baar 14.November 2012

Agenda Epidemiologie & Klinik der Influenza Datengrundlage zur Impfprävention Weitere Schutzmassnahmen Diskussion

Übertragung & Inkubation Übertragung Mensch zu Mensch (Abstand <1m) Tröpfchen- und Kontaktinfektion (Partikel >5 microns) Virusreplikation im Respirationstrakt Inkubationszeit 1-4 Tage Infizierte Personen sind ansteckend: 24 h vor Beginn Symptome Dauer der Ansteckung ab Symptom Beginn Erwachsene: 3-5 Tage Kinder: >10 Tage

Klinik der saisonalen Grippe Akuter Beginn Reduzierter Allgemeinzustand Symptome obere/untere Luftwegsinfektion Jung & Gesund Unkompliziert-selbstlimitierend Pneumonie (sekundär bakteriell>>primär viral) Hospitalisation Tod Risikopopulation Komplizierte Influenza

(> 2 chron. Erkrakungen) Risikogruppen Frühgeborene und Säuglinge Schwangere Frauen Höheres Alter CH: 65 Jahre ; Deutschland: 60 Jahre; USA: 50 Jahre Patienten mit chronischen Erkrankungen Multimorbidität (> 2 chron. Erkrakungen) Rizza et al. BMC Family Practice 2012

Grippale Übersterblickeit Bei geringer saisonaler excess mortalität sind jeweils ähnliche virale Subtypen in der vorsaison zirkuliert Kuo et al. Wien Klein Wochenschr 2011

Grippale Sterblichkeit & Alter 9 Grippeepidemien in der Schweiz 1969-1985: Übersterblichkeit 12’202 Personen 271/100’00 (Alter 70-89) 1.7/100’000 (Alter 1-59) 75% Exzessmortalität im Alter 70-89 Jahre Egger et al. Schweiz. Med. Wschr. 1989

Fazit 1: Grippe & Epidemiologie Die Grippe ist assoziiert mit Morbidität und Mortalität 90% der Grippe Todesfälle betreffen Menschen > 65-jährig

Influenza Prävention Medizinische Vorraussetzung in der Primärprävention: Häufigkeit der Erkrankung Morbidität und Mortalität der Erkrankung Wirksamkeit & Sicherheit der präventiven Intervention

Grippeimpfstoffe Kontraindikation: Fieber Allergie auf Hünereiweiss

Impfprävention & Datengrundlage 15 Meta Analysen basierend auf : N=206 Studien N=212’366 Patienten

Schutz vor Grippe: Jung & Gesund Schutz gegen Grippe (16-65 Jahre) 73% (95% CI: 54-84) Gripperisiko Impfgruppe 1.2% Gripperisiko ohne Impfung 3.9% Datengrundlage N= 50 Studien (40 RCTs) N>70’000 Personen 15/36 Studien mit potentiellem Interessenkonflikt Ca. 3fach erhöhtes Influenza Risiko oder 70%-ige Risikoreduktion Jefferson T et al. Cochrane Syst Rev 2010

Grippe & Alter Schutz gegen Grippe (>65 Jahre) 31% (95% CI: -1;53) Gripperisiko Impfgruppe 3.7% Gripperisiko ohne Impfung 6.1% Datengrundlage N= 7 Studien N= 38751 Patienten Grosse Heterogenität zwischen den Studien 1. Attack Rate grösser, 1.6-fach erhöhtes Risiko->Seneszenz des Immunsystems! Manzoli et al. 2012

Hospitalisation & Alter Schutz vor Hospitalisation wegen Influenza oder Pneumonie (>65 Jahre) 48% (95% CI: 28;65) 33% (95% CI: 37;38) 27% (95% CI: 21;33) Datengrundlage N= 26 Studien (3 Metaanalysen) Grosse Heterogenität zwischen den Studien (Heimbewohner ) Hospitalisation due to pneumonia or influenza Manzoli et al. 2012

Influenza-assoziierte Mortalität & Alter Pflegeheimbewohner (Kohortenstudien) 42% (95% CI:17; 59) (matching mit zirkulierendem Virus) Senioren-Altersheimbewohner (Kohortenstudien) 13% (95% CI:-9; 30) (matching mit zirkulierendem Virus) Bei chronischer Erkrankung 8% (95% CI: 2; 14) (matching mit zirkulierendem Virus) Gesunde Senior/Innen (randomisiert-kontrollierte Studie) Kein Effekt, aber: Impfgruppe: 3/522 Kontrollgruppe: 1/177 N= 1 Studie Jefferson T et al. Cochrane Syst Rev 2010

Sicherheit & Alter Lokale Nebenwirkungen 25% der Geimpften Signifikant häufiger im Vergleich zu Kontrolle Systemische Nebenwirkungen <5% der Geimpften (Fieber, Gliederschmerzen, Unwohlsein) Nicht häufiger im Vergleich zur Kontrolle Schwere Nebenwirkungen (Guillain-Barré Syndrom) 1/1 Mio Impfungen

Fazit 2: Datengrundlage Gute Datenlage & Datenqualität bei Jungen und Gesunden (<65 Jahre) Spärliche Datenlage & geringe Datenqualität bei Alten und chronisch Kranken Wirksamkeit geringer im Vergleich zur “Normalpopulation” Verhinderung von Hospitalisationen und schweren Komplikationenen Gutes Sicherheitsprofil

Grippeschutz im Alter Wirksamere Impfstoffe? Adjuvante Impfstoffe (Fluad®): Immunogenität erhöht bei mehr Nebenwirkungen Zulassung ab 65 Jahren Keine studie mit klinischem outcome, welche nicht-adjuvante mit adjuvantem Impfstoff vergleicht

Weitere Massnahmen Impfrate von Kontaktpersonen Hygienemassnahmen Impfbeteiligung Personalrestaurant USZ 2005-2011

Schlussfolgerung Impfprävention im Alter ist sinnvoll zur Verhinderung von Komplikationen Wirskamkeit der Impfung im Alter ist reduziert Impfprävention von Kontaktpersonen & Hygienemassnahmen reduzieren Grippe Komplikationen im Alter