Clean Capitalism? Die Inwertsetzung der Natur als Krisenstrategie Tagung Neoliberalismus – Krisenfolgen – Machtverhältnisse Graz, 19.06.2011 Markus Wissen.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Exit statt Exitus: Das rote Projekt für den grünen Umbau RLS-Frühjahrsakademie,
Advertisements

´Projektbausteine – einzelne Beispiele wirklich vorstellen mit Fotos
Düsseldorf, 20. März 2011.
Tank oder Teller Chancen und Risiken von Agrosprit
Politische Partizipation im Kontext von Armut und Klimawandel Eine neue Perspektive Vortrag zur Konferenz Klimawandel als Herausforderung für.
Global Europe konkret Die handelspolitische Strategie der EU und ihre bilateralen Freihandelsabkommen Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung Oktober 2007.
Demokratisierung ökonomischer Verhältnisse – Ausgangs- und Einsatzpunkte einer aktuellen Notwendigkeit Track#9: Demokratie und Ökonomie Momentum12, 28.Sept.
Einführung in die Internationalen Beziehungen
IB mit t&t Wintersemester 2004/05 1 Einführung in die Internationalen Beziehungen Internationale Umweltpolitik neues Thema der internationalen Politik.
Gender Mainstreaming- Sprachakrobatik oder die Verwirklichung der Chancengleichheit
Befragung zur Angebotsstruktur von Jungenarbeit in Sachsenanhalt
Corporate Citizenship – Teil 1
GRUNDBEGRIFFE UND GRUNDPERSPEKTIVEN INTERNATIONALER BEZIEHUNGEN
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Globalisierungsdiskurs Benetton
Der europäische Wirtschaftsraum
Solidarisch und Solar! Linke Perspektiven zur europäischen Energiepolitik Rosa Luxemburg Stiftung NRW 7/ Köln Energie-Macht-Gesellschaft Energiepolitik.
Bildung für nachhaltige Entwicklung – ein Thema für die Förderschule?
Leitbild „Nachhaltige Entwicklung“– Anspruch und Wirklichkeiten
Geschichte und Sozialkunde kombiniert
Grenzkostenausgleich und Welthandelsrecht Prof. Dr. Felix Ekardt, LL.M., M.A. Forschungsgruppe Nachhaltigkeit und Klimapolitik Universität Rostock, Juristische.
Ein Projekt bei der BBAG e.V Canvass - Aktivierung von Fachkräfteressourcen durch Diversity Management Projektbeginn 15.Oktober 2007 Dauer 18 Monate Informations-
Nachhaltigkeit - Was ist das eigentlich?
© Fraunhofer ISI AP 1: Fokusgruppenkonzept in Fallstudien (ISI, ZIRN) Die soziale Dimension des Rebound- Effekts (REBOUND) Projekttreffen, ZEW,
Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen!?
Das Konzept der drei Generationen der Menschenrechte
DISPARITÄTEN Disparität = räumliche Ungleichheit innerhalb einer Volkswirtschaft, „unausgeglichene Raumstruktur“ Ebenen: ökonomisch, sozial, kulturell,
Rebound-Effekte und Psychologische Handlungsmodelle
Reboundeffekte aus psychologischer Sicht: Theoretische Einbettung
GLOBALER AGRARHANDEL, WELTERNÄHRUNG und AGROBIODIVERSITÄT
Ernährungssouveränität Ludwig Rumetshofer ÖBV Wien,
Die Meinung eines Einzelnen: 42%=alles 36%=nix nungsvielfalt 42=42! 36=36!
Die sozialen Dimensionen der Nachhaltigkeit - Vorschläge zur Konkretisierung und Operationalisierung -
Joint Programming Zwischenstand 19. November 2013 BMWF Martin SCHMID BMWF, EU-Forschungspolitik.
Daseinsvorsorge als globale Herausforderung. Rosa-Luxemburg-Stiftung politökonomische Perspektive die allgemeinen Produktionsbedingungen des.
Was ist Natur? 1. Definition
Anthony Giddens Die demokratische Familie Der Dritte Weg. Die Erneuerung der sozialen Demokratie, Frankfurt/M., 1999, S
Einführungsvorlesung „Internationale Umweltpolitik“
Vorlesung: Wie erfolgreich ist die Politik? Die deutsche Bilanz im internationalen Vergleich Befunde - Wirkungen - Perspektiven.
Von der Armenfürsorge zu den Anfängen der Sozialarbeit
Weltläden im Klimawandel
Übersicht: Individualisierung & Globalisierung
Ein aktueller Schwerpunkt der ZIT – Green Innovation 2011 Gernot Sauer, MSc Wien, 16. November 2010.
Kapitel 9: Ökologismus Entstehung
Kapitel 10: Ökologismus Entstehung
Kapitel 9: Ökologismus Entstehung
Eine andere EU-Wirtschaftspolitik Wege aus der Krise, 11. Mai 2012 Markus Marterbauer, AK Wien.
Institut für Unternehmensführung Adrian Sidler Grüezi Energie aus Biomasse als Chance für die Region.
Eidgenössisches Departement des Innern EDI Eidg. Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG Geschlechtergleichstellung als Querschnittsaufgabe im.
Referat für Verwaltungsmanagement, -modernisierung und -organisation
Chancen und Risiken von PPP-Projekten
Für eine programmatische Erneuerung der Sozialdemokratie
WTO – W eltweit T aube O hren? Aktion für gerechten Welthandel zum G8-Gipfel 2007.
Referat „Soziale Wandel“
Drei Strategien zur Nachhaltigkeit
Roland Zieschank Forschungszentrum für Umweltpolitik Freie Universität Berlin Forschungszentrum für Umweltpolitik Umweltpolitik als Gesellschaftspolitik?
Die Umweltkrise im Zeichen der imperialen Lebensweise Ulrich Brand 28
Feministische Politik als Engagement für Gerechtigkeit Vortrag am 25. Oktober 2005 im Rahmen der Ringvorlesung: Die Lust der Veränderung: Feminismus als.
-lich Willkommen ProRegio.
“Essen oder Fahren?” 23.Oktober 2007Markus Piringer Ausgangslage Beimischungsziele Österreich: Kraftstoffverordnung: 4,3% bis ,75% bis 2008 Klimastrategie.
Der Ökologische Fußabdruck Methode, Ausblick, Forschungsbedarf
Die Farce um den Klimagipfel – neue Wege zur Klimagerechtigkeit Alexis J. Passadakis Brühl,
INHALT Über Syngenta Was bedeutet Nachhaltigkeit? Ressourcenknappheit Biodiversität Klimawandel Ernährungssicherheit Fazit.
Einführung Public Health Vbg1 19. September 2008 Einführung - Ziele und Inhalte Horst Noack Arbeitsgruppe Public Health Institut für Sozialmedizin und.
Vandana Shiva: „Widerstand gegen die Gen- Piraterie“
Wohnungslosigkeit und "Recht auf Stadt"
Internationales/Europa Horst Mund Gewerkschaften und Globalisierung.
Das Auswärtige Amt der Bundesregierung informiert: „Die Gipfel der G8 bieten den Staats- und Re- gierungschefs eine herausragende Gelegenheit, im persönlichen.
Einführung Sustainable Development Goals
 Präsentation transkript:

Clean Capitalism? Die Inwertsetzung der Natur als Krisenstrategie Tagung Neoliberalismus – Krisenfolgen – Machtverhältnisse Graz, Markus Wissen

Thema die ökologischen Dimensionen der Krise des Neoliberalismus und der Strategien der Krisenbearbeitung

Vorgehen 1.Was ist eigentlich in die Krise geraten? 2.Welche Krisenstrategien zeichnen sich ab? 3.Wo liegen politische Herausforderungen?

1. Was ist eigentlich in die Krise geraten? Generell –Unterscheidung zwischen Funktionskrise (ökonomischer Krise) und Legitimationskrise (politischer Krise) des Neoliberalismus im globalen Norden vor allem Funktionskrise des Neoliberalismus (Peck/Tickell: roll out neoliberalism) Legitimationskrise im globalen Süden und an der Peripherie des globalen Nordens (Griechenland, Spanien)

1. Was ist eigentlich in die Krise geraten? Ökologische Dimensionen der Funktionskrise –generell: ökologische Destruktivität der kapitalistischen Produktionsweise –Stabilisierung durch ecological fix: Verlagerung (Externalisierung) ökologischer Kosten (auf den globalen Süden) überproportionale Inanspruchnahme der globalen Ressourcen, Senken und Arbeitsvermögen durch den globalen Norden imperiale Lebensweise setzt ungleiche Entwicklung voraus

1. Was ist eigentlich in die Krise geraten? –wichtige Veränderung in jüngerer Zeit: Aufstieg der Schwellenländer Verallgemeinerung fossilistischer Produktions- und Konsummuster, Entstehen einer transnationalen Verbraucherklasse (Wuppertal Institut) partielle Angleichung von Entwicklungsniveaus in Süd und Nord zentrale Voraussetzung des ecological fix in Frage gestellt Verschärfung der ökologischen Krise, Funktionskrise der Krisenbearbeitung (Park/Conca/Finger: death of Rio environmentalism)

1. Was ist eigentlich in die Krise geraten? Aktuelle Konstellation Imperiale Lebensweise (und ihre Verallgemeinerung) verschärft die Funktionskrise des Neoliberalismus in ökologischer Hinsicht wirkt einer Legitimationskrise des Neoliberalismus entgegen Reproduktionskosten der Arbeitskraft werden niedrig gehalten Maßnahmen wie die Abwrackprämie

2. Welche Krisenstrategien zeichnen sich ab? Neuer Imperialismus –exklusive Auf-Dauer-Stellung fossilistischer Konsum- und Produktionsmuster im globalen Norden –exklusive Kontrolle strategischer Ressourcen durch militärische und rechtliche Mittel (new enclosures) Kriege 2001 ff. TRIPs-Abkommen der WTO

2. Welche Krisenstrategien zeichnen sich ab? funktioniert nur bedingt: Destabilisierung statt Befriedung Vorder- und Zentralasiens durch den Afghanistan- und den Irak-Krieg Funktions- und Legitimationskrise der WTO Schwächung des globalen Nordens durch die Wirtschaftskrise

2. Welche Krisenstrategien zeichnen sich ab? Grüner Kapitalismus –ökologische Modernisierung (statt exklusiver Perpetuierung) fossilistischer Produktions- und Konsummuster Green New Deal –eher inklusiv: Neujustierung der Kräfteverhältnisse zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden Aufwertung der G 20 gegenüber der G 8 Agrofuels Project (Philip McMichael) hegemoniales Potential

2. Welche Krisenstrategien zeichnen sich ab? –Kritik: Green New Deal –Steuerungsoptimismus, technokratisch, top down –Effizienzorientierung, Problem rebound-Effekt –Suffizienz spielt (wenn überhaupt) nur untergeordnete Rolle Problemkern bleibt letztlich unangetastet Agrofuels Project –vermutlich negative CO 2 -Bilanz –Verlust von Biodiversität –Flächenkonkurrenz mit Nahrungsmittelproduktion –gewaltsame Vertreibungen, Zerstörung kleinbäuerlicher Existenzen

3. Wo liegen politische Herausforderungen? Demokratisierung der gesellschaftlichen Naturverhältnisse –dritte Strategie (neben neuem Imperialismus und grünem Kapitalismus) –deutet sich an in Kämpfen um Klimagerechtigkeit Ernährungssouveränität Dezentralisierung der Energieversorgung alternative Mobilitätskonzepte

3. Wo liegen politische Herausforderungen? –Kennzeichen Orientierung an Suffizienz Ökologie als soziale (Verteilungs-)Frage (statt als Menschheitsfrage) Ökologie als Frage der demokratischen Ressourcenkontrolle (der demokratischen Gestaltung der Aneignung von Natur, des Zugangs zu Land, Biodiversität, Wasser…)