Grundlagen sportwissenschaftlicher Forschung

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 Präsentation transkript:

Grundlagen sportwissenschaftlicher Forschung Dr. Jan-Peter Brückner jpbrueckner@email.uni-kiel.de R.216 Tel. 880 4717

Formales Vorlesung mit Seminarcharakter Vorlesung Die 10:15-11:45 Regelmäßige (schriftliche) Hausaufgaben in 2er Gruppen Tutorium: wöchentlich 45min Rückgabe und Besprechen der Hausaufgaben Klären von Fragen zur Vorlesung Freiwillige aber verbindliche Teilnahme! benotete Klausur am Semesterende (Modul C)

Tutorien Gesa 1 Di 12:15-13:00 R225 Gesa 2 Mi 13:15-14:00 R225 Nina 1 Do 11:30-12:15 R225 Nina 2 Do 12:15-13:00 R225 Matthias Fr 11:15-12:00 R316 Thore Di 13:15-14:00 R225

Studienziel (BA)

Forschungsmethodologie in der Sportwissenschaft medizin Sport- psychologie Sport- soziologie Sport- pädagogik Sport- ökonomie Sport- geschichte Sport- philosophie … Trainingswissenschaft Bewegungsswissenschaft sportwissenschaftliche Methodenlehre Philosophie Psychologie Soziologie …

Ziele Sportwissenschaftliche Forschung beurteilen Wissenschaftliche Untersuchungen konzipieren durchführen auswerten Wissenschaftlich fundiert argumentieren

Vorläufiger Zeitplan Datum Thema 10.4. Einführung 17.4. Qualitative Forschung – Quantitative Forschung 24.4 Quantitative Forschung – Forschungslogischer Ablauf 8.5. Methoden der Datenerhebung – Beobachtung, Interview 15.5. Methoden der Datenerhebung - Messen 22.5. Methoden der Datenerhebung - Test, Fragebogen, Testtheorie, Gütekriterien 29.5. Quantitative Forschung - Untersuchungspläne 5.6. Deskriptive Statistik 12.6. Grundlagen der Inferenzstatistik 19.6. Chi²-Test 26.6. t-Test 3.7. Korrelation 10.7. Evaluationsforschung

Alltagswissen – wissenschaftliches Wissen

Beispiel für Alltagserklärungen Asendorpf, 2009, S. 7

Alltagswissen Mehrdeutiger Sprachgebrauch

Missverständnisse im Sprachgebrauch „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ Übersetzung ins Russische Übersetzung ins Deutsche „Der Wodka ist gut, aber das Steak ist lausig.“ (nach Sedlmeier & Renkewitz, 2008, S. 12)

Alltagswissen Mehrdeutiger Sprachgebrauch Wahrnehmungstäuschungen

Täuschungen und Fehler im Alltag Beispiel Müller-Lyer-Täuschung

Unterschiede in der Wahrnehmung

Alltagswissen Mehrdeutiger Sprachgebrauch Wahrnehmungstäuschungen Urteilsverzerrungen (z.B. Primacy-/Recency-Effekt, Reihenfolgeeffekt) Logische Fehlschlüsse Beispiel: „Spieler A hat Spieler B gefoult, weil er aggressiv ist!“ „Warum ist Spieler A aggressiv?“ „Weil er Spieler B getreten hat.“

Alltagswissen Mehrdeutiger Sprachgebrauch Wahrnehmungstäuschungen Urteilsverzerrungen (z.B. Primacy-/Recency-Effekt, Reihenfolgeeffekt) Logische Fehlschlüsse Akteur-Beobachter-Fehler (actor-observer-bias) Fehler beim Umgang mit Wahrscheinlichkeiten

Alltagswissen Ein Schüler hat in Mathematik eine 4 im Abschlusszeugnis. Was ist wahrscheinlicher? Er hatte eine 6 in Mathe im Halbjahreszeugnis. Er hatte eine 6 in Mathe im Halbjahreszeugnis, hat aber im zweiten Halbjahr Nachhilfe in Mathe erhalten.

Alltagswissen Ein Schüler hat in Mathematik eine 4 im Abschlusszeugnis. Welche Aussage trifft für ihn mit größerer Wahrscheinlichkeit zu? Er hatte eine 6 in Mathe im Halbjahreszeugnis. Er hatte eine 6 in Mathe im Halbjahreszeugnis, hat aber im zweiten Halbjahr Nachhilfe in Mathe erhalten.

Alltagswissen Welches Ereignis ist wahrscheinlicher? Eine Hausfrau hat promoviert. Eine promovierte Frau ist Hausfrau. Beides ist gleich wahrscheinlich.

Alltagswissen Mehrdeutiger Sprachgebrauch Wahrnehmungstäuschungen Urteilsverzerrungen (z.B. Primacy-/Recency-Effekt, Reihenfolgeeffekt) Logische Fehlschlüsse Akteur-Beobachter-Fehler (actor-observer-bias) Fehler beim Umgang mit Wahrscheinlichkeiten Unzureichende Prüfung von Alltagstheorien

Wissenschaftliches Wissen Wissenschaftliches Wissen ist aufgrund der eingesetzten Methoden weniger fehlerbehaftet. z.B. Präzise Terminologie Transparenz des Vorgehens Systematische Dokumentation Geprüfte Datenerhebungsverfahren Statistische Analysen

Erkenntnistheorie zwei Grundpositionen: Rationalismus Empirismus Philosophische Grunddisziplin Ausprägungen und Bedingungen, Prinzipien und Methoden, Ziele und Grenzen begründeten Wissens enge Beziehungen zur Logik und Wissenschaftstheorie zwei Grundpositionen: Rationalismus Empirismus Verstand und Vernunft sind entscheidend bei der Wahrheitssuche Sinnliche Wahrnehmung ist entscheidend für die Wahrheitssuche

Wissenschaftstheorie Philosophische Disziplin Gegenstand der Wissenschaftstheorie: Wissenschaftliche Methoden (Methodologie) Struktur der Wissenschaften Voraussetzungen, Ziele und Auswirkungen von Wissenschaft Wissenschaftliche Gegenstandsbereiche Wissenschaftssprache

Wissenschaftstheoretische Grundpositionen Positivismus Dialektischer Materialismus Logischer Empirismus Kritischer Rationalismus Konstruktivismus

Wissenschaftstheoretische Grundpositionen Logischer Empirismus (z.B. Rudolf Carnap) Alle Theorien sollen in formaler Sprache darstellbar sein Aussagen der Wissenschaft müssen auf Beobachtungen zurückführbar sein Verifikation einer Theorie durch induktives Vorgehen

Wissenschaftstheoretische Grundpositionen Kritischer Rationalismus (Karl Popper, 1902-1994) Kritik am logischen Empirismus: Es gibt keine theoriefreie Beobachtung. Kritik am Induktionsschluss / Verifikationsprinzip. Falsifikationsprinzip „Vermutungen statt Wahrheit“: Theorien, die Falsifikationsversuchen widerstehen, sind glaubwürdiger, d.h. besser bewährt.

Paradigma nach Kuhn (1977): … das allgemein akzeptierte Vorgehen einer wissenschaftlichen Disziplin einschließlich eines gemeinsamen Verständnisses von „Wissenschaftlichkeit“ Paradigmenwechsel durch „wissenschaftliche Revolutionen“ vgl. Bortz & Döring (1995, S. 16)

Theorie Theorien haben die Funktion, Sachverhalte zu beschreiben, zu erklären und vorherzusagen. Im Kern bestehen sozialwissenschaftliche Theorien aus einer Vernetzung von gut bewährten Hypothesen bzw. anerkannten empirischen „Gesetzmäßigkeiten“. Bortz & Döring (1995, S. 16)

Theorie … ein System logisch widerspruchsfreier Aussagen (Sätze, Hypothesen) über den jeweiligen Untersuchungsgegenstand mit den zugehörigen Definitionen der verwendeten Begriffe. Hypothese … eine Vermutung über einen Zusammenhang zwischen mindestens zwei Sachverhalten Kromrey (2006)

Hypothese … bei induktiver Vorgehensweise das Resultat und bei deduktiver Vorgehensweise der Ausgangspunkt einer empirischen Untersuchung. Bortz & Döring (1995, S. 30)

Qualitätsmerkmale von wissenschaftlichen Theorien Asendorpf, 2009, S. 4

Begriffe und Definitionen Real- und Nominaldefinitionen Analytische Definitionen Operationale Definitionen

Real- und Nominaldefintion Festlegen der Bedeutung durch Verweis auf konkrete reale Sachverhalte (Objekte, Tätigkeiten) bzw. Einführung eines Begriffs unter Verwendung und Verknüpfung bereits definierter Begriffe

Definition nach Aristoteles Angabe der nächst höheren Kategorie und des Artbildenden Unterschieds.

Analytische Definiton Klärung eines Begriffs durch die Analyse seiner Semantik und seiner Gebrauchsweise (Bedeutungsanalyse).  große Bedeutung in der qualitativen Forschung

Operationale Definiton Standardisierung eines Begriffs durch die Angabe von Operationen, die zur Erfassung des bezeichneten Sachverhaltes notwendig sind, oder durch Angabe der messbaren Ereignisse (Indikatoren), die das Vorliegen dieses Sachverhaltes anzeigen.  große Bedeutung in der quantitativen Forschung

AUFGABE 1. Gib je eine Real-/Nominal-, eine analytische und eine operationale Definition für den Begriff Sport. 2. Suche einen Forschungsbericht in einer beliebigen Fachzeitschrift: Nenne die zentrale Theorie des Berichts einschl. der Begriffe und Hypothesen! Wie werden in dem Bericht die zentralen Begriffe definiert?

Literatur Bortz, J. & Döring, N. (1995 und spätere Auflagen). Forschungsmethoden und Evaluation. Berlin: Springer. Rasch, B., Friese, M., Hofmann, W. & Naumann, E. (2006 und spätere Auflagen). Quantitative Methoden 1 bzw. 2. Einführung in die Statistik. Berlin: Springer. Sedlmeier, P. & Renkewitz, F. (2008). Forschungsmethoden und Statistik in der Psychologie. München: Pearson. Wilhelm, A. (2009). Leitfaden zum Anfertigung wissenschaftlicher Hausarbeiten. Inhaltliche und formale Vorgaben (2. Aufl.). Kiel: Institut für Sportwissenschaft. Haag, H. (Hrsg.). (1991). Einführung in das Studium der Sportwissenschaft. Schorndorf: Hofmann. Strauß, B. & Haag, H. (1994). Forschungsmethoden – Untersuchungspläne – Techniken der Datenerhebung in der Sportwissenschaft. Schorndorf: Hofmann. Strauß, B., Haag, H. & Kolb, M. (Hrsg.). (1999). Datenanalyse in der Sportwissenschaft. Hermeneutische und statistische Verfahren. Schorndorf: Hofmann. Willimczik, K. (1999). Statistik im Sport. Hamburg: Czwalina. Vertiefung: Bortz, J. (1988 und spätere Auflagen). Statistik. Berlin: Springer.