Wie Massenpanik entsteht und warum eine Säule vor dem Notausgang Leben rettet Martin Siefkes, TU Berlin.

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 Präsentation transkript:

Wie Massenpanik entsteht und warum eine Säule vor dem Notausgang Leben rettet Martin Siefkes, TU Berlin

Massenpanik Massenpanik ist eine gefährliche Form des kollektiven Verhaltens kann zu zahlreichen Verletzungen und Toten führen, z.B. 1863 in Santiago, Chile: 2000 Tote (Brand einer Kirche) 1989 in Hillsborough, UK: 95 Tote (Stadium) 1990 in Mekka, Arabien: 1425 Tote (Panik von Pilgern in einem Fußgängertunnel) hat seit den 1990er Jahren zugenommen Paniken entstehen bei Unglücken (z.B. Bränden), aber auch bei unauffälligen Anlässen (z.B. beim Sturm auf wenige verbleibende Sitze)

Theorie Ursache von Panik ist oft der Ansturm auf eine knappe oder rasch schwindende Ressource, die für das Überleben nötig oder einfach sehr begehrt ist: z.B. ein Ausweg aus einem brennenden Raum; Sitze in einem Stadium Menschen in Panik werden von kurzfristigen egoistischen Zielen beherrscht, soziale Verhaltensnormen treten in den Hintergrund „Soziale Ansteckung“: die Kontrolle wird auf die Gemeinschaft übertragen (Bsp: wenn an einer Supermarktkasse viel weniger oder gar keine Leute stehen, stellt sich oft keiner mehr an) Unterschiedliche Gründe wurden vermutet: Hypnotische Effekte; Aktivierung von Urinstinkten; selbstverstärkende Prozesse Ruhig zu sein und nicht zu drängeln ist in Paniksituationen ein instabiles Verhalten, es bricht meist bald zusammen (Brown & Coleman)

Beispiele Illés Farkas (Eötvös University, Budapest) hat verschiedene Paniksituationen simuliert. Videos: – Keine Panik / 200 Personen – Panik / 200 Personen – Plötzliches Losrennen („stampede“) / 200 Personen – Panik, mit Säule vor Notausgang / 200 Personen – Korridor mit breiterer Stelle

[zum Starten der Simulation aufs Video klicken] Keine Panik / 200 Personen [zum Starten der Simulation aufs Video klicken]

Panik / 200 Personen

Plötzliches Losrennen („stampede“) / 200 Personen

Panik, mit Säule vor Notausgang / 200 Personen

Korridor mit breiterer Stelle

Ergebnisse Art der Simulation Escaped until t=45s Injured until t=45s Ohne Säule, mögliche Verletzungen ignoriert (Panik / 200 Personen) 65 – Ohne Säule, Verletzte bewegen sich nicht (Stampede / 200 people) 44 5 Mit Säule, Verletzte bewegen sich (Säule) 72 Quelle: Illés Farkas (Eötvös University, Budapest): „Panik: A Quantitative Analysis“, http://angel.elte.hu/panic; Einsicht am 3.09.09. (Dank an das Projekt für die Zusendung und Nutzungserlaubnis der Videos)