Philippe Ariès Lloyd de Mause Neil Postman

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Hilfe, mein Kind ist in der Pubertät!
Advertisements

Grundbegriffe der Pädagogik: Bildung, Sozialisation, Erziehung
Das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung
der Wissenschaftlichen Jahrestagung
Pro-Skills-Hintergrundphilosophie
Werte in pluralistischen und demokratischen Gesellschaften
Wie hat sich die Erlebnispädagogik entwickelt?
Die Geschichte der Kindheit
Neil Postman - Biographie
"Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss" – Über (schulische) Erziehung Referenten: Björn Anton: Andy Caspar Michael.
Gewissheit-/ Ungewissheitsorientierung
Grundlagen der Medienpsychologie
10. Sitzung Lernort Familie
HCI – Tätigkeits Theorie (Activity Theory)
Sozialisation 2. Vorlesungseinheit:
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Nutzung von Medien in der Freizeit
Pädagogische Beobachtung und diagnostische Gesprächsführung
Pädagogische Beobachtung und diagnostische Gesprächsführung
Jugend und Jugendwelten zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Gk Ethik K 12/1 Existenzphilosophie
Entwicklung des Gottesbildes aus psychologischer Sicht
___________________ {Trage hier bitte deinen Namen ein !}
Modellprojekt Soziales Frühwarnsystem
Akzeptierende Jugendarbeit mit rechtsextremen Jugendlichen
Prof. Dr. Fritz Böhle WS 2007/2008 Referentin: Beata Lutz
International Disability Alliance
Phänomen und Pädagogische Projekte
Ich bin Madalina Georgescu und ich bin 18 Jahre alt.
„Über Psychoanalyse“ 4. Vorlesung, 1909
VIT 29 november 2008 Symbiose und Autonomie in der Paarbeziehung Margriet Wentink & Wim Wassink copyright: Interakt.
„Männlich“, „weiblich“……: Geschlechterrollen in Bilderbüchern
Erziehungsstilforschungen
Reboundeffekte aus psychologischer Sicht: Theoretische Einbettung
Der goldene oder schmale Weg
Arbeitsgruppe 6: Tagesbetreuung für Kinder C. Katharina Spieß DIW Berlin und FU Berlin Professur für Familien- und Bildungsökonomie 22. Februar 2013.
Grundschulalter Dynamik zwischen Abgrenzung und Interesse am anderen Geschlecht. Sexuelle Exploration und Probehandeln am eigenen Geschlecht – mit und.
Kinder vor dem Bildschirm – riskante Unterhaltung?
Viertes Buch: Reifezeit
Deutung von Kindheit in der Geschichte ______________________________
Kapitel 10. Feminismus Begriffliches Ideologische Grundlagen
Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen
Anna Mitgutsch – Die Züchtigung
Sexualpädagogik HZA Herzlich willkommen zum Elternabend „Sexualpädagogik“ an der HZA Freienbach!
© Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Rostock e.V. Familienbildungsstätte, Rostock, E.-Andre-Str – ,
Von der Fachschaft Pädagogik: Behrends, Fischer, Kussel, Reinecke
Hintergründe Zusammenhänge Zurechtfinden Verstehen
Förderung der Literalität ausserhalb der Schule: Erwachsenenalphabetisierung und Family Literacy. Junior-Prof. Dr. Sven Nickel 31. Oktober 2008.
Evangelia-Margareta Samara Schulrätin für Deutsch als Fremdsprache
Ein starker Start für Kinder
Anke Märk-Bürmann, Akademie für Leseförderung
Figurencharakteristik der ,,Schwester“
Ist es leicht jung zu sein
Von der Fachschaft Pädagogik:
Friedrich Schleiermacher: Ziele der Erziehung
„Frauen fragen Frauen“ Präsentation zum Forschungsprojekt
Klassiker der Frühpädadogik
zum Infoabend FAIRPLAYLIGA
| igmgorg. Motto 2015 Jung ist, wer... Jugendarbeit in den Moscheen Deutschlands –Identität stärken –Engagement fördern –Unterstützung in.
Das Fach „Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde“ stellt sich vor
Fachstelle für Suchtvorbeugung Kreis Borken Ausweichendes Verhalten + betäubende Funktion Gibt es so etwas bereits im Kindesalter?  sogenannte „Kinderdrogen“
FAMILIENKOMPETENZ STÄRKEN ZU ERZIEHUNGSVERANTWORTUNG BEFÄHIGEN, ENTWICKLUNG FÖRDERN. ELTERN UND KINDER IM BLICK Elisabeth Schmutz Institut für Sozialpädagogische.
Schule „Komplex „Harmonie“ DSD-1 Der Einfluss von Computerspielen auf Jugendliche Vorgelegt von: Klasse: 10“A“ Betreuer: Frau Grebneva, Deutschlehrerin.
We are Family! Geschwister von Kindern mit Behinderung.
M 08 Inklusion Werte und Normen Marianne Wilhelm PH Wien.
Sara Landolt, Geographisches Institut, Universität Zürich 3. Zürcher Alkoholtagung, Zürich, “Alkohol & Ritual“ Alkoholkonsum und Betrunkenheit.
Kindheit im Mittelalter Von Anastasia Nedelkova. Inhaltsangabe 1) Kindheit heute 2) Kindesliebe – Kindestötung 3) Behandlung des Kleinkindes 4) Kleidung.
Die heutigen Jugendlichen. Welche Probleme haben sie?
 Präsentation transkript:

Philippe Ariès Lloyd de Mause Neil Postman Geschichte der Kindheit Verfallsgeschichte oder Fortschritt? Pädagogik LK Busse 13.2 Nora Ismail und Isabella Otto Referentinnen: Isabella und Nora

Gliederung Übersicht Kurzbiografien Ariès - Verfallsgeschichte Zentrale Aussagen Kritische Würdigung De Mause – Fortschrittsgeschichte Zentrale Aussage Perioden der Eltern – Kind Berziehung Differenzen Ariès  de Mause Postman – Die Gefährdung der Kindheit Fazit

Wer – Wie – Was „Die Schule hat das einstmals freie Kind in den Rahmen einer zunehmend strengeren Disziplin gepresst (…)“ Philippe Ariès „Die Geschichte der Kindheit ist ein Alptraum aus dem wir gerade erst erwachen“ Lloyd de Mause „Fernsehen wurde nicht für Idioten erschaffen - es erzeugt sie“ Neil Postman

Philipe Ariès (1914-1984) Lloyd de Mause (*1931) Verfallsgeschichte Historiker und Mediävist (Mittelalterforscher) Historische, soziologische Sichtweise Werk: „Die Geschichte der Kindheit“ – Rolle der Kindheit Lloyd de Mause (*1931) Psychologe und Psychoanalytiker Psychoanalytische, psychohistorische, psychogenetische Sichtweise Befasst sich mit der menschlichen Psyche in der Geschichte Verfallsgeschichte Fortschrittsgeschichte

Zentrale Aussagen Ariès Früher (vor 15. Jh.) Sinn von Familie: Gut, Stand und Name vererben Im Mittelalter keine Vorstellung von Kindheit als Lebensabschnitt (Kind hat keine Sonderstellung) Familie = Produktionsgemeinschaft => Verzicht auf emotionale Qualitäten Kind – Eltern Verhältnis = Lehrlingsverhältnis => keine abgetrennten Lebensbereiche Keine Trennung Familie + Öffentlichkeit Kein Unterschied zwischen Spielen/Kleidung von Erwachsenen und Kindern Kind = amoralisch, zum Hätscheln und Spaß haben da Kindliche Sexualität selbstverständlich

Zentrale Aussagen II ab 15. Jh. Neuer Familiensinn: moralische Anstalt, emotionale Bindung entsteht ( => Ariès: „emotionale Ghettos“) Soziale Erfindung von Schule (17. Jh.) = Kindheit anerkannt als eigenständiger Lebensabschnitt Kind = verderblich, unschuldig, schutzbedürftig (Gegenstand der Verantwortung) Funktionale Systemdifferenzierung (neue Organisation des privaten Raumes) (Spezialisierung der Zimmer) schwarze Pädagogik => Strenges pädagogisches Reglement Naturwüchsiges Aufwachsen wird abgelöst durch Erziehung Entfernung des Kindes aus der Erwachsenengesellschaft Entstehen von Erziehungsleitbildern (Erziehungsfibeln) Repressive Erziehung aus dem 18./19. Jh. Heranbildung grundsätzlicher Triebabwehr Abhärtung /Abwehr von Gefühlen Vorstellung man könne Kinder wie Tiere formen

Kritische Würdigung Beschreibt, erklärt aber nicht Ordnet Entwicklung nicht in gesamtgesellschaftliche Wandel/Alltag ein Bezieht Wandel der Kindheit nur auf wohlhabenden Kreis Dokumente werden überinterpretiert Übersieht Notwendigkeit der Abriegelung zwischen Kindern und Erwachsenen Idealisiert die alten Zuständen Schwarze Pädagogik keine ausreichende Begründung gegen pädagogische Zuwendung Weitreichende Brutalität Erwachsener gegenüber Kindern berücksichtigt er kaum

Zentrale Aussagen - de Mause Beschreibt Entstehung/Wandel der Eltern – Kind Beziehung mit 6 einander ablösenden Formen zunehmend engerer Beziehungen => Eltern überwinden ihre Ängste Je weiter zurück in Geschichte, desto schlechter Pflege/Fürsorge, desto mehr Tötungen, Aussetzungen, Misshandlungen, sexueller Missbrauch

Perioden der Eltern – Kind Beziehung 1.Form Kindsmord Antike – 4.Jh. 6. Form Unterstützung Mitte 20. Jh. 2. Form Weggabe 4. – 13. Jh. 6 Formen der Kindheits-geschichte 5. Form Sozialisation 19. Jh. – Mitte 20. Jh. 3. Form Ambivalenz 14. - 17. Jh. 4. Form Intrusion 18. Jh.

Perioden der Eltern – Kind Beziehung II 1. Kindsmord Eltern töten ihre Kinder = keine Verantwortung Viel sexueller Missbrauch 2. Weggabe Weggabe ins Heim/ Kloster/ als Diener = Versuch psychischer Mechanismen zu entrinnen Kinder = Böse = Strafe 3. Ambivalenz Beginn emotionaler Beziehungen Ambivalent, weil Schutzbedarf und Bedrängung

Perioden der Eltern – Kind Beziehung III 4. Intrusion Weniger Schlechtes wird projiziert Empathie, um den Willen des Kindes zu kontrollieren Kindersterberate sinkt Strikte Reinlichkeitserziehung + Bestrafung bei Masturbation 5. Sozialisation Institutionen helfen, Vater ist aktiv Keine Unterwerfung des Kindes Ziele Kind in der Gesellschaft lebensfähig zu machen Eigenständigkeit fördern Sicherung von Lebensglück und Erfolg 6. Unterstützung Kind weiß selbst, was ihm fehlt Keine Gewalt Förderung, Anregung, Liebe, Betreuung, Diskussionsbereitschaft sehr zeitaufwendig

Perioden der Eltern – Kind Beziehung IV Unterstützung Sozialisation Intrusion Ambivalenz Kindesmord Weggabe v.Chr n.Chr. 500 1000 1500 1974

Kritische Würdigung Vernachlässigung der Beeinflussbarkeit des Kindes durch sozialen Wandel Überzeichnung/Fehlinterpretation (Armut ungleich Vernachlässigung)

Differenzen Ariès de Mause Entwicklung der Kindheit als Unglück => Leidensgeschichte Ausgrenzung des Kindes aus dem gesellschaftlichen Leben Überwachung in Institutionen Von Freiheit zu Quarantäne de Mause Entwicklung der Kindheit als Glück Verbesserung der Eltern – Kind Beziehung Freie Entfaltungsmöglichkeiten Vom Kindesmord zur Unterstützung

Verschwinden der Kindheit im 21. Jh. Neil Postman (1931 – 2003) Professor für Kommunikationswissenschaft und Medien – Ökologe Werk: „Das verschwinden der Kindheit“ (1983) => Einfluss auf Generationen Werk: „Wir amüsieren uns zu Tode“ (1985) => Kritik an Fernsehkonsum nutzt die Kindheitsgeschichte zur Argumentation Kindheit historisch späte Entwicklung => grundsätzliche Übereinstimmung mit Ariès/de Mause => bewertet diesen Prozess anders Verschwinden der Kindheit im 21. Jh.

Zentrale Aussagen Fernsehen verwischt die Trennungslinie zwischen Kindheit und Erwachsenenwelt Keine komplexen Anforderungen, d.h. Fernsehen nur Entertainment Keine Gliederung des Publikums Mithilfe des Buchdruckes => Abgrenzung Erwachsenenwelt/Kinderwelt Unterschied Lesen + schreiben lernen = Kinder Lesen + schreiben beherrschen = Erwachsene Beginn der Lebensphase Kindheit ab dem Buchdruck Erwachsenenwelt muss erworben werden = symbolische Leistung Hochphase der Kindheit 1850 Literalität verschwindet Erziehung verschwindet Schamgefühl verschwindet

Zentrale Aussagen Kindheit Heute/Mittelalter Kindheit um 1850 Kinder tragen ähnlich Kleidung, sehen ähnliche Filme wie Erwachsene Zugang zu allen Geheimnissen der Sexualität + Erwachsenenlebens => Kindheit verschwindet Hintergrund: Medien des 20. Jahrhunderts (insbesondere TV – Medium der totalen Enthüllung, wendet sich an alle Altersklasse) Kindheit um 1850 Kinder „aus Fabriken in Schulen“ Eigene Kleidung/Spiele Eigenes Mobiliar kindspezifisch Schrittweise Aufklärung => Behütende Kindheit

Kritische Würdigung Negativ: Hat keine historischen Forschungen betrieben, nutzt die Kindheitsgeschichte zur Argumentation Medien haben auch positive Eigenschaften Positiv: Forderung Medien altersgerecht zu differenzieren

Das war‘s dann wohl…! Ich mag keine Bücher, Ich mach was ich will, und schäme mich für nichts!

Literaturverzeichnis http://www.unserekirche.de/data/images/520/203425700510.jpg http://img.zvab.com/member/10623h/3280774.jpg http://farm1.static.flickr.com/25/95401594_03b149e036.jpg?v=0 http://www.berlinverlage.com/images/authors/hires/Postman_head_300.jpg http://de.wikipedia.org/wiki/Neil_Postman#Zitat Abitur – Training Erziehungswissenschaft „Entwicklung, Sozialisation, Identität. Normen und Ziele in der Erziehung“, Stark Verlag, Christian Storck, 2008