Die Kultivierungsthese

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Raum und Zeit im 21.Jahrhundert
Advertisements

D. ZAMANTILI NAYIR – 8. SEMESTER
Schöne schlanke Welt???.
5. Heilbronner Bildungskongress Wertewandel in unserer Gesellschaft
Name of speaker Kultursensible Kommunikation im Sozial- und Gesundheitsbereich ALLE MENSCHEN SIND GLEICH UND.
HSS scheinen sportliche Erfolge teilweise anders zu gewichten als Low Sensation Seeker. Insbesondere die im Vergleich zu den anderen Teilnehmer dieses.
VI. Kongress für Gesundheitspsychologie
Erwerb von sozialer Kompetenz
Das Erziehungsziel "Medienkompetenz"
Lexikon der populären Irrtümer
Vorlesung: Mediennutzung und Medienwirkung
Grundlagen der Medienpsychologie
Medienwirkung II - Inhalte
Wirkungen von Mediengewalt
Unzureichende Wahrnehmung / Diagnostik
Media violence and aggression Mediengewalt und aggressives Verhalten
Nutzung von Medien in der Freizeit
Theorien der Aggression Teil III
Gewalt? Nicht auf meinem Handy!
Basisinformationen zum MSD
Ich kann dich wenn ich will!
Modellwirkung von Medien
Examing Cultivation From a Psychological Perspective. W
Lernen und Konstruktion
Das neue Motivationshaus
IGLU Grundschulstudie.
Stefan Bugl IM07SMDS ~ SS Suchmaschinen Nutzung am häufigsten 2/3 nutzen Suchmaschine 50 % sehen Kinder-Seiten, Videos und Filme Fast 50 % Communities.
aufstehen ausgehen fernsehen aufstehen Sie aufstehen Sie steht.
Rebound-Effekte und Psychologische Handlungsmodelle
Reboundeffekte aus psychologischer Sicht: Theoretische Einbettung
Kognitive Umstrukturierung
Modelllernen Der Werther-Effekt.
Kinder vor dem Bildschirm – riskante Unterhaltung?
Argumentation (aus: DUDEN, Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter,18. Aufl., Mannheim, 1980.
Center for Environmental Systems Research, University of Kassel, Germany CliMA-Kolleg-Seminar am : Modell des sozialen Einflusses und des sozialen.
15. – 20. Lebensjahr friedloses Gefühlsalter die zweite Geburt
International Assembly 2006 Vereinigt (assoziiert) für die lasallianische Sendung.
Digitale Aufklärung Warum uns das Internet klüger macht
Kognitive Umstrukturierung
You need to use your mouse to see this presentation © Heidi Behrens.
Buddhismus, Hinduismus Christentum, Islam, Judentum
Dialog der Generationen: Notwendigkeit und Chance (Impulsreferat auf dem Aktionstag des Projektbüros Dialog der Generationen am in Berlin) Prof.
Vorbild – Selbstbild – Autorität
Jugendschutz und Medien
Wirkung der Medien Medien und Gewalt
Vienna Conference on Consciousness Teil I "Was ist die neuronale Grundlage des Bewußtseins? Wo ist es im Gehirn?" Beitrag von Michael L. Berger (Center.
„ Game on“ oder „Let‘s play“ Videogames. Videospiel? Wann genau ist es eins? Ein Spiel, das dem Spielenden ein bildliche Auseinandersetzung an einem Bildschirm.
Theorien der Medienwirkung
Die Kultivierungshypothese
Methoden der Sozialwissenschaften
Nadja Geyer, Dipl.Päd. Doris Hahn, Dipl.Päd.
Sozial-kognitive Lerntheorie nach Bandura
Gliederung des Vortrages
Theoretischen und Empirischen Vertiefung im Fach Sozialpsychologie!
Hausaufgabe 1 Was ist Sozialpsychologie und wie unterscheidet sie sich von anderen, verwandten Disziplinen? Einführung
DICKE DEUTSCHE.
Referat am Thema: Familientherapeutisch- systemische Ansätze Seminar: ADS mit und ohne Hyperaktivität.
PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe Building on Good Practice in Violence Prevention PRO TRAIN Improving Multi-Professional.
Freiburger Elterntraining für Autismus-Spektrum-Störungen
Lernen (3) Beobachtungslernen
Schule „Komplex „Harmonie“ DSD-1 Der Einfluss von Computerspielen auf Jugendliche Vorgelegt von: Klasse: 10“A“ Betreuer: Frau Grebneva, Deutschlehrerin.
Landeshauptstadt München Sozialreferat Amt für Soziale Sicherung Hilfen im Alter, bei Pflege und Betreuung Dipl. Soz.Gerontologe David Stoll Seite.
LN_Modul_P1_B_Benzin "Zwischen Heldenzeit und Ignoranz". Was sind die beeinflussenden Faktoren, die Menschen in beobachteten Notfallsituationen zum Helfer.
C3: Strategische Interaktion und Anreize für nachhaltiges ökonomisches Handeln Page 1  Ziel: Untersuchung von Anreizproblemen, die nachhaltige Wertschöpfungsnetze.
Klasse Klassenzufriedenheit Strukturmerkmale (Schultyp, Anteil Knaben, Anteil plagender Kinder) Eltern Einstellungen (Erwartungen,Attribution) Verhalten.
Tanja Adamus / Maik Hetmankwww.darktiger.org/SPI Workshop: „Hassindustrie, Killerspiele und Medienverwahrlosung” - Computerspiele im Kreuzfeuer Zur Wirkung.
Die Polizei war bei den Riesen (Donnerstag, )
 Präsentation transkript:

Die Kultivierungsthese Ausgangspunkt: Idee, dass Fernsehen eine ganz zentrale Sozialisationsinstanz in der amerikanischen Gesellschaft darstellt George Gerbner, USA, Ende der 60iger Jahre umfangreiche empirische Studien:

These: Die Wirkung des Fernsehens besteht weniger in der Vermittlung spezifischer Einstellungen zu bestimmten Themen, als vielmehr in der Kultivierung grundlegender Einstellungen über die soziale Realität.

zunächst v.a. inhaltsanalytische Erfassung von Gewalt in populären TV-Programmen „Violence-Index“ – verschiedene TV-Anstalten wurden hinsichtlich der Gewalt-Menge vergleichbar

ab 1976 wurde versucht, einen Einfluss der Rezeption von dargebotener Gewalt im Fernsehen auf die Einstellung der Zuschauer zu untersuchen.

„Kultivierungsthese“ Fernsehen trägt dazu bei, die Welt angst erregender zu empfinden, als sie in Wirklichkeit ist Zuschauer fühlen sich selbst stärker bedroht, als dies nötig wäre

Die Kultivierungseffekte zeigen sich bei Vielsehern in höherem Maß als bei den Wenigsehern.

Kritik an der Kultivierungsthese ..zwar Korrelationen aber keine Kausalzusammenhänge alte Leute sehen mehr fern als junge ..sind möglicherweise „von Natur aus“ ängstlicher

Kritik an der Kultivierungsthese Gewalt im Fernsehen kaum alleiniger Verursacher von Gewalt in der Realität Medien sind stets nur ein Element in einem viel komplexeren Wirkungsgeschehen

Fernsehen und Gewalt Hohe Gewaltrate in der „prime time“ (zw. 20 und 23 Uhr) Bei 70% aller Sendungen der US-Networks Gewaltdarstellungen mit einem Schnitt von 5,7 Gewaltakten pro Stunde Noch höherer Anteil in den Kindersendungen des Wochenendes: 92% aller Sendungen enthielten Gewaltakte mit einem Schnitt von 17 pro Stunde (Gerbner et al. 1980).

Fernsehen bietet Handlungsmodelle an, die demonstrieren, wie mit Hilfe illegitimer Mittel (Gewalt) als legitim anerkannte Ziele (Wohlstand, Macht, Prestige, Gerechtigkeit) erreicht werden können.

Die Katharsisthese Die Inhibitionsthese Die Simulationsthese Die Erregungsthese Die Imitationsthese Die Suggestionsthese Die Habitualisierungsthese

Die Katharsisthese: Betrachtung medialer Gewaltdarstellungen senken die Aggressionsbereitschaft der Rezipienten Abreaktion/ „Reinigung“

Die Inhibitionsthese: Insbesondere realistische Gewaltdarstellungen, in denen die Konsequenzen von Gewalt deutlich gezeigt werden, bewirken eher Angst als Aggression.

Die Simulationsthese: mediale Gewaltdarstellungen steigern die Aggressionsbereitschaft

Die Erregungsthese: Medieninhalte seien generell dazu geeignet, die Rezipienten in emotionale Erregung zu versetzen, die die Bereitschaft erhöhen, auf Umweltreize intensiv zu reagieren. umso höher, je mehr die Handlung dem eigenen Milieu entspricht

Die Imitationsthese: auch „Lernen am Modell“; Rückgriff auf psychologische Lerntheorie. violente Unterhaltungssendungen versorgen die Zuschauer (insbes. Kinder) mit Handlungsmustern, die unter ähnlichen situativen Bedingungen nachgeahmt werden.

Berühmt einschlägige Experimente mit Kindergartenkindern In einem Film wurde aggressives Verhalten gegenüber einer Plastikpuppe („Bobo-doll“) gezeigt – zeigten dieses Verhalten in ähnlichen Situationen (wurden dazu noch durch Entzug von Spielzeug frustriert..)

Die Suggestionsthese: Behauptung, dass eine zB in einem Fernsehfilm gezeigte Gewalttat derart suggestive Wirkungskraft besitzt, dass es direkt im Anschluss daran zu Nachahmungstaten kommt Jedoch ganz bestimmte Persönlichkeitsstrukturen in besonderen sozialen und psychischen Situationen…

Die Habitualisierungsthese: Sensibilität gegenüber Gewaltakten nimmt durch den ständigen Konsum von Fernsehgewalt ab.

Bis heute erbrachte noch keine einzige langfristig angelegte Wirkungsstudie den Nachweis, dass Gewaltdarstellungen zu einem Ansteigen der tatsächlichen Gewalt führen. Mediengewalt führe – außer den pathologischen Einzelfällen zu keiner realen Gewalt

Diese Position steht im Einklang mit dem aktuellen Erkenntnisstand massenmedialer Wirkungsforschung, wonach der direkte Schluss vom Inhalt auf die Wirkung schlicht falsch und daher unzulässig ist.