Methoden der Qualitativen Sozialforschung

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 Präsentation transkript:

Methoden der Qualitativen Sozialforschung Eine grundlegende Einführung

Gliederung 1. Forschungsansatz 2. Tradition und theoretische Verankerung 3. Konkrete Beispiele qualitativer Datengewinnung 4. Exemplarische Auswertungsverfahren

1. Forschungsansatz „Die Qualitative Forschung definiert solche Phänomene als einen Forschungsgegenstand, der nicht auf einzeln messbare Variablen reduziert werden kann. Diese Forschungsgegenstände sind zumeist Konstrukte, die sprachlich eng an die Alltagswelt angelehnt sind. Die Qualitative Forschung lehnt sich zwar in ihren Gegenständen an die Alltagsvorstellungen an, definiert die Begriffe aber wissenschaftlich auf eigene Weise.“ (Fuhs 2007, S. 18)

1. Forschungsansatz Qualitative Daten sind solche, die soziale Gegenstände der Forschung auf eine wissenschaftliche Weise so beschreiben, dass sie die dem Gegenstand eigenen Verhältnisse, besonders deren Bedeutung, Struktur und Veränderung erfassen.“ (Heinze, 2001, S.12)

1. Forschungsansatz Abgrenzungsmerkmale (nach Lamnek 2010) kleine Anzahl von Untersuchungspersonen Keine Stichproben nach dem Zufallsprinzip Keine quanitativen d.h. metrischen Variablen Keine statistischen Analysen in der Auswertung

1. Forschungsansatz Quantitativ Qualitativ Häufigkeiten Mengenangaben Statistische Rechnungen  Interpretation im Sinne der Fragestellung Quantitativ detaillierte und fokussierte Betrachtung der individuell- subjektiven Perspektive in Bezug auf eine bestimmte Problemstellung oder Lebenssituation  Herausarbeiten kollektiver Strukturen oder gesellschaftlicher Handlungsmuster Qualitativ

1. Forschungsansatz Nachvollzug fremder Perspektiven und komplexer Zusammenhänge Beleuchtung von Dimensionen menschlichen Lebens, die von Außenstehenden nur unzureichend verstanden werden können möglichst gegenstandsnahe und ganzheitliche Erfassung von Sachverhalten unvoreingenommener und unmittelbarer Zugang zur Lebenswelt der Probanden

2. Tradition und forschungstheoretische Verankerung Interpretatives Paradigma als forschungsleitendes Denkmodell: Menschen handeln nicht statistisch festgelegt nach kulturell etablierten Normen, Symbolen und Bedeutungen  jede Handlung ist ein interpretativer Prozess Symbolischer Interaktionismus Ethnomethodologie Hermeneutik

2. Tradition und forschungstheoretische Verankerung Prinzip der Offenheit: Verzicht auf die Formulierung von Hypothesen vor Untersuchungsbeginn Goodmann (1984): Theorien als Versionen der Welt bzw. der Sicht auf die Welt, die einer kontinuierlichen Revision, Überprüfung, Konstruktion und Rekonstruktion durch den Forscher unterliegen

3. Konkrete Beispiel Qualitativer Datengewinnung Befragung Leitfadengestütztes Interview halbstrukturierten Befragung, die den Probanden unter einer gewissen Problemstellung möglichst frei zu Wort kommen lassen will Narratives Interview der Proband wählt das Thema und die behandelten Aspekte selbst und entwickelt den Handlungsstrang auf Grundlage eigener Assoziationen Gruppendiskussion

3. Konkrete Beispiel Qualitativer Datengewinnung Beobachtung Untersuchungsgegenstand wird in seiner natürlichen Umgebung belassen Der Forscher begibt sich selbst in dieses Umfeld, um an den realen Situationen der Objekte oder Individuen teilzuhaben Annäherung der Innenperspektive und Erschließung spezifischer Inhalte, die von außen nicht zugänglich sind und Kontextwissen erfordern

4. Exemplarische Auswertungsverfahren Inhaltsanalyse „Qualitative Inhaltsanalyse will Texte systematisch analysieren, indem sie das Material schrittweise mit theoriegeleitet am Material entwickelten Kategoriensystemen bearbeitet.“ (Mayring 2002, S. 114) kommunikationswissenschaftliche Vorgehensweise der Zerlegung des Materials in Einheiten, die nacheinander bearbeitet werden systematische und theoriegeleitete Bearbeitung von Textmaterial gemäß vorab festgelegter Analyseregeln

4. Exemplarische Auswertungsverfahren Grounded theory gegenstandsbezogene Theoriebildung, d.h. Priorität der erhobenen Daten gegenüber vorliegenden theoretischen Annahmen  Gleichzeitigkeit von Datenerhebung und Auswertung Entwicklung von Gesetzmäßigkeiten durch Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen aus dem Feld Einbeziehung subjektiver Erfahrung und Kontextwissen Grundsatz der theoretischen Sättigung („theoretical sampling)

Literatur Bohnsack, Ralf/ Marotzki, Winfried/ Meuser, Michael (Hrsg.) (2006, 2. Auflage): Hauptbegriffe Qualitativer Sozialforschung, Opladen & Farmington Hills, Verlag Barbara Budrich Diekmann, Andreas(2005, 13. Auflage) : Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Verlag Flick, Uwe (2010, 3. Auflage): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Verlag Fuhs, Burkhard (2007): Qualitative Methoden in der Erziehungswissenschaft, Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Heinze, Thomas (2001): Qualitative Sozialforschung: Einführung, Methodologie und Forschungspraxis, München, Oldenburg Verlag Lamnek, Siegfried (2010, 5. überarbeitete Auflage) : Qualitative Sozialforschung, Weinheim/ Basel, Beltz Verlag Mayring, Philipp: (2002, 5. überarbeitete und neu ausgestattete Auflage): Einführung in die Qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zum qualitativen Denken, Weinheim/ Basel, Beltz Verlag Przyborski, Aglaja/ Wohlrab-Sahr, Monika (2009, 2. Auflage): Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch, München, Oldenburg Verlag