Wirtschaftliche und gesetzliche Rahmenbedingungen - Herausforderungen für die betriebliche Personalarbeit Benedikt Kossen
Themen Lage der Bauindustrie Hohe Arbeitskosten und die Folgen Arbeitsrecht als Beschäftigungshemmnis Durchführung von Personalabbaumaßnahmen Mitarbeiter in Veränderungsprozessen Mitbestimmung und Tarifpolitik Trends
Situation der Branche Produktion Transportbeton (Mio m³) Beschäftigte im Bauhauptgewerbe 1995 1,5 Mio 2004 0,7 Mio Auftragseingang Bauhauptgewerbe in € 1995 79 Mio 2004 44 Mio
Personalentwicklung und Umsatz Sievert Baustoffgruppe Personalstand 1995 1900 Mitarbeiter 2004 1430 Mitarbeiter Umsatz in Mio € 1995 420 2004 330
Arbeitskosten in der Industrie 2004 Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Arbeits-kosten / Std. Direktent-gelte Personalzu-satzkosten Zusatzkosten-quote Dänemark 28,14 21,06 7,08 34 West-D 27,60 15,45 12,15 79 Niederl. 23,74 13,15 10,60 81 Ost-D 17,15 10,37 6,78 65 Portugal 7,21 4,10 3,11 76 Ungarn 4,53 2,55 1,97 77 Polen 3,29 2,08 1,21 58
Hohe Arbeitskosten/Ausweichstrategien Outsourcing von Arbeitsfeldern (z.B. Transportleistungen) Fusionen Verlagerung von Produktion und Verwaltung ins Ausland Werkverträge/Einsatz von Subunternehmern Einsatz von Zeitpersonal Tarifflucht Permanentes change management Personalabbau
Arbeitsrecht als Beschäftigungshemmnis Arbeitsrechtliche Regelungen befinden sich in einer Vielzahl von Gesetzen
Eine kleine Auswahl........ Regelungen zu den Kündigungsfristen BGB Befristungsmöglichkeiten Teilzeit- und Befristungsgesetz Erstattung von AL-Geld f. ältere Beschäftigte Sozialgesetzbuch III Anhörung des Betriebsrates bei Kündigungen Betriebsverfassungsgesetz
Eine kleine Auswahl........ Lohnfortzahlung Feiertag, Krankheit Entgeltfortzahlungsgesetz Urlaubsanspruch Bundesurlaubsgesetz Ruhepausen Arbeitszeitgesetz Bildungsurlaub Diverse Gesetze auf Landesebene
Arbeitsrecht als Beschäftigungshemmnis Arbeitsrechtliche Regelungen befinden sich in einer Vielzahl von Gesetzen Eingeschränkte Befristungsmöglichkeiten Anspruch auf Teilzeit Kündigungsschutz Sozialauswahl (Betriebszugehörigkeit, Lebensalter Unterhaltspflichten, Schwerbehinderung) Sonderkündigungsschutz (Betriebsräte, Mutterschutz)
Schließung eines Unternehmens Mit Betriebsrat > 20 Mitarbeiter: Sozialplan/Abfindung < 21 Mitarbeiter: kein Sozialplan/keine Abfindung/nur Anhörung Betriebsrat Ohne Betriebsrat Kein Sozialplan/sofortige Kündigung/keine Abfindung
Kündigungsschutz (Beschäftigte ohne Kündigungsschutz in %) Quelle: IAB
Vielen Arbeitgebern offenbaren sich die Geheimnisse des Arbeitsrechtes erst im Arbeitsgerichtsprozess!
Durchführung von Personalanpassungsmaßnahmen Zwang zum Abbau jüngerer Beschäftigter Gesunde Altersstruktur wird behindert Einstellung älterer Arbeitnehmer und Schwerbehinderter wird erschwert aber paradox:Betriebe bauen mit sehr teuren Lösungen ältere Mitarbeiter ab!
Vorruhestand Bisher: Zukünftig: Vertragsende mit 57 Jahren und 4 Monaten 32 Monate AL-Geldbezug ab 60 Rentenbezug Zukünftig: Vertragsende mit 61 Jahren und 6 Monaten 18 Monate AL-Geldbezug ab 63 in Rente
Beschäftigungsquoten im Jahr 2004 Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft der 25 bis 44-jährigen der 55 bis 64-jährigen Land 78 41 Deutschland 82 69 Schweden 84 61 Dänemark 28 Österreich
Gründe für den Abbau älterer Arbeitnehmer Vorurteile über Leistungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer Gesetzliche Regelungen haben besonderes Augenmerk auf ältere Mitarbeiter werfen lassen Ältere Arbeitnehmer sind in der Regel hoch vergütet
Bruttogehälter Quelle: Statistisches Bundesamt
Beschäftigung älterer Arbeitnehmer attraktiver gestalten Anpassung der Gehälter ermöglichen Sonderregelungen abschaffen (Urlaubsanspruch) Differenzierung der (Lebens-)Arbeitszeiten
Erwartungen an Mitarbeiter in Veränderungsprozessen Weitere effektive Zusammenarbeit Engagement Einstellung auf neue Ziele Einsicht, dass permanente Veränderung notwendig ist Weiter hinter dem Unternehmen stehen Verständnis für Maßnahmen aufbringen Keine innere Kündigung/ Kein Dienst nach Vorschrift
Das Spannungsfeld Vorgesetzter Betriebsrat Gewerkschaft Mitarbeiter Anwälte Personalleiter Ehepartner, Freunde, Angehörige
Potenzial hoch wenig Engagement bequem weichen aus müssen gefordert und gefördert werden sehen Chancen sind leicht zu begeistern fordernd niedrig hoch Leistung wollen nicht gestört werden Veränderungen sind negativ wollen überleben aber unbeteiligt sein wollen bewahren haben Angst vor Veränderungen Abwartend sehen ihre Position in Gefahr niedrig
Wirkung auf die verbleibenden Mitarbeiter Umgang mit den betroffenen Mitarbeitern Informationspolitik Übergabe der Kündigung Auswahlverfahren während der Kündigungsfrist Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes Sind die Maßnahmen im nachhinein richtig? Entsteht größerer Arbeitsaufwand? Vertrauen in die Führung – gestiegen/gesunken Veränderung des Handlungsspielraums/der Entscheidungsbefugnisse
Auch in schwierigen Zeiten sind zu gewährleisten ......... Entwicklung des Führungsnachwuchses Weiterbildung der Mitarbeiter Bedarfsgerechte Ausbildung/Einstellungschancen für Ausgebildete Perspektiven für Mitarbeiter und Führungskräfte Gewährleistung des mittel- und langfristigen Personalbedarfs Mitarbeiterbindung Markt-und leistungsgerechte Vergütung Bewahrung der Firmenkultur
Erwartungen des Unternehmens an den Betriebsrat Offenheit Vertrauensvolle Zusammenarbeit Teilnahme an Einzelgesprächen Vertraulichkeit bzgl. Daten gegenüber Mitarbeiter Lösungsorientierung Keine Konfrontation
Betriebsräte in der Diskussion Bundesweit 270000 Betriebsräte Mandat ist ein Ehrenamt BetrVG gibt Betriebsräten große Freiheiten Freistellungen ab 200 Arbeitnehmer (Kosten je freigestelltes BR-Mitglied: 31.400,-- p.a.) Keine Kostentransparenz Arbeitgeber hat keine Kontrolle über Betriebsratsarbeit Umfassender Kündigungsschutz
Tarifpolitik Tarifverträge bilden die betriebliche Wirklichkeit oft nicht mehr ab! Tarifflucht/Verbandsmitgliedschaft ohne Tarifbindung Tarifl. Öffnungsklausel Reaktion vieler Gewerkschaftsmitglieder: Austritt aus der Gewerkschaft
Tarifbindung (Anteil von Flächentarifen erfasster Mitarbeiter) Quelle: IAB
Niedriglohnbeschäftigung Quelle: IAB
Trends....... Darwiportunismus Kernmannschaft, freie Mitarbeiter, Berater, Mitarbeiter auf Zeit Führung/Steuerung von „Nicht-Mitarbeitern“ Ausweitung des Niedriglohnsektors Flexiblere Tarifverträge Flexiblere Arbeitszeiten In der Woche: 40 – 50 Stunden Im Leben: 60 bis 70 Jahre Vereinfachung und Verschlankung des Arbeitsrechts
„Unsere Zukunft und die unserer Kinder steht auf dem Spiel „Unsere Zukunft und die unserer Kinder steht auf dem Spiel. Millionen von Menschen sind arbeitslos, viele seit Jahren........ Wir haben zuwenig Kind, und wir werden immer älter.“ Bundespräsident Horst Köhler, 21. Juli 2005 Ausschnitt aus Begründung zur vorgezogenen Neuwahl 2005