Psychische Belastungen im Arbeitsleben IG BCE – Fachtagung “Stress im Büro” Kassel, 26. Juni 2010 Maria Büntgen
Bedeutung Psychischer Belastungen im Arbeitsleben Zunahme von psychischen Erkrankungen als Ursache für Krankheitstage Bis Anfang der 1990er Jahre praktisch bedeutungslos 2008 mit 10,6 % an vierter Stelle, bei Frauen liegen sie sogar auf Platz drei Tendenz weiter zunehmend Quelle: Gesundheitsreport BKK 2009
Bedeutung Psychischer Belastungen Arbeit unter Termin- und Leistungsdruck nach beruflicher Stellung Anteil der Befragten, die angegeben haben, dass sie bei ihrer Arbeit häufig oder immer unter starkem Termin- oder Leistungsdruck arbeiten Quelle: BIBB / IAB - Erhebung 1998/1999
Bedeutung Psychischer Belastungen Aber: In der betrieblichen Gesundheitsförderung sind psychische Belastungen von geringer Bedeutung. Hilflosigkeit von Führungskräften, Betriebsräten, Kolleginnen und Kollegen beim Umgang mit Betroffenen.
Definition: Psychische Belastungen und Stress Stress ist fast ein Modethema, jede(r), die oder der etwas auf sich hält, fühlt sich gestresst. Wer viel zu tun hat, redet von Stress. Meinen wir dabei alle dasselbe? Für eine Stress-Diagnose muss der Begriff klar definiert werden.
Definition: Psychische Belastungen und Stress BELASTUNGEN sind äußere Einflüsse, die auf eine Person einwirken. PHYSISCHE BELASTUNGEN: Faktoren der physischen Arbeitsumgebung PSYCHISCHE BELASTUNGEN: Faktoren der psychosozialen und organisatorischen Arbeitssituation (nach DIN EN ISO 10075)
Definition: Psychische Belastungen und Stress Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken. Einflüsse aus der Arbeit: - Arbeitsaufgabe - Arbeitsumgebung (physikalisch, sozial) - Arbeitsorganisation / Arbeitsablauf - Arbeitsmittel - Arbeitsplatz Quelle: BAUA Begriff der Belastung ist neutral
Definition: Psychische Belastungen und Stress Psychisch betrifft ... die Sinnesorgane und die Wahrnehmung, ... Denken, Lernen und Gedächtnis, ... Gefühle, Antriebe und Empfindungen Psychische Belastungen insbesondere Anforderungen aus der Arbeitsaufgabe Diese schließen ein: Mentale und geistige Anforderungen Sie erfordern Informationsaufnahme, -verarbeitung und Gedächtnisleistung Emotionale Anforderungen: Diese können ein Gefühl veon Bedrohung oder Angst, die mit der Arbeitsaufgabe einhergeht, hervorrufen (mangelnde Kompetenzen, Zeitdruck, aber auch Stolz, Freude, Herausforderung) Motivationale Anforderungen: Sie entstehen auf Grundlage von vereinbarten Arbeitszíelen.
Psychische Belastungen: Ursachen und Folgen Unterforderung, Überforderung, Soziale Konflikte, Führungsverhalten, Arbeitszeit, Erschwernisse, ständige Aufmerksamkeit etc. können zu - psychischer Ermüdung, - ermüdungsähnlichen Zuständen, - Stress und vielem mehr führen. Psychische Belastungen insbesondere Anforderungen aus der Arbeitsaufgabe Diese schließen ein: Mentale und geistige Anforderungen Sie erfordern Informationsaufnahme, -verarbeitung und Gedächtnisleistung Emotionale Anforderungen: Diese können ein Gefühl veon Bedrohung oder Angst, die mit der Arbeitsaufgabe einhergeht, hervorrufen (mangelnde Kompetenzen, Zeitdruck, aber auch Stolz, Freude, Herausforderung) Motivationale Anforderungen: Sie entstehen auf Grundlage von vereinbarten Arbeitszíelen.
Beanspruchung und Stress BEANSPRUCHUNG ist die Reaktion auf physische und psychische Belastungen. STRESS ist eine negative Beanspruchungsfolge. ARBEITSBEDINGTER STRESS resultiert aus einem als bedrohlich bewerteten Konflikt zwischen den Anforderungen aus der Arbeitsaufgabe und des Arbeitsumfeldes einerseits und den individuellen Leistungsvoraussetzungen, Bedürfnissen und Erwartungen andererseits.
Was ist Stress Entwicklungsgeschichtlich ist Stress eine für den Menschen zum Überleben notwendige körperliche und emotionale Reaktion, die ihn bei Gefahr zum Handeln und zur Anpassung zwingt.
Positiver und negativer Stress Positiver Stress (Eustress) erhöht die Leistungsfähigkeit. Negativer Stress (Distress) entsteht aus der Wechselwirkung zwischen den Anforderungen und den Ressourcen zu Ihrer Bewältigung, - wenn die Kräfte zur Bewältigung in besonderer Weise angespannt werden müssen und - wenn beim Scheitern der Bewältigung negative Konsequenzen zu erwarten sind.
Positive Beanspruchungsfolgen von Stress Erhalt und Weiterentwicklung des Leistungsvermögens Erweiterung von Fähigkeiten und Fertigkeiten Zunahme von Motivation und Arbeitszufriedenheit Wohlbefinden, Erhaltung oder Förderung der Gesundheit
Negative Beanspruchungsfolgen von Stress physiologische Folgen (psychosomatische Beschwerden, Koronarerkrankungen, schwaches Immunsystem) psychische Folgen (Demotivation, Unzufriedenheit, Resignation, Nervosität, Gereiztheit, Depression) Folgen für das Verhalten (Fehltage, Fluktuation, Leistungsminderung, soziale Konflikte, vermehrter Nikotin-, Tabletten-, Alkoholkonsum)
Komponenten der Stressreaktion Körper Gedanken/Gefühle Verhalten z.B. Puls ^ Blutdruck ^ Muskelspannung ^ Atemfrequenz ^ Blutgerinnung ^ Verdauung v Immunkompetenz v Sexualfunktion v z.B. Angst „Wenn ich das nicht schaffe, werden die Kollegen mich dafür verantwortlich machen“ Enttäuschung „Es ist ein abgekartetes Spiel, dass ausgerechnet ich diese Aufgabe bekomme“ „Damit wollen Sie mich rausekeln“ „Das schaffe ich nie“ z.B. hastig und verkrampft arbeiten gereizt gegenüber anderen mangelnde Planung und Übersicht fehlende Pausen Rauchen „nebenbei“ Essen Quelle: G. Kaluza, Gelassen und sicher im Stress, 1996
Stress und Gesundheit: Stressor Erschöpfung / Krankheit Stressreaktion Gefahr für die Gesundheit durch: nicht abgebaute körperliche Erregung chronisch erhöhtes Erregungsniveau durch anhaltende Belastungen und fehlende Erholung geschwächte Immunkompetenz zunehmendes gesundheitliches Risikoverhalten (Rauchen, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Alkohol- und Medikamentenkonsum) Geseunfheitsgefahr Erschöpfung / Krankheit Quelle: G. Kaluza, Gelassen und sicher im Stress, 1996
Maßnahmen zur Stress-Prävention Individuelles Stressmanagement - An der Person ansetzend - Verhaltensorientiert Strukturelles Stressmanagement - An den (Arbeits-) Bedingungen ansetzend - Verhältnisorientiert
Individuelles Stressmanagement Stressauslösende Situation Veränderung der Situation, z.B. Soziale Unterstützung suchen Individuelle Stressverstärker: Motive Einstellungen Wahrnehmungs- Bewertungsmuster Veränderung der Wahrnehmung u. Bewertung, z.B. Überprüfen Leistungsansprüche Stressreaktionen Linderung der Stressreaktion, Stärkung der Widerstandskräfte, z.B. Entspannung Fitness
Strukturelles Stressmanagement Stressauslösende Situation Gesundheitsfördernde Gestaltung von - Arbeitsorganisation, - Arbeitszeiten, - Abläufen, - Bedingungen - Führungsverhalten, - Teamentwicklung, - Information + Kommunikation Individuelle Stressverstärker: Motive Einstellungen Wahrnehmungs- Bewertungsmuster Fitness- und Wellness-Angebote „Work-life-Balance“ Bewegungspausen Stressreaktionen
Bestandsaufnahme zu psychischen Belastungen Besonderheiten bei der Erhebung Psychische Belastungen sind nur unter Bezugnahme auf die menschliche Psyche beschreibbar Zwischen psychischen Belastungen und deren Auswirkungen gibt es keine eindeutigen und gleichbleibenden Ursache-Wirkungs-Beziehungen Fragen nach psychischen Belastungen sind bereits ein Eingriff in die psychische Befindlichkeit Negative Befunde lassen nicht den Schluss zu, dass ein Wunsch nach Veränderung besteht. Gründe sind Gewöhnung oder Angst vor Veränderung. Quelle: Herbert Friesenbichler
Anzeichen von Stressproblemen in Organisationen Arbeitsleistung sinkt Krankenstand steigt an Spannungen und Konflikte in sozialen Beziehungen Unzufriedenheit, schlechtes Betriebsklima Negative Einstellungen und Verhaltensweisen
Bestandsaufnahme von psychischen Belastungen Arbeitsbedingte Auslöser von Stress Führungsverhalten und -strukturen Soziale Beziehungen, Zusammenarbeit Handlungs- und Entscheidungsspielraum Information und Mitsprachemöglichkeiten Vielseitigkeit von Arbeitsinhalten, Lernförderlichkeit Leistungsanforderungen Arbeitsorganisation und Arbeitszeit
Gestaltungsmaßnahmen Entscheidungsbefugnis und Handlungsspielraum Unterstützung Lernen und Entwicklung Vielfalt und Abwechslung Ganzheitlichkeit und Vollständigkeit Anerkennung Durchschaubarkeit
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