Professionelles Screening

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 Präsentation transkript:

Professionelles Screening Prof. Dr. Franz Porzsolt Klinische Ökonomik Universität Ulm

Professionelles Screening Vorbemerkungen Unterschied von Screening und Diagnostik Beziehung von Screening und Prävention Konzept des Screenings Eignung einer Erkrankung für das Screening Eignung eines Testes für das Screening Eignung eines Programms für das Screening Zusammenfassung Porzsolt, Ulm

Unterschied von Screening und Diagnostik Ziel Unterscheidung von + und – ohne Verdacht Abklärung bei begründetem Verdacht Methode In der Regel nur einzelner Test Verschiedene Teste Ergebnis Erhebt nur einen Verdacht Bestätigt erho-benen Verdacht Beispiel Mammographie Histologie, Mo-lekularbiologie Porzsolt, Ulm

Beziehung von Screening und Prävention Primäre Prävention: Verhinderung von Erkrankungen [Risikoreduktion] Sekundäre Prävention: Verhinderung des Ausbruchs einer manifesten Erkran-kung durch Erkennung [Mammographie-Screening] und erfolgreiche [kurative] Therapie symptomloser Früh-stadien Tertiäre Prävention: Verhinderung des Fortschreitens einer bereits manife-sten Erkrankung durch [palliative] Therapie Porzsolt, Ulm

Eignung einer Erkrankung für Screening I Annahme: Entdeckung und Therapie von Stadien ohne kli-nische Symptome (Frühstadien) ändert den na-türlichen Verlauf häufiger als die Therapie von Stadien mit klinischen Symptomen. Diese Annahme ist nicht selbst-evident weil sie nicht in allen Situationen zutrifft. Sie bedarf der Bestätigung in den Situationen, für die sie Gültigkeit beansprucht. Porzsolt, Ulm

Eignung einer Erkrankung für Screening II Phase der möglichen Früherkennung darf nicht zu kurz sein Es sollte sich um ernsthafte Erkrankung handeln Es sollte gezeigt sein, dass die Behandlung vor dem Auftreten von Symptomen mehr Morbidität und/oder Mortalität verhindert als die Behand-lung nach dem Auftreten von Symptomen. Die Prävalenz der symptomlosen Erkrankung sollte in der untersuchten Population hoch sein. Porzsolt, Ulm

Eignung einer Erkrankung für Screening III Die Phase der möglichen Früherkennung (detectable preclinical phase) Biologischer Beginn der Erkrankung Symptomlose Erkran- kung durch Screening erkennbar Erste Symptome Tod Porzsolt, Ulm

Eignung einer Erkrankung für Screening IV Wenn diese drei Bedingungen nicht erfüllt sind, werden möglicherweise die Anforderungen der Ethik oder Kosten-Effektivtät nicht erfüllt weil die Erkrankung, wenn sie nicht entdeckt würde, weder die Lebenslänge noch die Lebensqualität ein-schränkt oder weil die Behandlung ebensoviel Schaden verursachen wie Nutzen stiftet oder weil zu viele Gesunde untersucht werden müssen, um einen Erkrankten zu identifizieren Porzsolt, Ulm

Eignung eines Tests für Screening I Geeigneter Screening-Test Kostengünstig Leicht anwendbar Verfügbar Nebenwirkungsarm Qualität des Ergebnisses Validität (Sensitivität, Spezifität, LR, PPV, NPV) Reliabilität (Wiederholung an gleicher Person) Reproduzierbarkeit (Biologische Schwankung, instrumentelle Variation, Intra-observer Variation, Inter-observer Variation) Pseudodisease Porzsolt, Ulm

Eignung eines Tests für Screening II Brustkrebs bestätigt Nicht bestätigt Total Entdeckt durch Mammographie 23 219 242 Nicht entd. durch Mammographie 10 748 758 Gesamt mit Mammographie 33 967 1000 Gesamt ohne Mammograpie 20 13 Fälle weniger 980 Barratt et al, BMJ 2005 Porzsolt, Ulm

Eignung eines Tests für Screening III Beispiele. Screening für Zervixkarzinom (Erfolgsrate?) Prostatakarzinom (Pseudodisease) Lungenkarzinom (evidence) Melanom (evidence) Mammakarzinom (1 / 1.000 Untersuchten) Hypertonie (Risiko) Phenylketonurie (1 / 15.000 Geburten) Glaukom (evidence) Porzsolt, Ulm

Eignung eines Programms für Screening Machbarkeit Zeitaufwand, Belastung Akzeptanz (Zahl; Anteil untersucht; PPV) Kosten (absolut; relativ zu benefit) Effektivität [Einfluß auf natürlichen Krankheitsverlauf] Ausgangsrisiken Zielkriterien (Morbidität, Mortalität) Bias (volunteer-, lead time-, length time-) Studiendesign Porzsolt, Ulm

Zusammenfassung Ein professionelles Screening ist nicht einfach durchzu-führen, weil die Erkrankung die Screening-Methode und das Screening-Programm vorgegebene Kriterien erfüllen müssen, um verlässliche Antworten auf die gestellten Fragen geben zu können. Screening-Programme, die diese Kriterien nur teilweise erfüllen, generieren Antworten, die auch nur teilweise verlässlich sind. Deshalb besteht der Bedarf, an der Verbesserung der Screening Methoden zu arbeiten. Porzsolt, Ulm

Literatur Fletcher RH, Fletcher SW, Wagner EH (eds). Clinical Epidemiology. The Essentials. 3rd edition, Williams & Wilkins, Baltimore, 1996 Hennekens CH, Buring JE, Mayrent SL. Epidemiology in Medicine. 1st edition, Little, Brown & Company, Boston/Toronto, 1987 Porzsolt F, Stengel D, Flatau B, Thurmayr R, Ohletz A, Tsamaloukas A, Aly A-F: Dissemination von Methoden für die Bewertung von Gesundheitsleistungen. Diagnostische Verfahren. Gesundh ökon Qual manag 2002;7:43-48 Sackett DL, Haynes RB, Guyatt GH, Tugwell P. Clinical Epidemiology. A Basic Science for Clinical Medicine. 2nd edition, Little, Brown & Company, Boston/Toronto/London, 1991 Stengel D, Porzsolt F. Efficacy, Effectiveness and Efficiency of Diagnostic Technology. In: Porzsolt F, Kaplan RM (eds.) Optimizing Health – Improving the Value of Healthcare Delivery. Springer, New York, 2006, pp 217-231 Porzsolt, Ulm