Grundbegriffe von Piagets Theorie

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Advertisements

Sozialisation als Rollenlernen
Ein attraktives und anspruchvolles Thema
Dreifußmodell Kindergarten St. Martin Moosach. Im Spiel Erleben die Kinder Begegnung kommen sie mit anderen in Kontakt entwickeln sie eine Beziehung zu.
Emotion und Motivation
Jean Piaget - 9 August 1896 – 16 September 1980
8 Behandlung von Begriffen 8.1 Grundlagen aus Logik und Psychologie
Arbeits- und Präsentationstechniken 1 Teil A: Wissenschaftstheoretische Grundlagen Prof. Dr. Richard Roth WS 2011/2012 APT 1 Prof. Dr. Richard Roth.
Referentinnen: Christin Zegger und Anna Wirtz
Kognitive Entwicklung nach Jean Piaget
ETEP Entwicklungstherapie / Entwicklungspädagogik =
Denkansätze zur Gefahrenprävention
Modell der Beschreibung der kognitiven Entwicklung des Kindes nach
Geometrisch-optischen Täuschungen
Was ist ein kognitives System?
HCI – Tätigkeits Theorie (Activity Theory)
Piaget Sensumotorische Stufe (0-18 Monate)
George Herbert Mead Soziale Handlungen: das Verhalten eines Individuums stellt einen Reiz für ein anderes dar, um in einer bestimmten Weise wiederum auf.
Soziale Interaktion und Alltagsleben
Raumbezogene Identität Virtuelle Denk- und Handlungsräume
WAS WILL WISSENSCHAFT? - Sagen: Was WIE ist
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Entwicklung des Denkens
Die Entwicklung von Konzepten
Entwicklungsaufgaben im Vorschulalter
Einführung in die Entwicklungspsychologie – PD Dr. Christiane Papastefanou – WS 2002/2003 Entwicklungsaufgaben im Vorschulalter Erwerb der Muttersprache.
Entwicklungsaufgaben der frühen Kindheit
Stadium der formalen Operationen
Grundbegriffe von Piagets Theorie
Definition: Anlage - Umwelt
Einführung in die Entwicklungspsychologie – PD Dr. Christiane Papastefanou – WS 2002/2003 Entwicklungsaufgaben der frühen Kindheit Laufen lernen Feste.
Methoden der Entwicklungspsychologie
Grundkonzepte der Bindungstheorie
Ontogenese des Denkens
Körper und Wissen Hans Joas: Kreatives Handeln.
Einführung in die Sportwissenschaft Wissenschaft und Praxis
Entwicklungspsychologie für Lehrer
Entwicklungspsychologie für Lehrer
Innere Arbeitsmodelle – Was ist das?
Strukturgenetische Theorien I: Piaget
PHASEN DER DENKENTWICKLUNG NACH PIAGET Bildungswissenschaftliches Seminar Vortrag von Dr. Petra Karnbrock-Elle
Referentinnen: Evelyn und Sous
Sozialisationstheorien
Vorlesung 8. Juni 2010 Einführung in die Pädagogik.
John Bowlby Über das Wesen der Mutter-Kind-Bindung (1959)
Strukturelle Koppelung und die „Autonomie“ des Sozialen Wolfgang Zierhofer Impulsreferat zur Tagung: Umwelt als System – System als Umwelt? Systemtheorien.
PTE ÁOK Pszichiátriai Klinika
Entwicklungspsychologie
Wie viele Beine hat dieser Elefant?
Stufen der kognitiven Entwicklung und Todeskonzepte
Erkenntnis- und Wissenstheorien
Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09 PD Dr. Haci-Halil Uslucan
Gefühl der Lust bzw. der Unlust Reaktion vom Subjekt, interesseloses Wohlgefallen nicht an der Existenz interessiert Privatbedingungen ausgeschaltet,
Taxonomie der Lernziele
Management, Führung & Kommunikation
Sommerseminar 2014 Tag 1: Was ist Lernen?. Sommerseminar 2014  Tagesziele  Wir werden heute eine theoretische Basis für die restlichen Tage und Themenbereiche.
1 Strukturierung von Situationen (Strukturierung als Lernkomponente) Thomas Höpfel Seminar für Rechtstheorie und Rechtsinformatik WS 2004/05.
Entwicklungsspezifische Unterschiede im Textverstehen
Bitte Ruhe!.
Ziele /Aufgaben der Psychologie
Theorien der Organisationsentwicklung
Pädagogische Psychologie
Grundlagen des Kognitivismus
Motivation (3) Mitarbeitsmotivation
Wintersemester 2011/2012 Mo Uhr Alexander Renkl
Piaget I Wintersemester 2012/2013 Mo Uhr Alexander Renkl.
1 Das Potenzial und der Einsatz von Unterrichtsvideos.
Kognitionspsychologie 8. April Ruedi Stüssi 2 Entwicklung der Intelligenz nach Piaget Periode der sensomotorischen Intelligenz, bis ca. 2 Jahre.
Die geistige Entwicklung
 Präsentation transkript:

Grundbegriffe von Piagets Theorie Äquilibration: Streben des wachsenden Organismus nach einem Gleichgewicht in seiner Beziehung zu seiner Umwelt (‚Fließgleich-gewicht‘) Assimilation: Bemühen des Organismus, neue Umweltgegebenheiten an seine bereits vorhandenen Schemata anzupassen Akkomodation: Entwicklung neuer Schemata oder Modifikation alter Schemata, um diese an neue Umweltbedingungen anzupassen

Bedingungen eines kognitiven Ungleichgewichts Fehlschlagende Assimilationsversuche Widersprüche zwischen zwei Urteilen Empirisches Widerlegen eines Urteils Problemstellung und Frage

Stufenmodell von Piaget Sensumotorische Phase Geburt bis 2. LJ Voroperatorisches Denken 2. LJ bis 6. LJ a) symbolisches Denken 2. LJ bis 4. LJ b) anschauliches Denken 4. LJ bis 6. LJ Stadium der konkreten Operationen bis 10. LJ Stadium der formalen Operationen ab 10. LJ

Phasen der sensumotorischen Entwicklung einfache Reflexhandlungen (Üben 1. LM angeborener Reflexe wie Saug- und Greifreflex) einfache Gewohnheiten, primäre Kreisreaktion 1.-4. LM Aktive Wiederholung von Handlungsfolgen, 4.-10. LM sekundäre Kreisreaktion Koordination sekundärer Reaktionen und 10.-12. LM Anwendung auf neue Situationen Aktives Experimentieren, tertiäre Kreisreaktion 12.-18. LM Erfinden von neuen Handlungsmustern 18.-24. LM durch verinnerlichtes Handeln

Objektpermanenz Bezeichnet das Wissen, dass Gegenstände auch dann existieren, wenn wir sie nicht direkt wahrnehmen. Objektpermanenz entsteht mit ca. acht Monaten. Subjektpermanenz: Personen existieren, wenn wir sie nicht sehen – Voraussetzung für das Fremdeln

Voroperatorisches Denken Unangemessene Generalisierungen Finalistische Erklärungen Egozentrismus Perspektivenübernahme Zentrierung auf einen Aspekt

Beispiel Egozentrismus

Egozentrismus Kinder sind in vielen Situationen nicht in der Lage, sich in andere Personen hineinzuversetzen; sie denken, dass die Welt so ist, wie sie selbst sehen. Dazu gehört auch der Glauben, alles in der Umwelt durch eigenen Willen beeinflussen zu können.

Kognitive Fehler Animistisches Denken: das Kind unterstellt unbelebten Gegenständen Merkmale der belebten Natur, z. B. Die Wolken gehen sehr langsam, weil sie keine Füße haben. Sie machen sich lang wie Würmer. Finalistisches Denken: Aktivitäten werden aus ihrem Zweck heraus erklärt; z. B. Die Sonne ist da, um schön warm zu machen. Zentrierung auf ein Merkmal: das Kind kann nicht zwei Aspekte einer Situation gleichzeitig berücksichtigen Irreversibilität: ein Denkvorgang kann nicht rückgängig gemacht werden

Konkret-operationale Phase Konservation (Erhaltung oder Invarianz): Kind kann sich auf verschiedene Aspekte eines Problems konzentrieren (Dezentrierung) und geistig die Richtung wechseln (Reversibilität) Klassifikation: Objekte können in Klassen eingeordnet werden Reihenbildung: Gegenstände werden nach quantitativen Dimensionen (Länge, Breite) nach einem Plan geordnet (Seriation). Räumliches Urteil: Verständnis von Räumlichkeit (z. B. kognitive Landkarten, Richtung)

Entwicklung des Zeitbegriffs Sensumotorisch (0 – 3 Jahre) Zeitliche Ordnung von Handlungs-abläufen, kein Begriff von Dauer Anschaulich (3 – 7 Jahre) Erste Zeitvorstellungen, aber an direkte Anschauung gebunden Operativ (7 – 9 Jahre) Begriff von Zeitdauer und Zeiteinheiten (Uhrzeit, Kalender) ausgebildet Metrisch (ab 9-10 Jahren) Genaue Schätzung und Vorhersage der Dauer von Handlungen

Stadium der formalen Operationen Aufbau kombinatorischer Systeme größere Beweglichkeit des Denkens Verständnis von Proportionen

Stärken von Piagets Theorie umfassende integrative Theorie (Spiel- und Moralentwicklung) Zusammenwirken von genetischen und Umweltfaktoren Bedeutung eigener Erkundungen für die kindliche Entwicklung Orientierung für alterstypische Leistungen Denken verläuft in einzelnen Altersstufen unterschiedlich. Fokus auf die dem Denkergebnis zugrunde liegenden Prozesse Fortschritte vollziehen sich in Interaktion von subjektiver und objektiver Realität Das Denken wird zunehmend strukturierter und koordinierter. Die kognitive Entwicklung ist oft intrinsich motiviert.

Kritik an Piagets Theorie Stufentheorie mit den typischen Problemen Individuelle und kulturelle Unterschiede werden vernachlässigt Die behauptete Universalität ist fragwürdig. Piagets Konzepte sind schwer zu operationalisieren. Piagets Methodik ist stark vom Versuchsleiter abhängig. Die empirische Basis ist eher dürftig. Einige Annahmen haben sich als falsch erwiesen.