Wie kann man lernen optimieren?

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Wie kann man lernen optimieren?

Wie kann man lernen optimieren? Inhaltsübersicht Kurzer Rückgriff: Was beeinflusst Lernen? Einfluss der Aktivierung auf das Lernen Leistungssteigerung durch richtige Nutzung des Kurz- und Langzeitgedächtnisses Beispiele Blockierung Automatisierung in Schule 5 Stufen der Lerntiefe des IntraActPlus-Konzeptes Optimiertes Training der Rechtschreibung nach dem IntraActPlus-Konzept Vorstellung Material IntraActPlus-Konzept

1. Rückgriff : Was beeinflusst Lernen? Lernen sollte mit passendem, zeitnah verteiltem, und klar nachvollziehbaren Lob ausgestattet sein, um motiviertes Lernen zu ermöglichen Lernen in einem positiven emotionalen Zusammenhang verbessert die Erinnerung, den kreativen Einsatz und die Nachhaltigkeit des Gelernten (angenehme Lernumgebung, Verbindung zu schönen Erlebnissen,…) Lernen setzt Aufmerksamkeit a) einem wachen, „aktiven“ Geist (= Vigilanz) b) und die Ausblendung unwichtiger Sachverhalte (selektive Wahrnehmung) voraus

2. Einfluss der Aktivierung auf das Lernen 2.1 Super-GAU: Unteraktivierung beim Lernen !!! - häufige Annahme: Kinder mit Förderbedarf Lernen seien zu aufgeregt (= Überaktivierung) ABER: etwa die Hälfte dieser Kinder reagieren beim Lernen mit einem Absinken des Aktivierungsniveaus verbundene Auswirkungen:  geringeres Nutzen von Intelligenz möglich  Steigerung unangenehme Gefühle (müde, gelangweilt,…)  Je häufiger inneres Abschalten bei schwierigen Situation, desto stabiler ist dieses Verhalten im Jugend- und Erwachsenenalter

2. Einfluss der Aktivierung auf das Lernen 2.2 Ergebnisse von Blutdruckmessungen - Vergleich von leistungsschwachen und leistungsstarken Schülern - Beim Spielen haben beide Gruppen einen gleichen Blutdruck etwa die Hälfte der Kinder mit Lernschwierigkeiten haben beim Lernen einen erniedrigten Blutdruck im Vergleich zu leistungsstarken Schülern Folgen beim Lernen: weniger konzentriert, langsameres Arbeiten und Begreifen des Gehirns, Merkfähigkeit herabgesetzt

2. Einfluss der Aktivierung auf das Lernen 2.2 Ergebnisse von Blutdruckmessungen Auswirkungen: Schwierigkeitsgrad bei gleicher Aufgabe nimmt zu ( mehr Fehler, mehr Misserfolge,…) Verschlechterung des Gefühls beim Lernen gesteigerte Misserfolgserlebnisse  „Ich bin dumm!“ Besonders gravierend: Das Kind lernt gerade in den Bereichen schlechter, in denen es Entwicklungsrückstände aufholen soll !!!

2. Einfluss der Aktivierung auf das Lernen Problem: Aus Sicht der Kinder mit Lernschwierigkeiten hat dieses Verhalten kurzfristige Gewinne, die das Kind beim Lernen in einem abgesenkten Aktivierungsniveau zusätzlich bestätigen: 1. Unangenehme Gefühle werden (Misserfolge, Bestrafungen) besser ertragen, da alles schlechter verarbeitet wird. 2. Beim inneren „Abschalten“ erhalten die Kinder zusätzliche Zuwendung 3. Kinder merken, dass sie durch Abschalten an jeder beliebigen Stelle das Verhalten der Mitmenschen steuern können (= Machtgewinn)

Wie kann die Leistung trotz der Umstände gesteigert werden???

3. Leistungssteigerung im KZG und LZG - nur ein kleiner Teil der wahrgenommenen Informationen werden im Kurzzeitgedächtnis gespeichert - Voraussetzung: Es muss uns bewusst sein!  Aufmerksamkeit notwendig  selektive Wahrnehmung nötig

3. Leistungssteigerung im KZG und LZG Merkmale Kurzzeitgedächtnis (KZG) alles was uns bewusst ist, befindet sich im Kurzzeitgedächtnis - Das KZG hat ein beschränktes Fassungsvermögen (5-9 Elemente)  Kinder mit Lernschwierigkeiten 5 oder weniger Elemente Inhalte des KZG gehen nach 20 Sekunden wieder verloren, wenn sie nicht wiederholt werden! ständiges Wiederholen verhindert das Verloren gehen von Informationen Je länger ein Lerninhalt im Kurzzeitgedächtnis gehalten wird, desto stärker ist er im Langzeitgedächtnis verankert!

3. Leistungssteigerung im KZG und LZG Vergessenskurve nach Ebbinghaus (1885) Die Kurve drückt den Verlauf des Vergessens eines Lerninhaltes nach seiner Aneignung aus Wichtig: Bereits in den ersten Stunden nach der Aneignung sowie in den folgenden Tagen sollte Lerninhalte wiederholt werden!

3. Leistungssteigerung im KZG und LZG Regeln für ein erfolgreiches Behalten 1. Übernahme Infos aus Sinnesorganen in das KZG (Die Ziele der Person entscheiden, worauf die Aufmerksamkeit gerichtet wird. Nur bei Vorhandensein von Aufmerksamkeit wird ein Inhalt ins KZG abgespeichert) 2. Möglichst langes Halten der Infos im KZG (Durch ständiges Wiederholen wird ein Inhalt möglichst lange im KZG gehalten. Damit kann es zu einer guten Übernahme ins LZG kommen.) 3. Sicherung im LZG (Das Wiederholen eines neuen Inhalts innerhalb der ersten Unterrichts- stunde bewirkt größere Speichertiefe. Ein Wiederholen nach angemessenen Abständen (Stunden, Tage, Wochen,… je nach Kind) ist Voraussetzung für eine dauerhafte Speicherung)

3. Leistungssteigerung im KZG und LZG Kapazitätserweiterung durch „Chunking“ - Chunking = Speicherung von 5-9 Elementen im KZG Die Anzahl der Elemente kann nicht gesteigert werden, aber dafür die Kapazität der Elemente Was können Elemente im KZG sein?

3. Leistungssteigerung im KZG und LZG Beispiel Buchstabe 1. Buchstabenanfänger Einführung Buchstabe „A“ (Elemente: 1. Strich, Winkel zweiter Strich, Querstrich  3 Elemente) 2. ausreichend wiederholt  Verschmelzung Elemente zu einem Element (5-9 Buchstaben = 5-9 Elemente) 3. ausreichend wiederholt  Verschmelzung von zwei Buchstaben (z. B.:„An“, „Ma“  2 Elemente (insgesamt 10-18 Buchstaben)) 4. ausreichend wiederholt  Verschmelzung von mehr Buchstaben („Mama“, „Haus“  2 Elemente (insgesamt 20-36 Buchstaben)) usw.

3. Leistungssteigerung im KZG und LZG - Kapazitätserweiterung durch Chunking Kapazitätserweiterung durch Automatisierung - Organisation beim Lesen läuft am Anfang nacheinander ab z.B.: A…..M….S…..E…..L Bei Automatisierung läuft die Verarbeitung der Teile parallel ab z. B.: Bei AMSEL kann jeder Buchstabe parallel erfasst werden Man hat das Gefühl, dass man das Wort als Ganzes wahrnimmt!

3. Leistungssteigerung im KZG und LZG - Kapazitätserweiterung durch Chunking Kapazitätserweiterung durch Automatisierung nicht automatisiert automatisiert Ab einer Lerntiefe, in der das Verhalten automatisch abgerufen wird, entsteht eine unglaubliche Ökonomie bei der zugrunde liegenden neuronalen Prozessen Durch Automatisierung kann es zu einer Reduktion der Gehirnaktivität um über 90 % kommen !!!

3. Leistungssteigerung im KZG und LZG Unterschied automatisches und bewusst kontrolliertes Verhalten - Beispiel Auto fahren  Anfahren Ampel - bewusst kontrolliert: Gang einlegen, aha links oben, langsam Kupplung, leicht Gas geben, usw. - automatisiertes Verhalten: Losfahren, ohne darüber nachzudenken - Voraussetzung Automatisierung: 1. Auf einen Reiz wird immer mit gleichem Verhalten reagiert 2. hohe Anzahl an Wiederholungen

3. Leistungssteigerung im KZG und LZG Quizfrage: Wie viele richtige Wiederholungen sind ungefähr notwendig, damit eine Lösung automatisch abgerufen werden kann (z. B.: Buchstabe M)? Lösung: viele Hundert Mal

4. Beispiele Blockierung Automatisierung in Schule Blockierung durch: - „Schreibe es, wie man es hört“ (Automatisierung falscher Schreibweisen) - Zeitnahe Einführung einander ähnelnder Inhalte (z B.: b, p, d) (gehäufte Verwechslungen, auf Reiz kein gleiches Verhalten) - zu viele Wörter für Rechtschreibung eingeführt (Kinder mit Lernschwierigkeiten müssen bei Diktat nicht nur die Lernwörter, sondern auch die noch nicht ganz automatisierten Wörter beachten werden. So werden schnell aus 5 Lernwörtern 20 und mehr Lernwörter) - Häufiger Wechsel der Lernmethoden - Lernen mit Anlauttabellen (Verknüpfung mit Inhalt herstellen und dann wieder unterdrücken, außerdem werden viele Buchstaben gleichzeitig eingeführt)

5. 5 Stufen der Lerntiefe des IntraActPlus-Konzeptes Stufe 1: Verstehen (Aufmerksamkeit notwendig) Stufe 2: Überlernen (= Chunking; Aufmerksamkeit notwendig) Stufe 3: Automatisierung (ohne Aufmerksamkeit, unbewusst) Stufe 4: Flexibilisierung des Automatisierten (Aufmerksamkeit notwendig, z. B.: korrekte Rechtschreibung in einem Aufsatz) Stufe 5: Automatisierung des Flexibilisierten (blitzschnelles Reagieren auf veränderte Abläufe z. B.: bei Lehrern, Ärzten, Sportlern)

Verschiedene Wege zur Rechtschreibung: 6. Optimiertes Training der Rechtschreibung nach dem IntraActPlus-Konzept Verschiedene Wege zur Rechtschreibung: 1. Vorsprechen schwieriger Wörter (Problem Diktat: lautliche Kurzzeitspeicher bereits (nahezu) ganz durch den diktierten Text belegt)  Weg nur in Ausnahmesituationen benutzen 2. allgemeine Rechtschreibregeln anwenden (Vorteil: mit einer Regel werden viele Wörter abgedeckt Problem: im Diktat sind viele Regeln notwendig) 3. hoch automatisiertes Bild eines Wortes aus LZG übernommen (Vorteil: keine Benutzung lautlicher KZG notwendig völlig automatisches Abrufen aus LZG Nachteil: große Anzahl an Wiederholungen notwendig) Lernziele

Lernziele: 1. Lernziel: Rechtschreiben einzelner Lernwörter 6. Optimiertes Training der Rechtschreibung nach dem IntraActPlus-Konzept Lernziele: 1. Lernziel: Rechtschreiben einzelner Lernwörter - Schreibweise von Wörtern im LZG in bildlicher Form festhalten (sicherster und erfolgreichster Weg) - Vorübung mit sicher beherrschtem Wort (z. B.: an, sie) - Ablauf des eigentlichen Speichertrainings - Beispiel „Allee“

6. Optimiertes Training der Rechtschreibung nach dem IntraActPlus-Konzept Lernziele: 2. Lernziel: Abruf der richtigen Rechtschreibung während des Schreibens - Problem: gespeicherte Wörter aus LZG im Diktat abrufen - andere Vorgehensweise: 1. Diktattext dem Kind zeigen 2. Kind soll Text durchsehen und schwierige Wörter unterstreichen 3. auf Kärtchen schreiben, über visuell internes Speichern 4. erst bei sicher beherrschten Wörter wird Diktat geschrieben Sollte das Kind auch nach mehreren Diktaten in dieser Art, kann bei nächstem Diktat bei jedem einzelnen Lernwort vorher sagen: „Stopp, stell dir jetzt erst einmal das Kärtchen mit dem Wort vor!“

6. Optimiertes Training der Rechtschreibung nach dem IntraActPlus-Konzept Lernziele: 3. Lernziel: Systematische Üben einzelner Rechtschreibregeln - wichtig: Nur eine Regel zu einem Zeitpunkt üben! - Regel so lange üben/wiederholen, bis sie automatisiert ist  Grund: bei Diktatschreiben werden viele Anforderungen gleichzeitig gestellt - Beispiel: Groß- und Kleinschreibung bei „Heute haben die Bauarbeiten vor unserem Haus begonnen.“

Literatur Jansen, F. & Streit, U. (2006): Positiv lernen. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Mit Beiträgen zu Legasthenie und Dyskalkulie. Das IntraActPlus-Konzept. Heidelberg: Springer Medizin Verlag. (Kapitel 9-12; 26-27). - Jansen, F., Streit U. & Fuchs, A. (2007): Lesen und Rechtschreiben lernen nach dem IntraActPlus-Konzept. Klasse 1 und 2 der Grundschule. Frühförderung, Kindergarten und Vorschule. Für Schüler aller Leistungsniveaus. Heidelberg: Springer Medizin Verlag.