Die Vereinten Nationen & internationale Strafgerichtsbarkeit

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Der Völkerbund Von Susanne Dünschede.
Advertisements

... als hätten wir vier Erden ...
Europa Heute und Morgen.
NATO North Atlantic Treaty Organization. Geschichte der NATO Ziele des Nordatlantikvertrages (1949): Bekräftigung der Grundsätze der Vereinten Nationen.
UNO & Global Governance. Westfälische Wilhelms-Universität Münster Prof. Dr. W. Woyke 2 Die UNO Beruht auf dem Prinzip der multilateralen intergouvernementalen.
Dr. Haimo L. Handl - Österreich in der Welt Übersicht Kleinstaat Internationale Organisationen Die Vereinten Nationen Entwicklungsfasen.
Die 8 Millennium - Entwicklungs – Ziele der Vereinten Nationen: Die Bedeutung der Zivilgesellschaft Universal Peace Federation.
1 1 Notwendigkeit für Vision und Führungsqualitäten in einer Zeit globaler Krise.
Konfliktprävention auf internationaler Ebene
Einführung in die Internationalen Beziehungen
IB mit t&t Wintersemester 2004/05 1 Einführung in die Internationalen Beziehungen Internationale Beziehungen und Internationale Politik Internationale.
Einführung in die Internationalen Beziehungen
UNO – United Nations Organization
Versailles 1919 Leipzig 1921 Nürnberg 1945 Tokio 1946 Jerusalem 1961 Fort Benning 1971 Den Haag 1993 Arusha 1994 Rome 1998? Entwicklungsschritte 1863 Lieber.
HUMANITÄRE INTERVENTION
Der Spendenmarkt in Deutschland
Der Spendenmarkt in Deutschland
Konflikte in Afrika 2009 wurden auf der Welt 365 politische Konflikte ausgetragen, 85 davon in Afrika.
Akteure in den internationalen Beziehungen und der Beitrag des Völkerrechts zur Lösung globaler Fragen Tannenfelde, 9. November.
Die Römer erfanden den abstrakten Menschen, Thomas Hobbes erfand die Gesamtheit aller abstrakten Menschen -- den Staat.
Weltflüchtlingstag 20. Juni Österreichisches Jugendrotkreuz.
Wertegemeinschaft Vereinte Nationen
Grundrechte im Rechtsstaat
Vertiefungsseminar: Europäische Sicherheit
UN Special Rapporteur on Torture
Aufgaben/Fragen und Lösungen/Antworten
Zerfallene Staaten.
Tamilselvam, Führer des politischen Flügels der LTTE ( )
Europäisches und Internationales Strafrecht - Übersicht 1
Einleitung   2. UNO a) Allgemein b) Entstehungsgeschichte
Materialien zur Politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen
Globale Institutionen und Vereinigungen
Internationales Komitee vom Roten Kreuz
Die UNO – Garantie von Frieden und Sicherheit
Terrorismus.
Immanuel Kant „Zum Ewigen Frieden“
Einheit 6 Die Europäische Menschenrechtskonvention - EMRK.
Die ESB – Entwicklung von 1971 bis heute Die Entscheidung, Bachelor- und Masterabschlüsse für Wirtschaftsingenieure anzubieten, fiel im Jahr Die.
Österreichische HochschülerInnenschaft Geschichte der FHs in der ÖH.
Demokratie und Entwicklung: Ghana auf guten Wegen?
Österreichische Geschichte
UNO.
1 Konfliktforschung II: Herausforderungen und Lösungen gegenwärtiger Konflikte 8. Woche: Peacekeeping und Peace Enforcement Prof. Dr. Lars-Erik Cederman.
Globalisierung und Internationale Verantwortung
STAND UP- Der weltweite Aktionstag gegen Armut vom Oktober
WTO – W eltweit T aube O hren? Aktion für gerechten Welthandel zum G8-Gipfel 2007.
Die Vereinten Nationen
1988 Ersten digitalen Fernmeldenetzes in der Schweiz. Die Technologie trägt den Namen ISDN (Integrated Services Digital Network).ISDN Gewinn Goldmedaille.
Globale Disparitäten der Entwicklung
Der Bau & der Fall der Berliner Mauer
Mit fast 26 Millionen HIV-Infizierten ist Afrika südlich der Sahara am schlimmsten betroffen. Die durchschnittliche Infektionsrate liegt.
UNESCO - Was ist das? - Was ist eine UNESCO-Schule?

Die Europäische Union.
Internationales Komitee vom Roten Kreuz
Der Holodomor in der heutigen ukrainischen Politik
Transitional Justice Internationale und nationale Modelle in Afrika
Dr. Petra Bendel Vorlesung: Einführung in die Politische Wissenschaft Vorlesungsteil Internationale Politik II: Empirischer.
Thesen zur Diskussion an der
MACHT UND OHNMACHT DER VEREINTEN NATIONEN
Berg-Schlosser : Entwicklungspolitik als Friedenspolitik
Landwirtschaft in der Schweiz und in anderen Regionen auf der Welt
Die UNO.
Von den 68-er Protesten zu neuen sozialen Bewegungen
Die Vereinten Nationen. Inhaltsverzeichnis 1. Allgemeines 2. Ziele 3. Aufgaben 4. Die Hauptorgane 5. Quellen.
Internationale Menschenrechtskooperation
PhDr.Mária Polčicová, PhD.
Die Organisation der Vereinigten Nationen
Österreichische Völkerstrafrechtsnovelle
Weltordnungsmodelle.
 Präsentation transkript:

Die Vereinten Nationen & internationale Strafgerichtsbarkeit Global Governance Die Vereinten Nationen & internationale Strafgerichtsbarkeit

Auf dem Weg zur Weltrisikogesellschaft 1950 – 1959: 20 große Naturkatastrophen mit einem Schaden von 42 Milliarden Dollar 1990 – 1999: 89 große Naturkatastrophen mit einem Schaden von 652 Milliarden Dollar („große Naturkatastrophen“: die betroffenen Regionen können sich nicht mehr selbst helfen)

Auch die Politik muss sich globalisieren Kein Global Government Global Governance: „Weltordnungspolitik“ Staatliche und nichtstaatliche Akteure müssen auf verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten UN, internationale Regime und regionale Zusammenschlüsse

Neudefinition staatlicher Souveränität Verdichtung und Verrechtlichung der internationalen Beziehungen Erweiterung des Kreises der Akteure über die Staaten hinaus Neues Verständnis für Außenpolitik, bei dem ein normatives, am „Weltgemeinwohl“ orientiertes Verständnis vorherrscht

5 Säulen der Global Governance Architektur Eine Welthandelsordnung Eine internationale Wettbewerbsordnung Eine Weltwährungs- und Finanzordnung Eine Weltsozialordnung Eine Weltökologieordnung

Weltgipfel in Johannesburg 26.8.-4.9.2002: „World Summit on Sustainable development“ 152 Richtlinien und Pläne für eine nachhaltige Entwicklung (Wasser, Energie, Klima, Artenvielfalt, Meere, Handle und Globalisierung…)

Demokratieproblem Territorialität und Souveränität erschweren global governance Einbezug unterschiedlicher politischer Ebenen Einbezug staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen Zivilgesellschaftliche Mindeststandards (Umverteilungsarrangements, rechtsstaatliches Gewaltmonopol, selbstbewusste Öffentlichkeit)

Die neue Weltordung – Machtmonopol auf Zeit Eine Welt, die von den Regeln des Rechts und von kollektiven Institutionen gelenkt wird, an deren Spitze die reformierte UNO steht Oder Multipolarität

1909 gab es 37 große internationale Organisationen und Vereinigungen auf der Welt, heute sind es 350

Die Vereinten Nationen

Gründung: 26.Juni 1945 zwischenstaatlicher Zusammenschluss von 192 Staaten der Erde und als globale Internationale Organisation uneingeschränkt anerkanntes Völkerrechtssubjekt die Sicherung des Weltfriedens, die Einhaltung des Völkerrechts, der Schutz der Menschenrechte und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit Generalsekretär: Ban Ki-moon aus Südkorea (*13.6.1944) Amtssprachen: Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch, Spanisch

Der Sicherheitsrat tagt mittlerweile fast ununterbrochen und verabschiedet pro Jahr etwa 50 Resolutionen 1990-2001 verhängte er in 26 Fällen Sanktionen 1945- 1987 nur 13 Friedensoperationen 1989- 2000 Blauhelmeinsätze 2005: mehr als 70.000 Blauhelme und Polizisten sowie 12.000 Zivilisten, davon ¾ in Afrika dabei stützen sie sich militärisch immer mehr auf regionale Organisationen

Die UNO & die USA Scheitern des New Yorker Reformgipfels im September 2005 Der hegemoniale Anspruch der USA ist ein Hindernis für die UNO sich zu erneuern und ihre internationale Rolle aufzuwerten UN-Sicherheitsrat legitimierte den Angriff der USA auf den Irak nicht 2005 ernannte Bush einen „Falken“ des Irakkriegs, John Bolton, zum UN-Botschafter

Mangelnde Effizienz Schlechte finanzielle und militärische Ausstattung Aufwendungen für Friedensmissionen und internationale Tribunale entsprechen nur 1 bis 2 Prozent der weltweiten Militärausgaben

Kritikpunkte Viele Resolutionen wurden nie umgesetzt (insbesondere im Nahostkonflikt) Unfähigkeit den Zerfall Somalias, den Völkermord in Ruanda oder die Massaker in Bosnien zu verhindern Auf der Suche nach einer neuen Legitimation Administrative Unregelmäßigkeiten („Öl für Nahrung“) UN als „Schutzschild und Legitimierungsinstrument“ für das Handeln der Großmächte

Internationale Strafgerichtsbarkeit

Chronologie des Völkerstrafrechts 1872 Gustave Moynier schlägt die Schaffung eines Weltgerichtshofs vor 1921 Leipziger Kriegsverbrechertribunal 1945-46 Nürnberger Militärtribunal (IMT) 1946-48 Tokioter Militärtribunal (IMTFE) 1947 Einsetzung der Völkerrechtskommission zur Kodifizierung des Völkerrechts durch die UN-Generalversammlung 1993 Internationaler Strafgerichtshof für das frühere Jugoslawien (ICTY) in Den Haag 1995 Internationaler Strafgerichtshof für Ruanda (ICTR) in Arusha 1996 Kommission zur Errichtung des IStGH 1998 Saatenkonferenz von Rom

Internationale Strafgerichtsbarkeit Die Militärgerichtshöfe von Nürnberg und Tokio Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien Internationaler Strafgerichtshof für Ruanda Der internationale Strafgerichtshof Der spezielle Gerichtshof für Sierra Leone Das Völkermord-Tribunal für Kambodscha

Die Militärgerichtshöfe von Nürnberg und Tokio Erste internationale Strafgerichtsbarkeit Londoner Abkommen August 1945 Je 1 Richter der 4 Siegermächte („Siegerjustiz“)

Die internationalen Strafgerichtshöfe für das ehemalige Jugoslawien und für Ruanda Jeweils durch einen Beschluss des Sicherheitsrates der VN ins Leben gerufen Unabhängige Gerichte Art 41 der Satzung des VN, Kompetenz ein Gericht als „Nebenorgan“ gemäß Art.29 einzurichten

Der Internationale Strafgerichtshof IStGH; International Criminal Court (ICC) „Römisches Statut“ am 1. Juli 2002 nach Ratifikation durch 60 Staaten in Kraft getreten Zuständigkeit nicht mehr sachlich, räumlich oder zeitlich begrenzt Auf Initiative der GV der VN „Kernverbrechen“: Völkermord, Ver- brechen Menschlichkeit, Kriegsver- brechen, Verbrechen der Aggression

ICC-Mitgliedsstaaten Bis zum 1. November 2006 hatten 102 Staaten das Rom-Statut zum Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) ratifiziert.

Das Gebäude des ICC in Den Haag

Der spezielle Gerichtshof für Sierra Leone (SCSL) Abkommen zwischen den VN und der Regierung von Sierra Leone, SR-Res 1315 vom 14.August 2000 In Freetown Aburteilung der Verbrechen des über zehnjährigen Bürgerkrieges mit über 200.000 Toten

Das Völkermord-Tribunal für Kambodscha 1975-1979 von den „Roten Khmer“ begangener Genozid mit 2 Mio. Toten Kriegsverbrechertribunal untersteht kambodschanischem Recht Internationale und nationale Richter Juli 2004 wurde Abkommen in Phnom Penh parlamentarisch genehmigt

Das neue Weltinnenrecht ergänzt als „Rechtsordnung einer globalen Weltgesellschaft“ die völkerrechtliche Ordnung

Das „zivilisatorische Hexagon“ - eine Architektur des Friedens Entprivatisierung von Gewalt Kontrolle des Gewaltmonopols und Herausbildung von Rechtsstaatlichkeit Interdependenz und Affektkontrolle Demokratische Beteiligung Soziale Gerechtigkeit Konstruktive politische Konfliktkultur