Anfänge der Soziologie in den USA

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Was sind Sozialwissenschaften?
Advertisements

Momentum 12 Track #3: "Recht, Freiheit und Demokratie" How liberalism lost its concept of democracy Jakob Kapeller, Universtität Linz, Institut für Philosophie.
Alumni-Beziehungen – eine Frage der Kultur? Ingrid Gomboz Karl-Franzens-Universität Graz.
Marie Curie 1. Leben 2. Entdeckung der natürlichen radioaktiven Stoffe
PhD-Programm der FH Hannover in Kooperation mit der University of the West of Scotland.
Subjekt und Moderne Vorlesung
Biographie Talcott Parsons
Corporate Citizenship – Teil 1
Altruismus und prosoziales Verhalten
Die Registervariablen: Tenor of Discourse
Barbara Wörndl Hochschule Merseburg (FH)
Wie ist Gesellschaft möglich. Georg Simmel (
9. Jan: Klassen und Schichten
The Chicago School — die Theorie
Institut für Christliche Sozialwissenschaften Universität Münster Christlicher Glaube in säkularer Gesellschaft 9. Sitzung Kritik des Säkularisierungsparadigmas.
Überblick Nachtrag: „Ein langer, immer ruhiger werdender Fluss“
Was ist eigentlich Psychologie????
Sozialpolitik.
Digital Divide und seine Folgen
Lebensraum Gruppe Was ist eine Gruppe bzw., aus wievielen
Die sozialen Dimensionen der Nachhaltigkeit - Vorschläge zur Konkretisierung und Operationalisierung -
The Crisis of Democracy
PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG REPERES S OZIALE M ARKTWIRTSCHAFT Projet Grundtvig - REPERES 7 - Wirtschaft.
Ü bersetzen VokabelnFragenKulturBilder
Angela Koch Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) SCIENCE: Integrierter Naturwissenschaftsunterricht international
Intelligent Design und Darwinismus
Evolution Charles Darwin
VO G6: Einführung in die Politikfeldanalyse
Peter Wehling: Wissen und Nichtwissen
Übersicht: Grundlagen und Perspek-tiven der Soziologie
Übersicht: Sozialer Wandel & soziale Bewegungen
Übersicht: Gesellschaft, Kultur, Institution, Organisation
SOZIALWISSENSCHAFT FÜR DIE STADTENTWICKLUNG IN DER WISSENSGESELLSCHAFT Josef Hochgerner Zentrum für Soziale Innovation Beitrag zum Fachsymposium stadt:forschung:politik,
Fritz J. Roethlisberger & William J. Dickson MANAGEMENT AND THE WORKER
Referat: Die Demokratisierung des Nahen Ostens Universität Münster Institut für Politikwissenschaft Hauptseminar: Amerikanische Außenpolitik im Schatten.
16. Woche KKD: Heine-Industrialisierung-Marx
Kritische Theorie Norm Friesen.
Geschichte der Evolutionstheorie
Dr. Stefanie Hofmann, ACQUIN e.V.
Theorie des Neoliberalismus
Kurzvita Prof. Dr. Dieter Frey
Grundkurs praktische Philosophie 21. November 2005 Angewandte Ethik Text: James Rachels, The End of Life. Euthanasia and Morality, Oxford University Press.
Lernzyklus Lerntypen MacherInnen EntdeckerInnen DenkerInnen
Wissensaneignung, Partizipation, Empowerment Otto Neurath und die Demokratisierung des Wissens.
als soziologische Kategorie
Reality is Broken Jane McGonigal Universität zu Köln AM2: Medien zwischen Technologie und Gesellschaft Jonathan Simon.
Die Evolution der Kooperation Ringvorlesung “Ökonomische Ansätze auf dem Prüfstand”, Universität Düsseldorf, 1. Dezember 2008 Daniel Korth.
Friedrich Schleiermacher: Ziele der Erziehung
VO G6 H. Gottweis - SoSe 2oo8: (4) Klassische Policy-Modelle VO G6: Einführung in die Politikfeldanalyse 4. Stunde am 17. April 2008: Klassische.
28. April 2008, Linz1 IBOBB Europäische Entwicklungen und Empfehlungen Nutzen und Wert für regionale und lokale Netzwerke, Koordination und Kooperation.
Universitäten in deutschsprachigen Ländern - Wie viele Universitäten gibt es in deutschsprachigen Ländern? - Wo ist die erste deutsche Uni? - Seit wann.
Universitäten in deutschsprachigen Ländern - Wie viele Universitäten gibt es in deutschsprachigen Ländern - Wo ist die erste deutsche Uni? - Seit wann.
Universitäten in deutschsprachigen Ländern - Wie viele Universitäten gibt es in deutschsprachigen Ländern - Wo ist die erste deutsche Uni? - Seit wann.
Das Fach „Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde“ stellt sich vor
Gestalttherapie mit Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung – Chancen und Stolpersteine Bettina Sulyok.
Ü bersetzen VokabelnFragenKulturBilder
Kurzvita Prof. Dr. Dieter Frey
Soziale Arbeit in Polen – Organisation und Finanzierung, Chancen und Herausforderungen Prof. Dr. Piotr Błędowski Warsaw School of Economics (SGH) Institute.
Nachtrag zu IKK 1 Aus den Leitgedanken Bpl Was ist normal? 3 Wurzel des Übels 4 Problem und Lösung 5 Konsequenzen für den Unterricht.
Auffassung zur Wissenschaft Ziele: Sie beziehen die Informationen von der Internetseite "Understanding Science" auf Psychologie. Entwicklungsimpuls zu.
Herzlich Willkommen! Born in the U.S.A. Was vom Mythos bleibt – die USA in der Identitätskrise? Folgen Sie „What‘s up, America?“ bei
Dual Career Couples weltweit Erfahrungsberichte Cornelia Denz Institut für Angewandte Physik Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
Zentrale Themen, Fragestellungen, Methoden und Vorgehensweisen der Soziologie, Politik- und Wirtschaftswissenschaft Die sozialwissenschaftliche Perspektive.
Universitäten in deutschsprachigen Ländern
Zwiespältige Kriegsergebnisse für die USA
Einführung in die Stadtsoziologie
ENTREPRENEURIAL ECONOMICS Human Action I
Abg. z. NR Mag.a Christine Muttonen
100% RE: A Global Movement … 48 developing countries
Fortbildungsveranstaltung Die neue EU-Programmgeneration
 Präsentation transkript:

Anfänge der Soziologie in den USA

Ausgangspositionen der Entwicklung der Soziologie in den USA Theoretischer Hintergrund: Evolutionstheorien von Darwin und Spencer (Gesellschaft als eine Stufe in der Naturgeschichte des Lebens) europäischer Sozialdarwinismus (Gumplowicz, Ratzenhofer) Eugenik (Galton: Eugenics 1904) englischer Liberalismus Comtes Rationalismus

Ausgangspositionen der Entwicklung der Soziologie in den USA Sozialer Hintergrund: USA seit 1776 repräsentative Demokratie keine Grenze nach Westen hin - Möglichkeit, Arbeitslose und Einwanderer zu absorbieren Aufschwung zur führenden Wirtschaftsmacht Chancen von Aufwärtsmobilität späte Entwicklung der „sozialen Frage“

Anfänge der Soziologie und ihre ersten Repräsentanten Debatte über „nature or nurture“, d.h .über Nichteingreifen oder Eingreifen in die Evolution von Gesellschaften durch sozialpolitische Maßnahmen. Zwei Standpunkte Sozialdarwinismus und „laissez faire“-Liberalismus W.G. Sumners Psychologischer Evolutionismus und das Konzept einer rational gelenkten Evolution (Telesis) L.F. Wards

William Graham Sumner (1840 - 1910) 1863 - nach dem Studium in Genf, Göttingen und Oxford Promotion in Yale, anschließend Pastor der Presbyterian Church 1872- 1909 - Professor für „political and social sciences” in Yale, 2. Präsident der American Sociological Society 1883 - „What Social Classes Owe to Each Other“ 1907 - „Folkways“ posthum 1918 - „The Science of Society“ William Graham Sumner (1840 - 1910)

William G. Sumners Konzept der Gesellschaftsentwicklung Gesellschaften funktionieren nach dem Naturprinzip der Evolution Spontane Herausbildung sozialer Ordnung durch Versuch und Irrtum: Vergesellschaftung natürlicher Anlagen (Folkways) natürliche Gruppenbildung und „antagonistische Kooperation“: Arbeitsteilung und Konflikt, survival of the fittest zunehmender Kooperationszwang führt zu Rationalisierung sozialer Beziehungen: „enacted institutions“ und ihre Selektion durch Bewährung

William G. Sumners Konzept der Gesellschaftsentwicklung THE SOCIAL SYSTEM enacted Laws Institutions crescive Elite Organisation (Hierarchy) In-Groups and Out-Groups Mores (Taboos, myths, rituals) Mystical Regulatory Doctrines (Belief and morality) Strain towards (1) improvement and (2) consistency among them. Folkways conflict and cooperation instincts – needs – interests A POPULATION Struggle for existence: practical necessity: practical, purposeful, action. NATURE AND EVOLUTION

William G. Sumners Konzept der Gesellschaftsentwicklung Soziale Ungleichheit als natürliches Resultat der Evolution: Soziale Position hängt von der individuellen Leistung ab Soziale Klassen haben gegenseitig keine Verpflichtungen, sie schulden aneinander nur die Achtung und Anerkennung als Bürger

Lester Frank Ward (1841 – 1913) Studium der Naturwissenschaften, der Medizin und der Rechte Professor für Paläontologie und Paläobotanik an der Brown University 1883 - Dynamic Sociology 1893 - Psychic Factors of Civilization 1898 - Outline of Sociology 1903 - Pure Sociology 1906 - Applied Sociology Mitbegründer und 1. Präsident der American Sociological Society Lester Frank Ward (1841 – 1913)

Lester F. Wards „gelenkte“ Evolution Triebfeder der Evolution: Konflikt und Kooperation, Synergie Stadien der Evolution: 1. Genesis: Kosmogenesis, Biogenesis, Anthropogenesis, 2. Telesis (Telos = Zweck, Ziel): Soziogenesis - Gesellschaftsentwicklung Verarbeitet anthropologische Grundlagen zu sozialen „Kräften“, kann zweckrational gelenkt werden

Übergang von „Genesis“ zu „Telesis“ Positive, attractive (seeking pleasure) Ontogenetic Forces Negative, protective (avoiding pain) Physical Forces (Function bodily) Direct, sexual Phylogenetic Forces Indirect, consanguineal The Social Forces: “Desires” Moral (seeking the safe and good) Spiritual Forces (Function psychic) Sociogenetic Forces Aesthetic (seeking the beautiful) Intellectual (seeking the useful and true)

Lester F. Wards „gelenkte“ Evolution Steigerung des sozialen Formungspotentials durch Planung der „synergetischen Effekte“ Prinzip der naturhaften Evolution: Synergie per Versuch und Irrtum, „Verschwendungsökonomie“ Prinzip der sozialen Evolution: Synergie durch indirekte Lenkung Ausgleich der sozialen Ungleichheit durch Bildung

Lester F. Wards „gelenkte“ Evolution „Telic society“ als Resultat der Telesis Erkenntnis der Soziogenesis und Bildung sollen folgende Entwicklung ermöglichen: Erkenntnis der Umwelt  Dynamische Weltanschauung (Mensch und Kosmos im Einklang)  Dynamische Aktion (indirekte Gesellschaftsbeherrschung)  Fortschritt Glück (Realisierung der „Desires“)

Wards Modell einer „Telic Society“ Bildung, Dynamische Weltanschauung „Telic Society“ Institutionen – indirekte Lenkung Telesis Moralische, ästhetische und kognitive Innovationen, Reflexive Verwendung natürlicher und sozialer Kräfte (Soziogenesis) Konflikt und Kooperation Genesis (Anthropogenesis) Naturhistorische Bedingungen der Gattung

Anfänge der „Chicago School“ (seit 1892) Albion Woodbury Small (1854 - 1926) Wards Schüler 1892 - Gründung des Institute for Sociology an der Universität Chicago, Entstehung der „Chicago school“ 1905 - General Sociology 1913 - Between Eras. From Capitalism to Democracy 1924 - The Origin of Sociology

Anfänge der „Chicago School“ (seit 1892) Albion W. Smalls Konzept sozial engagierter Soziologie: Nutzung sozialer Prozesse zur Lösung sozialer Probleme Beispiel: Mechanismus der Rollenübernahme und seine Anwendung: Demokratisierung des Kapitalismus durch Beteiligung der Belegschaft an Firmenleitung