Raumbezogene Identitäten nach Peter Weichhart

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 Präsentation transkript:

Raumbezogene Identitäten nach Peter Weichhart Seminar: Urbane Lebensstile Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referentin: Anika Zihang Datum: 03.07.2008

Gliederung 1. Begrifflichkeit „raumbezogene Identität“ 2. das Phänomen in den Sozialwissenschaften 3. Wie entsteht „raumbezogene Identität“? 3.1 Warum raumbezogen und nicht räumlich? 3.2 Warum der Begriff Identität? 3.3 Typen der Identität 4. Zusammenfassung

1. Begrifflichkeit „raumbezogene Identität“ raumbezogene Identität = ein Phänomen, das die persönliche und emotionsbezogene Bindung von Menschen an bestimmte Orte beschreibt → unterschiedliche Entstehungsbedingungen → differenzierte Erscheinungsformen → verschiedene Nutzungen raumbezogener Identitäten

1. Begrifflichkeit „raumbezogene Identität“ von Peter Weichhart 1990 vorgeschlagen raumbezogene Identität personenbezogene Perspektive raumbezogene Perspektive - Identität, die auf etwas - Strukturen von Räumen räumliches Bezogen ist → raumbezogene Identität als Beziehungsaspekt zwischen Menschen und dessen räumlicher Umwelt

1. Begrifflichkeit „raumbezogene Identität“ englischsprachige Literatur: „place identity“ oder „place attachment“ deutschsprachige Soziologie: „symbolische Ortsbezogenheit“ umgangssprachlich: „Heimatgefühl“ oder „Heimatbewusstsein“ → bei allen steht die menschliche Persönlichkeit im Mittelpunkt

2. das Phänomen in den Sozialwissenschaften seit Anfang der 1980er Jahre wird Problemfeld zunehmend erforscht Quelle: vgl. Weichhart, Weiske, Werlen (2006: 27)

3. Wie entsteht raumbezogene Identität 3 3. Wie entsteht raumbezogene Identität 3.1 Warum raumbezogen und nicht räumlich? Quelle: Weichhart, Weiske, Werlen (2006: 30)

3. Wie entsteht raumbezogene Identität 3 3. Wie entsteht raumbezogene Identität 3.1 Warum raumbezogen und nicht räumlich? physisch-materielle Dinge fließen in Gedanken/ Gefühle des Menschen ein → es wird sich gedanklich und durch Kommunikation auf den Raum bezogen raumbezogen: Bestandteile der Welt 1 werden Gegenstand der Welt 2 und Teil der Welt 3 räumlich: Gegenstand der Welt 1 → Bedeutung im Bewusstsein der Menschen geht verloren

3. Wie entsteht raumbezogene Identität 3.2 Warum der Begriff Identität? Entwicklung vom Säugling zum Erwachsenen mit Hilfe der Sozialisation es entwickeln sich neben äußerlichen Merkmalen auch kennzeichnende/ unterschiedliche Eigentümlichkeiten der Person heraus → IDENTITÄT Basis sind Prozesse des Identifizierens nach Graumann (1983) „identification of“ „being identified“ „identification with“

3. Wie entsteht raumbezogene Identität 3.2 Warum der Begriff Identität? (1) „identification of“ = gedankliche Erfassen eines Objektes durch ein wahrnehmendes/ erkennendes Subjekt Mensch identifiziert bestimmte Objekte und schreibt ihnen gleichzeitig bestimmte Eigenschaften zu - Menschen, soziale Interaktionen - physisch-materielle Gegenstände Bezug: - es werden räumliche Strukturen erfasst - Aspekte der Welt 1 werden in die Welt 2 übertragen und verarbeitet

3. Wie entsteht raumbezogene Identität 3.2 Warum der Begriff Identität? (2) „being identified“ = Subjekte der Umwelt werden als Person einer bestimmten Art identifiziert Mann Frau || Norddeutscher Schwabe Bezug: - gedankliche Repräsentation von Menschen im Bewusstsein eines Individuums - es werden Aussagen über die Identität einer Person getroffen

3. Wie entsteht raumbezogene Identität 3.2 Warum der Begriff Identität? (3) „identification with“ = Identifikation einer Person mit einem bestimmten Objekt → Objekt wird Teil der Identität der Person Bezug: - gedankliche Repräsentation und emotionale Bewertung der Elemente der Umwelt → wird ein bestimmter Raumausschnitt Bestandteil des Identifizierens, so bildet sich raumbezogene Identität heraus

3. Wie entsteht raumbezogene Identität 3.3 Typen der Identität Selbstidentifizierung Fremdidentifizierung Individuum persönliche Identität (Ich-Identität) soziale Identität Gruppe Gruppenidentität (Wir-Identität) (nicht Mitglied) Perspektive Objekt Quelle: eigene Darstellung nach Werthmöller (1995: 38)

3. Wie entsteht raumbezogene Identität 3.3 Typen der Identität Identität kann sich aber nur in einer Gemeinschaft herausbilden → Wechselseitigkeit → Kontinuität → Konsistenz → Individualität

4. Zusammenfassung 4 Dimensionen raumbezogener Identität Quelle: Weichhart, Weiske, Werlen (2006: 37)

4. Zusammenfassung raumbezogene Identitäten beziehen sich zum einem auf menschliche Individuen als Einzelperson und zum anderen auf soziale Gruppen bestimmte Merkmale des Raumes werden Bestandteil der persönlichen bzw. der Gruppenidentität Ort kommunikativer Handlungen Raum Gegenstand von Kommunikation → es gibt Beziehungen zwischen dem Raum und den Menschen, welche für die Identität/ Individualität von Individuen/ Gruppen von Bedeutung sind → Identität hat man nicht, man erlangt sie durch Kommunikation über den Raum und dem Umgang/ Identifizierung mit dem Raum entwickelt sich der Bezug

Quellen Graumann, C.F. (1983): On Multiple Identities. In: International Social Science Journal 35. Seite 309-321. Ipsen, Detlev (1999): Was trägt zur Entwicklung der Identität bei? Und wie wirkt sie diese auf die Entwicklung des Raumes aus? In: Thabe, Sabine (Hrsg.): Räume der Identität – Identität der Räume. Dortmund: Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur. Weichhart, Peter (1990): Raumbezogene Identität. Bausteine zu einer Theorie räumlich-sozialer Kognition und Identifikation. Stuttgart: Franz Steiner Verlag. Weichhart, Peter/ Weiske, Christine/ Werlen, Benno (2006): Place identity und images. Das Beispiel Eisenhüttenstadt. Wien: Institut für Geographie und Regionalforschung. Werthmöller, Ewald (1995): Räumliche Identität als Aufgabenfeld des Städte- und Regionenmarketing. Frankfurt am Main: Peter Lang/ Europäischer Verlag der Wissenschaften.