Kindheit und Jugend heute Auszug aus dem Buch: Pädagogik und Psychologie für den Lehrberuf Aufsatz von Birgit Hauck-Bühler.

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 Präsentation transkript:

Kindheit und Jugend heute Auszug aus dem Buch: Pädagogik und Psychologie für den Lehrberuf Aufsatz von Birgit Hauck-Bühler

Skizzierung des Inhaltes Bestandaufnahme Gesellschaft Gibt es „die“ Jugend? Kindheit und Jugend als Spiegel der Gesellschaft Rahmenbedingung der Kindheit und ihre Komponenten heute Bestimmungsmerkmale der Jugend Vorverlagerung der Entwicklung: biologisch, psychologisch Frühe Sozialorientierung Peer-groups Lebenssituation der Jugend in Deutschland Shell Studie Widersprüche heute

Probleme der Jugendforschung Versucht nicht uns zu verstehen. Ihr könnt uns untersuchen, befragen, interviewen, Statistiken über uns aufstellen, sie auswerten, interpretieren, verwerfen, Theorien entwickeln und diskutieren, Vermutung aufstellen, Schlüsse ziehen, Sachverhalte klären, Ergebnisse verkünden und daran Glauben. ABER IHR WERDET UNS NICHT VERSTEHEN! (P. König in Michel/Spengler 1993)

Gibt es die Jugend? Es gibt keine Einheitlichkeit in der Jugend Es gibt die Vielfalt von unterschiedlichen Lebensstillen und Identifikationsmustern Jugend hat 2 Bedeutungen: 1. Biographische Lebensphase in der die innere und äußerliche Entwicklung des Lernens, der Identitätsbildung und der Übernahme von Aufgaben und Verantwortung im Sozialsystem im Vordergrund stehen 2.Als Bestimmung einer gesellschaftlichen Lebenslage von Heranwachsenden die sich in die Arbeitswelt zu integrieren haben

Kindheit und Jugend als Spiegel der Gesellschaft? Ökonomische und ökologische Belastungen in der Gesellschaft: Wenn die Arbeitsgesellschaft zum Problem wird, dann muss auch die Jugendphase als Phase der biographischen Vorbereitung auf diese Gesellschaft zum Problem werden. (Shell Studie 1997,13)

Rahmenbedingungen, ein kurzer historischer Rückblick Kindheit und ihre Begrifflichkeit: Kinder gab es schon immer, nur ihre gesellschaftliche Beachtung war verschieden, ihre Definition und ihr Status Laut P. Aries gibt es Kindheit als eigenständige Phase seit Beginn der Neuzeit Erziehungsinstanz Familie mit der Differenzierung der Produktionsprozesse wird die Ausbildung immer bedeutsamer: Herausbildung von verschiedensten Bildungseinrichtungen

Soziale Konzeptionen haben sich verändert, es gibt keine soziale und intellektuelle Hierarchie als Legitimation des Erziehungsverhältnis (Postman 1986)

Gegensätzlicher Prozess Keine Verbindlichkeit der Normen Pädagogisierung aller Lebensbereiche

Komponenten der Erziehung Variable Familienstrukturen: Stabilität der Familie ist geringer Veränderung des Erziehungsstils: Befehlshaushalt wird zum Verhandlungs- haushalt Be-ziehung statt Er-ziehung

Spiel und Freizeitangebot für Kinder „Heutige Kindheit ist eine, mediatisierte, institutionalisierte, verplante, verhäuslichte, vereinzelte und verinselte Kindheit.“ (Nissen 1992)

Ein weitere Aspekt des Freizeitverhalten Das Überangebot von Freizeitangeboten macht auch den Wechsel von einem zum anderen unproblematisch. Lern und Ausbildungsangebote werden austauschbare Dienstleistungen. Ihre Auswahl und Nutzung hängt stark mit der Schichtzugehörigkeit zusammen. Ungleichheit wird geschaffen von Seiten der Bildung

Zeitumgang und kindliches Zeiterleben Verplantes kindliches Zeiterleben: Ständige Ausrichtung an der Ökonomie optimaler Zeitnutzung. Aber kindliches Zeiterleben braucht Diskontinuität und Zeit für leiblich-sinnliche Erfahrungen von sich selbst und der umliegenden Welt

Medienangebot und deren Nutzung, und Konsumverhalten von Kindern Für die überwiegende Mehrheit der Kinder bedeuten die Medien jederzeit Verfügbarkeit von Unterhaltung, Spannung, Zerstreuung und Abrufbarkeit von Informationen und Lernangeboten (der extensive Mediengebrauch ist gering) Kinder und Jugendliche: Kaufen als Mittel der Identifikation

Bestimmungsmerkmale der Jugend Es liegt ein Entstrukturierung der Jugendphase vor: Ausdehnung der Jugendphase bis an das 30.Lebensjahr mehrere Ausbildungsphasen sind aneinandergereiht ohne in den Arbeitsprozess zu gelangen Aufnahme von Geschlechtsbeziehungen während Schul-und Ausbildungszeit; Lebensgemeinschaft mit oder ohne Kinder Warteschleifen vor Lehrstellen und Berufseintritt Arbeitslosigkeit mit unabwägbaren Perspektiven

Vorverlagerung der Entwicklung Biologisch: Säkulare Akzeleration, eine Vorverlagerung der Geschlechtsreife und ein beschleunigtes und größeres Wachstum. Gründe hierfür sind ausgewogene Ernährung und geringe körperliche Belastung in der Pubertät Psychologisch: kognitive Entwicklung vorverlagert, Spiel und Bildmaterial verändern die Art des Denkens und der Denkentwicklung (Baacke1993,Kohnstamm1994)

Vorverlagerung der Entwicklung Frühe Sozialorientierung: Peer-groups gewinnen früher an Einfluss Hinwendung zu Gleichaltrigen bedeutet einen frühe Neuorientierung außerhalb der Familie

Lebenssituation der Jugend in Deutschland Statusunsicherheit Werteorientierung Sekundäres Erleben dominiert sinnliche Erfahrung Arbeitslosigkeit

Die Gesellschaftlichen Krisen haben das Jugendalter erreicht

Shell Studie 2000 2/3 der Jugendlichen sind der Zukunft zuversichtlich eingestimmt-gekoppelt an die eigenen guten Voraussetzungen (gute Bildung, Unterstützung durch Eltern, Lebensplanung und Persönlichkeitsressourcen wie Selbstvertrauen) Familie wird als Ort der Verlässlichkeit, Treue und des emotionalen Rückhalts und der Partnerschaft gesehen Verselbständigung ist kein Konflikt sondern eine Absprache mit den Eltern- anders bei manchen ausländischen Familien Berufs-und Familienorientierung im Zentrum (bei 22-24jährigen Mädchen öfter zugunsten der Familie)

Lebenssituation der Jugend in Deutschland Bedeutung von Jugendkulturen und ihre Motivation Gesellschaftliches und Politisches Engagement

Widersprüche, in denen Jugendliche heute leben Bewegungs- und Erfahrungsverlust durch die Dominanz der neuen Medien Tendenz zur Vereinheitlichung, Nominierung, Uniformierung Sensibilität gegenüber der Kaputtheit der Lebensbedingung, Ängste Engagement in neuen sozialen Bewegungen Früh einsetzende kulturelle Selbstständigkeit Erweiterung des Erfahrungsspektrum durch neue Mobilität, Sport und Jugendkulturen Vielfalt der Lebensstile Zwang zur Individualisierung Rücksichtslosigkeit bei der Durchsetzung des eigenen Lebensgenusses Rückzug, Verweigerung von Partizipation Länger andauernde ökonomische Abhängigkeit

WAS SAGT IHR ZU DEN WIDERSPRÜCHEN?