Fraukje Mevissen, Maastricht University, Niederlande &

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 Präsentation transkript:

Sexuelle Diskriminierung an Schulen Ursachen, Konsequenzen und Prävention Fraukje Mevissen, Maastricht University, Niederlande & Kalle Rinkleff, Aids Hilfe - Aachen, Deutschland Arjan Bos, Open University, Gerjo Kok, Maastricht University, Netherlands

Übersicht Prävalenz von sexueller Diskriminierung Konsequenzen von sexueller Diskriminierung Ursachen von sexueller Diskriminierung Schulbasierte Präventionsprogramme Peer-led (Gleichaltrige) Teacher-led (Lehrer) Diskussion

Prävalenz von sexueller Diskriminierung: Niederländisches Vorbild 5% Homosexuelle Männer & Frauen sollten nicht das Recht haben so zu leben wie sie wollen 12% Unakzeptabel wenn ein Sohn/ eine Tochter mit dem gleichgeschlechtlichen Partner zusammenlebt 22% Gegen gleichgeschlechtliche Ehen 33% Gegen Adoption von gleichgeschlechtlichen Partnern 31% Ekelhaft wenn sich zwei Frauen in der Öffentlichkeit küssen 42% Ekelhaft wenn sich zwei Männer in der Keuzenkamp et al., (2006); De Graaf et al., (2005)

Erfahrene Diskriminierung Im Allgemeinen fühlen sich Homosexuelle weniger sicher als Heterosexuelle Negative Erfahrungen auf der Arbeit oder in der Schule Verbal (Gerüchte, mobbing) und körperlich (Abweisung, Gewalt) Direkt & indirekt Herek, 2009; Espelage et al., 2008

Konsequenzen Der Mehrheit der Homosexuellen geht es gut, aber anscheinend… Durch Stigma entstandener Stress & Emotionen; vor allem beim Coming-out Erhöhtes Risiko für Angst- und affektive Störungen Höhere Wahrscheinlichkeit von Suizidgedanken und –versuchen Konsumieren häufiger Alkohol und in größeren Mengen (lesbische Frauen) >>Mehr Forschung ist nötig! Herek & Garnets (2007)

Stigmatisierte Gruppen ermächtigen ODER Stigmatisierung verhindern Was können wir tun? Stigmatisierte Gruppen ermächtigen ODER Stigmatisierung verhindern

Faktoren die Homonegativität beeinflussen Demographische Faktoren Geschlecht Männer > Frauen Bildungsstand Niedrig > Hoch Religion Religiös > nicht religiös Ethnik Nicht westlich > Westlich Menschen mit (persönlichem) Kontakt zu Homosexuellen sind im Allgemeinen weniger homophob Collier et al., 2012 ; Walch et al., 2008

Faktoren die homonegatives Verhalten beeinflussen Kognitive Faktoren Traditionelle Überzeugungen über Geschlechterrollen Autoritäre Überzeugungen Maskulinität Einstellung (sexuelle Orientierung ist angelernt vs. angeboren) Stereotype Überzeugungen (negative) Gefühle Normen Haltung Horvath&Ryan, 2003; Ernulf&Innala, 1987

Modell

Wie kann man sexuelle Diskriminierung vermindern? Gemäß der Gesundheitspsychologie & Intervention Mapping: Verhalten durch Kognitionen und Affekt beeinflussen Theoriebasiert & Beweis basiert Verbände raten: Die Hand ausstrecken In Kontakt kommen

Schulbasierte Programme zur Prävention von sexueller Diskriminierung Peer-led (Gleichaltrige) >> Aids Hilfe Aachen Teacher-led (Lehrer) >> Maastricht University

Modell Teacher-led Peer-led

Peer-led program: SchLAu Aachen

Peer-led program: SchLAu Aachen Projektziele Begegnungs- und Austauschmöglichkeit mit echten Lesben und Schwulen (authentisch) Vorbehaltlosigkeit, alle Fragen sind erlaubt, keine falsche Rücksichtnahme oder Tabus Toleranz gegenüber anderen Meinungen, nur Reflektionsmöglichkeiten, keine Lernziele Hinterfragen von stereotypen Geschlechterrollen

Peer-led program: SchLAu Aachen Vorgehensweise Team: 1 junge Lesbe und 1 junger Schwuler mindestens 90 Minuten freiwillig, ohne Lehrer, ohne Zielvorgabe und -überprüfung Gruppenarbeit/-diskussion, kein Frontalunterricht Start mit einer Einstiegsmethode, anschließend offene Gesprächsrunde

Peer-led program: SchLAu Aachen übliche Gesprächsinhalte inneres und äußeres Coming-Out Diskriminerungserfahrungen rechtliche Situation kulturelle, religiöse Unterschiede Szene, Kontaktmöglichkeiten, Partnersuche Beziehung, Rollenverteilung, Kinderwunsch Sexualleben Ursachenforschung und weitere naturwissenschaftliche Aspekte

Peer-led program: SchLAu Aachen Beispiel für eine Einstiegsmethode

Peer-led program: SchLAu Aachen Beispiel für eine Einstiegsmethode Ansätze: Erkennbarkeit, Stereotype, Vereinbarkeit mit der öffentlichen Rolle

Peer-led program: SchLAu Aachen weiteres Beispiel - Satzanfänge Lesben und Schwule sind homosexuell, weil ... Lesben und Schwule sollten Kinder adoptieren dürfen / sollten keine Kinder adoptieren dürfen, weil ... Ich wollte von Lesben und Schwulen schon immer mal wissen, wer/was/wie/warum ...

LONG LIVE LOVE Durch Lehrer geleitetes Schulprogramm (UM) Sexuelle Diversität als Teil des sexuellen Auklärungsunterrichts Intervention Mapping Protokoll Auf Theorie- & Beweis basierte Interventionen planen Modelle von Stigma, Sexuellen Vorurteilen, Mobbing, gesundem Verhalten

Ziele des Programms Erhöhen der Akzeptanz von sexueller Diversität Vermindern von negativer Aufmerksamkeit gegenüber homosexuellen Mitschülern Aufstehen/ Unterstützung für (homosexuelle) Mitschüler die gemobbt werden Lernen mit negativen Reaktionen & Gefühlen gegenüber Homosexualität umzugehen

Kognitionen Fokus liegt auf Kenntnis, stereotypieren, Attribution, Affekt/Empathie, Einstellung, Fähigkeiten

2 Unterrichtsstunden, 5 interaktive Übungen: Inhalt 2 Unterrichtsstunden, 5 interaktive Übungen: (z.B., Diskussionen, Argumentationen) Sichtbarkeit der sexuellen Diskriminierung gegen Homosexuelle Terminologie Angeboren oder angelernt? Coming out Coming out in der Schule

Übung 5: Coming out in der Schule Schüler diskutieren darüber wie man einen homosexuellen Mitschüler unterstützen könnte der seine sexuelle Orientierung offen legen möchte. Aussagen & Fragen: Ein schwuler/ eine lesbische Mitschüler(in) kann sicher sein Coming out in unserer Schule/ in unserer Klasse haben Wie kannst du diese Person unterstützen? Was kannst du tun wenn jemand gemobbt wird?

Schulbasiertes Programm für Prävention von sexueller Diskriminierung? Meinung von (holländischen) Lehrern: Schulen sind der richtige Ort um über sexuelle Diversität zu diskutieren Aber: Abhängig von den Fähigkeiten des Lehrers Abhängig von Zeitdruck Abhängig von Schul-/Klassenatmosphäre RNG, 2009

Schulbasiertes Programm zur Prävention von sexueller Diskriminierung? Meinung von Schülern: 57% Das Thema ist bereits Teil des Unterrichts Vor allem bei höher Gebildeten 35.7% Thema ist nicht wichtig Vor allem Jungen, weniger gebildet 19.1% Das Programm ist keine gute Idee 44.2% “Viel Aufregung um nix.” Vor allem Jungen 66.9% Ich brauche nicht mehr Aufklärung Vor allem Jungen, nicht religiös

Interaktive Diskussion: Die (Un) Möglichkeiten sexuelle Diskriminierung zu vermindern Schulbasierte Minderung von sexueller Diskriminierung sollte verpflichtend sein Schulbasierte Minderung von sexueller Diskriminierung ist Zeitverschwendung: Jugendliche haben daran kein Interesse Es ist effektiver homosexuelle Jugendliche zu befähigen als zu versuchen sexuelle Diskriminierung zu verändern Schulbasierte Minderung von sexueller Diskriminierung ist nicht effektiv; das Problem sollte auf Gesellschaftsebene angepackt werden Lehrer sind nicht fähig mit sexueller Diskriminierung umzugehen